07November
2016

Ab in den Winter!

Flagge Japans

Reiseziel Nummer drei auf der Liste ist Japan, und zwar für die nächsten vier Wochen. :) Da wir ja wussten, dass es Herbst bis Winter in Japan sein würde, hatten wir von vornherein beschlossen, dass wir soweit im Norden, wie möglich, anfangen würden und uns dann nach Süden vorarbeiten wollen. Der nördlichste internationale Flughafen ist in Sapporo, also war das unser erstes Ziel. Von Nadi ging es also erst einmal 10,5 Stunden bis nach Seoul, dann weitere 2,5 Stunden bis nach Sapporo. Irre! Irgendwie hat man ja das Gefühl, dass man schon auf der anderen Seite der Welt ist, also können doch da gar keine solchen Distanzen mehr sein, oder? Tja, ein Globus belehrt einen da eines Besseren. Sprich: Wir sind wieder auf der Nordhalbkugel angekommen und zwar nur noch mit einer Zeitverschiebung von acht Stunden zu Deutschland.

Eine kleine Anekdote zum Fliegen mit Korean Air: Das Boarding ist nicht zu verachten. Innerhalb von fünf Minuten ist der Flieger voll besetzt und es gibt kein ewiges Herumstehen im Gang oder ähnliches. Im ersten Anlauf waren wir damit etwas überfordert, schließlich kann man sonst noch mal in Ruhe auf‘s stille Örtchen verschwinden, ohne dass der ‚final boarding call‘ kommt und schon Flughafenangestellte fragen, wer denn noch in den Flieger gehört (wir waren die Letzten und zusätzlich die einzigen Nicht-Asiaten im Flieger).

So, was macht man in Sapporo? Man steigt erst einmal im Premier Hotel Tsubaki ab. Klingt schon nach Luxus und ist es auch. Soviel also zum Thema Backpacker. Tja, mit Hostels sieht es in Japan etwas dünn aus und die Alternativen sind gar nicht so leicht zu finden. Zumindest tun wir uns derzeit wirklich schwer damit (wenn man nicht riskieren will, dass man in einer Familie im Sinne eines Bed and Breakfasts absteigen will – Japanisches Frühstück ist nicht ganz das, was wir essen...). Nun ja, solange das Budget es hergibt, werden wir schauen, wohin es uns verschlägt. Abgesehen davon werden die Preise nach dem aktuellen Tageskurs berechnet und man findet auch in den gehobeneren Klassen zum Teil echte Schnäppchen.

Ansonsten haben wir von Sapporo nicht viel gesehen außer einigen Malls zum Essen (laut dem ‚50 things to do in Sapporo‘ gehört das wohl auf die Liste, also zumindest die Malls an sich) und dem Hokkaido-Schrein mit Park rings herum. Der Schrein ist ein Shinto-Schrein und ganz hübsch gemacht. Für alles andere waren wir dann noch nicht so warm angezogen und irgendwelche Aussichtstürme á la Fernsehturm brauchten wir bei unseren Wetterverhältnissen auch nicht in Angriff nehmen. Wir haben nämlich Schnee – oder im Tagesverlauf halt Regen beziehungsweise Tauwetter, weil es immer noch zu warm wird. Aber irre ist es schon, wenn man früh (gegen 9 Uhr) aufwacht und erst einmal Schnee auf den Straßen und Bäumen findet. Hat was.

So begrüßte uns Sapporo zwei Tage in Folge - mit Schnee! Der Hokkaido-Schrein Heiliges Wasser zum Händewaschen und Mundauspülen (schweinekalt!) Hochzeitsgesellschaft im Schrein

Den Rest der Zeit haben wir mit Schlafen, Essen und Planen verbracht. Mehr oder weniger jedenfalls. Einige lustige Episoden seien jedoch noch erwähnt:

Schon am Flughafen, den wir erst nach 21 Uhr erreicht hatten, wurde es interessant. Wie kommt man zum Hotel? Gut, wir wussten, dass das per Bus funktionieren würde. Die Dame von der Info, die auch recht gut Englisch konnte, hat uns dann sogar noch die Abfahrtszeit und den Bussteig verraten. Wirklich guter Service. Soweit so gut. Der Bus kommt, wir haben unsere Tickets und dann geht es los. Der Busfahrer versucht uns mit Händen und Füßen auf Japanisch zu erklären, dass wir die Rucksäcke auf den vorderen Sitzplätzen lassen sollen – so zum Gepäck verstauen halt. Dann fragt er uns, wo es hingehen soll und schon wird es lustig. Wildes Gefuchtel im Sinne von ‚raus aus dem Bus!‘ und er sprintet an uns vorbei aus seinem eigenen Bus heraus zum magisch dahinter erschienenen zweiten Bus. Ganz ehrlich, zwei Busse, selbe Abfahrtsstelle, selbe Zeit? Muss das sein? Wir wussten jedenfalls nicht, welcher der richtige war und ohne den Busfahrer hätten wir unseren auch verpasst und wären etwas hilflos am Flughafen gestrandet gewesen (überteuerte Taxis gibt es natürlich überall). Im zweiten Bus wurde uns dann mit Händen und Füßen erklärt, dass wir unsere Tickets erst beim Aussteigen abgeben müssen. Wenigstens Dankeschön können wir schon mal auf Japanisch. ;)

Das universelle ‚nein‘ im Sinne von ‚Kreuzen der Arme vor dem Oberkörper‘ kennen wir spätestens seit dem zweiten Tag als wir unsere Sapporotickets kaufen wollten. In den Metrostationen gibt es nur Metrotickets, keine Bus- und Metro-Kombitickets. Das konnte uns der Mitarbeiter der Metro dann auch mit Händen und Füßen erklären.

Auch Essen ist eine witzige Angelegenheit. Offensichtlich geht jeder davon aus, dass wir Japanisch können müssen, wenn wir uns dorthin trauen. Zum Glück gibt es englische Speisekarten in den meisten Fällen. Der Rest ist dann wieder ein paar Brocken Englisch (meist wird der Mitarbeiter vorgeschickt, der noch das meiste kann) und wild mit den Armen wedeln. Einiges an Gelächter kann man dann verursachen, wenn jemand sich bei einem entschuldigt, eine zweite Person darauf hinweist, dass man kein Japanisch versteht und Person Nummer eins sich dann nochmals versucht wild zu entschuldigen, jedoch nur mit minimalem Erfolg, da außer ‚sorry‘ nicht viel an Englisch vorhanden ist.

Getoppt wird das Ganze dann nur noch, wenn gewisse anwesende Geschwister dringend zum Friseur müssen beziehungsweise wollen. Zum einen wird man groß angeschaut für den offensichtlich vorhandenen Mut, zum anderen wird mit langsamem Japanisch versucht, die Fragen nach den eigentlichen Wünschen zu stellen. Nun ja, das Ergebnis war nicht ganz so, wie gedacht, aber wir sind mit einigen Souvenirs (Aufkleber, einseitiger Wandkalender, kleine Rucksäcke) rausgegangen und dem Wissen, dass wir sicherlich das Gespräch der nächsten Woche sein werden. Die Korrektur des Haarschnitts im hoteleigenen Friseur war übrigens ebenso witzig. Hier gab es dann sogar noch eine Kopf-, Schulter- und Nackenmassage dazu – und siehe da, sämtliche vorher vorhandenen Schulterprobleme sind weg. Das wäre fast ein Grund für mich gewesen, mir auch die Haare etwas kürzen zu lassen. Wenn es allerdings schon bei einer 6 mm-Maschinenfrisur zu Problemen kommt, was soll dann ein Damenhaarschnitt erst werden? Ach ja, vor jedem Friseur ist eine, sich meist drehende blau-rot-weiße Säule als Zeichen für Friseur beziehungsweise Barbier. Denn Rasieren kann ‚mann‘ sich auch lassen – mit Klappmesser selbstverständlicherweise. :)

So, was hatten wir noch? Hatte ich erwähnt, dass wir auffallen wie bunte Hunde? Wir können an zwei Händen abzählen, wie viele Kaukasier wir gesehen haben. Entsprechend bestaunt wird man gelegentlich, spätestens jedoch von dem einen oder anderen Kind. Und mein Bruderherz sowieso, der ist schließlich blond und blauäugig. Es scheint doch den einen oder anderen Japaner erst einmal zu irritieren, wenn er keine dunkle Iris sieht.

Unser Start in Japan war also schneereich und vor allem eine kleine Herausforderung. Wenn man bedenkt, dass weder mein Bruder noch ich Fisch essen, werden wir noch häufiger interessante Erlebnisse haben. Aber das wussten wir ja schon vorher. Was auch jeder weiß, wir aber eindeutig verdrängt haben, ist die Tatsache, dass Toiletten in Japan schlauer als der Durchschnittsbürger sind. Die eingebaute Bidetfunktion ist eine Sache, beheizte Klobrillen eine ganz andere. Ich bin gespannt, was uns noch so alles begegnen wird. :)

Schnee in Sapporo (vom Hotelfenster aus)