05Dezember
2016

Ein Traum wird wahr

Flagge Kambodschas

Wir sind in Kambodscha angekommen! Erstaunlich. Nein, im Ernst, wir haben gelernt, dass man bei manchen Fluglinien aufpassen muss, ob man im Billigflieger sitzt. Sollte das der Fall sein, kann es nämlich trotz fast siebenstündigen Fluges passieren, dass man weder etwas zu essen (was man leicht überstehen kann) noch etwas zu trinken (hier wird es schon deutlich interessanter) bekommt. Nun ja, Air Asia X war schon spannend, vor allem, weil man wohl für wenig Geld Essen hätte vorbestellen können – was aber nicht an die große Glocke gehängt wird. Zum Glück gab es noch Kleinigkeiten und Getränke an Board zu kaufen, welche auch nicht teuer waren. Ach ja, Bordentertainment gibt es auch nicht, was sieben Stunden schon mal recht langweilig werden lassen kann (es lebe das Reiseführerlesen!).

Nach einem Zwischenaufenthalt in Bangkok (es gibt nicht wirklich Direktflüge), hieß es nochmals eine knappe Stunde ins Flugzeug, um dann endlich in Siem Reap anzukommen. Hier waren nur noch sechs Stunden Zeitdifferenz zu Deutschland. Am Flughafen ging es für uns recht schnell, da wir uns im Vorfeld ein e-Visa zugelegt hatten. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, sich bei Ankunft ein normales Visum zu organisieren, wofür jedoch ein Passbild notwendig ist. Danach ging alles recht schnell, allerdings ist der brandneue Flughafen noch nicht ganz fertig, weshalb man leider noch keinen Geldautomaten oder Telefonladen für eine Touristen-SIM vorfindet. Das kommt sicherlich bald.

Das erste Erlebnis war die Wand an Leuten mit Schildern mit Namen und Hotels darauf, wenn man raus kommt. Da wir mit unter den Ersten waren, war die Auswahl noch extrem groß. Wir haben also rechts angefangen und solange gesucht, bis Robert seinen Namen gefunden hat (Flughafenabholservice war bei unserem Hotel dabei). Jetzt muss man sich uns Europäer vorstellen, die bisher auf dieser Reise nicht in Südostasien unterwegs waren. Man erwartet jetzt ein Taxi, das einen abholt, oder einen Shuttlebus. Falsch gedacht. Eine ganze Herde Tuk Tuks, auf Khmer (Sprache der Kambodschaner, welche auch Khmer heißen) Romoak, erwartete uns und eines davon war unseres. Man stapele seine Rucksäcke auf die eine Bank, deren Rückenlehne umgeklappt werden kann, und mache es sich dann bequem. Wenn man jetzt noch zweieinhalb Monate in Ländern mit Linksverkehr unterwegs war, wird diese erste Fahrt zum Abenteuer. Eigentlich herrscht Rechtsverkehr (nicht wie im Nachbarland Thailand, wo der Linksverkehr die Regel ist), sonst gibt es keine Verkehrsregeln, außer, dass der, der hupt, links oder rechts überholen wird. Als Linksabbieger kann man prinzipiell immer fahren, dann erst einmal auf der linken Straßenseite ankommen und dort ganz links weiterfahren, bis denn Platz ist, um auf die rechte Straßenseite zu wechseln. Das ist auch kein Problem, weil die Höchstgeschwindigkeit im Ort 40 km/h ist, meist jedoch nicht erreicht wird, und weil die Leute alle Rücksicht nehmen. Man bremst dann schon mal, wenn einer gerade aus dem Gegenverkehr abbiegen will. Es gibt natürlich deutlich mehr Tuk Tuks und auch Mopeds als Autos, weshalb das auch funktioniert.

Ich gebe zu, mir war ein bisschen anders hinterher und trotzdem finde ich die kambodschanische Variante der Tuk Tuks irgendwie besser. Zum einen sind es keine Tuk Tuks, sondern, wie schon gesagt, Romoaks, sprich: ein Moped mit Tuk Tuk-ähnlichem Anhänger, der mit interessanten Konstruktionen befestigt ist. Zum anderen ist der „Touristenhandel“, wie er spätestens in Bangkok besteht, noch nicht ganz angekommen. Es gibt hier natürlich Ausnahmen, gerade, wenn es um Hostels oder auch Restaurants in Angkor geht. Abgesehen davon fahren derzeit deutlich weniger Autos als Zweiräder, weshalb man sich doch etwas sicherer fühlt. Und ja, die Kambodschander fahren wie die Berserker, aber man gewöhnt sich recht schnell daran.

Unsere Unterkunft für die nächsten sage und schreibe sieben Tage war das Travellerhome Angkor (geplant waren sechs Nächte, wir haben dann noch eine verlängert). Ein kleines, aber feines Hotel, dass gerade in den Bädern etwas Überholungsbedarf hätte, aber sonst wirklich schön ist. Das Personal ist freundlich und versucht alles zu organisieren, was geht (insbesondere Transporte). Sprich, wir waren sehr zufrieden. Die Lage in einer relativ ruhigen Seitenstraße sowie die Nähe zum Nachtmarkt sowie der Pubstreet (in der wir übrigens nie gegessen haben, da die Preise dort einfach nur versaut sind) hatte natürlich auch etwas für sich.

Was macht man in Siem Reap? Ganz klar, man will sich Angkor Wat anschauen. Jetzt ist Angkor jedoch nicht gleich Angkor Wat, was ich bis dahin irgendwie dachte. Angkor ist eine regelrechte Stadt aus Tempeln, die man alle besichtigen kann. Angkor Wat ist „nur“ einer davon. Abgesehen davon hatte ich immer drei Bilder vor Augen, welche ich mit dem vermeintlichen Angkor Wat verbunden habe. Die „Vorlagen“ der drei Fotos gehören auch nach Angkor, jedoch in drei unterschiedliche Tempel… Also, Fazit: wieder etwas gelernt.

Im Ernst, Angkor ist gigantisch und in jedem Reiseführer steht, dass man in zwei Tagen alles Wichtige gesehen haben kann. Möglich vielleicht, aber das sollte man vielleicht bleiben lassen. Wer Zeit hat, sollte deutlich mehr Zeit einplanen, denn irgendwann kann man einfach keine Tempel mehr sehen und dann noch weiter zu machen, weil man „muss“, nur damit man auch ja alles gesehen hat? Das muss nun wirklich nicht sein. Das war auch der Grund, warum wir von vornherein so viel Zeit eingeplant hatten. Es gibt, je nach Wunsch, auch verschiedene Tickets (1, 3 und 7 Tage). Die Preise werden nächstes Jahr angehoben, aber nun ja. Wir haben uns für die 7-Tages-Karte entschieden. Man muss nicht jeden Tag nach Angkor, da man 30 Tage dafür Zeit hat, was sehr praktisch ist.

Wir haben uns für unseren ersten Ausflug einen Tipp aus unserem Reiseführer vorgenommen (Andreas Neuhauser, Reise Know-How Kambodscha – leider von 2010, aber es gibt sicherlich mittlerweile aktuellere Versionen; Kambodscha verändert sich unglaublich schnell!) und wurden dafür gleich von mehreren Leuten belächelt. Wer will auch schon vom Südtor von Angkor Thom zum Westtor laufen? Das sind ja schließlich drei Kilometer! Die verrückten Touristen wieder… Wir fanden es toll. Das Südtor an sich ist schon eine Sehenswürdigkeit und die Strecke auf der Stadtmauer, welche hinter dem Tor links losgeht, ist auch sehr schön. Man wird gelegentlich von Khmer auf dem Moped überholt und findet auch kleine Gruppen im Busch, die Picknick machen, aber sonst ist man so gut wie allein. Danach haben wir uns Bayon, einen weiteren Teil von Angkor Thom (diese Tempelanlage ist echt riesig!) angeschaut, was mit zu den Haupttouristenattraktionen gehört, und entsprechend gut bevölkert war. Danach ging es zum Sonnenuntergang auf Phnom Bakheng. Es gibt dort eine Personenanzahlbeschränkung für den Tempel, was mit Ausweisen, die man sich um den Hals hängen muss, gekennzeichnet ist. Den Sonnenuntergang sieht man natürlich von oben und die Leute, die einen Pass haben, denken ja gar nicht daran, sich nach kurzer Besuchszeit wieder herunter zu bewegen. Die Schlange unten ist entsprechend lang und die Fotos von den Touristen auf dem Tempel eigentlich das Lustigste an der ganzen Sache. Viel vom Sonnenuntergang haben wir (und auch die auf dem Tempel) dank der Wolken sowieso nicht sehen können. ;)

Aussicht von der südwestlichen Ecke der Mauer von Angkor Thom Das Westtor von Angkor Thom (das Südtor dürfte deutlich häufiger fotografiert werden) Der erste Blick auf Bayon (man beachte die vielen Gesichter) Im Inneren von Bayon Solche Bilder sind es, die ich kannte - vier Gesichter auf einem Turm Eigentlich wollten wir den Sonnenuntergang anschauen, aber die Menschenmassen waren interessanter (Phnom Bakheng) Blick nach Sonnenuntergang von Phnom Bakheng aus

Tag zwei in Angkor wurde für uns der Grand Circuit, also der große Rundweg. In unserem Fall hieß das Pre Rup, der östliche Mebon, Ta Som, Neak Poan und Preah Khan. Auch hier waren verhältnismäßig wenige Touristen unterwegs. Eigentlich wollten wir ja nach Angkor Wat, aber wir haben durch eine andere Deutsche erfahren, dass am 4.12.2016 der Halbmarathon in Angkor war. Sprich, für die Läufer geht es 6 Uhr los und Sonnenaufgang ist kurz danach. Da wir schon die Streckenhinweise gesehen hatten, wollten wir lieber gar nicht wissen, wie die Absperrungen aussehen würden. Aber lohnenswert ist dieser Halbmarathon sicherlich, da er wirklich an so einigen der Tempel vorbeiführt.

Aber zurück zu unserer Tagestour. Das absolute Glanzlicht war Preah Khan. Total verwinkelt, hier und da mit ein paar Bäumen mitten in den Mauern und von der Architektur her unglaublich schön. Dieser Tempel gehört für mich definitiv zu den Sehenswertesten. Neak Poan war auch nicht schlecht, was allein schon an der Umgebung liegt.

Blick auf Pre Rup Die Gärtnerinnen, die versuchen, dem Grünzeug Herr (Frau) zu werden Der oberste Turm von Pre Rup Irre steile Treppen! Man beachte den Fotobomber ganz oben... Lebensgroße Elefanten im östlichen Mebon Einer der vier Teiche von Neak Poan Das Hauptheiligtum vom Neak Poan (man beachte das Pferd links im Wasser) Der Steg, der zu Neak Poan führt (entweder ist der gigantische künstlich angelegte Graben wieder geflutet worden, oder das Wasser stammt noch aus der Regenzeit) Außenmauer von Preah Khan Unglaublich lange Durchgänge im verwinkelten Preah Khan Preah Khan Solche Bäume stehen gelegentlich auch hier auf den Mauern herum - gigantisch! Preah Khan - der Tempel hat es mir einfach angetan

Zum Mittagessen wurden wir dann von unserem Tuk Tuk-Fahrer zu einem der vielen Restaurants vor Bayon gefahren. Hier dürfte jeder Fahrer mit einem anderen Restaurant einen Deal haben, seine Touristen dort abzusetzen. Nun ja, das Essen ist rettungslos überteuert, aber nicht schlecht. Wir haben jedenfalls beschlossen, es einmal mitzumachen und uns danach selbst zu versorgen. Ach ja, Wasser haben die Tuk Tuk-Fahrer immer dabei, was sehr genial ist.
Danach haben wir einen Tag Pause eingelegt, um uns von der Reizüberflutung namens Tempel erholen zu können.

Ach ja, man bewegt sich übrigens mit einem der vielen Tuk Tuks durch die Gegend. Die Straßen sind gut und wenn man von dem gelegentlich sehr stark vertretenen roten Staub absieht, sind die Fahrten aufgrund des Fahrtwindes sogar recht angenehm.

Das soll es für den Anfang gewesen sein. Da wir aber noch bei weitem nicht alles gesehen haben, was Angkor hergibt, wird der nächste Beitrag ebenfalls von dieser unglaublich faszinierenden Tempelstadt berichten.

Es gibt gelegentlich sinnlose Schilder... (gesehen unter anderem in Preah Khan)