28Sept
2016

Heißes Wasser, Schwefel und Regen

Ausblick vom Cathedral Cove Parkplatz auf der Coromandelhalbinsel

Wer meine letzte kleine Weltreise verfolgt hat, dem wird auffallen, dass ich beim letzten Mal in Neuseeland von Queenstown nach Auckland gereist bin. Dieses Mal ging es ja in Auckland los und wir reisen nach Süden. Grund hierfür ist die Tatsache, dass wir in den Frühling geflogen sind (während in Deutschland kurz vor dem Abflug noch über 30 Grad Celsius waren – seither wohl nicht mehr) und den Sommer hinter uns gelassen haben. Das hat natürlich zur Folge, dass es recht kalt und, wie wir mittlerweile wissen, sehr regnerisch sein kann. Um wenigstens etwas besseres Wetter im Süden zu haben, hatten wir im Vorfeld beschlossen, dass wir mit dem Frühling reisen. Im Nachhinein hat sich das als sehr gute Entscheidung heraus gestellt.

Von Auckland aus ging es nicht wie für viele im Hochsommer Reisende in den „hohen Norden“. Aufgrund der noch geringen Temperaturen (wenn wir mal 15 Grad Celsius haben, sind wir schon sehr froh) und somit des kalten Badewassers entschieden wir uns gegen die wohl beeindruckenden Strände. Ein Neuseeländer – also ein „Kiwi“, wie sich die Neuseeländer liebevoll nach ihrem Nationaltier nennen – hat uns verraten, dass Neuseeland denselben Umfang an Stränden hat, wie die gesamte USA… Wem einer also nicht gefällt oder zu voll ist, der sollte sich einfach einen anderen Strand suchen. :-)

Für uns ging es in den Nordosten auf die Halbinsel Coromandel. Hier war ich beim letzten Mal auch schon, jedoch wählten wir die Reiseroute so, dass wir eine andere Strecke fuhren. Initial hatten wir über die Wanderung auf die sogenannten Pinnacles nachgedacht, es dann aber als erste Wanderung verworfen. Witzigerweise findet sich, wenn man die Pinnacles googelt, als einer der ersten Einträge ein Blog, der diese Wanderung als die schlimmste im Leben der Probandin beschreibt. Sie selbst hat es mittlerweile auf sehr humorvolle Art und Weise revidiert. Viel interessanter ist allerdings ein anderer Eintrag in ihrem immer noch laufenden Blog: Wanderungen auf der Nordinsel für Weicheier (great walks for wusses – my top 10 north island day walks). Eine Wanderung davon hat mich so begeistert, dass sie unmittelbar auf unserer Route Einzug hielt: Collins Drive Loop in Broken Hills. Wir begaben uns über den Puketui Walk sowie den Water Race Link Track dorthin und über den Main Range Track zurück. Collins Drive ist ein ca. 500 Meter langer alter Minentunnel, welcher komplett dunkel ist. Hier braucht man also Stirnlampen und vorzugsweise eine Regenjacke, da es recht feucht werden kann. Warum tut man sich so etwas an? Ganz einfach: Es gibt dort Glühwürmchen! Wir haben für die Strecke von einem halben Kilometer fast eine Stunde gebraucht… Es war echt toll!!! Glühwürmchen sind übrigens nicht gleich Glühwürmchen. Im Englischen ist hier die Unterscheidung deutlich einfacher: Glowworms und Fireflies. Wir hatten tatsächlich die Würmchen. Ach ja, wer aufmerksam ist, der hat zum Teil auch Chancen auf Wetas. Ich hab die „Viecher“ bisher nur auf Bildern gesehen. Hübsch ist anders, aber ein bisschen skurril sehen die schon aus. Meine Mutti hat sie wahrscheinlich sogar gesehen, so aus den Augenwinkeln heraus weg huschenderweise, wusste aber nichts damit anzufangen. Ich hab‘s halt erst danach gelesen… Dumm gelaufen.

Willkommen in der Regenwolke! Finde den Weg!

Von dort aus ging es zum Hot Water Beach. Dieses Mal hatten wir vorher recherchiert, wann denn nun Ebbe ist, denn nur dann lohnt es sich richtig. Nach einem kleinen Abstecher zu unserer Unterkunft (The Church Accomodation in Hahei, welche ein echt tolles spanisches Restaurant hat) ging es mit einem Klappstuhl sowie 3 Spaten bewaffnet zum Strand (kostenlos erhalten, kann man aber sonst wohl im Café vor Ort auch ausleihen). Dort war es tatsächlich schon etwas voll und man konnte die Empfehlung, einfach zu warten, bis jemand seinen schon vollständig gebuddelten Pool verlässt und diesen dann ganz dreist zu übernehmen, sehr gut umsetzten. Es hat schon was, wenn man in voller Kleidung im Strand ein Loch gräbt, um sich dann in Badeklamotten hineinzulegen… Leider muss man immer wieder nacharbeiten, da durch die eigene Bewegung sowie die Wellen immer wieder Sand im Pool landet. Man sollte übrigens aufpassen, da man sich auch verbrühen kann.

Willkommen am Hot Water Beach! Bearbeitung des glücklicherweise schon vorgebuddelten Pools... ... und das fertige Produkt mit Nutzern!

Weiter ging es am nächsten Tag zur Cathedral Cove. Ein vollständig planierter Weg bringt einen in etwa anderthalb Stunden hin und auch wieder zurück. Wer das klassische Foto haben will, der sollte allerdings darauf achten, dass gerade Ebbe ist. Man kann es natürlich auch wie ich machen und ohne Badeklamotten – aber immerhin mit abgezippten Hosenbeinen! – durch die reinrollende Flut laufen, um dieses Foto zu bekommen… Ich schwöre, so hoch sahen die Wellen wirklich nicht aus! Nun ja, mein Verhältnis zu Wasser war schon immer ein interessantes (siehe letzter Blog Salkantay Trail). Das Wasser war erstaunlich warm, aber mit dem kalten Wind hieß es für mich dann ziemlich schnell wieder zum Auto zurück zu laufen. Die anderen Aussichtspunkte und Buchten haben sich meine Eltern dann allein angeschaut. Mein Bruder hatte von vornherein die zweifelhafte Ehre das Auto zu hüten, da er sich am Vortag beim Durchqueren eines Zuflusses zum Meer am Hot Water Beach im Dunkeln einen Zeh blau geschlagen hatte (zum Kühlen gab es später in Ermangelung eines Eisbeutels gefrorene Erbsen ;) ).

Einmal durch die hereinrollende Flut... ... auf die andere Seite! Das ist das Ergebnis - nass bis auf die Knochen Gemstone Bay (Abzweig vom Cathedral Cove Walk)

Danach ging es gen Süden. Erster Stopp war ein Kauri Grove Walk. Das muss dann schon mal sein, wenn man schon im Norden der Nordinsel ist, auch wenn wir nicht die richtig alten Bäume gesehen haben. Einen weiteren Zwischenstopp legten wir noch in der Karangahake Gorge ein. Hier stand der Windows Walk Loop Track auf unserer Wunschliste. Meinen Bruder haben wir schlafenderweise wieder im Auto gelassen, während wir uns mit Stirnlampen bewaffnet auf den Weg gemacht haben. Warum? Weil wir immer noch oder schon wieder im Minengebiet sind. In Neuseeland wurde in der Vergangenheit sehr viel abgebaut, von Erzen bis hin zu Gold. Es gibt diesbezüglich viele Heritage Sites. Aber zurück zum Windows Walk, welcher seinen Namen von den Öffnungen im ehemaligen Stollen nach draußen zum Fluss hin hat. Nach Collins Drive Loop ist dieser Weg allerdings eher niedlich. Er lohnt sich, ist aber nicht ganz so beeindruckend. Fies war, dass wir den selben Weg wieder zurück mussten, weil ein Teil des Wegen derzeit aufgrund von Instandsetzungsarbeiten geschlossen ist… Da wir dann aber viel zu kurz unterwegs waren, haben wir noch beschlossen, den Rail Tunnel Track mitzumachen. Und dann noch den Bahntunnel selbst, welcher sich für einen Kilometer schnurgerade hinzieht. Auch hier gibt es Glühwürmchen, sprich, man braucht nicht unbedingt eine Stirnlampe, um durch zu kommen, schaden tut es allerdings auch nicht. Mit dem Wetter hatten wir Glück: Unsere Wanderungen haben wir genau zwischen den Regengüssen machen können. Perfektes Timing!

Was wir gerade in rot hatten, gibt's hier in blau! Echt groß, diese Kauris! Der Eingang zum Windows Walk - fällt gerade zusammen... Ein Blick aus einem der 'Fenster' Ach ja, ein bisschen Indianer Jones kann man auch spielen :) Ein Licht am Ende des Railway Tunnels - mit Schattenfigur!

Das nächste Reiseziel war Matamata. Ja, wenigstens eine ‚Herr der Ringe‘-Aktion muss ja sein und da ist Hobbiton relativ unverfänglich. Unterkunftstechnisch war es ein bisschen schwieriger als erwartet, etwas in unserer Wunschpreisklasse zu finden. Letztlich landeten wir im Doomsday… äh… DHomestay. Nein! Dieser Lesefehler war ganz bestimmt nicht der Grund, warum wir uns dort einnisteten! ;) Lustigerweise wird diese Unterkunft von einem deutschen Auswandererpärchen unterhalten… Die Welt ist halt doch ein Dorf. Außer uns war nur noch eine Französin da, was die Sache mit dem Gemeinschaftsbad sehr einfach machte. Das Essen war toll und auch sonst können wir uns bezüglich Gastfreundlichkeit nicht beschweren. Einziges Manko: Die Betten waren extrem weich.

Ach ja! Wir haben die Neuseeländische Zeitumstellung mitmachen dürfen. Wir haben jetzt also 11 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland.

Was kann man in Matamata neben Hobbiton noch machen? Nicht wirklich viel verglichen mit anderen Regionen Neuseelands. Es gibt jedoch den Wairere Falls und genau den haben wir uns dann in reduzierter Besetzung auch angeschaut. Warum reduzierte Besetzung? Manchmal braucht man eben doch mal einen Tag Erholung zwischen dem Rumreisen – unglücklicherweise war der aktuell gar nicht eingeplant, aber wenn es einen der Meute dann umhaut, muss man nach Alternativen suchen. Wandern eben, während einer sich erholt und einer den ‚Kranken‘ hütet. Wie gesagt, im DHomestay stellte das glücklicherweise überhaupt kein Problem dar. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle!!!

Unsere Wanderung fand – wie sollte es auch anders sein – natürlich im Regen statt. Wer gut ausgerüstet ist, rückt natürlich unter anderem mit einem Regenschirm an. Ja, warum auch nicht? Hält trocken, kann man problemlos wieder zusammenpacken, kann zum Balancieren genutzt werden und zaubert so manch anderem ein Lächeln ins Gesicht.

Unterwegs bekamen wir mehrfach gesagt, dass der Weg bis zur ersten Stufe des Wasserfalls nicht passierbar wäre aufgrund des Flusses. Nun gut, man kann ja trotzdem so weit laufen, wie es geht. Soweit so gut. Erstaunlich, wenn man dann doch oben ankommt. Äh, ja, ein bisschen über Steine klettern und an Wurzeln oder helfenden Händen festhalten war dabei, aber so schlimm, dass man aufgeben musste, war es dann doch nicht. Und wir haben letztlich noch weitere vier Personen angetroffen, die schon auf der Endstrecke waren und somit die Fluten überquert hatten. Aber klar, immer erst einmal die ‚Regenschirmweicheier‘ auslachen!

Regenschirmweichei Nummer 1 Und Nummer 2 Der doch recht volle Fluss Am Ziel: Aussichtspunkt erste Stufe des Wasserfalls

Nachdem wir Hobbiton dann doch noch im strömenden Regen angeschaut hatten, ging es weiter nach Rotorua. Und ja, ich glaube, dass Hobbiton keiner weiteren Erläuterungen bedarf. Schön war‘s! :)

Huch, da ist ja die Tür offen! Der Imkerhobbit! Nein, es regnet überhaupt nicht! Jemand zu Hause?

Rotorua begrüßte uns mit dem wohligen Geruch verfaulter Eier – Schwefel aus den unzähligen heißen Quellen vulkanischen Ursprungs, welche es in der Region gibt. Unter kamen wir für die nächsten zwei Nächte im Aywon Motel.

Was macht man in Rotorua? Man schaut sich Redwood-Bäume an. Ja, wer schon mal in Kalifornien war, der wird lachen, weil die Bäume gerade mal 120 Jahre alt sind, aber schick sind sie trotzdem. Und eine Umarmung soll bekanntlich Glück bringen. Der ein oder andere Baum sieht auch schon abgeschuffelt aus. ;)

Abgeschuffelter Redwood-Baum Immer diese 'Umarmungen' von Bäumen... Baumgiganten

Dann gibt es an vielen Orten in Neuseeland die Option, sich Maoridörfer oder Shows anzuschauen. Das haben wir dann auch gemacht und zwar im Mitai Maori Village. Hier war ich auch schon beim letzten Mal gewesen und es lohnt sich auch noch ein zweites Mal (in der i-Site in Matamata gab es, als wir dort waren, gerade ein Sonderangebot, was uns 15 Doller pro Person gespart hat). Das Essen war sehr gut, die Show toll und die Glühwürmchen in freier Wildbahn waren auch sehr schön! Regen gehörte auch hier wieder dazu, aber nun ja. Wenn man von der Tatsache absieht, dass wir unsere Regenschirme vergessen hatten…

Die Ähnlichkeit ist verblüffend

Wir hatten den Tipp bekommen, dass man sich doch unbedingt die Hamurana Springs (also Quellen) anschauen sollten, welche sich am nördlichen Ende des Lake Rotorua befinden. Dieser Tipp war Gold wert, wie wir feststellen konnten. Außer ein paar Kiwis, also Einheimischen, verirrte sich so gut wie niemand dorthin und die Quellen sind wirklich beeindruckend (die größte Quelle: 15 Meter tief, 4.500.000 Liter/Stunde!). Es gibt natürlich noch mehr Quellen in diesem Gebiet, aber nicht ganz so mächtig. Ach ja, und auch Redwood-Bäume sind hier ebenfalls vertreten.

Hamurana Springs - die Hauptquelle Unglaublich klares (und kaltes) Wasser

Weiterhin kann man sich noch den Kuirau Park anschauen. Hier gibt einige Becken, wo man seine Füße in warmes beziehungsweise heißes Wasser halten kann. Natürlich kann man auch ein paar Thermalquellen bestaunen. Weiterhin gibt es noch Government Gardens. Hier ist das Rotorua Museum (in dem wir nicht waren). Der Rundweg am See entlang war jedoch nicht so ganz empfehlenswert… Die örtliche Minifliegen- oder Mücken- oder was-auch-immer-Population hat die Runde deutlich schneller gemacht als geplant. Und es hat auch erklärt, warum so einige der Anwesenden einfach mal nicht aus ihren Autos ausgestiegen sind…

Am letzten Tag ging es dann ins Wai-O-Tapu Thermal Wonderland. Auch hier gibt es in der Region wieder unzählige Thermalparks. Wahrscheinlich nehmen sie sich alle nicht viel. Der eine hat einen großen Geysir, der nächste Schlammpools, der wieder nächste die meisten Farben oder auch die längsten Wanderwege. Es sind hier der Phantasie sicherlich keine Grenzen gesetzt. Ich persönlich mag das Theramal Wonderland, weil es wirklich schöne Farben hat.

Artist's Plate

Danach probierten wir einen weiteren Tipp aus: Kerosene Creek. Hier kann man kostenlos in einem Fluss baden gehen. Ja, auch bei verhältnismäßig niedriger Außentemperatur, da auch hier eine heiße Quelle direkt in den Fluss kommt und es sehr schön warm ist. Witzigerweise schienen so einige andere diesen Tipp auch erhalten zu haben – oder aber sie haben einfach Google gefragt nach kostenlosen Dingen in und um Rotorua. Ohne Auto ist man hier jedoch aufgeschmissen.

Von Rotorua aus ging es dann zum Lake Taupo, was allerdings nur eine Zwischenstation war. Wir nutzten die Gelegenheit uns Huka Falls (9 Meter Falltiefe, 200.000 Liter/Sekunde) sowie Craters of the Moon anzuschauen. Letzteres ist jedoch seit einigen Wochen nicht mehr kostenlos. Wenn man einen anderen Thermalpark gesehen hat, lohnt es sich nicht wirklich.

Man weiß übrigens, dass man im Urlaub angekommen ist, wenn man am Lake Taupo steht und Bimsstein über den See hüpfen lässt. Ich kann bestätigen, dass das deutlich einfacher ist als mit normalen flachen Steinen. Die hüpfen wirklich gut! Und nein, das zählt nicht als schummeln, ehrlich nicht!

Der nächste Stopp ist Turangi. Mal schauen, ob Tongariro Crossing möglich ist. :)

Ich mag Baumfarne