28November
2016

Historisch und kulturell Wertvolles

Winter? (Kirschblüten - gesehen im Chion-in-Tempel, Kyoto)

Das nächste Ziel nach Nara war Kyoto (1 Stunde Fahrzeit mit dem Zug). Unsere Unterkunft war das Hotel Mystays Kyoto Shijo. Da wir sehr frühzeitig ankamen, stand schon das erste bisschen Sightseeing auf dem Programm. Nein, einen Plan hatte bis dahin keiner von uns beiden, aber es gibt immer und überall eine Info und der Lonely Planet ist auch hilfreich. Abgesehen davon kann man sich tagelang in Kyoto beschäftigen, ohne etwas mehrfach gesehen zu haben. Allein alle UNESCO-Weltkulturerbeanlagen (17 an der Zahl!) könnten einen lange genug beschäftigen und es gibt deutlich mehr als nur das zu sehen.

Aufgrund der einfachen Zugänglichkeit haben wir mit der Umgebung um den Hauptbahnhof begonnen. Und natürlich mit dem Hauptbahnhof selbst, welcher mindestens zwei Einkaufszentren über elf Etagen enthält und es einem sehr leicht ermöglicht, sich zu verlaufen.

Auf dem Plan für die Umgebung standen der Higashi Hongan-ji-Tempel sowie der Nishi Hongan-ji-Tempel. Beides sind buddhistische Tempelanlagen und irgendwie gab es Feierlichkeiten und/oder Predigten an beiden Orten am frühen Nachmittag. Das könnte natürlich mit dem Feiertag zusammen hängen, welcher am 23.11. hier war, aber so genau können wir das nicht sagen, da leider sämtliche wichtigen Informationen nur auf Japanisch vorhanden waren.

Am Folgetag haben wir uns (mal wieder) an die Vorschläge aus unserem Reiseführer gehalten und sind nach Süd-Higashiyama gefahren (es gibt Tagestickets für den Bus, welche sich ab drei Fahrten lohnen; der Buslinienübersichtsplan ist auch der Wahnsinn). Los ging es im Kiyomizudera-Tempel. Hier war es deutlich voller als am Vortag in den anderen beiden Tempeln, aber das könnte daran liegen, dass in jedem Reiseführer erwähnt wird, dass man unbedingt da gewesen sein sollte. Interessant ist die Terrasse, weil sie tolle Ausblicke ermöglicht. Das wiederum ist ein weiterer Grund als Japaner als Tourist vorbei zu schauen, da derzeit immer noch der Japanische Ahorn in vollem Rot steht (über die Touristeninformation erhält man sogar ein Infoblatt, wo denn derzeit die Blätter am schönsten sind…). Außerdem kann man am kleinen Wasserfall Otowa-no-taki ein paar Schlucke trinken – das soll Gesundheit und Langlebigkeit bringen. Wir haben logischerweise schön brav in der Schlange mit angestanden. ;)

Blick auf die Pagode des Kiyomizudera-Tempel Da unten stehen die Japaner Schlange am Otowa-no-taki - beeindruckend, nicht? Postkartenmotiv des Kiyomizudera-Tempels Und die ganze Anlage von einem der Aussichtspunkte aus

Danach haben wir uns durch das angrenzende Viertel geschlängelt (Ninen-zaka und Sannen-zaka sind die schönsten Straßen) und haben noch die Yasaka-Pagode gefunden. Unser nächstes Ziel war der Kodai-ji-Tempel und danach ein kleiner Spaziergang im Maruyama-koen-Park. Anschließend statteten wir dem Chion-in-Tempel einen Besuch ab. Die Anlage umfasst einiges an Treppen und derzeit ist die Haupthalle aufgrund von Restaurierungsarbeiten geschlossen. Der Besuch hat sich trotzdem gelohnt.

Das massive Tor des Chion-in-Tempels

Der letzte Stopp an diesem Tag war dann noch der Tofuku-ji-Tempel. Eigentlich wollten wir schon an diesem Tag zum Fushimi Inari Taisha, aber wir haben die Laufdistanz von der Bushaltestelle ein bisschen unterschätzt. Wir sind dann einfach den Menschenmassen gefolgt, welche durch Verkehrspolizisten geleitet wurden und landeten beim schon erwähnten Tofuku-ji. Hier war unsere Hauptbeschäftigung, Leute zu beobachten. Ganz ehrlich, die haben sich geduldig von A nach B bewegt und in der Zeit wahrscheinlich 1.000 Fotos gemacht. Aber nun ja, manche Vorurteile sind halt doch wahr. An dieser Stelle könnte ich ja mal erwähnen, dass es (spätestens in Kyoto) unglaublich viele Kimonoverleiher gibt. Die werden hauptsächlich von den Japanern selbst genutzt. Man zieht dann nämlich bewaffnet mit einem Fotoapparat umher und sucht die schönsten Motive. Diese Touristenattraktion steht definitiv auf meiner Wunschliste für den nächsten Japanbesuch. :)

Im Garten des Tofuku-ji Man hat ein bisschen den Eindruck, als wäre man allein - dem war jedoch nicht so :)

Tag zwei nutzten wir dann wieder die Japan Rail (auch wenn wir vergessen hatten, unseren zweiten Japan Railpass zu aktivieren…), da wir damit deutlich schneller in Kyoto unterwegs sein konnten und zwei relativ weit auseinander liegende Ziele verbinden konnten: das Gelände des Fushimi Inari Taisha-Schreins im Südosten sowie Arashiyama im Westen. Der Grund, warum man sich beim Inari-Schrein tot treten sollte (es war unglaublich voll!), ist ganz einfach: mehr als 1.000 Toriis (Schreintore) überspannen an verschiedenen Stellen die Wege. Man kann eine Runde um den Berg Inari drehen, wenn man das möchte, aber auch schon kleine Spaziergänge sind beeindruckend. Je weiter man sich natürlich vom Hauptschrein weg bewegt in Richtung der unzähligen Nebenschreine, desto weniger Touristen hat man im Bild, auch wenn auch dort noch erstaunlich viele unterwegs sind. Überall begegnen einem auch Fuchsstatuen. Wie dem auch sei: voll, aber lohnenswert.

Endlose Reihen von Torii Von relativ klein bis deutlich übermannshoch ist alles vorhanden Und auch mal zwei Reihen nebeneinander Wenn man Glück hat, kann man Fotos machen, ohne dass andere Touristen im Bild sind Fotobomber... ;) Ausblick über Kyoto von der Seite des Mount Inari

Angrenzend kann man auch einiges an Straßenessen ergattern. Kleine Portionen ermöglichen es, verhältnismäßig viel zu kosten. :)

Danach ging es nach Arashiyama. Hier kann man, wenn man will, ein Fahrrad ausleihen und herumfahren. Oder man lässt es, weil man einen Gutteil der Zeit eh schieben darf, da viel zu viele Leute unterwegs sind. Auch die Rikschafahrer waren recht langsam unterwegs (die Fahrer sind zu Fuß unterwegs und dürfen ihre Kunden ziehen – sieht aber toll aus).

Unser erstes Ziel war der Tenryu-ji-Tempel. Hier kann man gleich für mehrere Sachen sein Geld ausgeben. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle anmerken, dass so einige Tempel, Gärten oder Schreine nur zum Teil zugänglich sind und man dafür auch Eintritt zahlen darf. Zum Glück nicht immer, aber an dem einen oder anderen Tag merkt man am Ende, was man eigentlich für Geld bei den Sehenswürdigkeiten gelassen hat. Im Falle des Tenryu-ji ist das zum einen die Halle mit dem Wolkendrachengemälde (Hatto). Wer jetzt denkt, dass er ein jahrhundertealtes Bild anschaut, der wird enttäuscht: 1997 wurde es fertig gestellt und ist meiner Meinung nach vom selben Maler, wie das Deckengemälde eines Drachen in Kamakura im Kencho-ji-Tempel. Weiterhin kann man sich den Tempel selbst und den dazugehörigen Garten anschauen (es gibt ein Kombiticket). Ganz ehrlich? Es reicht der Garten, da man eigentlich direkt neben den Tempelgebäuden entlang läuft und auch alles sehen kann. Solange man nicht direkt vor dem Buddha beten will, sollte das ausreichen. :)

Im Garten des Tenryu-ji-Tempels Der angelegte See im Garten Wenn nicht die Unmengen an Touristen wären, wäre es sehr schön hier

Danach ging es weiter auf den Haupttouristenwegen und zwar in den Bambushain (welcher am Nordausgang des Tenryu-ji losgeht). Egal, ob sich dort Unmengen von Touristen mit ihren Fotoapparaten hindurch wälzen oder nicht, es hat was. Die Ruhe fehlt halt, aber vielleicht würde es die am späteren Abend oder am frühen Morgen geben, wenn noch wenige der anderen Touristen unterwegs sind.

Ein Blick nach oben im Bambushain - Irre!

Man kommt genau bei Okochi Sanso heraus, einem privaten Gelände eines ehemaligen Stummfilmschauspielers. Der Eintrittspreis ist gepfeffert, enthält allerdings schon den Tee (und die kleine Süßigkeit) im Teehaus. Und es lohnt sich! Es laufen nur verhältnismäßig wenig Touristen herum und man hat wirklich etwas von dem schönen Garten. Definitiv empfehlenswert!

Unser letzter Stopp war der Jokjakko-ji-Tempel, welcher sich lohnt, da das Gelände sehr schön ist, und man sich auch hier nicht tottritt.

Brett vorm Kopf? (Okochi Sanso, dieses Tor ist nicht mal für kleine Leute...) Farbenspiel auf dem Gelände des Jakjakko-ji-Tempels

Unser letzter Tag in Kyoto war bestimmt durch das Restaurant, in dem wir Mittag essen wollten. Das klingt ein bisschen seltsam, aber nun ja. Es handelt sich um ein Tofurestaurant, welches mehr als 300 Jahre auf dem Buckel hat. Da dieses netterweise direkt am Nanzen-ji-Tempel liegt, hatten wir auch noch etwas anzuschauen. Man beachte, dass es Samstag war und wir daher – mal wieder – fasziniert dabei zuschauen konnten, wie sich Menschenmengen über das Tempelgelände schoben. Wir haben uns die Aussicht vom Haupttor (San-mon) angeschaut, da man auf solche Tore normalerweise nicht hoch darf.

Interessanterweise empfiehlt der Lonely Planet einen Besuch beim Nanzen-ji Oku-no-in, einem kleinen Nebenschrein mit einem Wasserfall. Wir haben diesem tatsächlich einen Besuch abgestattet, aber ganz ehrlich? Es lohnt sich nicht. Die etwas andere Dusche ist ganz witzig, aber sonst? Da gibt es schönere Ecken, denen man einen Besuch abstatten kann: Das voll funktionstüchtige Aquädukt zum Beispiel oder der Zengarten Hojo.

Das Aquädukt Ausblick aus den Gebäuden des Hojo-Gartens Im Zengarten selbst Wandelgang im Garten

Unser geplantes Essen im Tofurestaurant Okutan lohnte sich übrigens. Wir haben auch nur 45 Minuten angestanden. Man darf auf Kissen auf den Tatamimatten Platz nehmen, natürlich ohne Schuhe. Das Menü ist festgelegt und die Oberkellnerin erklärt einem mit einer Engelsgeduld, wie man denn die verschiedenen Sorten von gekochtem Tofu essen sollte – und das auf Englisch. Ihre jüngeren Kolleginnen konnten das nicht. Das war dann wieder mehr mit wild herumfuchteln und raten verbunden. Zusammenfassend können wir sagen, dass man es mal gemacht haben sollte, wenn man Interesse daran hat. Einiges von dem Menü landet jedoch nicht wieder auf meiner Wunschspeisekarte (Sesamtofu beispielsweise oder die Suppe, angeblich aus geriebener Süßkartoffel, die kalt und zäh und bäh war).

Gekochter Tofu, Sesamtofu, Suppe aus geriebener Süßkartoffel (???), Tofuspieße, frittiertes Gemüse, Reis, Eingelegtes

Von Kyoto aus ging es weiter nach Himeji. Die Stadt war auf der Wunschliste, da es hier eine der wenigen überlebenden Burgen Japans gibt. Wie in anderen Beiträgen schon erwähnt, war der zweite Weltkrieg nicht gerade förderlich für Tempel, Schreine und Burgen. Aufgrund der Geschichte und der Tatsache, dass die Burg Himeji die zwei Luftangriffe überstanden hat (man beachte: die Stadt lag in Trümmern, die Burg nicht – was ein Tarnnetz so alles helfen kann, ist schon erstaunlich), ist sie die erste Anlage, die als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt wurde. Wer also das Gefühl haben möchte, wie in Disney World oder den Universal Studios mal in der Schlange für die beliebteste Attraktion zu stehen und sich entlang vorgefertigter Absperrungen durch sieben Etagen (von außen sind es nur fünf) wälzen möchte, der ist hier richtig. Auf seinen Kopf sollte man aufpassen (ich denke, es sind einige Leute mit Beulen nach Hause gegangen) und wenn es kühler ist, sollte man warme Socken an haben (man läuft ohne Schuhe treppauf und treppab, die Schuhe und gegebenenfalls Regenschirme trägt man in Tüten mit sich herum).

Eine Erfahrung war es wert, aber viel zu sehen gibt es außer leeren Räumen nicht. Einige Hinweistafeln erklären, wofür die einzelnen Etagen gut waren, und im Langen Gang (Hyakken Roka) um das Hauptgebäude herum gab es auch ein Video zur letztes Restauration, welche erst 2015 abgeschlossen worden ist.

Die Burg von Himeji Ein Blick auf Himeji über eines der Dächer der Burg Schlange stehen/laufen wie im Vergnügungspark... Noch ein bisschen Herbstlaub als Kontrast zur weißen Burg

Zur Erholung bieten sich die um die Ecke liegenden Koko-en-Gärten an. Die sind schön angelegt und wenn man Glück hat, ist man in einem der kleineren Gärten auch mal ganz für sich allein. :)

Im Koko-en-Garten (nein, es hat gar nicht geregnet, wieso?) Sehr schick und verhältnismäßig ruhig

Zusammenfassend kann man Himeji tatsächlich als Tagesausflug machen. Oder man macht es wie wir und haut sich am Nachmittag noch mal ins Bett, um Schlaf nachzuholen. Ach ja, unter gekommen waren wir im Himeji Castle Grandvrio Hotel, was ein echt tolles öffentliches Bad hat (Onsen sind natürliche Quellen, öffentliche Bäder sind ähnlich gemacht, haben aber nur heißes Wasser).

Da sich unsere Zeit in Japan langsam aber sicher dem Ende entgegen neigt, haben wir beschlossen, uns wieder in Richtung Tokio zu bewegen, da wir von Narita aus weiterfliegen werden. Unser nächstes Basislager wird Nagano (nicht zu verwechseln mit Nagoya… ;) ).

Der Beweis! Ich habe Fisch gegessen!!! (=Taiyaki, ein mit Bohnenpaste gefüllter Teig ;) - beim Fushimi Inari-Schrein)