23Oktober
2016

Post scriptum

Ich mag solche Schilder einfach

Gleich vorweg: Dieser Blogeintrag hat nichts direkt mit dem Reiseverlauf zu tun, er ist eher ein kleiner Nachtrag zu Neuseeland und den skurrilen Begebenheiten – oder dem, was man aus einigen Dingen mit zu viel Fantasie machen kann. Sprich: Der geneigte Leser fühle sich frei, diesen Teil zu überspringen, wenn er nur einen Reisebericht lesen möchte. Wer allerdings ein bisschen Spaß versteht und Zeit hat, der kann gern hier weiterlesen. :)

Neuseeland! Das Land der langen weißen Wolke. Nationalpflanze: der Silberfarn, Nationaltier: der Kiwi. Warum erscheint dann überall nur der Farn? Weil der leichter zu finden ist, als der Kiwi… Aber wenn man es richtig betrachtet, muss man nur einen Neuseeländer finden, denn die nennen sich ja auch Kiwis. Ein bisschen niedlich sind beide. Den Rowikiwi und auch den Braun Gepunkteten Kiwi haben wir uns angeschaut, die anderen zwei Arten nicht. Ganz ehrlich: Ich hätte die alle sowieso nicht wirklich auseinanderhalten können, es sei denn, jemand hätte mir eine Taschenlampe in die Hand gedrückt… Nun ja, ich mag Kiwis, die kleinen flauschigen, aber auch die mit dem niedlichen Akzent (Australier sind die mit dem „dude“ am Ende eines Satzes, die Neuseeländer schaffen es hier zum Teil einfach ein „mate“ anzuhängen). Und dieses Mal konnten wir uns auch vor letzteren kaum retten. Ich kann mich gut daran erinnern, dass vor drei Jahren Neuseeland gefühlt nur aus Briten, Franzosen und Deutschen bestand. Dieses Mal sah es allerdings ganz anders aus, was sehr erfrischend war. Aber das kann sich jetzt mit Beginn der Reisesaison für Neuseeland auch wieder ändern. Wie meinte ein Amerikaner vor wenigen Tagen zu uns? Er glaubt nicht, dass es in Deutschland noch Deutsche gibt – die müssen alle schon in Neuseeland sein. Tja, nicht ohne Grund sind die Deutschen so ziemlich das reiselustigste Völkchen auf dem Globus. Das hat allerdings den Nachteil, dass man immer mindestens einen weiteren Deutschen antreffen wird. Egal, wo man ist.

Aber zurück zu Neuseeland! Kiwis! Ja, es gibt hier auch die Frucht. Und zwar werden beide Sorten, die grüne sowie die gelbe oder auch goldene Kiwi, hier angebaut. Gemeinerweise steht auf den gelben Kiwis was von Familienkiwi. Da kam schon ganz zu Anfang unseres Aufenthaltes in Neuseeland der sehr trockene Kommentar meines Bruders, nachdem wir die Kiwi verspeist hatten: „Ein Familienkiwi – hinterlässt Frau und drei Kinder.“ Gemein, oder? Aber die Steilvorlagen finden sich überall. Vom Kiwikaffee bis hin zum Kiwiburger (gerade erst wieder am Flughafen gesehen!) ist alles zu finden. Kein Wunder, dass es nicht mehr so viele von den Tierchen gibt, wenn sie immer auf dem Teller landen.

Wer google befragt, findet übrigens einen ganz fiesen Comic zum Thema, wie man einen Kiwi zubereiten sollte. Und weil wir ja gemein sind, haben wir einen ähnlichen Kiwimord fotographisch festgehalten. Wer kein Blut sehen kann, der sollte die folgenden Fotos überspringen:

Mordinstrument und Opfer Die Vorbereitung der Tat Der erste Blutstropfen fließt Der Mord ist geschehen Jetzt wird das Opfer verspeist

Die Schilder mit „Kiwi – next … km“ gibt es übrigens tatsächlich, auch wenn ich kein Beweisfoto habe. Ein einziges Schild haben wir gesehen. Als wir noch mit Navi unterwegs waren, hat dieses uns auch häufiger entsprechende Hinweise gezeigt ohne reelles Äquivalent. Auf die Frage an die Dame im Wild Live Centre in Franz Josef, ob denn die Touristen immer die Schilder abschrauben würden, meinte sie, dass sicherlich auch Kiwis das tun würden – also Neuseeländer. Sehr verwirrend.

Im Englischen scheint es auch einen Unterschied in der Mehrzahl des Begriffs zu geben, je nachdem, ob denn nun die Frucht, das Tier oder der Neuseeländer gemeint ist.

Soviel also dazu. ;)

Was gibt es sonst noch? Schafe natürlich!!! Die Plüschtiere sind in rauen Massen vertreten und ich mag das Verhältnis 6:1 Schaf zu Neuseeländer ein bisschen bezweifeln. Vielleicht, wenn man die Touristen mit einrechnet, sonst kann das gar nicht hinhauen. Ach ja, hatte ich erwähnt, dass wir Frühling haben und daher in etwa die dreifache Menge an Schafen vorhanden sein müsste? So viele Lämmer, wie wir gesehen haben, ist echt der Wahnsinn! Meiner Meinung nach sind es sowieso immer Zwillinge, manchmal auch Drillinge gewesen. Und das in allen Altersklassen, von gerade erst geschlüpft bis hin zu schon kurz vor dem ersten Haarschnitt. Die frisch geschorenen Schafe sehen irgendwie immer ein bisschen albern aus. Abgesehen davon: Frieren die nicht???

Was man auch lernt, ist, dass einige Schafe offensichtlich immer umgeschubst werden. Von wem, ist jedoch ein bisschen unklar. Die liegen da, als gäbe es kein Morgen mehr. Wenn das Schaf Pech hat, dann trampelt auch noch ein weiteres auf ihm herum – nicht, dass es sich dadurch sehr gestört fühlen würde... (das kann dann nur Mutti mit Lämmchen sein). So etwas fotographisch festzuhalten, ist allerdings so gut wie unmöglich. Sobald man anhält und das Fenster herunter lässt, sind alle wieder auf den Beinen und tun so, als wäre nichts gewesen…

Schafe in Hobbiton (oder halt direkt daneben, wenn man es genau nimmt) Und zwei 'umgeschubste' Schafe!!!

So, das war‘s jetzt also zum Thema Kiwis und Schafe. Was fehlt noch? Farne! Oder doch Baumfarne? Der Silberfarn gehört schon mal zu Letzteren. Was wir uns bei den vorhandenen Beständen gefragt haben, ist, ob sich J.J.R. Tolkien oder aber zumindest Sir Peter Jackson nicht geirrt hat bei der Namensgebung zu Fangorn. Wir sind uns ziemlich sicher, dass es Farngorn heißen muss. Schließlich sind wir doch in Mittelerde. :) Auch wenn wir dieses Mal keine Herr der Ringe Touren gemacht haben, wie ich beim letzten Mal, so sind wir doch durch die Regionen einiger Drehorte gekommen. Arthur‘s Pass beispielsweise ist Schauplatz von Edoras gewesen. Von Twizel aus kann man Touren machen, die Gondor und den Pelennor umfassen. Dafür braucht man in beiden Fällen keine Tour, wenn man die Filme oft genug gesehen hat – man hat schon das Gefühl, dass man mitten drin ist, selbst wenn es nur vom Auto aus sein sollte.

Meine Faszination mit Baumfarnen, um darauf zurück zu kommen, hat es in sich. Wer braucht schon Palmen, wenn er Baumfarne haben kann? Die sehen toller aus, werfen nicht mit Kokosnüssen und haben eine ganz tolle Art und Weise ihre Blätter auszurollen (Darf ich das neben einer Palme sitzend auch schreiben, oder ist die jetzt eingeschnappt?). Ich werde nächstes Jahr in meinem Vorgarten dem Farn auch mal beim Entrollen der Blätter zugucken.

Eine Allee Baumfarne!!! So fangen die Blätter an, sich zu entrollen (die fassen sich flauschig an!) Und so sieht das dann etwas später aus Und weil es so schön ist: noch einmal ein Baumfarn von oben :)

Eine Sache fehlt allerdings noch zu Skurrilitäten in Neuseeland: Straßenschilder! Man sagt uns Deutschen zwar nach, dass wir für alles und jedes ein entsprechendes Schild haben, die Neuseeländer sind hier jedoch nicht viel besser. Es gibt sogar eine Postkarte mit einigen Schildern darauf. Mindestens zwei davon ergeben wenig Sinn: der Moa (ein flugloser Vogel der Größe wie ein Strauß, war aber ein naher Verwandter des Kiwis) ist beispielsweise ausgestorben. Da braucht man kein Schild mehr. Weiterhin ist eines abgebildet, dass ein bisschen Ähnlichkeit mit einer Schnecke hat, könnte aber auch zwei nebeneinander liegende Tunnel darstellen… Nun ja, ich will aber keine Postkarten kommentieren. Interessanter sind die Schilder, denen wir während unserer Reise tatsächlich begegnet sind.

Hierzu gehören natürlich alle möglichen Kurvenschilder. Diese schlagen eine Geschwindigkeit vor und spätestens auf der Coromandel Halbinsel sowie an der Westküste sollte man sich tunlichst daran halten. Also plus 5 km/h sind kein Problem, aber alles darüber hinaus wird spannend. Natürlich gibt es sehr viele Abbrüche an den Straßenrändern, das heißt, hierfür gibt es auch immer ein Schild. Die Steigerung ist dann das, was man beispielsweise beim Fox Glacier findet. Noch ein bisschen besser fand ich dann das Schild bei der Cathedral Cove, was in eine ähnliche Richtung geht. Ach ja, Bäume schmeißen auch gelegentlich ganz heimlistig und hintertückisch mit Ästen.

Und in Cathedral Cove werden ganze Felsen geworfen Ach ja, nicht zu vergessen, die gemeinen Bäume!

Zur Straßenführung sollte noch gesagt werden, dass es sehr viele einspurige Brücken gibt. Interessant wird es, wenn man sich diese mit dem Zug teilen soll. Oder auch, wenn die Schienen mitten durch den Kreisverkehr gehen. Wer da noch ganz durchblickt, ist gut!

Einspurige Brücke mit Bahnschienen Kreisverkehr mit Zugquerung Und das ganze noch mal als 'richtiges' Schild

So! Nun aber genug mit der Mythenmetz‘schen Abschweifung (für alle Walter Moers Freunde unter uns ;) )! Das nächste Reiseziel ist Fidschi und ab dem nächsten Blogbeitrag soll es auch darum gehen. Bis dahin! Kia ora! Oder sollte ich jetzt schon „Bula!“ schreiben?