20Sept
2016

Stipvisite in Hongkong

Flagge Chinas

Das erste Ziel der Reise ist Neuseeland. Dieses Mal bin ich jedoch nicht allein unterwegs, sondern mit der gesamten Familie. Neuseeland liegt bekannter Weise in etwa genau auf der anderen Seite der Erde – zumindest von Deutschland aus gesehen. Wer also mal nachrechnet, der weiß, dass man eine unglaubliche Reisezeit dafür braucht. Sprich: Die meisten Reisenden werden einige Tage auf halber Strecke verbringen. Singapur, Kuala Lumpur oder auch Bangkok stehen meist zur Auswahl. In unserem Fall ging es von Düsseldorf nach Hongkong, denn alle anderen Städte hatten wir schon gesehen (oder zumindest ein Teil der Reisenden).

Aber zurück zu unserer Reiseroute. Nach Düsseldorf ging es mit dem Zug, der bezeichnenderweise schon 6:18 Uhr ging… Da wir den Tag vorher noch mit Packen, den letzten Besorgungen und Kaffeetrinken mit Freunden verbracht hatten, blieb nicht mehr viel Schlaf… Egal! Nach zweimal Umsteigen kamen wir nach insgesamt etwas über 4 Stunden am Flughafen an. Die Gepäckaufgabe war zweigeteilt: Ich hatte die teure Version eines „Müllsacks“ (auch Rucksackschutzsack genannt; was für ein Zungenbrecher… – versucht das mal in schnell und unter Alkoholeinfluss – ich kann mir nicht vorstellen, dass das noch was wird), in welchen ich einfach meinen Rucksack packen konnte. Mit einem Kabelbinder kann man dann sogar verhindern, dass er aufgeht. Mein Bruder hat so etwas aktuell jedoch noch nicht, da ich den Probelauf starte. Das lief dann allerdings darauf hinaus, dass mein Bruder zu einem anderen Schalter durfte, welcher sich logischerweise am anderen Ende der Check-In-Schalter-Reihe befand. Nun ja, wenigstens kein Kleintierschalter, wie in Frankfurt bei der Lufthansa. ;)

Das obligatorische vorher-nachher-Foto vom Packen. Nachher (14 kg + 5 kg) Am Bahnhof in aller Herrgottsfrühe...

Unser Flieger sollte um 13:25 Uhr abheben. Eigentlich reicht es ja, wenn man entspannt kurz vor dem Boarding durch die Kontrollen zum Gate geht (Ausnahme: Flüge in und über die USA – hier sind die angegebenen 3 Stunden leider kein Scherz). So auch in unserem Fall. Zumindest die Handgepäckkontrolle war sehr unkompliziert. Danach kam die Passkontrolle, was wir jedoch nicht so recht auf dem Schirm hatten. Nun ja, jedenfalls stand da eine gigantische Reihe an Leuten und bewegte sich nicht fort. Hat ja noch nichts zu heißen, also schauten wir nach. Saßen da nicht ernsthaft zwei einzelne Zollbeamte und versuchten der Flut an Leuten gerecht zu werden? Hatte der Rest gerade Mittagspause? Es ist letztlich nicht verwunderlich, dass es sogar Applaus gab, als sich endlich zwei weitere Kollegen hinzugesellten.

Aber es geht ja um Hongkong, welches wir nach fast 11 Stunden Flug am frühen Morgen erreichten. Es empfiehlt sich eine Octopus Card (scheckkartengroße Plastikkarte), welche in allen öffentlichen Transportmitteln funktioniert. Bis auf eine Bearbeitungsgebür bekommt man den Pfand wieder. Einziger Nachteil: Der Kauf sowie das Aufladen funktionieren nur über Bargeld. Beim Abheben sollte man dann dran denken, dass man immer in der Landeswährung abheben sollte und sich das auch in der Landeswährung auf der Abbuchung anzeigen lassen sollte. Wählt man Euro, so kommen zum Teil horrende Umrechnungsgebühren hinzu. Im Hotel (Eco Tree Hotel auf Hongkong Island, welches praktischerweise direkt neben einem der Metroausgänge von Sai Ying Pun liegt) bekamen wir gleich unser Zimmer und verpennten erst einmal den halben Tag. Es sind halt doch 6 Stunden Zeitunterschied.

Endlose Metrozüge (beim Anfahren und Bremsen gibt es ordentlich Wind!) 

Hongkong ist sicherlich eine Metropole, in der man Shopping vom Feinsten hat. Die Skyline ist geradezu atemberaubend und auch ein ganz kleines bisschen gruselig. Wenn man bedenkt, dass es einen Bezirk gibt, in dem zwischen 180.000 bis 250.000 Menschen auf einem Quadratkilometer wohnen… Zum Teil kann man die Wolkenkratzer als nichts anderes als Wohnsilos bezeichnen. Interessanterweise gehört Wandern zu den Hauptattraktionen. Wie passt das zu einer der beeindruckendsten Großstädte der Welt? Hongkong ist von Bergen umgeben und es gibt wohl auch ein gut ausgebautes Wegenetz. Viele Hongkonger nutzen das für Wochenendausflüge.

Ein beliebtes Ziel ist The Peak (eigentlich Victoria Peak), der Hausberg. Hier kann man per Bus und Straßenbahn extrem günstig hinkommen. Es lohnt sich wirklich, die die Fahrpreise zu studieren, da die für jedes Transportmittel unterschiedlich sind. Der touristische Weg, welcher auch deutlich schneller, aber teurer ist, ist natürlich die Standseilbahn.

Auf dem Weg nach oben (der letzte Rest ist Fußmarsch) trifft man den ein oder anderen Touristen – oder auch Hongkonger. Es ist ganz witzig, die Leute rätseln zu lassen, aus welchem Land man denn kommt. Ich sollte langsam eine Strichliste führen. Ganz oben an findet sich dann Schweden (gut, mein Bruder ist blond und blauäugig, allerdings fehlt der hühnenhafte Körperbau), dicht gefolgt von Frankreich (ich dachte immer, die haben einen sehr charakteristischen Akzent – abgesehen davon: „Isch spresche kein Frangsösisch“ ;) ). Danach folgen Länder Osteuropas wie Tschechien und Polen. Ach ja, dann finden sich meist schon die Niederlande, Österreich und zu guter Letzt Deutschland. Schon erstaunlich.

Wenn man jedenfalls ins Gespräch mit den Einheimischen kommt, erhält man klassische Tipps zu Sehenswürdigkeiten, auch im Großraum der Stadt, historische Informationen, erhält einen Einblick in Kantonesisch versus Mandarin (Chinesisch ist halt nicht Chinesisch) und geht eventuell mit einer Visitenkarte und der Empfehlung, doch mal wieder zu kommen, am Ende des Tages nach Hause.

Ausblick vom The Peak Ebenfalls Ausblick von The Peak

Ach ja, und eventuell noch mit ein paar Fotos, spätestens dann, wenn man mutig genug ist, die Leute darum zu bitten. Ich dachte immer, dass Japan das Land des Cosplay ist, was ja bei Buchmessen und entsprechenden Conventions auch in Deutschland sehr groß ist. Aber China? Nun gut, jedenfalls haben wir insgesamt 4 Cosplay-Damen während unserer Tour gesehen und alle waren mit professionellen Photographen unterwegs. Irre! Spannend wird es, wenn man dann sogar erkennt, um welche Figur es sich handelt!!! Ja, da kommt dann der kleine Otaku in mir wieder zum Vorschein. ;)

Cosplayerin Nummer 1 Und Cosplayerin Nummer 2 (Card Capter Sakura!!!)

Was gibt es noch in Hongkong? Gutes Essen! Hier trennt sich dann wieder die Spreu vom Weizen: wer vorsichtig ist und Englisch bei der Bedienung als Voraussetzung wünscht, dem wird zeitweise ein echtes Erlebnis entgehen. Wer aber todesmutig in einem Food Market landet, welche auch mal in der ersten Etage oder dem Keller von Gebäuden sein können, der kann versuchen, mal wie die Einheimischen zu essen. Auch hier wird sich nicht nur chinesisches Essen finden, sondern auch Indisch, Thailändisch oder Vietnamesisch. Die Speisekarten haben glücklicherweise meist Bilder und manchmal auch eine mehr schlechte als rechte englische Übersetzung. Man findet in solchen Ecken zielsicher mindestens einen anderen Deutschen, sonst jedoch auch noch internationale Studenten und andere todesmutige Reisende. In die Küche der kleinen Stände sollte man eventuell erst hinterher schauen, wenn man Bedenken zwecks Hygiene haben sollte. Netterweise bekommt man sein Geschirr jedoch in einer Schüssel mit sehr heißem Wasser. Man hat also die Chance sich davon zu überzeugen, dass es sauber ist (solche Details haben wir erst hinterher verstanden, vorher wäre ja auch langweilig gewesen).

Sonst haben wir uns an touristischen Dingen noch den Kowloon Walled City Park angeschaut. Insgesamt gibt es sehr viele schöne Parks in Hongkong. Wir haben uns den genannten aufgrund der Historie ausgesucht. Die Walled City war lange Zeit ein Schandfleck in Hongkong oder anders gesagt ein beeindruckender Slum mit selbst gezimmerten Hochhäusern, welche auch mal kartenhausartig zusammen fallen konnten. Mit Fähre und Bus ist die Walled City leicht zu erreichen.

Nicht weit vom Park ist der Wong Tai Sin-Tempel, ein taoistischer Tempel. Inmitten der modernen Häuser wirkt er ein bisschen wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Sobald man ihn jedoch betritt, weiß man, dass er aktueller denn je ist. Die Anzahl an Räucherstäbchen, die einem sprichwörtlich den Atem nehmen konnten sowie die vielen Leute vor den einzelnen Schreinen und bei den Handlesern und anderen Orakel (ich wusste noch nie, wie dieses Stäbchenorakel heißt, was man selbst machen kann) zeigen, dass auch in einer hochmodernen Stadt der Glaube eine sehr große Rolle spielt. Und dann darf es auch wieder traditionell sein, bunt, mit Musik und entsprechenden Opfergaben.

Im Kowloon Walled City Park. Der Wong Tai Sin Tempel. Diese junge Frau führte ein sehr langes Zwiegespräch... Ebenfalls im Tempel.

Neben dem Tempel befindet sich die Tempel Mall. Ich bin ja kein großer Freund von diesen gigantischen Einkaufszentren, von denen Hongkong unzählige hat, aber wenn es ums Essen geht, so muss ich hier doch ein kleines und vor allem sehr gut besuchtes Restaurant erwähnen (in der Temple Mall South): Shanghai Lao Lao. Hier gibt es Dumplings und ähnliche Leckereien sowie sehr gute Suppen. Man muss eine Nummer ziehen und angeben, wie viele Personen essen wollen. Zu Stoßzeiten dürfte es hier schwierig werden, aber die Hongkonger sind verdammt schnell im Essen. Es war allzeit leicht ersichtlich, dass wir Touristen deutlich länger zur Auswahl sowie auch zum Speisen benötigten… Ach ja, man kann den Köchen auch beim Zubereiten durch eine Glaswand zuschauen. Echt genial!

Sonst blieb uns nur noch ein Spaziergang durch die Hollywood Street und das angrenzende Viertel zum Abschluss. Hier gibt es Restaurants am laufenden Band. Spannender war es tatsächlich im Viertel um unser Hotel die Läden zu begutachten, sich über die Doppelstockstraßenbahnen zu amüsieren oder auch die überdachten Fußwege auf Höhe der ersten und zweiten Etagen der Gebäude zu nutzen um von A nach B zu kommen.

Einer der Läden direkt neben unserem Hotel. Sicherlich ein Touristenboot, aber toll, oder?

Hongkong ist in der Hinsicht echt eine Stadt, welche man zu Fuß, per öffentlicher Verkehrsmittel oder auch per Fähre erkunden kann. Nur vom Auto sollte man die Finger lassen. Zum einen ist es wahnsinnig teuer, zum anderen herrscht Linksverkehr. Das wäre ja noch kein Problem, wenn sich denn auch die Fußgänger daran halten würden… Da Hongkong aber nur eine Enklave ist, sind die Fußgänger meist im Rechtsverkehr unterwegs (Rolltreppen sind dann aber wieder links...). Mich als arme kleine Touristin hat das zeitweise sehr verwirrt.

Am letzten Tag haben wir dann den City Check-In genutzt. Das ist eine sehr tolle Angelegenheit, weil man schon früh sein gesamtes Gepäck im Zentrum aufgeben kann und dann nur noch mit dem Handgepäck unterwegs ist. Gut, man muss dafür natürlich mit dem Airportexpress fahren, aber es gibt Schlimmeres und wenn man an dieser Stelle nicht zu geizig ist (man kann nämlich auch sehr günstig mit dem Bus zum Flughafen fahren), dann ist es die Freiheit echt wert. Einziges Manko: Für die Einreise in Neuseeland muss man ein Ausreiseticket vorweisen, sonst bekommt man sein Visum nicht. Soweit so gut. Wir hatten allerdings eine sehr engagierte Mitarbeiterin von Air New Zealand, welche sämtliche unserer weiteren Flugtickets sehen wollte… Logischerweise hatte ich nur das erste im Handgepäck… Also wieder den gesamten Rucksack auspacken, Ticket rausfischen, dann wieder einpacken und aufgeben. Spaß in Tüten.

Danach blieb uns jedenfalls noch genügend Zeit etwas zu Essen (Greyhound Cafe in der ifc Mall – auch empfehlenswert, hat gute thailändische Küche, aber auch eine bunte Mischung aus allem, was man sich nur vorstellen kann und eine gigantische Auswahl an Süßkram) bevor es zum Flughafen ging und wir in den Flieger nach Neuseeland stiegen.

Will uns dieses Straßenschild etwas sagen? ;)