14Dezember
2016

Tuk Tuk-Touristen

Kambodscha - Königreich des Wassers (vom Bus nach Siem Reap aus)

Von Siem Reap ging es nach Kompong Thom. Ich gebe zu, ich bin mir bis jetzt nicht so ganz sicher, wie man diese Stadt eigentlich schreibt. Es scheiden sich die Geister an Kompong beziehungsweise Kampong. Mir soll es ja prinzipiell egal sein, aber solche kleinen jedoch feinen Unterschiede können einem die Hotelsuche deutlich erschweren…

Wir haben jedenfalls eines gefunden und zwar das Glorious Hotel und Spa. Nicht nachfragen, es war günstig. Ganz ehrlich? Das Ding ist groß und sehr schick, wenn auch ein bisschen kahl, was die Wände angeht. Die Details lassen auch ein wenig zu wünschen übrig, aber sonst ist es schon beeindruckend. Vor allem, wenn man feststellt, dass eigentlich keiner außer etwa zwei kleinen Familien und uns da ist. Ich möchte jetzt noch wetten, dass die Kinder im Pool die Kinder der Angestellten waren (gruseliger Schwimmunterricht - Hundepaddeln für Fortgeschrittene...). :)

Die Anreise war schon etwas spannend, da wir Bus gefahren sind. So richtig übersichtlich ist das Ganze nicht und je nachdem, wo man denn nun sein Ticket organisiert (Hotel, eines der vielen kleinen Reisebüros, beim Büro der Busgesellschaft oder direkt online – das ist bei einigen Anbietern tatsächlich möglich), legt man sich fest, mit welchem Anbieter man fährt. In unserem Fall war es Capitol Tours. Die neuesten Busse sind es nicht unbedingt und die Gepäckfächer haben auch vor einigen Monaten oder Jahren das letzte Mal einen Besen oder Lappen gesehen, aber sonst war alles in Ordnung. Englisch war natürlich nicht mehr vorhanden und in unserem Bus waren wir auch die einzigen Touristen. Alle anderen, die mit dem Sammelminibus eingesammelt worden waren, wollten nach Battambang. Das war auch so eine Aktion: Wir hätten die etwa 200 Meter auch laufen können bis zum Busterminal, aber nein, wir wurden abgeholt und noch drei Runden um den Block gefahren, da der Fahrer den letzten Fahrgast einige Zeit nicht finden konnte…

Nach drei Stunden kamen wir jedenfalls in Kompong Thom an und wurden auch gleich durch einen Tuk Tuk-Fahrer abgefangen, der uns zum Hotel brachte, was etwas weiter vom Zentralmarkt weg war. Ganz ehrlich? Man sollte in der Nähe des Marktes bleiben, wenn man günstiges Essen haben möchte. Na ja, oder zumindest die Chance darauf haben möchte, denn so schön, wie in Siem Reap mit den kleinen fahrenden Garküchen war es leider nicht.

Wir wollten nach Kompong Thom aufgrund der Tatsache, dass Sambor Prei Kuk „gleich um die Ecke“ ist. Wir haben dann vor Ort gelernt, dass es mit dem Tuk Tuk eine Stunde hin dauert... Nun ja, wir waren ja genau deswegen dort. Man muss auch dazu sagen, ohne den Tuk Tuk-Fahrer hätten wir die Ruinen auch nicht gefunden, da die Beschilderung unglaublich schlecht ist und man sich im tiefsten Hinterland Kambodschas befindet. Vor Ort wurden wir dann auch von einem der Guides abgefangen, die dort auf freiwilliger Basis ihre Dienste anbieten. Der stattliche Preis von 7 Dollar wurde uns auch erläutert: 2 Dollar für die Kommune, 5 Dollar für ihn selbst, da er mal staatlich geprüfter Reiseführer werden will und man dafür vier Jahre studieren muss.

Im Nachhinein sind wir sehr froh, den Guide genommen zu haben, da das Gelände sehr groß ist und vor allem bewaldet. Die Tempel liegen auch nicht gerade nebeneinander, weshalb man sich bei dem Gewirr aus Wegen leicht verirren kann. Abgesehen davon war der Kollege sehr engagiert und konnte viel erzählen (auch zu anderen Sehenswürdigkeiten Kambodschas).

Wer geglaubt hat, das Ta Prohm beeindruckend war... Irre, oder? Perücke? Da ist tatsächlich ein Tor unter den Wurzeln

Am Tag darauf ging es mit dem Bus weiter nach Kompong Cham (auch hier ist wieder unklar, ob nun Kampong oder Kompong, aber das scheint bei allen Städten und Dörfern mit dem Begriff im Namen so zu sein...). Dieses Mal sind wir mit VET gefahren (war die einzige Busgesellschaft, deren Tickets vom Arunras Hotel verkauft wurden). Der Standard war der gleiche wie bei Capitol Tours, sprich okay, aber nicht berauschend. Schön war, dass es nur zwei Stunden gedauert hat. Auch in Kompong Cham wurden wir von Tuk Tuk-Fahrern sehnsüchtig erwartet, aber 700 Meter zum Hotel kann man ja wohl laufen. Die Khmer sehen das irgendwie anders. Man wird schon ein bisschen belächelt, was aber auch an den großen Rucksäcken liegen könnte. Ich muss allerdings sagen, dass in Kambodscha deutlich mehr Rucksacktouristen unterwegs sind, als in Japan.

Untergekommen sind wir übrigens im Daly Hotel.

Kompong Cham ist mir sehr sympathisch. Ja, nachts ist es ein bisschen gruselig, da es nur bedingt Straßenbeleuchtung gibt, aber mit ein bisschen suchen findet man wieder kleine Essensstände an den Straßen. Abgesehen davon ist die Beleuchtung der ersten Mekongbrücke Kambodschas beeindruckend. Das Wasser des Flusses sieht aus, als würde es von innen heraus blau leuchten.

Das Wasser reflektiert nur die Beleuchtung der Brücke!

Wir haben uns dann wieder mit einem Tuk Tuk aufgemacht, die Gegend zu erkunden. Witzigerweise kam der Vorschlag für den ersten Stopp von unserem Fahrer: die Bambusbrücke. Ich hatte schon im Reiseführer gelesen, dass man eine sehr schöne Insel (Koh Paen) im Mekong besuchen kann (haben wir letztlich nicht gemacht) und die Anreise allein schon interessant sei - entweder per wackeliger Fähre oder gewagter Brücke. Die Bambusbrücke wurde am Tag unseres Besuches erst frei gegeben. Sie wird nämlich jedes Jahr neu gebaut in der Trockenzeit; zumindest bis jetzt. Ab nächstem Jahr wird es dieses Unterfangen nicht mehr geben, da dann die Betonbrücke fertig gestellt sein wird. Fazit: Tolles Bauwerk, dass auch Mopeds aushält und lustig federt.

Danach ging es zu Wat Nokor, Phnom Proh sowie Phnom Srey. Von diesen drei Tempeln war definitiv der Erste der Schönste, finde ich, was auch daran liegen könnte, dass eine Pagode mitten in den über 1000 Jahre alten Tempel gebaut worden ist.

Die Bambusbücke nach Koh Paen Bei Phnom Proh - auch hier sind Gebeine drin (etwa 3000 Leute sind hier unter den Roten Khmer umgekommen) Phnom Proh

Unser Tuk Tuk-Fahrer, der übrigens sehr gut Englisch konnte, empfahl uns dann für den nächsten Tag noch eine Tour ins Hinterland zum Phnom Han Chey, was wir dann auch angenommen haben, da man nur etwa 3 Stunden nach Phnom Penh braucht (dieses Mal sind wir mit der Gesellschaft Sorya gefahren), was unser nächstes Ziel war. Der Tempelbesuch war ganz witzig, da Schlag 11 Uhr das zweite und letzte Essen der über hundert Mönche, von denen viele Kinder sind, eröffnet wird. Etwa 10 Minuten später ist auch schon wieder alles vorbei... ;) Die Anlage an sich ist auch nicht verkehrt und der Ausblick auf den Mekong toll. Das Eindrücklichste war jedoch die Anreise an sich, da man wirklich in die tiefste Provinz kommt, Stelzenhäuser in allen Formen sieht und die Leute zu Gesicht bekommt, ohne dass gleich die Touristenabzocke dahinter ist. Lustig sind die ganzen Schulkinder. Die Grundschüler fahren alle Fahrrad (meist zwei auf einem), die Schüler der weiterführenden Schule (zum Teil selbes Gebäude, andere Uhrzeit und schätzungsweise dieselben Lehrer) mit dem Moped (auch meist zu zweit).

Ausblick von Phnom Han Chey (der Fluss ist der Mekong) Normales Haus im Hinterland Kambodschas

Das letzte Ziel unserer wirklich kleinen Reise durch Kambodscha war, wie schon erwähnt, Phnom Penh, die Hauptstadt. Untergekommen sind wir im Mito Hotel.

Die meisten Besucher kommen hierher, um sich die Geschichte der Roten Khmer anzuschauen. Ganz ehrlich? Mir reichten die Ausführungen in unserem Reiseführer. Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass man sich als Deutscher gern auch dagegen entscheiden darf, vor allem, wenn man, wie in unserem Fall, zu Schulzeiten das Konzentrationslager Buchenwald fast vor der Haustür hatte und mindestens ein Schulausflug auch dorthin ging. Sprich: wir haben dankend auf die Killing Fields (die es in kleinerer Form übrigens im ganzen Land gibt, auch in Angkor mit einem zu einem „Krankenhaus“ umfunktionierten Tempel) und das sogenannte Genozid Museum S21 oder auch Tuol Sleng genannt, verzichtet.

Statt dessen haben wir uns Wat Phnom angeschaut. Dieser kleine Tempelberg ist ganz niedlich. Ihm verdankt die Stadt ihrem Namen und er soll, durch eine Frau Penh veranlasst, aufgeschüttet worden sein. Hatte ich erwähnt, dass sich in ganz Kambodscha interessante Legenden finden?

Danach ging es zum Königspalast und zur Silberpagode. Hier haben wir uns einen Guide gegönnt (stolzer Preis von 10 Dollar). Es hat sich allerdings gelohnt. Witzigerweise hatten wir Glück, dass wir alles besichtigen konnten. Am Folgetag war Staatsempfang des Premiers der Phillippinen. Gut, dann hätte man den König sehen können, aber deswegen waren wir ja nicht da.

Unterwegs mit einem Cyclo (einer Fahrradrikscha) - unglaublich toll und entspannend! Die Wache vor dem Königspalast - sehr aufmerksam Der Tempel des Jadebuddhas (ein Buddha aus 90 kg Gold ist auch mit drin) Die Silberpagode (heißt so, weil der Boden mit Silberfliesen ausgestattet ist)

Anschließend hatten wir noch ein bisschen Zeit, weshalb wir noch das Nationalmuseum besuchten. Hier sind viele der sicherheitshalber aus Angkor und weiteren Tempeln in Kambodscha entfernten und durch Kopien ersetzten Statuen gelandet. Grund dafür ist, dass in den 90er Jahren viele Statuen gestohlen und auf dem Schwarzmarkt verkauft worden sind. Und wenn nicht die gesamte Statue, dann der Kopf oder die Arme oder Ähnliches. Insgesamt ist es ein niedliches Museum was auch eine kleine Austellung zur Rolle Kambodschas im ersten Weltkrieg hat.

Den Abschluss des gut gefüllten Tages stellte eine Tanzvorstellung der Cambodian Living Arts beim Nationalmuseum dar. Die Tänzer stammen alle von der Schule der Schönen Künste. Fakt ist, dass hier auf Qualität geachtet wird. Der Tanz ist in Kambodscha deutlich detaillierter als in Thailand, sprich eine Kunstform an sich, welche aber in manchen Touristenhochburgen etwas verkommt. Ich war begeistert, da viel Folklore gezeigt wurde, bei der man ins Schmunzeln geriet. Absolut empfehlenswert!!!

Beeindruckende Kostüme Man beachte die unmögliche Handhaltung (hab es ausprobiert, geht nicht!)

Danach ging es für uns wieder nach Siem Reap zurück (dieses Mal mit dem Busunternehmen Giant Ibis - doppelt so teuer, aber mehr Platz, weniger Leute, deutlich bessere Ausstattung), da wir von dort nach Hause fliegen werden. Weiterhin dauert es von Phnom Penh allein schon fast sechs Stunden. Unser nächstes Ziel wäre schätzungsweise Kampot geworden, womit der Rückweg bei etwa acht Stunden gelegen hätte. Dazu waren wir dann zu faul. Von allem, was wir bisher gehört haben, soll sich Kampot definitiv lohnen. Und wenn es auch nur dafür ist, sagen zu können, dass man da war, wo der Pfeffer wächst. :)

Kurzzeitige Mitfahrer (auf dem Weg nach Phnom Han Chey)