22Oktober
2016

Von Pass zu Pass

Auszug aus den Hinweisen im Mountain House, Arthur's Pass (So wahr!)

Wie im letzten Beitrag angedeutet, hatten mein Bruder und ich wenig Ahnung, wo es die letzte Woche hingehen sollte. Gut, wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es uns wieder Richtung Fiordland zum Wandern verschlagen. Die Idee war gut, die Umsetzung, nun ja. Wir haben die DOC-Internetseite befragt und die Antworten waren recht interessant:
- Routeburn Track: ab dem 15.10.16 bis zu 24-Stunden-lange Schließung aufgrund des Ausbringens von Rattengift; ach ja, und ein Teil des Tracks ist gerüchteweise derzeit nicht passierbar, man kann sich wohl aber mit dem Helikopter von A nach B bringen lassen – gegen Aufpreis versteht sich
- Kepler Track: seit 12.10.16 ist ein Teil des Tracks aufgrund eines Sturm arg beschädigt

Bezüglich des Wetters sind wir dann auch ganz froh gewesen, dass wir uns gegen Fiordland entschieden haben: vom 17.10.16 bis zum 18.10.16 bestand Dauerregen und zwar in rauen Massen. Nördlich des Doubtful Sounds bis südlich von Haast waren zeitweise zwischen 40-60 mm und 60-80 mm Regen (bis zu 15-25 mm/Stunde !!!) zusätzlich zum schon vorhandenen Dauerregen angekündigt. Es bestanden sogar mehrere Wetterwarnungen… In Milford Sound kamen wohl rund 160 mm runter. Irre!

Die Milford Road war am Montag, den 17.10.16 sogar geschlossen… Der Milford Track wäre also auch lustig geworden.

Was haben wir dann als Alternative gemacht? Wir sind mal wieder zur i-Site, die in Christchurch gleich auch noch die DOC-Info mit drin hat. Die nette Mitarbeiterin durfte ihr Hirn auch ordentlich anstrengen, da wir doch recht wählerisch waren. Flussüberquerungen waren schon mal raus. Im Sommer gern, aber derzeit mit dem auch in den anderen Regionen vorhandenen, zeitweise ordentlichen Regen? Nein danke. Also blieben zum Schluss Arthur‘s Pass und die Region Nelson Lakes. Da wir etwas fahrfaul waren, fiel die Entscheidung für Arthur‘s Pass, sprich, wir haben uns wieder Richtung Westküste bewegt, sind jedoch mitten in den Südlichen Alpen am Pass hängen geblieben. Unterkünfte gibt es dort glücklicherweise einige, da wir jedoch langsam wieder Richtung ‚low budget‘ unterwegs sind, standen jetzt auch wieder Hostels zur Auswahl. Die i-Site konnte uns dann auch sagen, dass das Mountain House dort oben sehr gut sein soll, jedoch keine online Buchungen möglich sind. Man soll doch bitte Bob anrufen und direkt bei ihm buchen. Äh, okay? Gesagt, getan und wir hatten tatsächlich Bob am anderen Ende. Sehr lustig. :)

Sprich, die nächsten Tage waren wir in der Passregion unterwegs. Wenn wir schon von Regen in Fiordland reden, dann sollten wir auch erwähnen, dass Arthur‘s Pass auch gut abgesoffen ist… Aber nun ja, wir sind langsam regenfest und haben uns am ersten Tag gleich mehrere Dinge erwandert. Hierzu gehören The Devils Punchbowl Falls, Bridal Veil Falls (über den Arthur‘s Pass Walking Track) und letztlich auch noch der Bealey Valley Track. Ach ja, beim Aussichtspunkt über Arthur‘s Pass waren wir auch noch – nicht, dass man viel gesehen hätte. Zurück durften wir das alles auch wieder. Zum Schluss waren dann unsere Schuhe durchgeweicht und mussten vor der Heizung aufgehängt werden (mit Hilfe eines Stuhls, den wir aus der Essecke geklaut hatten).

Ausblick auf den Devil's Punchbowl Falls Kurz vor Arthur's Pass Der Bach ist übrigens der Weg... Bei solchen Bedingungen ist es verständlich, dass wir nasse Füße hatten, oder?

Am zweiten Tag ging es dann den Bealey Spur Track bis zur Hütte am Ende des Weges. Ein Grund hierfür ist die Tatsache, dass es in Arhur‘s Pass immer noch geregnet hat. Durch Bob wussten wir, dass Arthur‘s Pass ca. 6-7 Meter Regen pro Jahr abbekommt. Kaum 20 Kilometer weiter östlich sind es nur noch die Hälfte und weitere 20 Kilometer nur noch knapp 10 Prozent. Was sagt uns das? Wem das Wetter nicht gefällt, der fährt einfach weiter bis die Sonne wieder scheint. Das haben wir dann auch gemacht, denn mittlerweile zweimal nasse Füße reicht für den Anfang.

Ich glaube, mein Bruder und ich sind beide sehr froh, dass wir uns für einen Tagestripp zur Bealey Spur Hut und nicht für eine Übernachtung dort entschieden haben. Die Fotos sprechen für sich. Abgesehen davon waren die Einträge im Logbuch auch nicht gerade aufmunternd, wenn jeder, der in der letzten Woche dort übernachtet hat, geschrieben hat, dass es nachts recht frostig in der Hütte war. Wenn man bedenkt, dass sich der Hüttenaufbau seit 1930 nicht wirklich verändert hat, dann ist das nicht verwunderlich (hab ich mir nicht ausgedacht, das stand auf einer Plakette in der Hütte… ).

Panoramafoto vom Track zur Bealey Spur Hut (360 Grad-Foto)

Gelegentlich ist es ein bisschen abenteuerlich :) Aber die Aussicht lohnt sich Der Beweis, dass wir schönes Wetter hatten Toll, oder? Die Bealey Spur Hut Panoramafoto der luxuriösen Innenausstattung

Danach ging es nochmals an die Westküste (die Aussicht bei gutem Wetter vom Pass aus ist echt beeindruckend!), allerdings nur um zum nächsten Pass zu kommen, und zwar dem Lewis Pass. Die erste Nacht verbrachten wir in Reefton und zwar im The Old Nurse‘s Home. 30 Zimmer und wir (fast) ganz allein. Irgendwie waren die wahrscheinlich fünf Nachtgäste in völlig unterschiedlichen Teilen des Hauses untergebracht. Man hätte glatt ‚The Shining‘ nachspielen können. ;) Gut, im Mountain House hatten wir das Haupthaus auch eine Nacht ganz für uns allein. War ebenfalls ganz witzig.

Was macht man in Reefton? Gute Frage! Nein, im Ernst, Reefton ist historisch gesehen ziemlich interessant. Es war die erste Stadt, die Elektrizität hatte. Weiterhin ist hier zum einen nach Gold gegraben worden, zum anderen auch nach Kohle. Sprich, arm war die Kleinstadt nicht. Selbst ein Krankenhaus haben sie gehabt – und haben sie auch heute noch! Mit beeindruckenden 12 Betten. Alles ernste wird mit dem Heli abgeholt, was laut unserem Herrbergsvater ein Schauspiel sein soll, was wohl daran liegt, dass das Krankenhaus direkt gegenüber ist. Der Name unserer Unterkunft kommt auch nicht von ungefähr. Das Gebäude war tatsächlich das Schwesternwohnheim.

Wir haben bei strahlendem Sonnenschein den Alborns Track gemacht. Der sollte eigentlich anderthalb Stunden dauern, aber da sämtliche Abstecher geschlossen sind, waren wir nach 45 Minuten wieder am Ausgangspunkt. Der Wanderweg lohnt sich derzeit definitiv nicht. Weiterhin haben wir uns dann für ein bisschen Geschichte entschieden und den Bottled Lightning Powerhouse Walk absolviert. Mit der entsprechenden App kann man sich einiges an Informationen anhören (zeitweise auch ein bisschen zu viel meiner Meinung nach).

Startpunkt des St. James Walkways

Von Reefton aus ging es Richtung Hanmer Springs (nicht Hammer Springs, wie ich bis zur Ankunft tatsächlich noch glaubte). Auf dem Weg dorthin absolvierten wir einen kleinen Teil des St. James Walkway, und zwar Cannibal Gorge. Der Name kommt nicht von ungefähr: Man hat dort tatsächlich so einige Menschenknochen gefunden. Da wir etwas zu schnell waren, sind wir den Weg noch ein Stück weiter.

Ansonsten haben wir noch den Tarn Track (wahnsinnige 50 Meter!!!) sowie den Alpine Nature Walk gemacht (beide starten vom selben Parkplatz). Ach ja, und auf dem weiteren Weg noch einen kleines Teil des Tui Tracks. Mehr war auch irgendwie nicht drin, da genialerweise das Tor, durch das man sollte, um über die Straße zu kommen, mit einem Vorhängeschloss verschlossen war… Und über den Zaun klettern ist bei Stacheldraht auch irgendwie nicht so die brillante Idee. Na ja, danach hatten wir bei beginnendem Regen beschlossen, dass ein etwas früheres Eintreffen in unserer Unterkunft, der Kakapo Lodge, nicht verkehrt wäre.

Tja, damit waren wir dann in Hanmer Springs. An sich ist das nicht schlecht, wenn das Wetter mitspielt, aber wir hatten natürlich wunderschönen Regen (Notiz: Wetterbericht für Reefton → strahlender Sonnenschein…) und da wir dann doch mit trockenen Schuhen unseren Weiterflug antreten wollten, entschieden wir uns zu einem sehr faulen und entspannenden letzten Tag: Hanmer Springs Thermal Pools. Das ist eine Anlage, die ein klitzekleines bisschen Ähnlichkeit mit der Tokaanu hat, bloß mit sehr viel mehr Flair und vor allem deutlich größer. Ähnliche Anlagen haben wir schon mal in Costa Rica gehabt, u.a. in La Fortuna de San Carlos. Sprich: Es gibt mehrere Pools, an denen die Temperatur dran steht und man sucht sich den aus, den man jetzt gern hätte (von 28 Grad Celsius bis 42 Grad Celsius war alles vertreten). Auch die Wasserzusammensetzung kann sehr unterschiedlich sein, so gab es beispielsweise Schwefelquellen (Yay! Endlich wieder verfaulte Eier!!!). Ach ja, fast vergaß ich zu erwähnen, dass es auch in dieser Anlage private Pools gibt, die man für 30 beziehungsweise auch 60 Minuten mieten kann – natürlich gegen Aufpreis. Die Wassertemperatur war hier allerdings nur ca. 38 Grad Celsius, was sehr angenehm war und vor allem keine Kreislaufprobleme verursacht.

Lustig war, dass die Hälfte der Bewohner unserer Unterkunft sich an diesem Tag dort befand. Wenn es von oben schon nass ist, dann schadet es auch nicht von unten. :)

Conversation... äh... Conservation... ? (gefunden in der Broschüre von Hanmer Springs/Hurunui District)

Damit war dann auch schon unsere zusätzliche Woche in Neuseeland vorbei. Es hieß also die Rucksäcke packen und den Blick nach Fidschi richten, wo es für uns am 22.10.16 hingeht. Aber davon dann an gegebener Stelle mehr.

Sonniger Abschied von Neuseeland