07Oktober
2016

Westküste und noch ein bisschen mehr Regen

Perfekter Blick auf Mount Cook, den höchsten Berg Neuseelands

Also auf nach Punakaiki! Was für eine blöde Idee. Da gibt es sprichwörtlich nichts! Nicht mal einen Einkaufsladen. Unser Herrbergsvater (vom Punakaiki Park Motel) ist auch nicht so begeistert, dass er anderthalb Stunden fahren muss, um Milch zu kaufen. Nun ja, da wir damit nicht so ganz gerechnet hatten, mussten wir dann frühstücken gehen, was wir im Pancake Rocks Cafe auch taten. Alternativ geht natürlich auch die Punakaiki Tavern.

Die meisten Leute kommen durch Punakaiki, weil sich dort die sogenannten Pancake Rocks befinden. Wir haben sie uns gleich zweimal angeschaut, da wir im ersten Anlauf bei Ebbe dort waren. Das macht sie nicht weniger interessant, aber die Blow Holes, wo eigentlich das Wasser so schön rausspritzen soll und man die tosenden Geräusche hören kann, sieht man natürlich nur so richtig bei Flut.

Pancake Rocks Ein bisschen windschief ist die Konstruktion zeitweise schon Eines der Blowholes! Gar nicht so einfach, die zu fotografieren...

Ansonsten waren wir, wie soll es auch anders sein, mal wieder wandern und zwar auf dem Pororari River Track. Da wir mittlerweile an der Westküste angekommen sind, sollte ich vielleicht erwähnen, dass es dort 18 (!!!) Liter Regen pro Jahr gibt. Die Neuseeländer sprechen auch schon mal von „Wet Coast“. Wer also keinen Regen hat, der macht prinzipiell was falsch. Trotz allem waren wir der Meinung, dass man vielleicht erst einmal fragen sollte, ob denn der empfohlene Wanderweg derzeit überhaupt Sinn macht. Wir wurden ein kleines bisschen von dem netten Mitarbeiter belächelt. Er meinte, er lebt hier schon immer und das da draußen? Das bezeichnet er nicht mal als Regen. Gut, also ging es mit Regenschirmen und Regenhosen wandern. Wir sind da ja nicht so. Witzigerweise kamen wir auf dem Rückweg (meine Eltern sind die gesamte Runde gelaufen, mein Bruder und ich einmal bis zum weitesten Punkt, wo man dann auf den Inland Pack Track kommt, und dann zurück, um das Auto einzusammeln) an beiden Enden des Weges an den über den Weg gespannten Warnschildern vorbei, dass das Wandern derzeit aufgrund von Flutgefahr nicht empfohlen wird… So viel also dazu.

Blick vom Wanderweg aus Gemäßigter Regenwald (von Baumfarnen bis Palmen ist da alles vertreten) So viel zum Thema 'der Weg ist sicher'

Von Punakaiki ging es über Greymouth (witzige kleine Innenstadt, die aussieht, als hätte man sie aus einem Western geklaut) und Hokitika (ich weiß immer noch nicht, was es dort geben soll) nach Franz Josef. Nein, eigentlich wollten wir uns die Gletscher gar nicht anschauen, da wir in Norwegen schon größere und meiner Meinung nach auch schönere gesehen hatten (wenn auch vor fast 20 Jahren). Aber um auf die Distanzen und Fahrtzeiten zurück zu kommen: der nächste Stopp ist Wanaka und sieben Stunden im Auto? Och nö, muss nicht sein. Also entschieden wir uns für einem Zwischenstopp auf halber Strecke, welchen wir im Top 10 Holiday Park Franz Josef einlegten (die bei booking.com angegebenen 7 m² Wohnfläche waren auch deutlich größer in der Realität – waren vielleicht doch 70 m² gemeint? ;) ).

In einer der Informationsbroschüren fand sich der Hinweis auf ein Wild Live Centre. Nachdem der erste Anlauf Kiwis zu sehen nur so halb geklappt hatte, war ich der Meinung, dass man doch noch einen zweiten starten könnte. Und der Rabattgutschein in der Broschüre wurde damit auch gleich genutzt (und nein, ich suche nicht gezielt nach solchen Dingen, aber manchmal stolpert man beim Blättern einfach darüber). Im Nachhinein war das eine echt tolle Idee. Zum einen konnte man wieder im Halbdunkel versuchen die zwei Kiwis zu finden, was dieses Mal sehr einfach war, zum anderen hatten wir den Backstage Pass gebucht. Gut, ‚gebucht‘ ist das falsche Wort, bei vier Leuten wurde diese Tour für uns ermöglicht. Es hat somit enorme Vorteile, wenn man nicht immer allein reist. :)

Mit dem Backstage Pass hatten wir unsere private Guide, welche uns das ganze Prozedere erklärt hat und zwar anhand eines Videos und auch der echten Lokalitäten. Ein bisschen fies erscheint es schon, wenn man den brütenden Vogeleltern im Schlaf das Ei klaut, aber nun ja. Die Erfolgsquote bei der Bebrütung in den Aufzuchtstationen ist einfach deutlich höher. Dann werden die kleinen Küken (eigentlich ist das ja glatt gelogen: Kiwis haben verglichen zur Körpergröße die größten Eier weltweit; man stelle sich vor ein etwa 6-jähriges Kind auf die Welt zu bringen…) gepäppelt und wenn sie groß genug sind, auf einer jägerfreien Insel ausgesetzt, bis sie groß genug sind um sich gegen die durch die Europäer eingeführten Jäger (Wiesel beziehungsweise Hermelin, Frettchen, Opossum) zu wehren. Ein erwachsener Kiwi kann das nämlich sehr gut. Nur die Eier und die Küken sind hier hilflos. Letztlich werden die Kiwis dann wieder in der Region ausgesetzt, wo die Eier eingesammelt wurden.

Ach ja, Kiwi ist auch nicht gleich Kiwi. Da gibt es vier verschiedene Sorten und wir haben uns den seltensten angeschaut, den Rowi, welcher vor gerade mal 20 Jahren entdeckt wurde (genauer: 1994). Unsere 3 Rowiküken waren sehr niedlich. Anfangs schliefen sie alle, dann war das jüngste Küken, Wisp, der Meinung, dass man tagaktiv sein müsste, womit wir es dann komplett anschauen konnten. Wir haben auch gelernt, dass alle Küken sehr unterschiedliche Charaktere haben können, bis hin zu „ich bringe mein Essen um, fresse es aber nicht“ (das war Shasta) oder „ich beiße schon kurz nach der Geburt jeden, der mich wiegen will“ (das war Nui).

Schlafendes Kiwiküken (unter der Rotlichtlampe)

Nun soll es aber vorerst mit meiner Faszination mit diesen putzigen, nicht flugfähigen Vögeln reichen (die übrigens schwere Knochen haben, welche wie bei Säugetieren mit Knochenmark gefüllt sind). Ich kann nur jedem empfehlen, sich diese Tierchen mal anzuschauen. Man kann auch nicht durch Australien reisen, ohne Kängurus oder Wallabies gesehen zu haben, ganz zu schweigen von Tasmanischen Teufeln. :)

Eigentlich ging es ja mal um die Region Franz Josef sowie Fox, also die Gletscherregion (auch wenn man sagen muss, dass in den Höhenlagen noch deutlich mehr Gletscher zu finden sind). Wir haben dann kurz Autosightseeing gemacht, indem wir bis zum Parkplatz des Franz Josef Gletschers gefahren sind, und ihn uns von dort angesehen haben. Hingelaufen bin ich vor drei Jahren, deswegen stand dieses Mal der Fox Gletscher auf der Wunschliste. Einen Zwischenstopp haben wir noch bei Lake Matheson eingelegt. Den hatte ich bisher immer nur auf Postkarten gesehen. Der See ist für seine zum Teil extrem glatte Oberfläche bekannt, in der sich dann die Südlichen Alpen widerspiegeln. Wie das aber immer so ist: bei uns war es windig, also nichts mit Spiegelbildern. Schön war der Rundweg trotzdem. Ach ja, vielleicht sollte ich erwähnen, dass wir strahlenden Sonnenschein und nahezu 20 Grad Celsius hatten? Neuseeland geht also auch mal ohne Regen! Und das an der Westküste.

Panoramabild von Lake Matheson

Danach ging es noch zum Fox Gletscher, genauer: so weit, wie man zu Fuß heran laufen darf. Der Fox sowie der Franz Josef haben beide keine rosige Zukunft. Sie schrumpfen weiterhin gewaltig. Interessant waren die Schilder an der Straße, die einem angezeigt haben, bis wohin die Gletscher noch vor Jahrzehnten gingen.

Franz Josef Gletscher (vom Pakrplatz aus) Die Ähnlichkeit ist verblüffend :) (Warnschild, dass man nicht weiter darf)

Von der Gletscherregion ging es weiter nach Wanaka, wo wir eine Nacht im Fairway Motel & Apartments verbrachten. Aber dazu beim nächsten Mal mehr! :)

Hereinrollende Flut an der Westküste