26Oktober
2016

Willkommen in der Südsee!

Flagge Fidschis

Wer jetzt glaubt, dass gleich Sommer, Sonne und Strand kommen, der hat sich schwer geirrt. Das wäre ja zu einfach. Aber fangen wir von vorn an:

Von Christchurch aus ging es mit den Direktflug nach Nadi (Nandi ausgesprochen). Nach vier Stunden Flug waren wir da und konnten mal wieder bezeugen, dass ein bisschen näher am Äquator zu sein bedeutet, dass die Sonne einfach herunterfällt – so gegen 18 Uhr. Sprich, wir kamen im Zappendusteren an. Dann hieß es erst einmal, die „kostenlose“ Simkarte von Vodafone direkt im Flughafen einzusammeln und dann weiter in die Unterkunft. Soweit der Plan. Gut, dass wir gerade die Simkarte gekauft und auch gleich ausprobiert hatten, denn prompt kam eine E-Mail unserer Unterkunft, dass wir doch bitte ein Taxi nehmen sollten und sie die Kosten übernehmen würden. Das wiederum hat uns keiner der Taxifahrer geglaubt und das durch die Unterkunft gewünschte Taxameter hatte auch keiner. Also wurde auch die Telefonfunktion ausprobiert, damit die Kollegen uns zwar immer noch murrend auf direktem Wege zum Beach Escape Resort brachten (soweit das bei Großbaustellen möglich ist). Dort hatten wir uns für zwei Nächte eingemietet und erlebten gleich bei der Ankunft schon die böse Überraschung. An Freundlichkeit mangelte es nicht, wo die Gemeinschaftsküche ist, wissen wir bis heute nicht und unser Bungalow hatte es in sich. In unser Zimmer passten gerade so die zwei Betten und dazwischen ein Nachtschränkchen (auch bekannt als Klapphocker). Damit war dann alles auch schon voll. Der Lack war gänzlich ab, die Türschlösser hingen mehr an den Schrauben als alles andere und im Bett im Gemeinschaftsbereich (wenn man es denn so nennen möchte) wohnten auch kleine schwarze Tierchen, die ich in Ermangelung gegenteiliger Beweise, als Bettwanzen oder eine Abart davon bezeichnen würde. Getoppt wurde das Ganze dann nur noch durch die Dusche, die gefühlt vollständig auseinander fiel, also auch in Bezug auf die Kacheln.

Die Frage nach einem raschen Umzug stellte sich folglich noch innerhalb der ersten Stunde. Am nächsten Morgen hatten wir dann schon gebucht (80 Meter die Straße runter) und stellten fest, dass alle anderen Touristen sehr entspannt aussahen und vor allem zufrieden. Ein Blick in deren Bungalows konnte das auch erklären – zumindest auf die Schnelle sah es dort deutlich schicker aus. Wir haben mittlerweile die Vermutung, dass wir das Notzimmer erhalten hatten, wo sonst die Angestellten schlafen (wie zum Beispiel direkt im Zimmer neben uns – vielleicht zur Erklärung: unser Bungalow hatte zwei Zimmer á zwei Personen, ein Bett im Gemeinschaftsbereich, Dusche, Toilette und ein Waschbecken im Gemeinschaftsbereich). Nun ja, uns waren sie jedenfalls relativ schnell wieder los. Auch der Spottpreis konnte uns nicht halten (zwei Nächte dort haben weniger gekostet, als eine Nacht in der nachfolgenden Unterkunft).

Sprich: der nächste Tag bestand aus dem Umzug ins Aquarius on the Beach (mit dem wir sehr zufrieden waren), viel schlafen und nicht viel mehr.

Nach der zweiten Nacht wurden wir 11 Uhr von Matt von Talanoa Treks abgeholt. Über Talanoa Treks war mein Bruder gestolpert bei der Frage, was man auf Fidschi eigentlich noch machen sollte außer am Strand herum zu liegen. Man kann hier also angeblich wandern. Das wollten wir sehen! Wir hatten uns für die Two Peak Challenge entschieden. Es ging über Lautoka mit einigen kleinen Zwischenstopps für das Essen nach Abaca (Ambatha ausgesprochen), einem kleinen Dorf im Nordwesten von Viti Levu, der Hauptinsel von Fidschi. Von dort ging es bergauf Richtung Mount Batilamu mit Matt und zwei Guides im Schlepptau. Das erscheint alles etwas viel für zwei Touristen, aber Matt meint zwei Guides sind besser als einer falls was passiert. Er selbst ist nur aus Spaß an der Freude mitgekommen. Sonst wären wir mit unseren zwei Einheimischen allein gewesen.

Anfänglich wundert man sich noch, warum gefühlt alle fünf Minuten kleine Pausen eingelegt werden und man ständig gefragt wird, ob man okay ist. Im Verlauf, wenn es dann heißt, dass es jetzt bergauf geht (und was war das vorher???), hat man dafür keine Puste mehr. Einzig über die Tatsache, dass beide Guides in Flip Flops unterwegs waren, kann man gelegentlich noch den Kopf schütteln. Ohne Wanderstöcke und Wanderschuhe hätte ich wahrscheinlich ein Problem gehabt. Ach ja, die Temperatur von fast 30 Grad Celsius kann einen auch ganz schön fertig machen, wenn man nicht gerade mit einer Bergziege verwandt ist und Sonne mag.

Eine kleinere Klettertour und 2-3 Stunden später kommt man oben an und findet eine ordentliche Hütte mit allem, was das Herz begehrt, inklusive einer Außentoilette, die tatsächlich aus Neuseeland stammt. Den Rest der Zeit haben wir mit schöner Aussicht und Essen verbracht. Lemon-Leaf-Tee gab es auch (echt lecker!).

Aussicht vom Beginn des Weges Ausblick von weiter oben Im Schatten verbergen sich die Yasawa Islands Sonnenuntergang vom Aussichtspunkt aus

Nach dem Abendessen konnten wir zuschauen, wie unsere beiden Guides förmlich im Sitzen einschliefen – also nachdem die Sonne untergegangen war und wir nochmals beim Aussichtspunkt waren. 20:30 Uhr waren wir dann alle im Bett. Irre!

Am nächsten Morgen war mir dann auch klar, warum die Herren Guides so früh schlafen gehen müssen. Mit der Sonne waren sie wach und polterten auch genug herum, dass der Rest unserer verschlafenen Truppe bald auch aus den Schlafsäcken fiel…

Nach dem Frühstück ging es wieder zurück ins Dorf mit Abstechern zu einem Wasserfall und Bademöglichkeiten im Fluss. Der war allerdings so kalt, dass wir dankend drauf verzichtet haben, auch wenn Matt mehrfach versucht hat, uns dazu zu überreden. Er selbst ist in sämtlichen Klamotten baden gegangen und hat sich dann vor Ort umgezogen.

Auf dem Weg nach unten Beweisfoto, dass wir da waren (Matt in blau und einer der beiden Guides in rot) Bei der spitzen Bergnase waren wir! Das ist der Aussichtspunkt von Mount Batilamu

Vom Dorf aus ging es dann mit dem Auto weiter nach Navai, wo wir übernachteten (Homestay, also bei einer Familie mit unterm Dach). Das war mal etwas ganz anderes, weil man einen kleinen Einblick in das normale Leben im Dorf bekommt. Gut, unsere Gastgeber waren sicherlich nicht arm, wenn man die Dusche und die Toilette im Hinterhof in Betracht zieht. Trotz allem dürfte das Haus relativ gesehen wie alle umliegenden aufgebaut sein: Großer Raum mit Matten ausgelegt, Bilder an den Wänden und Balken, ein paar Betten an den Wänden und ein Sofa, was allerdings mehr Deko als alles andere ist. Davon abgehend die Gästezimmer sowie die Küche. Man sitzt grundsätzlich auf dem Boden, Schuhe bleiben draußen und man steht nicht, wenn andere sitzen, es sei denn, man geht zu einem Ziel. Danach sitzt man wieder. Das kann nach einer Weile echt unbequem werden, wenn man es nicht gewohnt ist… Was genauso komisch werden kann, ist die Tatsache, dass im Bereich der Dörfer keine Kopfbedeckung erlaubt ist. Ach ja, und einen Sulu darf man auch tragen – als Frau sowieso und als Mann muss man zumindest solange warten, bis einem erlaubt wird, ihn auszuziehen (hier dürfte es helfen, wenn man eine lange Hose trägt). Ein Sulu ist ein Wickelrock. Es ist also schon etwas eigenartig, wenn man bewaffnet mit Wanderrucksack, entsprechender Kleidung und Schuhen sowie Wanderstöcken ausgerüstet im Dorf losmarschiert und erst am Rand sich des Tuches entledigen darf. Aber nun ja, andere Länder, andere Sitten. Und es gibt Schlimmeres.

Nach der Nacht im Dorf ging es dann recht früh los zur Besteigung des zweiten Berges, dem Mount Tomaniivi, auch Mount Victoria genannt, welcher der höchste Berg ist. Wenn Mount Batilamu schon etwas unwegsam war, dann hatte es dieser Berg oder besser der Weg in sich. Winston, der Zyklon, welcher im Februar diesen Jahres einiges an Unheil auf Fidschi angerichtet hat, hat auch hier dem Weg zugesetzt. Nicht, dass der vorher einfach gewesen wäre… Nach etwa 2,5 Stunden hatten wir unser Ziel dann erreicht. Ohne Wanderstöcke wäre ich verloren gewesen, und zwar wirklich. Es gab Stufen, die gefühlt einen Meter hoch waren und die ein oder andere Wurzel (oder der ganze Baum) hatte es uns auch nicht wirklich einfacher gemacht. Der Spruch, dass es nach der nächsten Pause nur noch bergauf geht, kam auch dieses Mal wieder… Die Herren Guides (dieses Mal nicht in Flip Flops) sind schon witzig. Matt war übrigens nicht mit dabei, da er einen örtlichen Termin hatte (und eine sehr lange Rückfahrt mit dem Auto).

Die Anstrengung war es jedenfalls wert: Eine tolle Aussicht über die Region, welche vor Winston nicht ganz so war – der Zyklon hat hier ein bisschen umdekoriert. ‚Natürliche Rodung‘ hat es einer unserer Guides genannt, womit er an der einen oder anderen Stelle auch nicht verkehrt lag.

In der Wolke hängt unser Ziel: Mount Tomaniivi Die kleine Lücke im Grün ist der Weg Wer findet noch den Weg? Am Ziel!!! (man beachte das Holzschild) Da, wo meine Hände sind, ist die nächste Stufe (auf dem Weg nach unten)

Nach einer entsprechenden Erholungspause mit Snacks ging es wieder runter vom Berg. Am Ende hatte jeder von uns ein paar blaue Flecken mehr. Ich sehe mich jetzt nicht als speziell besonders trainierten Wanderer, aber anspruchsvoll und auch ein bisschen abenteuerlich war die ganze Aktion schon.

Zum Schluss ging es nur noch zurück nach Nadi. Matt hätte uns auch mit nach Suva genommen, wenn das für uns interessant gewesen wäre, aber wir hatten uns vorher schon für das Inselhopping entschieden, womit wir der Hauptstadt letztlich keinen Besuch abstatteten.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Tour toll war, weil man aus den touristischen Gegenden heraus kommt und einen kleinen Einblick ins wirkliche Leben der Leute erhält. Das Essen ist auch alles Fidschi-Küche und die ist echt toll! Abgesehen davon ist Matt ein Brunnen des Wissens. Er kann einem viel über die Bevölkerung erzählen, die ca. 40-45 % indisch ist und sonst aus Fidschis besteht. Wer also nicht nur Strandurlaub machen möchte, der kann schauen, ob er ein bisschen das Hinterland der Hauptinsel erkunden möchte. Man muss dazu nicht wandern, aber es ist eine echt tolle Option. Ein bisschen Kondition, Gleichgewichtssinn und Spaß beim Klettern sollte man allerdings haben. Die Wege sind definitiv nicht in einem Zustand, wie der ein oder andere geneigte Wanderer vielleicht erwarten mag, insbesondere, wenn er vorher in Neuseeland war.

So! Damit ist die erste Woche Fidschi auch schon wieder um. In Deutschland steht demnächst die Zeitumstellung an, womit wir dann wieder 11 Stunden Zeitunterschied haben. Zum Glück reisen wir vor der Zeitumstellung in Fidschi ab, sonst würden es wieder 12 werden... Können die Zeitumstellungen Sommer-Winter nicht überall zur gleichen Zeit stattfinden???

Panoramafoto vom Mount Tomaniivi aus (360 Grad)