01Oktober
2016

Zwischen Vulkanen und Kunst

Blick auf Mount Ngauruhoe (der einzige, den wir je hatten!)

In Turangi sind wir im Judges Pool Motel untergekommen. Man sollte wissen, dass es außer einem Einkaufsmarkt und in etwa genau einer Kneipe (Turangi Tavern) nicht wirklich was gibt. Als Selbstversorger kommt man somit gut klar. Die meisten Leute kommen eh zum Ski fahren, Wandern oder aber auch zum Forellen fischen hierher. Die kann man dann gern auch auf dem meist bereit gestellten Grill selbst zubereiten.

Wir haben uns in den Nationalpark begeben, weil dort Tongariro Crossing liegt. Die alpine Wanderung hatte ich das letzte Mal schon absolviert und da sie zu den schönsten Tageswanderungen der Nordinsel gehört, wollten wir schauen, wie es dieses Mal aussieht. Schon auf dem Weg nach Turangi hat man uns an der i-Site in Taupo gesagt, dass die Querung aktuell vielleicht nicht zu empfehlen ist. So ganz wollten wir das noch nicht glauben, also haben wir das gemacht, was jeder gute Tourist tun sollte: Man begibt sich frühzeitig zu einem DOC Stützpunkt. DOC steht für ‚Department of Conservation‘, welche ähnlich wie die i-Sites ausgebaut sind, sich jedoch mit sämtlichen Wanderwegen beschäftigen und diese auch in Stand halten. Hier bekamen wir dann gesagt, dass derzeit noch Lawinengefahr aufgrund sehr warmer Winde besteht. Abgesehen davon konnten wir vom Auto aus schon sehen, dass man verhältnismäßig wenig sehen konnte. Die Wolken hingen verdammt tief, so dass sich Mount Ngauruhoe sowie Mount Ruapehu beide sehr bedeckt hielten und man Mount Tongariro nicht mal erahnen konnte… Was ist die Alternative, wenn man trotzdem mal in das Gebiet möchte? Tama Lakes! Den Tipp hatten wir schon in Taupo erhalten und er wurde uns auch in Whakapapa Village ans Herz gelegt. Natürlich gibt es unzählige kleinere Wanderungen, aber wir wollten dann doch mal eine Ganztageswanderung machen. Also wurden es Tama Lakes, wo es einen oberen und einen unteren gibt. Wir hatten tolle Ausblicke (vor allem auf das Gebiet von Tongariro Crossing – schon beeindruckend, was ein paar Kilometer für einen Wetterunterschied bringen, wir hatten deutlich weniger Regen). Ja, das ein oder andre Mal brauchten wir dann doch unsere Regenschirme, aber das waren wir ja schon gewöhnt und nach ca. 5 Stunden 45 Minuten kamen wir auch wieder am Ausgangspunkt an. Ach ja, die Runde vervollständigten dann noch die Taranaki Falls. Was wir nicht ganz auf dem Schirm hatten, war die Tatsache, dass bei Sonnenschein, den wir interessanterweise zwischenzeitlich auch hatten, Sonnencreme angebracht gewesen wäre. Nun ja, ein bisschen Sonnenbrand hatte ich dann doch im Gesicht… Man sollte alpine Lagen eben doch nicht unterschätzen.

Panoramaaufnahme im Tongariro Nationalpark

Lower Tama Lake Upper Tama Lake Ein bisschen Regen, ein bisschen Wind... Taranaki Falls

Zur Erholung ging es auch dieses Mal wieder nach Tokaanu in die örtlichen Thermalquellen. Ich sollte vielleicht anmerken, dass ich mal wieder gelernt habe, dass man in zu warmem Wasser schwitzen kann. Der Gemeinschaftspool ist hier harmlos, aber wenn man es richtig macht, dann geht man für 2 Doller mehr zusätzlich für 20 Minuten in einen der Privatpools. Sehr lustig, vor allem, wenn man bei einem Familienmitglied dann lernt, dass es eine Höchsttemperatur gibt, die man beim Baden nicht überschreiten sollte. Der Kreislauf lässt grüßen. ;)

Am nächsten Tag ging es dann nach einer Wanderung um den Lake Rotopounamu schnurstracks nach Wellington. Zumindest war das die Idee. Womit wir nicht so ganz gerechnet hatten (wir sind bekanntlich in der Nebensaison unterwegs), war die Tatsache, dass derzeit die Frühlingsferien in ganz Neuseeland sind. Und weiterhin läuft das Frühlingsfest im Botanischen Garten und die World of Wearable Art. Auf Letzteres komm‘ ich später noch zurück. Fakt ist, selbst das letzte Hostel war ausgebucht. Wir bekamen mit Hilfe der i-Site in Turangi gerade mal noch einen Platz im Copperfield Seaside Motel in Paraparaumu Beach – Fahrzeit nach Wellington: 50 Minuten. Nun ja, kann man nicht ändern.

Lake Rotopounamu

Ach ja, eine Fähre auf die Südinsel brauchten wir auch noch und Europcar wollte wissen, wann wir denn überhaupt dort ankommen um uns das nächste Auto zur Verfügung stellen zu können. Immer diese organisatorischen Dinge, die man nicht vergessen darf… Die Vorausplanung für den Abel Tasman Nationalpark auf der Südinsel kam auch hinsichtlich der Ferien zu spät, sodass wir keine Hütten mehr für eine Mehrtageswanderung bekommen konnten. Nun ja, wir haben also beschlossen, uns dann direkt vor Ort um Alternativen zu kümmern.

In einem der Informationshefte hatte ich im Vorfeld schon gesehen, dass die World of Wearable Arts (kurz WOW) Show aktuell in Wellington läuft. Ich muss zur Erläuterung sagen, dass ich vor 3 Jahren in Nelson über das Museum gestolpert war und rettungslos begeistert war. Ja, die Wanderausstellung, welche ich glücklicherweise in Hamilton damals angetroffen hatte, fand ich deutlich besser, aber nun ja. Ich fand die Idee aus allem Kleidung zu machen, die zum Teil beeindruckender aussieht als in Mailand oder Paris, einfach genial. Jetzt läuft die Awards Show in Wellington und wir sind durch Zufall da! Karten? Pustekuchen… Aber man kann am Abend der Veranstaltung anderthalb Stunden vor Beginn am Veranstaltungsort, der BNZ Arena, vorbeigehen und sich auf eine Warteliste setzen lassen. Das haben wir gleich am ersten Abend versucht, waren aber zu spät dran. Als Entschädigung tanzten dann 14 Akteure direkt vor der Arena zu „Bei mir bist Du schön“. Und das natürlich in völlig verschiedenen Kostümen! Der zweite Anlauf am nächsten Abend war dann von Erfolg gekrönt. Ich muss sagen, ich war rettungslos begeistert. Die Show war genial, die Kostüme so, dass ich einige auch gern mit nach Hause genommen hätte, und die Tänzer hatten echt was drauf. Alles in allem hat es sich wirklich gelohnt! Eine der Merchandisetassen brachte es auf den Punkt: „WOW makes Lady Gaga look like a librarian“ - wirklich sehr treffend.

Wir bei der WOW!!!!!!!! Die Tänzer in Kostümen zu 'Bei mir bist du schön'

Sonst haben wir uns den Zoo angeschaut. Warum? Kiwis sind das Nationaltier und die sollte man irgendwann auf seiner Neuseelandtour auch gesehen haben. Ich persönlich finde die Tierchen putzig und doch irgendwie albern. Also haben wir versucht, uns welche anzuschauen. Man sollte wissen, dass es nachtaktive Tierchen sind und Fotos sind schwierig. Wir können jedenfalls behaupten, zwei gesehen zu haben.

Ach ja, und die Weta Cave haben wir uns auch angesehen (inklusive 25-minütigem kostenlosen Film). Und dieses Mal wollte ich unbedingt eine Workshop Tour machen. Das hat dann auch alles wunderbar geklappt. Unser Guide war Feuer und Flamme für seinen Job (Abgusshersteller) und Weta. Ich kann sagen, dass es beeindruckend war. Auch die kleinen Geschichten, was die großen Spielkinder tagtäglich machen, mit welchem Auto die letzte Hochzeitsfahrt (in Polizeibegleitung!) stattfand und für welche Filme was hergestellt wurde, hatten ihren Witz. Man muss auch kein Herr der Ringe-Fan sein, um sich dorthin zu bewegen. District 9, Elysium sowie Tim und Struppi sind nur einige Beispiele, wo Weta Workshop oder Weta Digital ihre Finger im Spiel hatten.

Den Rest der Zeit haben wir dann mit Stadt anschauen verbracht. So richtig die klassischen Sehenswürdigkeitentour haben wir uns dann allerdings nicht angetan. Eher gemütliches Schlendern. Das konnte man auch schon in Paparaumu gut machen (hat einen schönen Strand und durch Zufall auch einen niedlichen Wochenendmarkt). Letztlich hieß es dann Warten auf die Fähre in Wellington, welche dank eines Erdbebens Verspätung hatte. Ja, richtig gelesen. Neuseeland gehört zu den Ländern, wo Erdbeben fast an der Tagesordnung stehen, welche man meist jedoch gar nicht merkt. Auch von den 4,3 auf der nach oben offenen Richterskala haben wir nichts mitbekommen. Nun ja, wir sind mit Interislander dann noch gut aus Wellington weg gekommen, wenn auch mit etwas Verspätung. Ach ja, das Auto durften wir dann auch am Fährhafen lassen und das nächste in Picton einsammeln.

Womit wir uns von der Nordinsel verabschieden und endlich in den Süden kommen! Allein die Fährfahrt durch die Malborough Sounds ist schon sehr schön. Theoretisch kann man dort auch Wandern oder Paddeln gehen, was wir allerdings auslassen werden.

Mal schauen, was das Wetter so auf der Südinsel bringen wird. Bisher haben wir relativ viel Glück gehabt, trotz des Regens.

Granpa Dragon im Zoo von Wellington