14Sept
2016

Der Countdown läuft...

Nach 3 Jahren ist es endlich wieder soweit! Das Fernweh hat mich wieder gepackt und nach langem Planen (oder auch nicht) geht es wieder in die große weite Welt!

Die erste Weltreise liegt hinter mir, die zweite hoffentlich noch vor mir! Derzeit sind 3 Monate am Stück sprichwörtlich auf der anderen Seite der Erdkugel geplant. Nachdem ich einen solchen Schritt schon einmal gewagt habe, fällt es nicht schwer im Alltag immer wieder davon zu träumen. Sprich: Man schaut, wie ist das Leben in der Heimat, stellt fest, dass es ganz schön ist, aber man doch noch mal für längere Zeit weg möchte. So zumindest in meinem Fall. Nun habe ich den Vorteil, dass ich bezüglich meiner Ausbildung nach 3 Jahren an einem Punkt angekommen bin, an dem sowieso ein Wechsel anstand. Diesen habe ich dann genutzt zum Pläne schmieden. Im Klartext heißt das: Sonderurlaub ohne Lohnfortzahlung. Soetwas ist in vielen Branchen möglich, egal ob man es nun Sabbatical oder irgendwie anders bezeichnet. Meist ist der Arbeitgeber natürlich nicht so begeistert, aber nun ja. Mit Geduld und Spucke kann man zeitweise doch etwas erreichen. Eine gewisse Vorlaufzeit von etwa einem Jahr oder auch etwas weniger sollte man jedoch berücksichtigen. Bürokratische Mühlen mahlen bekannterweise langsam.

Beim letzten Mal (siehe die beiden Blogadresse am rechten Rand) hatte ich zeitweise Begleitung. Auch dieses Mal ging die Frage natürlich an meinen Bruder. Die Antwort bekam ich etwa im März/April diesen Jahres: Ja, ich habe Begleitung für die vollen geplanten 3 Monate!!! Für die ersten vier Wochen kamen dann noch 2 weitere Personen hinzu. :)

Dann stellte sich die Frage der Reiseziele. Neuseeland stand wieder einmal ganz oben auf der Liste. Zum einen, weil mich das Land so fasziniert und irgendwie auch noch nicht wieder losgelassen hat, zum anderen, weil der Rest der Reisenden ebenfalls ein gewisses Interesse daran gezeigt hat. Japan kam dann über meinen Bruder hinzu. Hm, Südsee? Ja, bitte! Wir sind ja gleich um die Ecke, oder nicht? Da viel die Wahl auf Fidschi, einfach weil es relativ einfach zu erreichen und doch sehr vielfältig ist. Tja, und das letzte Reiseziel ist Kambodscha. Hier hielt sich anfangs die Begeisterung meines Bruders in Grenzen, aber ich wollte schon immer mal Angkor Wat sehen! Letztlich habe ich dann doch Glück gehabt und er hat seine Zustimmung gegeben.

Dieses Mal bin ich etwas besser vorbereitet an die Planung gegangen. Hier gleich vorweg: Planung bezieht sich auf die Reiseumstände und organisatorischen Dinge, nicht auf die Ziele vor Ort. Diesbezüglich ist die Planung nämlich noch etwas wage. Aber dazu an der entsprechenden Stelle mehr!

Im Folgenden also wieder mein kleine Übersicht der Dinge, um die ich mich kümmern musste:

Arbeit/Arbeitsumfeld:

  • Antrag auf Sonderurlaub ohne Lohnfortzahlung (alternativ: Kündigung)
  • Meldung der Reise an Versorgungswerke u.ä.

Reisepass:

  • sollte für viele Länder auch zum Ende der Reise noch 6 Monate gültig sein
  • ggf. Visum (für Neuseeland braucht man beispielsweise ein Ausreiseticket!; für Kambodscha kann man Touristenvisa an den Haupteinreisepunkten des Landes erhalten), hier helfen die Hinweise des Auswärtigen Amtes weiter

Impfausweis:

  • Hinweis: wer zum ersten Mal weiter weg fliegt, sollte bedenken, dass er sehr wahrscheinlich viele Impfungen nicht hat → daher rechtzeitig zum Arzt (meist ist ein Tropenmediziner sinnvoll) oder Gesundheitsamt gehen zur Impfberatung und zur Durchführung der Pflichtimpfungen
  • Malariaprophylaxe, wenn nötig (Standby oder Chemoprophylaxe) → Klären, ob Krankenkasse das trägt, weil es ein recht teures Vergnügen ist
  • auch hier ist das Aufwärtige Amt mit seinen Länderinformationen sehr hilfreich

Reisekrankenversicherung:

  • bei den meisten gesetzlichen Krankenversicherungen fällt aktuell in den nächsten Monaten der bisher vorhandene 42 Tage umfassende Auslandsreiseschutz weg; die privaten Krankenversicherungen behalten ihren Schutz meist bei und umfassen z.T. mehrere Monate
  • wer länger weg will und in diesem Zeitraum kein Einkommen hat, fällt automatisch aus der Versicherung raus - und das ohne die 3-monatige Kündigungsfrist (nach Vorlage einer Kopie des Flugtickets und der Reisekrankenversicherung)! Eine Rücksprache sollte daher auf jeden Fall erfolgen!
  • eine Reisekrankenversicherung ist in jedem Fall notwendig und ist über Vergleichsportale leicht zu finden. Es lohnt sich, die Angebote zu vergleichen, da sie meist Tagessätze haben (deutliche Unterschiede, wenn USA/Kanada in den Reiseplänen enthalten sind oder der Reisende >65 Jahre alt ist)
  • ob für den Zeitraum der Reise eine Versicherung in Deutschland notwendig ist, ist nicht ganz klar - die Reisekrankenversicherung gilt in keinem Fall auf deutschem Boden! Sprich: Sollte ein Rücktransport nach Deutschland notwendig werden, braucht man hier eine Versicherung; wird das nicht notwendig, bleibt es zu diskutieren, ob es sinnvoll ist, 2 Versicherungen zu haben... (Willkommen im Rechtsstaat Deutschland! ;) )

Führerschein und Internationaler Führerschein:

  • wer Auto fahren will (außerhalb Europas), braucht sehr wahrscheinlich einen Internationalen Führerschein (13 Euro) → beim Bürgeramt oder bei der Führerscheinstelle beantragen (Vorsicht: in der ein oder anderen Stadt braucht der Beamte 1 Woche dafür...)

Vielfliegerkarte:

  • wer schon Vielflieger ist, sollte auch seine Karte mitnehmen (Miles and More, Flying Blue, …)
  • wer noch keiner ist und hauptsächlich mit einer Airline unterwegs ist, sollte darüber nachdenken, sich die entsprechende Karte vor Abflug zu organisieren

Taucher:

  • wer Taucher ist, sollte sein Brevet mitnehmen und eventuell seine letzten Tauchlogbucheinträge zum Nachweis, welchen Stand er hat
  • auf eine aktuelle Tauchtauglichkeitsuntersuchung sollte man achten

Anderes:

  • wer in Hostels nächtigen will, braucht ein Vorhängeschloss, um seine Sachen in die vorhandenen Spinde einzuschließen (zumindest in Südamerika und Asien)
  • ein Schlafsackinlet ist in manchen Ländern auch nicht zu verachten
  • Treckinghandtuch
  • ggf. Wäscheleine sowie Waschmittel (es gibt Teckingwaschmittel, was hochkonzentriert ist und daher nur wenig Platz wegnimmt, weil es für viele Ladungen reicht)
  • Tachenlampe oder Stirnlampe (plus Ersatzbatterien!)
  • Steckdosenadapter je nach Land (kann man z.T. auch vor Ort noch kaufen, aber manchmal sind die Preise eher Wucher als alles andere)
  • ein erste Hilfe Set schadet meist nicht (Plaster, Blasenplaster, Desinfektionsmittel sollte man sowieso dabei haben, alles andere ist Bonus)
  • ggf. Moskitonetz sowie Antimückenspray
  • ggf. Wachs für Wanderschuhe

So, das soll es zum Auftakt gewesen sein! Nur noch wenige Tage, dann geht es endlich los!

20Sept
2016

Stipvisite in Hongkong

Flagge Chinas

Das erste Ziel der Reise ist Neuseeland. Dieses Mal bin ich jedoch nicht allein unterwegs, sondern mit der gesamten Familie. Neuseeland liegt bekannter Weise in etwa genau auf der anderen Seite der Erde – zumindest von Deutschland aus gesehen. Wer also mal nachrechnet, der weiß, dass man eine unglaubliche Reisezeit dafür braucht. Sprich: Die meisten Reisenden werden einige Tage auf halber Strecke verbringen. Singapur, Kuala Lumpur oder auch Bangkok stehen meist zur Auswahl. In unserem Fall ging es von Düsseldorf nach Hongkong, denn alle anderen Städte hatten wir schon gesehen (oder zumindest ein Teil der Reisenden).

Aber zurück zu unserer Reiseroute. Nach Düsseldorf ging es mit dem Zug, der bezeichnenderweise schon 6:18 Uhr ging… Da wir den Tag vorher noch mit Packen, den letzten Besorgungen und Kaffeetrinken mit Freunden verbracht hatten, blieb nicht mehr viel Schlaf… Egal! Nach zweimal Umsteigen kamen wir nach insgesamt etwas über 4 Stunden am Flughafen an. Die Gepäckaufgabe war zweigeteilt: Ich hatte die teure Version eines „Müllsacks“ (auch Rucksackschutzsack genannt; was für ein Zungenbrecher… – versucht das mal in schnell und unter Alkoholeinfluss – ich kann mir nicht vorstellen, dass das noch was wird), in welchen ich einfach meinen Rucksack packen konnte. Mit einem Kabelbinder kann man dann sogar verhindern, dass er aufgeht. Mein Bruder hat so etwas aktuell jedoch noch nicht, da ich den Probelauf starte. Das lief dann allerdings darauf hinaus, dass mein Bruder zu einem anderen Schalter durfte, welcher sich logischerweise am anderen Ende der Check-In-Schalter-Reihe befand. Nun ja, wenigstens kein Kleintierschalter, wie in Frankfurt bei der Lufthansa. ;)

Das obligatorische vorher-nachher-Foto vom Packen. Nachher (14 kg + 5 kg) Am Bahnhof in aller Herrgottsfrühe...

Unser Flieger sollte um 13:25 Uhr abheben. Eigentlich reicht es ja, wenn man entspannt kurz vor dem Boarding durch die Kontrollen zum Gate geht (Ausnahme: Flüge in und über die USA – hier sind die angegebenen 3 Stunden leider kein Scherz). So auch in unserem Fall. Zumindest die Handgepäckkontrolle war sehr unkompliziert. Danach kam die Passkontrolle, was wir jedoch nicht so recht auf dem Schirm hatten. Nun ja, jedenfalls stand da eine gigantische Reihe an Leuten und bewegte sich nicht fort. Hat ja noch nichts zu heißen, also schauten wir nach. Saßen da nicht ernsthaft zwei einzelne Zollbeamte und versuchten der Flut an Leuten gerecht zu werden? Hatte der Rest gerade Mittagspause? Es ist letztlich nicht verwunderlich, dass es sogar Applaus gab, als sich endlich zwei weitere Kollegen hinzugesellten.

Aber es geht ja um Hongkong, welches wir nach fast 11 Stunden Flug am frühen Morgen erreichten. Es empfiehlt sich eine Octopus Card (scheckkartengroße Plastikkarte), welche in allen öffentlichen Transportmitteln funktioniert. Bis auf eine Bearbeitungsgebür bekommt man den Pfand wieder. Einziger Nachteil: Der Kauf sowie das Aufladen funktionieren nur über Bargeld. Beim Abheben sollte man dann dran denken, dass man immer in der Landeswährung abheben sollte und sich das auch in der Landeswährung auf der Abbuchung anzeigen lassen sollte. Wählt man Euro, so kommen zum Teil horrende Umrechnungsgebühren hinzu. Im Hotel (Eco Tree Hotel auf Hongkong Island, welches praktischerweise direkt neben einem der Metroausgänge von Sai Ying Pun liegt) bekamen wir gleich unser Zimmer und verpennten erst einmal den halben Tag. Es sind halt doch 6 Stunden Zeitunterschied.

Endlose Metrozüge (beim Anfahren und Bremsen gibt es ordentlich Wind!) 

Hongkong ist sicherlich eine Metropole, in der man Shopping vom Feinsten hat. Die Skyline ist geradezu atemberaubend und auch ein ganz kleines bisschen gruselig. Wenn man bedenkt, dass es einen Bezirk gibt, in dem zwischen 180.000 bis 250.000 Menschen auf einem Quadratkilometer wohnen… Zum Teil kann man die Wolkenkratzer als nichts anderes als Wohnsilos bezeichnen. Interessanterweise gehört Wandern zu den Hauptattraktionen. Wie passt das zu einer der beeindruckendsten Großstädte der Welt? Hongkong ist von Bergen umgeben und es gibt wohl auch ein gut ausgebautes Wegenetz. Viele Hongkonger nutzen das für Wochenendausflüge.

Ein beliebtes Ziel ist The Peak (eigentlich Victoria Peak), der Hausberg. Hier kann man per Bus und Straßenbahn extrem günstig hinkommen. Es lohnt sich wirklich, die die Fahrpreise zu studieren, da die für jedes Transportmittel unterschiedlich sind. Der touristische Weg, welcher auch deutlich schneller, aber teurer ist, ist natürlich die Standseilbahn.

Auf dem Weg nach oben (der letzte Rest ist Fußmarsch) trifft man den ein oder anderen Touristen – oder auch Hongkonger. Es ist ganz witzig, die Leute rätseln zu lassen, aus welchem Land man denn kommt. Ich sollte langsam eine Strichliste führen. Ganz oben an findet sich dann Schweden (gut, mein Bruder ist blond und blauäugig, allerdings fehlt der hühnenhafte Körperbau), dicht gefolgt von Frankreich (ich dachte immer, die haben einen sehr charakteristischen Akzent – abgesehen davon: „Isch spresche kein Frangsösisch“ ;) ). Danach folgen Länder Osteuropas wie Tschechien und Polen. Ach ja, dann finden sich meist schon die Niederlande, Österreich und zu guter Letzt Deutschland. Schon erstaunlich.

Wenn man jedenfalls ins Gespräch mit den Einheimischen kommt, erhält man klassische Tipps zu Sehenswürdigkeiten, auch im Großraum der Stadt, historische Informationen, erhält einen Einblick in Kantonesisch versus Mandarin (Chinesisch ist halt nicht Chinesisch) und geht eventuell mit einer Visitenkarte und der Empfehlung, doch mal wieder zu kommen, am Ende des Tages nach Hause.

Ausblick vom The Peak Ebenfalls Ausblick von The Peak

Ach ja, und eventuell noch mit ein paar Fotos, spätestens dann, wenn man mutig genug ist, die Leute darum zu bitten. Ich dachte immer, dass Japan das Land des Cosplay ist, was ja bei Buchmessen und entsprechenden Conventions auch in Deutschland sehr groß ist. Aber China? Nun gut, jedenfalls haben wir insgesamt 4 Cosplay-Damen während unserer Tour gesehen und alle waren mit professionellen Photographen unterwegs. Irre! Spannend wird es, wenn man dann sogar erkennt, um welche Figur es sich handelt!!! Ja, da kommt dann der kleine Otaku in mir wieder zum Vorschein. ;)

Cosplayerin Nummer 1 Und Cosplayerin Nummer 2 (Card Capter Sakura!!!)

Was gibt es noch in Hongkong? Gutes Essen! Hier trennt sich dann wieder die Spreu vom Weizen: wer vorsichtig ist und Englisch bei der Bedienung als Voraussetzung wünscht, dem wird zeitweise ein echtes Erlebnis entgehen. Wer aber todesmutig in einem Food Market landet, welche auch mal in der ersten Etage oder dem Keller von Gebäuden sein können, der kann versuchen, mal wie die Einheimischen zu essen. Auch hier wird sich nicht nur chinesisches Essen finden, sondern auch Indisch, Thailändisch oder Vietnamesisch. Die Speisekarten haben glücklicherweise meist Bilder und manchmal auch eine mehr schlechte als rechte englische Übersetzung. Man findet in solchen Ecken zielsicher mindestens einen anderen Deutschen, sonst jedoch auch noch internationale Studenten und andere todesmutige Reisende. In die Küche der kleinen Stände sollte man eventuell erst hinterher schauen, wenn man Bedenken zwecks Hygiene haben sollte. Netterweise bekommt man sein Geschirr jedoch in einer Schüssel mit sehr heißem Wasser. Man hat also die Chance sich davon zu überzeugen, dass es sauber ist (solche Details haben wir erst hinterher verstanden, vorher wäre ja auch langweilig gewesen).

Sonst haben wir uns an touristischen Dingen noch den Kowloon Walled City Park angeschaut. Insgesamt gibt es sehr viele schöne Parks in Hongkong. Wir haben uns den genannten aufgrund der Historie ausgesucht. Die Walled City war lange Zeit ein Schandfleck in Hongkong oder anders gesagt ein beeindruckender Slum mit selbst gezimmerten Hochhäusern, welche auch mal kartenhausartig zusammen fallen konnten. Mit Fähre und Bus ist die Walled City leicht zu erreichen.

Nicht weit vom Park ist der Wong Tai Sin-Tempel, ein taoistischer Tempel. Inmitten der modernen Häuser wirkt er ein bisschen wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Sobald man ihn jedoch betritt, weiß man, dass er aktueller denn je ist. Die Anzahl an Räucherstäbchen, die einem sprichwörtlich den Atem nehmen konnten sowie die vielen Leute vor den einzelnen Schreinen und bei den Handlesern und anderen Orakel (ich wusste noch nie, wie dieses Stäbchenorakel heißt, was man selbst machen kann) zeigen, dass auch in einer hochmodernen Stadt der Glaube eine sehr große Rolle spielt. Und dann darf es auch wieder traditionell sein, bunt, mit Musik und entsprechenden Opfergaben.

Im Kowloon Walled City Park. Der Wong Tai Sin Tempel. Diese junge Frau führte ein sehr langes Zwiegespräch... Ebenfalls im Tempel.

Neben dem Tempel befindet sich die Tempel Mall. Ich bin ja kein großer Freund von diesen gigantischen Einkaufszentren, von denen Hongkong unzählige hat, aber wenn es ums Essen geht, so muss ich hier doch ein kleines und vor allem sehr gut besuchtes Restaurant erwähnen (in der Temple Mall South): Shanghai Lao Lao. Hier gibt es Dumplings und ähnliche Leckereien sowie sehr gute Suppen. Man muss eine Nummer ziehen und angeben, wie viele Personen essen wollen. Zu Stoßzeiten dürfte es hier schwierig werden, aber die Hongkonger sind verdammt schnell im Essen. Es war allzeit leicht ersichtlich, dass wir Touristen deutlich länger zur Auswahl sowie auch zum Speisen benötigten… Ach ja, man kann den Köchen auch beim Zubereiten durch eine Glaswand zuschauen. Echt genial!

Sonst blieb uns nur noch ein Spaziergang durch die Hollywood Street und das angrenzende Viertel zum Abschluss. Hier gibt es Restaurants am laufenden Band. Spannender war es tatsächlich im Viertel um unser Hotel die Läden zu begutachten, sich über die Doppelstockstraßenbahnen zu amüsieren oder auch die überdachten Fußwege auf Höhe der ersten und zweiten Etagen der Gebäude zu nutzen um von A nach B zu kommen.

Einer der Läden direkt neben unserem Hotel. Sicherlich ein Touristenboot, aber toll, oder?

Hongkong ist in der Hinsicht echt eine Stadt, welche man zu Fuß, per öffentlicher Verkehrsmittel oder auch per Fähre erkunden kann. Nur vom Auto sollte man die Finger lassen. Zum einen ist es wahnsinnig teuer, zum anderen herrscht Linksverkehr. Das wäre ja noch kein Problem, wenn sich denn auch die Fußgänger daran halten würden… Da Hongkong aber nur eine Enklave ist, sind die Fußgänger meist im Rechtsverkehr unterwegs (Rolltreppen sind dann aber wieder links...). Mich als arme kleine Touristin hat das zeitweise sehr verwirrt.

Am letzten Tag haben wir dann den City Check-In genutzt. Das ist eine sehr tolle Angelegenheit, weil man schon früh sein gesamtes Gepäck im Zentrum aufgeben kann und dann nur noch mit dem Handgepäck unterwegs ist. Gut, man muss dafür natürlich mit dem Airportexpress fahren, aber es gibt Schlimmeres und wenn man an dieser Stelle nicht zu geizig ist (man kann nämlich auch sehr günstig mit dem Bus zum Flughafen fahren), dann ist es die Freiheit echt wert. Einziges Manko: Für die Einreise in Neuseeland muss man ein Ausreiseticket vorweisen, sonst bekommt man sein Visum nicht. Soweit so gut. Wir hatten allerdings eine sehr engagierte Mitarbeiterin von Air New Zealand, welche sämtliche unserer weiteren Flugtickets sehen wollte… Logischerweise hatte ich nur das erste im Handgepäck… Also wieder den gesamten Rucksack auspacken, Ticket rausfischen, dann wieder einpacken und aufgeben. Spaß in Tüten.

Danach blieb uns jedenfalls noch genügend Zeit etwas zu Essen (Greyhound Cafe in der ifc Mall – auch empfehlenswert, hat gute thailändische Küche, aber auch eine bunte Mischung aus allem, was man sich nur vorstellen kann und eine gigantische Auswahl an Süßkram) bevor es zum Flughafen ging und wir in den Flieger nach Neuseeland stiegen.

Will uns dieses Straßenschild etwas sagen? ;)

22Sept
2016

Kia ora Aotearoa!

Flagge Neuseelands

Endlich in Neuseeland! Man braucht von Hongkong aus noch einmal die selbe Flugzeit wie von Düsseldorf nach Hongkong. Es ist schon erstaunlich, wie viele Filme man in dieser Zeit so anschauen kann. Nicht, dass man sich hinterher besonders gut daran erinnern könnte, da man das ja doch irgendwie im Halbschlaf macht… Die Zeitverschiebung zu Deutschland beträgt übrigens 10 Stunden.

Die Planung für Neuseeland war dieses Mal noch besser als beim letzten Mal. Aber vielleicht sollte ich anders anfangen: Bis etwas über eine Woche vor dem Abflug war ich anderweitig beschäftigt (es ist schon toll, wenn Lasten von einem abfallen, wenn man alle wichtigen und gefürchteten Termine vor einem langen Urlaub abhaken kann). Eigentlich war es ganz einfach konzipiert: Ich war schon einmal vier Wochen in Neuseeland, der Rest der Familie nicht. Da wir in der Nebensaison unterwegs sein werden, war ich der Meinung, dass man nicht viel im Voraus buchen muss. Es sollte sehr viele Optionen geben, auch wenn man zu viert unterwegs ist. Um den Rest wollte ich mich dann kümmern, also die Sachen, was, wie, wohin und ähnliches. Sprich: Das erste Hotel und ein Auto für die gesamte Zeit, mehr wurde nicht organisiert. Die Idee war gut, die Umsetzung abenteuerlich. Ich hätte den Beitrag auch „Planlos nach Neuseeland“ nennen können in Anlehnung an „Planlos nach Südafrika“ vor 3 Jahren…

Es ging mit Packen los – Ende Winter/Beginn Frühling. Brrr… Ach ja, dann so Kleinigkeiten wie ein Weiterflugticket, um wieder aus Neuseeland wegzukommen. Hatte ich erwähnt, dass man auch ein Ausreiseticket haben muss, sonst lassen sie einen gar nicht erst einreisen? Organisatorisch ist die aktuelle Reise ein heilloses Durcheinander. Als mein Bruder 3 Tage vor dem Abflug eintrudelte, ging es also an solche kleineren, völlig unwichtigen organisatorischen Dinge:

- Flugticket Christchurch – Nadi (Fidschi),
- Flugticket Nadi – Sapporo (Japan),
- Visum Kambodscha (online beantragen), auch ohne, dass wir ein Flugticket haben und
- Wanderung auf Fidschi.

Und da fehlt noch so einiges, was ich an gegebener Stelle erwähnen werde, damit klar wird, wann (aka wie spät) wir uns um so manches kümmern...

Ein Positives hatte diese Planlosigkeit jedoch: Ich glaube, so einen entspannten Start hatten wir noch nie. Hätte ich geahnt, in was für einen Stress das für mich ausarten würde, hätte ich vielleicht doch versucht, die Planung jemand anderem unterzujubeln… Tja, Pech gehabt. Somit muss ich dann meine Abende mit Lesen und Planen verbringen. Beim Buchen der Unterkünfte habe ich tatkräftige Hilfe. :) Die Frage „Gibt es Heizdecken?“ kann hier entscheidend sein. Ach ja, und kostenloses WLAN natürlich auch. Und ein kostenloser Parkplatz. Und natürlich relativ günstig. Im Verlauf kam dann noch das Kriterium einer Mischbatterie für das Waschbecken im Bad hinzu (echt!).

Backpacker sind somit häufig raus. Abgesehen davon sind Gemeinschaftsbäder rigoros abgelehnt worden… Der Beginn der Reise wird somit deutlich luxuriöser als erwartet. ;)

Aber das nur am Rande. Los ging es in Auckland, einer Stadt, die es mir auch im zweiten Anlauf nicht wirklich angetan hat. Ja, es gibt gutes Essen, aber sonst? Nun ja, für uns war es nur ein Sprungbrett, um weiter zu kommen. Trotz allem waren wir zwei Nächte im Waldorf-Celestion-Apartment Hotel. Den ersten Tag haben wir wieder glorreich verpennt. Nur „Essen fassen“ stand so wirklich auf dem Plan. Durch Zufall sind wir genau in der Tyler Street Garage gelandet, welches im lokalen Informationsblatt als Empfehlung enthalten war. Die Pizza war auch nicht verkehrt.

Vielleicht sollte ich erwähnen, dass Neuseeland ein geniales System von i-Sites hat. Das sind die Informationszentren, wo es eine Unmenge an kostenlosem Informationsmaterial gibt und natürlich sehr fähige Mitarbeiter, die einen sehr kompetent beraten können, egal, worum es geht. Wenn sie keine Ahnung haben, dann googeln sie selbst oder rufen in einer anderen i-Site an, von der sie wissen, dass die die Antwort kennen. Buchungen aller Art, inklusive Unterkünfte sind hier ohne Aufpreise ebenfalls möglich.

So - was macht man in Auckland, wenn ich die Stadt nicht wirklich faszinierend finde? Man organisiert eine Simkarte (gibt es relativ günstig bei Vodaphone für Reisende) sowie Essen (wir sind weitgehend als Selbstversorger unterwegs). Dann hatten wir den Tipp bekommen, dass es mindestens zwei Icebreaker Outlets gibt. Also muss man da hin und seine „Schafherde“ erweitern (für alle, die gerade nicht wissen worum es geht: Icebreaker ist eine Marke, die Kleidung aus Merinowolle herstellt und Neuseeland ist das Mekka für diese Schafe – man beachte: 6 Schafe auf einen Einwohner Neuseelands). Wir waren dann im Post Office Mittag essen, welches ganz gut war (frittierte Mac&Cheese – was will man mehr?).

Danach ging es für uns in die Waitakere Ranges, welche im Westen von Auckland liegen. Hier kann man sehr gut wandern gehen, was wir dann auch gemacht haben. Hier sind wir den Mercer Bay Loop Track (wunderschöne Ausblicke über die Küste) sowie über den Kitekite Track zu den Kitekite Wasserfällen gelaufen (man spricht das übrigens Kitty Kitty aus…). Da wir irgendwie immer schneller waren als die angegebenen Zeiten, haben wir unsere Wanderung dann erweitert und sind noch den Connect Track zum Winstone Track und dann den Home Track gelaufen. Wenn man jetzt mal nachrechnet – wir waren vormittags einkaufen, dann essen, dann ein bisschen wandern, dann weiter wandern – dann wird man feststellen, dass es irgendwie abends wurde. Und tatsächlich! Wir endeten im zappen dusteren Wald, wo es natürlich die letzte Strecke schön bergab geht. Wäre ja sonst langweilig. Aber ein gut vorbereiteter Wanderer hat Stirnlampen im Gepäck! Irre, dass wir soweit gedacht haben…

Ausblick auf die Küste - und ja, ganz trocken war es nicht. Und die andere Seite :)

Als Anekdote ist hier zu erwähnen, dass wir uns im Kauri-Gebiet befinden. Kauris sind Bäume, die durch die Menschen aufgrund des sehr gerade Wuchses Anfang des letzten Jahrhunderts sehr stark dezimiert wurden. Aktuell leiden sie unter der Kauri dieback diseasse, weshalb es in den Hauptgebieten Putz-/Waschstationen gibt. Ist schon lustig, wenn man mitten im Wald steht und Schuhe und Wanderstöcke putzt. :) Haben wir aber gewissenhaft gemacht, da wir die schöne Natur erhalten wollen.

Eine 'Waschstation' für Schuhe und Wanderstöcke - mitten im Wald Und so funktioniert das Ganze dann

Nach einer weiteren Nacht im Hotel ging es dann los, die Nordinsel erkunden, aber dazu im nächsten Beitrag mehr.

P.S.: 'Kia ora' heißt so viel wie 'hallo' oder 'willkommen'. 'Aotearoa' ist die Maori-Bezeichnung für Neuseeland und bedeutet 'Land der langen weißen Wolke' - wenn man so das Wetter hier betrachtet, ist der Titel eindeutig verdient. :)

Mein Bruder und ich fallen gern mal aus dem Rahmen ;)

28Sept
2016

Heißes Wasser, Schwefel und Regen

Ausblick vom Cathedral Cove Parkplatz auf der Coromandelhalbinsel

Wer meine letzte kleine Weltreise verfolgt hat, dem wird auffallen, dass ich beim letzten Mal in Neuseeland von Queenstown nach Auckland gereist bin. Dieses Mal ging es ja in Auckland los und wir reisen nach Süden. Grund hierfür ist die Tatsache, dass wir in den Frühling geflogen sind (während in Deutschland kurz vor dem Abflug noch über 30 Grad Celsius waren – seither wohl nicht mehr) und den Sommer hinter uns gelassen haben. Das hat natürlich zur Folge, dass es recht kalt und, wie wir mittlerweile wissen, sehr regnerisch sein kann. Um wenigstens etwas besseres Wetter im Süden zu haben, hatten wir im Vorfeld beschlossen, dass wir mit dem Frühling reisen. Im Nachhinein hat sich das als sehr gute Entscheidung heraus gestellt.

Von Auckland aus ging es nicht wie für viele im Hochsommer Reisende in den „hohen Norden“. Aufgrund der noch geringen Temperaturen (wenn wir mal 15 Grad Celsius haben, sind wir schon sehr froh) und somit des kalten Badewassers entschieden wir uns gegen die wohl beeindruckenden Strände. Ein Neuseeländer – also ein „Kiwi“, wie sich die Neuseeländer liebevoll nach ihrem Nationaltier nennen – hat uns verraten, dass Neuseeland denselben Umfang an Stränden hat, wie die gesamte USA… Wem einer also nicht gefällt oder zu voll ist, der sollte sich einfach einen anderen Strand suchen. :-)

Für uns ging es in den Nordosten auf die Halbinsel Coromandel. Hier war ich beim letzten Mal auch schon, jedoch wählten wir die Reiseroute so, dass wir eine andere Strecke fuhren. Initial hatten wir über die Wanderung auf die sogenannten Pinnacles nachgedacht, es dann aber als erste Wanderung verworfen. Witzigerweise findet sich, wenn man die Pinnacles googelt, als einer der ersten Einträge ein Blog, der diese Wanderung als die schlimmste im Leben der Probandin beschreibt. Sie selbst hat es mittlerweile auf sehr humorvolle Art und Weise revidiert. Viel interessanter ist allerdings ein anderer Eintrag in ihrem immer noch laufenden Blog: Wanderungen auf der Nordinsel für Weicheier (great walks for wusses – my top 10 north island day walks). Eine Wanderung davon hat mich so begeistert, dass sie unmittelbar auf unserer Route Einzug hielt: Collins Drive Loop in Broken Hills. Wir begaben uns über den Puketui Walk sowie den Water Race Link Track dorthin und über den Main Range Track zurück. Collins Drive ist ein ca. 500 Meter langer alter Minentunnel, welcher komplett dunkel ist. Hier braucht man also Stirnlampen und vorzugsweise eine Regenjacke, da es recht feucht werden kann. Warum tut man sich so etwas an? Ganz einfach: Es gibt dort Glühwürmchen! Wir haben für die Strecke von einem halben Kilometer fast eine Stunde gebraucht… Es war echt toll!!! Glühwürmchen sind übrigens nicht gleich Glühwürmchen. Im Englischen ist hier die Unterscheidung deutlich einfacher: Glowworms und Fireflies. Wir hatten tatsächlich die Würmchen. Ach ja, wer aufmerksam ist, der hat zum Teil auch Chancen auf Wetas. Ich hab die „Viecher“ bisher nur auf Bildern gesehen. Hübsch ist anders, aber ein bisschen skurril sehen die schon aus. Meine Mutti hat sie wahrscheinlich sogar gesehen, so aus den Augenwinkeln heraus weg huschenderweise, wusste aber nichts damit anzufangen. Ich hab‘s halt erst danach gelesen… Dumm gelaufen.

Willkommen in der Regenwolke! Finde den Weg!

Von dort aus ging es zum Hot Water Beach. Dieses Mal hatten wir vorher recherchiert, wann denn nun Ebbe ist, denn nur dann lohnt es sich richtig. Nach einem kleinen Abstecher zu unserer Unterkunft (The Church Accomodation in Hahei, welche ein echt tolles spanisches Restaurant hat) ging es mit einem Klappstuhl sowie 3 Spaten bewaffnet zum Strand (kostenlos erhalten, kann man aber sonst wohl im Café vor Ort auch ausleihen). Dort war es tatsächlich schon etwas voll und man konnte die Empfehlung, einfach zu warten, bis jemand seinen schon vollständig gebuddelten Pool verlässt und diesen dann ganz dreist zu übernehmen, sehr gut umsetzten. Es hat schon was, wenn man in voller Kleidung im Strand ein Loch gräbt, um sich dann in Badeklamotten hineinzulegen… Leider muss man immer wieder nacharbeiten, da durch die eigene Bewegung sowie die Wellen immer wieder Sand im Pool landet. Man sollte übrigens aufpassen, da man sich auch verbrühen kann.

Willkommen am Hot Water Beach! Bearbeitung des glücklicherweise schon vorgebuddelten Pools... ... und das fertige Produkt mit Nutzern!

Weiter ging es am nächsten Tag zur Cathedral Cove. Ein vollständig planierter Weg bringt einen in etwa anderthalb Stunden hin und auch wieder zurück. Wer das klassische Foto haben will, der sollte allerdings darauf achten, dass gerade Ebbe ist. Man kann es natürlich auch wie ich machen und ohne Badeklamotten – aber immerhin mit abgezippten Hosenbeinen! – durch die reinrollende Flut laufen, um dieses Foto zu bekommen… Ich schwöre, so hoch sahen die Wellen wirklich nicht aus! Nun ja, mein Verhältnis zu Wasser war schon immer ein interessantes (siehe letzter Blog Salkantay Trail). Das Wasser war erstaunlich warm, aber mit dem kalten Wind hieß es für mich dann ziemlich schnell wieder zum Auto zurück zu laufen. Die anderen Aussichtspunkte und Buchten haben sich meine Eltern dann allein angeschaut. Mein Bruder hatte von vornherein die zweifelhafte Ehre das Auto zu hüten, da er sich am Vortag beim Durchqueren eines Zuflusses zum Meer am Hot Water Beach im Dunkeln einen Zeh blau geschlagen hatte (zum Kühlen gab es später in Ermangelung eines Eisbeutels gefrorene Erbsen ;) ).

Einmal durch die hereinrollende Flut... ... auf die andere Seite! Das ist das Ergebnis - nass bis auf die Knochen Gemstone Bay (Abzweig vom Cathedral Cove Walk)

Danach ging es gen Süden. Erster Stopp war ein Kauri Grove Walk. Das muss dann schon mal sein, wenn man schon im Norden der Nordinsel ist, auch wenn wir nicht die richtig alten Bäume gesehen haben. Einen weiteren Zwischenstopp legten wir noch in der Karangahake Gorge ein. Hier stand der Windows Walk Loop Track auf unserer Wunschliste. Meinen Bruder haben wir schlafenderweise wieder im Auto gelassen, während wir uns mit Stirnlampen bewaffnet auf den Weg gemacht haben. Warum? Weil wir immer noch oder schon wieder im Minengebiet sind. In Neuseeland wurde in der Vergangenheit sehr viel abgebaut, von Erzen bis hin zu Gold. Es gibt diesbezüglich viele Heritage Sites. Aber zurück zum Windows Walk, welcher seinen Namen von den Öffnungen im ehemaligen Stollen nach draußen zum Fluss hin hat. Nach Collins Drive Loop ist dieser Weg allerdings eher niedlich. Er lohnt sich, ist aber nicht ganz so beeindruckend. Fies war, dass wir den selben Weg wieder zurück mussten, weil ein Teil des Wegen derzeit aufgrund von Instandsetzungsarbeiten geschlossen ist… Da wir dann aber viel zu kurz unterwegs waren, haben wir noch beschlossen, den Rail Tunnel Track mitzumachen. Und dann noch den Bahntunnel selbst, welcher sich für einen Kilometer schnurgerade hinzieht. Auch hier gibt es Glühwürmchen, sprich, man braucht nicht unbedingt eine Stirnlampe, um durch zu kommen, schaden tut es allerdings auch nicht. Mit dem Wetter hatten wir Glück: Unsere Wanderungen haben wir genau zwischen den Regengüssen machen können. Perfektes Timing!

Was wir gerade in rot hatten, gibt's hier in blau! Echt groß, diese Kauris! Der Eingang zum Windows Walk - fällt gerade zusammen... Ein Blick aus einem der 'Fenster' Ach ja, ein bisschen Indianer Jones kann man auch spielen :) Ein Licht am Ende des Railway Tunnels - mit Schattenfigur!

Das nächste Reiseziel war Matamata. Ja, wenigstens eine ‚Herr der Ringe‘-Aktion muss ja sein und da ist Hobbiton relativ unverfänglich. Unterkunftstechnisch war es ein bisschen schwieriger als erwartet, etwas in unserer Wunschpreisklasse zu finden. Letztlich landeten wir im Doomsday… äh… DHomestay. Nein! Dieser Lesefehler war ganz bestimmt nicht der Grund, warum wir uns dort einnisteten! ;) Lustigerweise wird diese Unterkunft von einem deutschen Auswandererpärchen unterhalten… Die Welt ist halt doch ein Dorf. Außer uns war nur noch eine Französin da, was die Sache mit dem Gemeinschaftsbad sehr einfach machte. Das Essen war toll und auch sonst können wir uns bezüglich Gastfreundlichkeit nicht beschweren. Einziges Manko: Die Betten waren extrem weich.

Ach ja! Wir haben die Neuseeländische Zeitumstellung mitmachen dürfen. Wir haben jetzt also 11 Stunden Zeitunterschied zu Deutschland.

Was kann man in Matamata neben Hobbiton noch machen? Nicht wirklich viel verglichen mit anderen Regionen Neuseelands. Es gibt jedoch den Wairere Falls und genau den haben wir uns dann in reduzierter Besetzung auch angeschaut. Warum reduzierte Besetzung? Manchmal braucht man eben doch mal einen Tag Erholung zwischen dem Rumreisen – unglücklicherweise war der aktuell gar nicht eingeplant, aber wenn es einen der Meute dann umhaut, muss man nach Alternativen suchen. Wandern eben, während einer sich erholt und einer den ‚Kranken‘ hütet. Wie gesagt, im DHomestay stellte das glücklicherweise überhaupt kein Problem dar. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle!!!

Unsere Wanderung fand – wie sollte es auch anders sein – natürlich im Regen statt. Wer gut ausgerüstet ist, rückt natürlich unter anderem mit einem Regenschirm an. Ja, warum auch nicht? Hält trocken, kann man problemlos wieder zusammenpacken, kann zum Balancieren genutzt werden und zaubert so manch anderem ein Lächeln ins Gesicht.

Unterwegs bekamen wir mehrfach gesagt, dass der Weg bis zur ersten Stufe des Wasserfalls nicht passierbar wäre aufgrund des Flusses. Nun gut, man kann ja trotzdem so weit laufen, wie es geht. Soweit so gut. Erstaunlich, wenn man dann doch oben ankommt. Äh, ja, ein bisschen über Steine klettern und an Wurzeln oder helfenden Händen festhalten war dabei, aber so schlimm, dass man aufgeben musste, war es dann doch nicht. Und wir haben letztlich noch weitere vier Personen angetroffen, die schon auf der Endstrecke waren und somit die Fluten überquert hatten. Aber klar, immer erst einmal die ‚Regenschirmweicheier‘ auslachen!

Regenschirmweichei Nummer 1 Und Nummer 2 Der doch recht volle Fluss Am Ziel: Aussichtspunkt erste Stufe des Wasserfalls

Nachdem wir Hobbiton dann doch noch im strömenden Regen angeschaut hatten, ging es weiter nach Rotorua. Und ja, ich glaube, dass Hobbiton keiner weiteren Erläuterungen bedarf. Schön war‘s! :)

Huch, da ist ja die Tür offen! Der Imkerhobbit! Nein, es regnet überhaupt nicht! Jemand zu Hause?

Rotorua begrüßte uns mit dem wohligen Geruch verfaulter Eier – Schwefel aus den unzähligen heißen Quellen vulkanischen Ursprungs, welche es in der Region gibt. Unter kamen wir für die nächsten zwei Nächte im Aywon Motel.

Was macht man in Rotorua? Man schaut sich Redwood-Bäume an. Ja, wer schon mal in Kalifornien war, der wird lachen, weil die Bäume gerade mal 120 Jahre alt sind, aber schick sind sie trotzdem. Und eine Umarmung soll bekanntlich Glück bringen. Der ein oder andere Baum sieht auch schon abgeschuffelt aus. ;)

Abgeschuffelter Redwood-Baum Immer diese 'Umarmungen' von Bäumen... Baumgiganten

Dann gibt es an vielen Orten in Neuseeland die Option, sich Maoridörfer oder Shows anzuschauen. Das haben wir dann auch gemacht und zwar im Mitai Maori Village. Hier war ich auch schon beim letzten Mal gewesen und es lohnt sich auch noch ein zweites Mal (in der i-Site in Matamata gab es, als wir dort waren, gerade ein Sonderangebot, was uns 15 Doller pro Person gespart hat). Das Essen war sehr gut, die Show toll und die Glühwürmchen in freier Wildbahn waren auch sehr schön! Regen gehörte auch hier wieder dazu, aber nun ja. Wenn man von der Tatsache absieht, dass wir unsere Regenschirme vergessen hatten…

Die Ähnlichkeit ist verblüffend

Wir hatten den Tipp bekommen, dass man sich doch unbedingt die Hamurana Springs (also Quellen) anschauen sollten, welche sich am nördlichen Ende des Lake Rotorua befinden. Dieser Tipp war Gold wert, wie wir feststellen konnten. Außer ein paar Kiwis, also Einheimischen, verirrte sich so gut wie niemand dorthin und die Quellen sind wirklich beeindruckend (die größte Quelle: 15 Meter tief, 4.500.000 Liter/Stunde!). Es gibt natürlich noch mehr Quellen in diesem Gebiet, aber nicht ganz so mächtig. Ach ja, und auch Redwood-Bäume sind hier ebenfalls vertreten.

Hamurana Springs - die Hauptquelle Unglaublich klares (und kaltes) Wasser

Weiterhin kann man sich noch den Kuirau Park anschauen. Hier gibt einige Becken, wo man seine Füße in warmes beziehungsweise heißes Wasser halten kann. Natürlich kann man auch ein paar Thermalquellen bestaunen. Weiterhin gibt es noch Government Gardens. Hier ist das Rotorua Museum (in dem wir nicht waren). Der Rundweg am See entlang war jedoch nicht so ganz empfehlenswert… Die örtliche Minifliegen- oder Mücken- oder was-auch-immer-Population hat die Runde deutlich schneller gemacht als geplant. Und es hat auch erklärt, warum so einige der Anwesenden einfach mal nicht aus ihren Autos ausgestiegen sind…

Am letzten Tag ging es dann ins Wai-O-Tapu Thermal Wonderland. Auch hier gibt es in der Region wieder unzählige Thermalparks. Wahrscheinlich nehmen sie sich alle nicht viel. Der eine hat einen großen Geysir, der nächste Schlammpools, der wieder nächste die meisten Farben oder auch die längsten Wanderwege. Es sind hier der Phantasie sicherlich keine Grenzen gesetzt. Ich persönlich mag das Theramal Wonderland, weil es wirklich schöne Farben hat.

Artist's Plate

Danach probierten wir einen weiteren Tipp aus: Kerosene Creek. Hier kann man kostenlos in einem Fluss baden gehen. Ja, auch bei verhältnismäßig niedriger Außentemperatur, da auch hier eine heiße Quelle direkt in den Fluss kommt und es sehr schön warm ist. Witzigerweise schienen so einige andere diesen Tipp auch erhalten zu haben – oder aber sie haben einfach Google gefragt nach kostenlosen Dingen in und um Rotorua. Ohne Auto ist man hier jedoch aufgeschmissen.

Von Rotorua aus ging es dann zum Lake Taupo, was allerdings nur eine Zwischenstation war. Wir nutzten die Gelegenheit uns Huka Falls (9 Meter Falltiefe, 200.000 Liter/Sekunde) sowie Craters of the Moon anzuschauen. Letzteres ist jedoch seit einigen Wochen nicht mehr kostenlos. Wenn man einen anderen Thermalpark gesehen hat, lohnt es sich nicht wirklich.

Man weiß übrigens, dass man im Urlaub angekommen ist, wenn man am Lake Taupo steht und Bimsstein über den See hüpfen lässt. Ich kann bestätigen, dass das deutlich einfacher ist als mit normalen flachen Steinen. Die hüpfen wirklich gut! Und nein, das zählt nicht als schummeln, ehrlich nicht!

Der nächste Stopp ist Turangi. Mal schauen, ob Tongariro Crossing möglich ist. :)

Ich mag Baumfarne

01Oktober
2016

Zwischen Vulkanen und Kunst

Blick auf Mount Ngauruhoe (der einzige, den wir je hatten!)

In Turangi sind wir im Judges Pool Motel untergekommen. Man sollte wissen, dass es außer einem Einkaufsmarkt und in etwa genau einer Kneipe (Turangi Tavern) nicht wirklich was gibt. Als Selbstversorger kommt man somit gut klar. Die meisten Leute kommen eh zum Ski fahren, Wandern oder aber auch zum Forellen fischen hierher. Die kann man dann gern auch auf dem meist bereit gestellten Grill selbst zubereiten.

Wir haben uns in den Nationalpark begeben, weil dort Tongariro Crossing liegt. Die alpine Wanderung hatte ich das letzte Mal schon absolviert und da sie zu den schönsten Tageswanderungen der Nordinsel gehört, wollten wir schauen, wie es dieses Mal aussieht. Schon auf dem Weg nach Turangi hat man uns an der i-Site in Taupo gesagt, dass die Querung aktuell vielleicht nicht zu empfehlen ist. So ganz wollten wir das noch nicht glauben, also haben wir das gemacht, was jeder gute Tourist tun sollte: Man begibt sich frühzeitig zu einem DOC Stützpunkt. DOC steht für ‚Department of Conservation‘, welche ähnlich wie die i-Sites ausgebaut sind, sich jedoch mit sämtlichen Wanderwegen beschäftigen und diese auch in Stand halten. Hier bekamen wir dann gesagt, dass derzeit noch Lawinengefahr aufgrund sehr warmer Winde besteht. Abgesehen davon konnten wir vom Auto aus schon sehen, dass man verhältnismäßig wenig sehen konnte. Die Wolken hingen verdammt tief, so dass sich Mount Ngauruhoe sowie Mount Ruapehu beide sehr bedeckt hielten und man Mount Tongariro nicht mal erahnen konnte… Was ist die Alternative, wenn man trotzdem mal in das Gebiet möchte? Tama Lakes! Den Tipp hatten wir schon in Taupo erhalten und er wurde uns auch in Whakapapa Village ans Herz gelegt. Natürlich gibt es unzählige kleinere Wanderungen, aber wir wollten dann doch mal eine Ganztageswanderung machen. Also wurden es Tama Lakes, wo es einen oberen und einen unteren gibt. Wir hatten tolle Ausblicke (vor allem auf das Gebiet von Tongariro Crossing – schon beeindruckend, was ein paar Kilometer für einen Wetterunterschied bringen, wir hatten deutlich weniger Regen). Ja, das ein oder andre Mal brauchten wir dann doch unsere Regenschirme, aber das waren wir ja schon gewöhnt und nach ca. 5 Stunden 45 Minuten kamen wir auch wieder am Ausgangspunkt an. Ach ja, die Runde vervollständigten dann noch die Taranaki Falls. Was wir nicht ganz auf dem Schirm hatten, war die Tatsache, dass bei Sonnenschein, den wir interessanterweise zwischenzeitlich auch hatten, Sonnencreme angebracht gewesen wäre. Nun ja, ein bisschen Sonnenbrand hatte ich dann doch im Gesicht… Man sollte alpine Lagen eben doch nicht unterschätzen.

Panoramaaufnahme im Tongariro Nationalpark

Lower Tama Lake Upper Tama Lake Ein bisschen Regen, ein bisschen Wind... Taranaki Falls

Zur Erholung ging es auch dieses Mal wieder nach Tokaanu in die örtlichen Thermalquellen. Ich sollte vielleicht anmerken, dass ich mal wieder gelernt habe, dass man in zu warmem Wasser schwitzen kann. Der Gemeinschaftspool ist hier harmlos, aber wenn man es richtig macht, dann geht man für 2 Doller mehr zusätzlich für 20 Minuten in einen der Privatpools. Sehr lustig, vor allem, wenn man bei einem Familienmitglied dann lernt, dass es eine Höchsttemperatur gibt, die man beim Baden nicht überschreiten sollte. Der Kreislauf lässt grüßen. ;)

Am nächsten Tag ging es dann nach einer Wanderung um den Lake Rotopounamu schnurstracks nach Wellington. Zumindest war das die Idee. Womit wir nicht so ganz gerechnet hatten (wir sind bekanntlich in der Nebensaison unterwegs), war die Tatsache, dass derzeit die Frühlingsferien in ganz Neuseeland sind. Und weiterhin läuft das Frühlingsfest im Botanischen Garten und die World of Wearable Art. Auf Letzteres komm‘ ich später noch zurück. Fakt ist, selbst das letzte Hostel war ausgebucht. Wir bekamen mit Hilfe der i-Site in Turangi gerade mal noch einen Platz im Copperfield Seaside Motel in Paraparaumu Beach – Fahrzeit nach Wellington: 50 Minuten. Nun ja, kann man nicht ändern.

Lake Rotopounamu

Ach ja, eine Fähre auf die Südinsel brauchten wir auch noch und Europcar wollte wissen, wann wir denn überhaupt dort ankommen um uns das nächste Auto zur Verfügung stellen zu können. Immer diese organisatorischen Dinge, die man nicht vergessen darf… Die Vorausplanung für den Abel Tasman Nationalpark auf der Südinsel kam auch hinsichtlich der Ferien zu spät, sodass wir keine Hütten mehr für eine Mehrtageswanderung bekommen konnten. Nun ja, wir haben also beschlossen, uns dann direkt vor Ort um Alternativen zu kümmern.

In einem der Informationshefte hatte ich im Vorfeld schon gesehen, dass die World of Wearable Arts (kurz WOW) Show aktuell in Wellington läuft. Ich muss zur Erläuterung sagen, dass ich vor 3 Jahren in Nelson über das Museum gestolpert war und rettungslos begeistert war. Ja, die Wanderausstellung, welche ich glücklicherweise in Hamilton damals angetroffen hatte, fand ich deutlich besser, aber nun ja. Ich fand die Idee aus allem Kleidung zu machen, die zum Teil beeindruckender aussieht als in Mailand oder Paris, einfach genial. Jetzt läuft die Awards Show in Wellington und wir sind durch Zufall da! Karten? Pustekuchen… Aber man kann am Abend der Veranstaltung anderthalb Stunden vor Beginn am Veranstaltungsort, der BNZ Arena, vorbeigehen und sich auf eine Warteliste setzen lassen. Das haben wir gleich am ersten Abend versucht, waren aber zu spät dran. Als Entschädigung tanzten dann 14 Akteure direkt vor der Arena zu „Bei mir bist Du schön“. Und das natürlich in völlig verschiedenen Kostümen! Der zweite Anlauf am nächsten Abend war dann von Erfolg gekrönt. Ich muss sagen, ich war rettungslos begeistert. Die Show war genial, die Kostüme so, dass ich einige auch gern mit nach Hause genommen hätte, und die Tänzer hatten echt was drauf. Alles in allem hat es sich wirklich gelohnt! Eine der Merchandisetassen brachte es auf den Punkt: „WOW makes Lady Gaga look like a librarian“ - wirklich sehr treffend.

Wir bei der WOW!!!!!!!! Die Tänzer in Kostümen zu 'Bei mir bist du schön'

Sonst haben wir uns den Zoo angeschaut. Warum? Kiwis sind das Nationaltier und die sollte man irgendwann auf seiner Neuseelandtour auch gesehen haben. Ich persönlich finde die Tierchen putzig und doch irgendwie albern. Also haben wir versucht, uns welche anzuschauen. Man sollte wissen, dass es nachtaktive Tierchen sind und Fotos sind schwierig. Wir können jedenfalls behaupten, zwei gesehen zu haben.

Ach ja, und die Weta Cave haben wir uns auch angesehen (inklusive 25-minütigem kostenlosen Film). Und dieses Mal wollte ich unbedingt eine Workshop Tour machen. Das hat dann auch alles wunderbar geklappt. Unser Guide war Feuer und Flamme für seinen Job (Abgusshersteller) und Weta. Ich kann sagen, dass es beeindruckend war. Auch die kleinen Geschichten, was die großen Spielkinder tagtäglich machen, mit welchem Auto die letzte Hochzeitsfahrt (in Polizeibegleitung!) stattfand und für welche Filme was hergestellt wurde, hatten ihren Witz. Man muss auch kein Herr der Ringe-Fan sein, um sich dorthin zu bewegen. District 9, Elysium sowie Tim und Struppi sind nur einige Beispiele, wo Weta Workshop oder Weta Digital ihre Finger im Spiel hatten.

Den Rest der Zeit haben wir dann mit Stadt anschauen verbracht. So richtig die klassischen Sehenswürdigkeitentour haben wir uns dann allerdings nicht angetan. Eher gemütliches Schlendern. Das konnte man auch schon in Paparaumu gut machen (hat einen schönen Strand und durch Zufall auch einen niedlichen Wochenendmarkt). Letztlich hieß es dann Warten auf die Fähre in Wellington, welche dank eines Erdbebens Verspätung hatte. Ja, richtig gelesen. Neuseeland gehört zu den Ländern, wo Erdbeben fast an der Tagesordnung stehen, welche man meist jedoch gar nicht merkt. Auch von den 4,3 auf der nach oben offenen Richterskala haben wir nichts mitbekommen. Nun ja, wir sind mit Interislander dann noch gut aus Wellington weg gekommen, wenn auch mit etwas Verspätung. Ach ja, das Auto durften wir dann auch am Fährhafen lassen und das nächste in Picton einsammeln.

Womit wir uns von der Nordinsel verabschieden und endlich in den Süden kommen! Allein die Fährfahrt durch die Malborough Sounds ist schon sehr schön. Theoretisch kann man dort auch Wandern oder Paddeln gehen, was wir allerdings auslassen werden.

Mal schauen, was das Wetter so auf der Südinsel bringen wird. Bisher haben wir relativ viel Glück gehabt, trotz des Regens.

Granpa Dragon im Zoo von Wellington

05Oktober
2016

Abel Tasman und ein bisschen Wein

Malborough Sound (Ende der Cookmeerenge auf der Südinsel)

Beim letzten Mal ging es mit der Fähre nach Picton. Nachdem wir dort unser neues, leider etwas kleineres Auto, eingesammelt hatten, hieß es noch bis Nelson fahren (Unterkunft: The Green Motel). Haken an der Sache: Auch hier sind 30 km/h zeitweise echtes Rasen… Von der Küste, die dieses Tempo normalerweise vielleicht noch entschädigt hätte, haben wir natürlich auch nichts gesehen, da es zappenduster war. Nun ja, Nelson war ja auch nur ein Zwischenstopp auf dem Weg in den Abel Tasman Nationalpark.

Hier der Beweis! Es ist Frühling!!! Die Kirschblüte ist echt toll!

Sprich, nach einer kleinen Sightseeingtour durch Nelson (zu Fuß versteht sich), ging es schon wieder weiter und zwar nach Motueka. Dieses verhältnismäßig große Dorf ist einer der am nächsten zum Eingang des Nationalparks gelegene Ort. Untergekommen sind wir dieses Mal gleich für drei Nächte im Abbey Court Motel. Kleine Randnotiz: Wer ‚Dead Like Me“ kennt und sich an Doloris Herbig erinnert, der hat ein sehr genaues Bild von unserer Herrbergsmutti. Irre!

Was macht man im Abel Tasman? Als Neuseeländer? Weihnachten feiern, so viel haben wir gelernt. Es gibt nicht ohne Grund 800 Plätze auf dem Zeltplatz an einem Ende des Abel Tasman Coastal Walkways (genauer gesagt: Totaranui). Abgesehen davon ist der Abel Tasman das ganze Jahr über für Wanderungen gut, während gerade weiter südlich die ein oder andere Mehrtageswanderung aufgrund von bestimmten Wetterlagen nicht passierbar ist oder zumindest nur mit Spezialausrüstung. Da steht dann schon mal, dass einige der Brücken über Winter entfernt werden aufgrund der potenziellen Gefahr der Zerstörung durch Lawinen…

Da wir immer noch Frühlingsferien haben, ist der Abel Tasman natürlich übervoll (vor allem mit Neuseeländern), wie wir seit Turangi schon wissen. Gut, also auf zur nächsten i-Site (ja, wir sind dort häufiger aufgeschlagen) um zu schauen, was es so an Tagesausflügen gibt. Hier haben wir uns dann gleich für zwei entschieden, damit wir doch einiges vom Weg sehen konnten. Am ersten Tag ging es von Medlands Beach nach Anchorage (12,1 km mit einigen Abstechern zu Aussichtspunkten oder ähnlichem). Sprich, man lässt sich mit dem Boot von Kaiteriteri aus hinfahren und auch wieder einsammeln. Tag zwei brachte uns zu Fuß von Awaroa Süd nach Medlands Beach. Auch hier hatten wir Bootstransport. Es gibt gefühlt hundert Anbieter für Wassertaxis und auch größere Boote. Wir waren einen Tag mit Wilsons und den anderen mit Sea Shuttle unterwegs. Beide sind nicht verkehrt, jedoch sicherlich etwas teurer als die Wassertaxis. Vorteil: Theoretisch kommt man trockenen Fußes auf das Boot und auch wieder runter. Wenn die Ebbe allerdings zu ausgeprägt ist, kommen die Boote nicht mehr weit genug an den Strand und man darf dann trotzdem mit bloßen Füßen durchs Wasser. Ein gewisser Tiefgang ist halt nicht abzustreiten.

Vom Preis her nehmen sich beide nichts (der eine Dollar). Wilsons hat die bessere Beschallungsanlage, sprich, man versteht mehr, wenn was erzählt wird. Sea Shuttle waren die mit deutlich mehr Humor (Kommentar zu Split Apple Rock: „Alle Herr der Ringe-Fans dürfte es interessieren, dass dieser Fels in allen drei Filmen nicht vorkommt!“). Ach ja, neben Wandern kann man natürlich auch Kajak fahren, was gerade im Sommer sehr beliebt ist. Fellrobben gibt es anzuschauen und gelegentlich auch kleine blaue Pinguine.

Split Apple Rock Ausblick auf die Küste des Abel Tasman Nationalparks Neugierige, hühnerähnliche Wekas (nicht zu verwechseln mit Weta!) Hier sollte bei Ebbe der Weg langführen (Torrent Bay) Nahezu einsame Strände

Was gibt es sonst noch lohnenswertes in Motueka? Mindestens eine Physiotherapie! Ja, richtig gelesen. Ein steifer Hals (ob nun durchs falsche Schlafen, Zug abbekommen oder Rucksack tragen) ist schon blöd, vor allem, da es die Fahreranzahl von drei auf zwei reduziert. Nun ja, so etwas sucht man sich ja nicht aus. Das Ende vom Lied ist jedenfalls, dass wir super kurzfristig einen Termin bei einer Physiotherapeutin bekommen haben und danach war auch alles schon ein bisschen besser. Unsere Herrbergsmutti hatte dann noch eine Wärmflasche für uns, womit wir über die Nacht kamen und am nächsten Tag haben wir in der Apotheke ein Weizenkissen gekauft. Luxusrucksacktouristen, echt mal!

Ach ja, Essen waren wir auch und zwar einmal im Chokdee Restaurant, also beim Thailänder, und dann einmal in der örtlichen Kneipe, Sprig & Fern. Beide sind echt gut, beim Thailänder sollte man mit ‚hot‘ jedoch vorsichtig sein… Als Schärfegrade gab es ‚mild‘, ‚medium‘, ‚hot‘ sowie ‚Thai hot‘ (entspricht: mild, medium, scharf, Thai scharf). Mir hat es bei ‚hot‘ schon alles weggebrannt, ich will also gar nicht erst wissen, was es mit ‚Thai hot‘ auf sich hat…

Am Abreisetag haben wir uns noch auf eine kleine Weintour begeben. In Neuseeland kann gefühlt überall Wein angebaut werden und von Nelson aus sind wir durch viele Weinfelder (Weinberge ist hier irgendwie falsch, da alles ebenerdig angebaut wird) sowie Obstplantagen gekommen. Abgesehen davon haben wir so viel Glück mit dem Wetter gehabt, dass wir ohne Regen ausgekommen sind (außer in der letzten Nacht). Irre!

Mit Hilfe der Dame aus der i-Site haben wir uns dann für Neudorf sowie Mahana entschieden. Beide haben ein sehr schönes Ambiente, letzteres sogar noch ein sehr gutes Restaurant (was wir dann auch gleich für‘s Mittagessen genutzt haben, hat ein bisschen was gourmetartiges an sich). In beiden haben wir eine Weinverkostung gemacht (beim Kauf von einer Flasche Wein kostenlos, oder halt wenn man Mittag isst). Das ist vor allem sehr praktisch, wenn man einen Antialkoholiker als Fahrer zur Verfügung hat. :)

Robert hat uns dann auch noch nach Punakaiki gebracht. Das ist ein Ort, der sich auf der Karte ganz im Westen findet und der im Paparoa Nationalpark liegt. Auf dieses Ziel sind wir mit Hilfe eines Reisekatalogs über Neuseeland und die Südsee gekommen. Die ein oder andere Reiseroute darin ähnelte unserer und da kann man schon mal ein bisschen spicken. Abgesehen davon, wollte ich unendlich lange Fahrstrecken vermeiden. Maximalgeschwindigkeit ist 100 km/h, was man aber auf vielen Straßen einfach mal nicht fahren kann. Wer also 400 oder 500 Kilometer als Tagesstrecke vor sich hat, sollte bis zu sechs Stunden einplanen. Wenn nicht, kommen Beschwerden von der hinteren Sitzbank, denn dort schlägt der Fahrspaß, den man als Fahrer hat, tendenziell schnell in Übelkeit um. ;) Die Fahrstrecke von Motueka nach Punakaiki lohnt sich übrigens! Die Buller Gorge mit gleichnamigem Fluss, der man die ganze Zeit folgt, ist wirklich beeindruckend. Einen kleinen Stopp am Cape Foulwind für die dort ansässige Robbenkolonie haben wir auch noch eingelegt.

Und noch ein paar mehr davon!

Familienselfie im Abel Tasman Nationalpark

07Oktober
2016

Westküste und noch ein bisschen mehr Regen

Perfekter Blick auf Mount Cook, den höchsten Berg Neuseelands

Also auf nach Punakaiki! Was für eine blöde Idee. Da gibt es sprichwörtlich nichts! Nicht mal einen Einkaufsladen. Unser Herrbergsvater (vom Punakaiki Park Motel) ist auch nicht so begeistert, dass er anderthalb Stunden fahren muss, um Milch zu kaufen. Nun ja, da wir damit nicht so ganz gerechnet hatten, mussten wir dann frühstücken gehen, was wir im Pancake Rocks Cafe auch taten. Alternativ geht natürlich auch die Punakaiki Tavern.

Die meisten Leute kommen durch Punakaiki, weil sich dort die sogenannten Pancake Rocks befinden. Wir haben sie uns gleich zweimal angeschaut, da wir im ersten Anlauf bei Ebbe dort waren. Das macht sie nicht weniger interessant, aber die Blow Holes, wo eigentlich das Wasser so schön rausspritzen soll und man die tosenden Geräusche hören kann, sieht man natürlich nur so richtig bei Flut.

Pancake Rocks Ein bisschen windschief ist die Konstruktion zeitweise schon Eines der Blowholes! Gar nicht so einfach, die zu fotografieren...

Ansonsten waren wir, wie soll es auch anders sein, mal wieder wandern und zwar auf dem Pororari River Track. Da wir mittlerweile an der Westküste angekommen sind, sollte ich vielleicht erwähnen, dass es dort 18 (!!!) Liter Regen pro Jahr gibt. Die Neuseeländer sprechen auch schon mal von „Wet Coast“. Wer also keinen Regen hat, der macht prinzipiell was falsch. Trotz allem waren wir der Meinung, dass man vielleicht erst einmal fragen sollte, ob denn der empfohlene Wanderweg derzeit überhaupt Sinn macht. Wir wurden ein kleines bisschen von dem netten Mitarbeiter belächelt. Er meinte, er lebt hier schon immer und das da draußen? Das bezeichnet er nicht mal als Regen. Gut, also ging es mit Regenschirmen und Regenhosen wandern. Wir sind da ja nicht so. Witzigerweise kamen wir auf dem Rückweg (meine Eltern sind die gesamte Runde gelaufen, mein Bruder und ich einmal bis zum weitesten Punkt, wo man dann auf den Inland Pack Track kommt, und dann zurück, um das Auto einzusammeln) an beiden Enden des Weges an den über den Weg gespannten Warnschildern vorbei, dass das Wandern derzeit aufgrund von Flutgefahr nicht empfohlen wird… So viel also dazu.

Blick vom Wanderweg aus Gemäßigter Regenwald (von Baumfarnen bis Palmen ist da alles vertreten) So viel zum Thema 'der Weg ist sicher'

Von Punakaiki ging es über Greymouth (witzige kleine Innenstadt, die aussieht, als hätte man sie aus einem Western geklaut) und Hokitika (ich weiß immer noch nicht, was es dort geben soll) nach Franz Josef. Nein, eigentlich wollten wir uns die Gletscher gar nicht anschauen, da wir in Norwegen schon größere und meiner Meinung nach auch schönere gesehen hatten (wenn auch vor fast 20 Jahren). Aber um auf die Distanzen und Fahrtzeiten zurück zu kommen: der nächste Stopp ist Wanaka und sieben Stunden im Auto? Och nö, muss nicht sein. Also entschieden wir uns für einem Zwischenstopp auf halber Strecke, welchen wir im Top 10 Holiday Park Franz Josef einlegten (die bei booking.com angegebenen 7 m² Wohnfläche waren auch deutlich größer in der Realität – waren vielleicht doch 70 m² gemeint? ;) ).

In einer der Informationsbroschüren fand sich der Hinweis auf ein Wild Live Centre. Nachdem der erste Anlauf Kiwis zu sehen nur so halb geklappt hatte, war ich der Meinung, dass man doch noch einen zweiten starten könnte. Und der Rabattgutschein in der Broschüre wurde damit auch gleich genutzt (und nein, ich suche nicht gezielt nach solchen Dingen, aber manchmal stolpert man beim Blättern einfach darüber). Im Nachhinein war das eine echt tolle Idee. Zum einen konnte man wieder im Halbdunkel versuchen die zwei Kiwis zu finden, was dieses Mal sehr einfach war, zum anderen hatten wir den Backstage Pass gebucht. Gut, ‚gebucht‘ ist das falsche Wort, bei vier Leuten wurde diese Tour für uns ermöglicht. Es hat somit enorme Vorteile, wenn man nicht immer allein reist. :)

Mit dem Backstage Pass hatten wir unsere private Guide, welche uns das ganze Prozedere erklärt hat und zwar anhand eines Videos und auch der echten Lokalitäten. Ein bisschen fies erscheint es schon, wenn man den brütenden Vogeleltern im Schlaf das Ei klaut, aber nun ja. Die Erfolgsquote bei der Bebrütung in den Aufzuchtstationen ist einfach deutlich höher. Dann werden die kleinen Küken (eigentlich ist das ja glatt gelogen: Kiwis haben verglichen zur Körpergröße die größten Eier weltweit; man stelle sich vor ein etwa 6-jähriges Kind auf die Welt zu bringen…) gepäppelt und wenn sie groß genug sind, auf einer jägerfreien Insel ausgesetzt, bis sie groß genug sind um sich gegen die durch die Europäer eingeführten Jäger (Wiesel beziehungsweise Hermelin, Frettchen, Opossum) zu wehren. Ein erwachsener Kiwi kann das nämlich sehr gut. Nur die Eier und die Küken sind hier hilflos. Letztlich werden die Kiwis dann wieder in der Region ausgesetzt, wo die Eier eingesammelt wurden.

Ach ja, Kiwi ist auch nicht gleich Kiwi. Da gibt es vier verschiedene Sorten und wir haben uns den seltensten angeschaut, den Rowi, welcher vor gerade mal 20 Jahren entdeckt wurde (genauer: 1994). Unsere 3 Rowiküken waren sehr niedlich. Anfangs schliefen sie alle, dann war das jüngste Küken, Wisp, der Meinung, dass man tagaktiv sein müsste, womit wir es dann komplett anschauen konnten. Wir haben auch gelernt, dass alle Küken sehr unterschiedliche Charaktere haben können, bis hin zu „ich bringe mein Essen um, fresse es aber nicht“ (das war Shasta) oder „ich beiße schon kurz nach der Geburt jeden, der mich wiegen will“ (das war Nui).

Schlafendes Kiwiküken (unter der Rotlichtlampe)

Nun soll es aber vorerst mit meiner Faszination mit diesen putzigen, nicht flugfähigen Vögeln reichen (die übrigens schwere Knochen haben, welche wie bei Säugetieren mit Knochenmark gefüllt sind). Ich kann nur jedem empfehlen, sich diese Tierchen mal anzuschauen. Man kann auch nicht durch Australien reisen, ohne Kängurus oder Wallabies gesehen zu haben, ganz zu schweigen von Tasmanischen Teufeln. :)

Eigentlich ging es ja mal um die Region Franz Josef sowie Fox, also die Gletscherregion (auch wenn man sagen muss, dass in den Höhenlagen noch deutlich mehr Gletscher zu finden sind). Wir haben dann kurz Autosightseeing gemacht, indem wir bis zum Parkplatz des Franz Josef Gletschers gefahren sind, und ihn uns von dort angesehen haben. Hingelaufen bin ich vor drei Jahren, deswegen stand dieses Mal der Fox Gletscher auf der Wunschliste. Einen Zwischenstopp haben wir noch bei Lake Matheson eingelegt. Den hatte ich bisher immer nur auf Postkarten gesehen. Der See ist für seine zum Teil extrem glatte Oberfläche bekannt, in der sich dann die Südlichen Alpen widerspiegeln. Wie das aber immer so ist: bei uns war es windig, also nichts mit Spiegelbildern. Schön war der Rundweg trotzdem. Ach ja, vielleicht sollte ich erwähnen, dass wir strahlenden Sonnenschein und nahezu 20 Grad Celsius hatten? Neuseeland geht also auch mal ohne Regen! Und das an der Westküste.

Panoramabild von Lake Matheson

Danach ging es noch zum Fox Gletscher, genauer: so weit, wie man zu Fuß heran laufen darf. Der Fox sowie der Franz Josef haben beide keine rosige Zukunft. Sie schrumpfen weiterhin gewaltig. Interessant waren die Schilder an der Straße, die einem angezeigt haben, bis wohin die Gletscher noch vor Jahrzehnten gingen.

Franz Josef Gletscher (vom Pakrplatz aus) Die Ähnlichkeit ist verblüffend :) (Warnschild, dass man nicht weiter darf)

Von der Gletscherregion ging es weiter nach Wanaka, wo wir eine Nacht im Fairway Motel & Apartments verbrachten. Aber dazu beim nächsten Mal mehr! :)

Hereinrollende Flut an der Westküste

11Oktober
2016

(Tasman) Sea to (Key) Summit

Lake Wanaka

Wie im letzten Beitrag schon angedeutet, ging es für uns nach Wanaka, was schon wieder ein bisschen von der Westküste gen Landesinnere gelegen ist. Wanaka hat ein unglaubliches Ambiente! Die Berge, die die unzähligen verschieden großen Seen umschließen, sind beeindruckend. In unserem Fall waren sie auch mit Schnee bedeckt.

Panoramafoto auf dem Weg nach Wanaka

In Wanaka gibt es, verglichen mit einigen anderen Dörfern, extrem viele Restaurants. Wir haben uns ‚The Cow‘ ausgesucht. Man braucht nicht viel zu essen, aber das Knoblauchbrot gehört unbedingt auf die Liste!!! Das ist ein ganzer Brotlaib! Und lecker!

Ansonsten haben wir uns für eine kleinere Tageswanderung entschieden und zwar für den Diamond Lake Track. Hier kann man verschieden lange Touren wählen. Wir haben uns für den Lower Circuit entschieden, da wir dann doch ordentlich Wind hatten und ohne Wanderstöcke unterwegs waren. Letztere wären an der einen oder anderen Stelle hilfreich gewesen. Nun ja, wenn einen dann die Wanderer in Flip Flops überholen, dann weiß man wieder, dass es auch anders geht und man sich nicht so haben sollte. :) Die Ausblicke vom entsprechenden Aussichtspunkt waren es dann auch, die sämtliche andere Wanderer hierhin gezogen haben. Ich will gar nicht wissen, wie es hier im Sommer ist. Wahrscheinlich tritt man sich dann tot.

Ein kleines bisschen Wind auf unserer Wanderung... ... und die Aussicht vom Aussichtspunkt der Wanderung

Wer eine Nacht mehr in Wanaka hat und länger wandern geht (ich kann nur sagen, dass es im Herbst unglaublich schön ist! Mount Iron lohnt sich allerdings nicht), der sollte schauen, dass er vielleicht im Cinema Paradiso vorbeischaut. Ich war beim letzten Mal drin und es lohnt sich wirklich! Es ist klein und putzig und bequem (nur Sofas!!! Ach ja, und ein Käfer) und die Kekse sind der Wahnsinn.

Aber zurück zu unserer Reise: Für uns ging es weiter nach Te Anau, dem Dorf, was das Tor zu Fiordland darstellt (Unterkunft: Anchorage Motel). Es gibt einiges an Essen („Naturally Fiordland“ ist in deutscher Hand und hat sehr gute Pizzen!), aber vor allem ist Te Anau Basislager für einige der Great Walks sowie die Ausflüge in die Sounds, welche eigentlich Fjorde heißen müssten aufgrund ihrer Entstehung. Daran wird seit Jahren schon gearbeitet.

Unsere Planung sah den Milford Sound vor, da ich diesen noch nicht kannte und er der schönste von allen sein sollte. Wir entschieden uns für eine Tour mit Übernachtung auf dem Boot, da man von Te Anau fast 2,5 Stunden bis zur Anlegestelle fährt und es nicht wirklich viele Unterkünfte gibt, die näher daran gelegen sind. Natürlich hat die Fahrt an sich schon viel für sich, man sollte also Zeit mitbringen, damit man auch überall anhalten kann. Es gibt einzelne kleine Wanderwege, die man als Pausen vom Fahren ebenfalls nutzen kann. Wir haben uns Mirror Lakes (hier gibt es tauchende Enten! Was für ein Schauspiel!!!) und The Chasm angeschaut. Und beim Anlegeplatz haben wir, weil wir zu viel Zeit hatten, noch den Milford Sound Lookout Walk sowie den Milford Foreshore Walk mitgenommen. Hier dürften die meisten Fotos entstehen, zumindest, wenn man das Postkartenmotiv als Maßstab nimmt.

Die meisten Touristen machen Tagesausflüge, aber ich kannte die Übernachttour schon vom Doubtful Sound und war begeistert gewesen. Lustigerweise waren wir nur 28 Passagiere. Die Milford Mariner, unser Schiff, hätte 64 fassen können plus 10 Crewmitglieder. Damit war es sehr entspannt!

Der Milford Sound war toll, vor allem, weil er für uns sehr tierreich war. Wir haben Fellrobben, Pinguine (Fiordland Crested Penguin, zu deutsch: Dickschnabel- oder Fiordlandpinguin) sowie Flaschennasendelfine gesehen. Ansonsten sind wir aufgrund der Jahreszeit zum Glück von Sandfliegen verschont geblieben. Eine der Maorilegenden besagt, dass einer der Götter im Süden mit den Fjorden angefangen hat und der letzte, den er geschaffen hat, also sein Meisterwerk, der Milford Sound ist. Die Todesgöttin hat sich den Fjord dann angeschaut und hatte Bedenkent, dass die Menschen diesen nicht mehr verlassen wollen würden. Sie habe daher die Sandfliegen ausgesetzt, welche jeden bei lebendigem Leibe fressen. Sprichwörtlich (kleine, bösartige Mistviecher!).

Postkartenmotiv des Milford Sounds (vom Aussichtspunkt aus) Einer der wenigen Wasserfälle (wir hatten Sonnenschein! Bei Regen sieht es ganz anders aus.) Wieder einmal Fellrobben Ein ähnliches Fotos von mit gibt es vom Doubtful Sound :) Hier mal der Vergleich Milford Mariner und Berg (z.T. 1800 Meter hoch!) Die Tasmanische See

Zusammenfassend kann ich sagen, nachdem ich die beide Fjorde gesehen habe, dass eine Tagestour auf dem Milford Sound ausreichend ist. Er ist wirklich schön, der Doubtful Sound ist allerdings eindrucksvoller in seiner Größe. Vor allem ist er auch nicht so überlaufen. Im Sommer, denke ich, wird es auf dem Milford Sound echt voll. Die Schiffe von real Journeys sind in beiden Fällen genial, vom Essen ganz zu schweigen.

Ansonsten sind wir ein bisschen paddeln gewesen und haben am Abend einen Vortrag über die Entstehung des Fjords anhören können. Nicht alles, was der gute Kollege erzählt hat, darf man auf die Goldwaage legen, aber wir haben gut gelacht. Ein Fakt, den ich sehr spannend fand, war, dass der Gletscher, der den Fjord geschaffen hat, eine unglaubliche Geschwindigkeit hatte. Normalerweise wachsen Gletscher etwa 20 m pro Jahr. Dieser Gletscher jedoch war mit einer Geschwindigkeit von 7,5 m pro Tag unterwegs. Irre! Da konnte man zugucken!

Am nächsten Tag haben wir dann die Wanderung zum Key Summit unternommen. Man läuft hier ein bisschen in den Routburn Track, welcher zu den Great Walks gehört, hinein. Wenn man davon absieht, dass man sich wie eine Bergziege fühlt, weil es irgendwie bis auf 954 m hoch geht (Startpunkt lag bei etwas über 500 m) und wir letztlich Sonnencreme brauchten, weil wir einen wunderschönen Tag erwischt haben, war es echt toll. Es war zwar sehr windig, aber man konnte problemlos laufen und mit ein bisschen suchen, hat man auch ein Fleckchen für das Mittagessen gefunden. Lake Marian wäre unsere Alternativroute gewesen. Letztlich können wir behaupten auch den Lake Marian gesehen zu haben, wenn auch nur vom Aussichtspunkt aus. :)

Der kleine Bergsee ganz oben Toll, oder? Willkommen in Neuseeland: Mitten im Nirgendwo gibt es doch eine Toilette... So entstehen übrigens Panoramafotos ;

Und zwar solche, wie hier von Key Summit (360 Grad-Aufnahme)

Auf dem Rückweg nach Te Anau haben wir dann noch den Lake Gunn Nature Walk mitgenommen und nochmals einen Stopp bei den tauchenden Enten an den Mirror Lakes eingelegt.

In Te Anau hat uns dann doch wieder der Regen eingeholt, sodass wir darauf verzichtet haben, noch ein Stück in den Kepler Track rein zu laufen, wie es eigentlich geplant war. Witzigerweise sind wir vor Verlassen von Te Anau an einem Schild vorbei gelaufen, dass die Milford Road, welche zur Anlegestelle führt, ab einem gewissen Teil (The Divide) aufgrund von Lawinengefahr gesperrt war. Haben wir ein Glück gehabt! Die Übernachttouristen kamen vorerst nicht weg und alle anderen nicht hin. Wir haben dann in der Info von real Journeys nachgefragt und die Dame meinte, dass sich jetzt in der Mitte vom Nirgendwo die Busse mit Touristen stapeln. Haben wir mal wieder Glück gehabt!!!

P.S.: Der Titel dieses Beitrages bezieht sich auf die Marke 'Sea to Summit' (von denen ich übrigens nur ein Handtuch habe) - fand ich irgendwie passend. :)

Ein Kea (alpiner Papagei) auf unserem Auto - hochintelligente Mistviecher! Aber toll sehen sie aus!

15Oktober
2016

Ein Familienurlaub geht zu Ende

Keine Fotomontage! Lake Pukaki im Original! Der blanke Wahnsinn, oder?

Für uns ging es ganz entspannt im Regen von Te Anau nach Queenstown (Unterkunft: The Sherwood). Viel gemacht haben wir allerdings nicht. Bei dem Wetter kann man sich nur irgendwo im Warmen verkriechen und schlafen. Ach ja, Essen gehen schadet auch immer nichts. Wir sind durch Zufall im Coalfire Barbecue and Bar gelandet und es war echt genial! Kann man nur empfehlen!

Hatte ich erwähnt, dass wir Regen hatten? Dieser hat sich interessanterweise über Nacht in Schnee verwandelt! Wir haben nicht schlecht geschaut, als wir die Vorhänge aufgezogen haben. Aber wenigstens war es damit ein bisschen trockener von oben, da es auch nicht mehr weiter schneite. Wir sind dann also, wie es sich für Touristen so gehört, auf den Hausberg (Bob‘s Peak) um dann bei einer Aussicht von Null mit der Gondel wieder runter zu fahren.

Schnee in Queenstown! Nein, dies ist keine Fehlfunktion des Fotoapparates - nur der Unterrand der Wolke Mit der Gondel geht es abwärts ins weiße Nichts

Danach ging es los Richtung Twizel, unserem letzten Ziel vor Christchurch. Da es um die Mittagszeit war und wir uns im Weingebiet Central Otago befanden, haben wir uns eine Winzerei mit Restaurant (Wild Earth Winery) ausgesucht. Es gibt unzählige Optionen und eine ist hier sicherlich nicht unbedingt schlechter als die andere. Auch in diesem Fall war es wieder sehr praktisch meinen Bruder als Fahrer zu haben. :)

Ein letzter Zwischenstopp wurde bei den Tonfelsen (Clay Cliffs) in Omarama eingelegt. Hier ist man schon ein bisschen ab vom Schuss unterwegs. Man darf auch seine 5 Doller für die Benutzung eines Privatweges in eine Box gefühlt in der Mitte vom Nirgendwo einwerfen, aber nun ja. Insgesamt kann man behaupten, dass es nicht wirklich nach Ton aussah sondern eher nach Sand. Abgesehen davon dürfte Mutti Natur dem Schauspiel in absehbarer Zukunft ein Ende bereiten, da die Konstruktion sehr wasseranfällig aussah.

Die Tonfelsen (oder doch Kleckerburgen?) Schon ganz schön hoch

Wie kommt man auf Twizel? Es liegt in der Mitte zwischen Queenstown und Christchurch, wie auch Lake Tekapo und Mount Cook. Die Orte nehmen sich sicherlich nicht viel, außer, dass Twizel und Lake Tekapo schätzungsweise ein paar mehr Einkaufs- sowie Essensmöglichkeiten haben. Untergekommen sind wir für die nächsten zwei Tage im Pinegrove Cottage. Einziges Manko: Check Out war 9:30 Uhr. Das ist für uns Langschläfer schon ein bisschen gemein. 10 Uhr war ja schon immer kaum schaffbar…

Natürlich sind wir auch in der Region, um uns Mount Cook anzuschauen. Ja, den haben wir von der Westküste aus auch schon mal gesehen, aber jetzt bitte von Nahem! Das haben wir auch gemacht. Leider war es wie immer: Anfangs war der Berg gut zu sehen, später hat er sich komplett in einer Wolke versteckt. Wir haben uns trotzdem für eine Wanderung Richtung Mount Cook entschieden (wie unglaublich viele andere Touristen auch) und zwar zum Hooker Lake, einem Gletschersee. Es hat uns zeitweise bald vom Bohlenweg gepustet, aber lustig war es trotzdem. Auch ein bisschen Regen kam gegen Ende der Tour auf, aber nun ja, wenigstens waren wir nicht durchgeweicht. Das Wasser im Gletschersee war übrigens – wie nicht anders zu erwarten bei darin schwimmenden Eisschollen – eisekalt. Baden kann man sicherlich trotzdem, wenn man das will. ;)

Fliegen für Fortgeschrittene Irre Ausblicke auf die Berge ringsrum

Am nächsten Tag haben wir beschlossen, dass wir noch eine Wanderung von Twizel aus machen wollten. Wir hatten vorher extra in der i-Site nachgefragt. Im Nachhinein haben wir wieder einmal gelernt, dass man doch bei DOC nachfragen sollte… Wir haben die Tour The Pyramid gemacht. Ja, am Parkplatz (den wir erst nach einer Irrfahrt um das Wasserkraftwerk und einen Schießverein in der Mitte vom Nirgendwo überhaupt gefunden haben…) gab es ein Informationsschild, aber gelesen haben wir es danach. Bisher sind wir immer gut beraten worden. Dieses Mal hat man uns irgendwie vergessen zu sagen, dass es keine Brücken über die Bäche und Flüsse gibt und man so einige davon überqueren muss… Tja, Pech gehabt. Den ersten sehr vollen Bach haben wir noch hinbekommen, danach war allerdings Sense. Wir sind dann mal ganz einfach auf dem Privatgrundstück von irgend jemandem gewandert und hatten Glück, dass derjenige eine Brücke gebaut hatte und wir mit einem extra Bogen sämtliche andere Wasserüberquerungen vermeiden konnten. Wir waren logischerweise länger als geplant unterwegs. Ach ja, und drei von vier Leuten hatten patschnasse Füße. Geregnet hat es nur verhältnismäßig wenig, aber das Gras war klatschnass durch den Regen in der Nacht.

Der 'Bach', der uns vor ein großes Problem stellte Das Ergebnis: Mitten auf dem Privatgrundstück begrüßten uns Kühe... (mit Pony!!! Also die Frisur natürlich)

Das letzte Ziel des Familienurlaubs war dann Christchurch (Unterkunft: Ambross Court Moter Lodge), was auch nur daran lag, dass dort der Abflughafen ist. Ganz ehrlich? Wer kann, sollte diese Stadt auslassen. Sie hat sich in den letzten drei Jahren schon ordentlich gemausert, aber trotzdem fehlt ihr sehr viel. Das Erdbeben vom Februar 2011 hat immer noch seine Spuren deutlich sichtbar, aber es hat sich wirklich viel getan. Es sind weniger Straßenzüge gesperrt und die, die es sind, sind es meist, da hier abgerissen und wieder aufgebaut wird. Das College haben sie nahezu fertig.

Viel gemacht haben wir nicht außer uns den Botanischen Garten angeschaut und eine Runde herum gelaufen. Sehr viel mehr ist meiner Meinung aber auch nicht möglich. Nun ja, man kommt eben auch nicht nach Neuseeland, um sich Städte anzuschauen. :)

Willkommen im Spreewald... äh... Botanischen Garten Lauter schöne Blumen!

Essen gehen kann man in Christchurch allerdings recht gut, wenn man denn einen Platz irgendwo bekommt, was tatsächlich etwas schwierig werden kann. Sonst gibt es allerdings alles. Und wenn es voll ist, ruhig nachfragen – wenn die Stehparty im Eingangsbereich ist, heißt das nicht, dass es nicht doch noch genügend Tische im Innenbereich gibt.

Am 15.10.16 hieß es dann meine Eltern zum Flughafen begleiten. Es ist schon komisch, wenn man sich nach vier Wochen auf engstem Raum wieder verabschiedet. Sonst leben und arbeiten meine Eltern in einer anderen Stadt, mein Bruder gar in Norwegen. Ich hoffe jedenfalls, dass dieser völlig planlose Familienurlaub für alle Beteiligten schön war. Ich finde, er hat deutlich besser funktioniert, als erwartet. Schön war‘s!

Für meinen Bruder und mich geht es jetzt noch weiter. Und wir haben noch eine weitere Woche in Neuseeland, welche wir gern mit Wandern verbringen wollen. Nur wo, das ist noch unklar. Nun ja, wir werden es heraus finden.

Das letzte Familienfoto dieser Reise - vielen Dank für einen unglaublich schönen Urlaub!!!

22Oktober
2016

Von Pass zu Pass

Auszug aus den Hinweisen im Mountain House, Arthur's Pass (So wahr!)

Wie im letzten Beitrag angedeutet, hatten mein Bruder und ich wenig Ahnung, wo es die letzte Woche hingehen sollte. Gut, wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es uns wieder Richtung Fiordland zum Wandern verschlagen. Die Idee war gut, die Umsetzung, nun ja. Wir haben die DOC-Internetseite befragt und die Antworten waren recht interessant:
- Routeburn Track: ab dem 15.10.16 bis zu 24-Stunden-lange Schließung aufgrund des Ausbringens von Rattengift; ach ja, und ein Teil des Tracks ist gerüchteweise derzeit nicht passierbar, man kann sich wohl aber mit dem Helikopter von A nach B bringen lassen – gegen Aufpreis versteht sich
- Kepler Track: seit 12.10.16 ist ein Teil des Tracks aufgrund eines Sturm arg beschädigt

Bezüglich des Wetters sind wir dann auch ganz froh gewesen, dass wir uns gegen Fiordland entschieden haben: vom 17.10.16 bis zum 18.10.16 bestand Dauerregen und zwar in rauen Massen. Nördlich des Doubtful Sounds bis südlich von Haast waren zeitweise zwischen 40-60 mm und 60-80 mm Regen (bis zu 15-25 mm/Stunde !!!) zusätzlich zum schon vorhandenen Dauerregen angekündigt. Es bestanden sogar mehrere Wetterwarnungen… In Milford Sound kamen wohl rund 160 mm runter. Irre!

Die Milford Road war am Montag, den 17.10.16 sogar geschlossen… Der Milford Track wäre also auch lustig geworden.

Was haben wir dann als Alternative gemacht? Wir sind mal wieder zur i-Site, die in Christchurch gleich auch noch die DOC-Info mit drin hat. Die nette Mitarbeiterin durfte ihr Hirn auch ordentlich anstrengen, da wir doch recht wählerisch waren. Flussüberquerungen waren schon mal raus. Im Sommer gern, aber derzeit mit dem auch in den anderen Regionen vorhandenen, zeitweise ordentlichen Regen? Nein danke. Also blieben zum Schluss Arthur‘s Pass und die Region Nelson Lakes. Da wir etwas fahrfaul waren, fiel die Entscheidung für Arthur‘s Pass, sprich, wir haben uns wieder Richtung Westküste bewegt, sind jedoch mitten in den Südlichen Alpen am Pass hängen geblieben. Unterkünfte gibt es dort glücklicherweise einige, da wir jedoch langsam wieder Richtung ‚low budget‘ unterwegs sind, standen jetzt auch wieder Hostels zur Auswahl. Die i-Site konnte uns dann auch sagen, dass das Mountain House dort oben sehr gut sein soll, jedoch keine online Buchungen möglich sind. Man soll doch bitte Bob anrufen und direkt bei ihm buchen. Äh, okay? Gesagt, getan und wir hatten tatsächlich Bob am anderen Ende. Sehr lustig. :)

Sprich, die nächsten Tage waren wir in der Passregion unterwegs. Wenn wir schon von Regen in Fiordland reden, dann sollten wir auch erwähnen, dass Arthur‘s Pass auch gut abgesoffen ist… Aber nun ja, wir sind langsam regenfest und haben uns am ersten Tag gleich mehrere Dinge erwandert. Hierzu gehören The Devils Punchbowl Falls, Bridal Veil Falls (über den Arthur‘s Pass Walking Track) und letztlich auch noch der Bealey Valley Track. Ach ja, beim Aussichtspunkt über Arthur‘s Pass waren wir auch noch – nicht, dass man viel gesehen hätte. Zurück durften wir das alles auch wieder. Zum Schluss waren dann unsere Schuhe durchgeweicht und mussten vor der Heizung aufgehängt werden (mit Hilfe eines Stuhls, den wir aus der Essecke geklaut hatten).

Ausblick auf den Devil's Punchbowl Falls Kurz vor Arthur's Pass Der Bach ist übrigens der Weg... Bei solchen Bedingungen ist es verständlich, dass wir nasse Füße hatten, oder?

Am zweiten Tag ging es dann den Bealey Spur Track bis zur Hütte am Ende des Weges. Ein Grund hierfür ist die Tatsache, dass es in Arhur‘s Pass immer noch geregnet hat. Durch Bob wussten wir, dass Arthur‘s Pass ca. 6-7 Meter Regen pro Jahr abbekommt. Kaum 20 Kilometer weiter östlich sind es nur noch die Hälfte und weitere 20 Kilometer nur noch knapp 10 Prozent. Was sagt uns das? Wem das Wetter nicht gefällt, der fährt einfach weiter bis die Sonne wieder scheint. Das haben wir dann auch gemacht, denn mittlerweile zweimal nasse Füße reicht für den Anfang.

Ich glaube, mein Bruder und ich sind beide sehr froh, dass wir uns für einen Tagestripp zur Bealey Spur Hut und nicht für eine Übernachtung dort entschieden haben. Die Fotos sprechen für sich. Abgesehen davon waren die Einträge im Logbuch auch nicht gerade aufmunternd, wenn jeder, der in der letzten Woche dort übernachtet hat, geschrieben hat, dass es nachts recht frostig in der Hütte war. Wenn man bedenkt, dass sich der Hüttenaufbau seit 1930 nicht wirklich verändert hat, dann ist das nicht verwunderlich (hab ich mir nicht ausgedacht, das stand auf einer Plakette in der Hütte… ).

Panoramafoto vom Track zur Bealey Spur Hut (360 Grad-Foto)

Gelegentlich ist es ein bisschen abenteuerlich :) Aber die Aussicht lohnt sich Der Beweis, dass wir schönes Wetter hatten Toll, oder? Die Bealey Spur Hut Panoramafoto der luxuriösen Innenausstattung

Danach ging es nochmals an die Westküste (die Aussicht bei gutem Wetter vom Pass aus ist echt beeindruckend!), allerdings nur um zum nächsten Pass zu kommen, und zwar dem Lewis Pass. Die erste Nacht verbrachten wir in Reefton und zwar im The Old Nurse‘s Home. 30 Zimmer und wir (fast) ganz allein. Irgendwie waren die wahrscheinlich fünf Nachtgäste in völlig unterschiedlichen Teilen des Hauses untergebracht. Man hätte glatt ‚The Shining‘ nachspielen können. ;) Gut, im Mountain House hatten wir das Haupthaus auch eine Nacht ganz für uns allein. War ebenfalls ganz witzig.

Was macht man in Reefton? Gute Frage! Nein, im Ernst, Reefton ist historisch gesehen ziemlich interessant. Es war die erste Stadt, die Elektrizität hatte. Weiterhin ist hier zum einen nach Gold gegraben worden, zum anderen auch nach Kohle. Sprich, arm war die Kleinstadt nicht. Selbst ein Krankenhaus haben sie gehabt – und haben sie auch heute noch! Mit beeindruckenden 12 Betten. Alles ernste wird mit dem Heli abgeholt, was laut unserem Herrbergsvater ein Schauspiel sein soll, was wohl daran liegt, dass das Krankenhaus direkt gegenüber ist. Der Name unserer Unterkunft kommt auch nicht von ungefähr. Das Gebäude war tatsächlich das Schwesternwohnheim.

Wir haben bei strahlendem Sonnenschein den Alborns Track gemacht. Der sollte eigentlich anderthalb Stunden dauern, aber da sämtliche Abstecher geschlossen sind, waren wir nach 45 Minuten wieder am Ausgangspunkt. Der Wanderweg lohnt sich derzeit definitiv nicht. Weiterhin haben wir uns dann für ein bisschen Geschichte entschieden und den Bottled Lightning Powerhouse Walk absolviert. Mit der entsprechenden App kann man sich einiges an Informationen anhören (zeitweise auch ein bisschen zu viel meiner Meinung nach).

Startpunkt des St. James Walkways

Von Reefton aus ging es Richtung Hanmer Springs (nicht Hammer Springs, wie ich bis zur Ankunft tatsächlich noch glaubte). Auf dem Weg dorthin absolvierten wir einen kleinen Teil des St. James Walkway, und zwar Cannibal Gorge. Der Name kommt nicht von ungefähr: Man hat dort tatsächlich so einige Menschenknochen gefunden. Da wir etwas zu schnell waren, sind wir den Weg noch ein Stück weiter.

Ansonsten haben wir noch den Tarn Track (wahnsinnige 50 Meter!!!) sowie den Alpine Nature Walk gemacht (beide starten vom selben Parkplatz). Ach ja, und auf dem weiteren Weg noch einen kleines Teil des Tui Tracks. Mehr war auch irgendwie nicht drin, da genialerweise das Tor, durch das man sollte, um über die Straße zu kommen, mit einem Vorhängeschloss verschlossen war… Und über den Zaun klettern ist bei Stacheldraht auch irgendwie nicht so die brillante Idee. Na ja, danach hatten wir bei beginnendem Regen beschlossen, dass ein etwas früheres Eintreffen in unserer Unterkunft, der Kakapo Lodge, nicht verkehrt wäre.

Tja, damit waren wir dann in Hanmer Springs. An sich ist das nicht schlecht, wenn das Wetter mitspielt, aber wir hatten natürlich wunderschönen Regen (Notiz: Wetterbericht für Reefton → strahlender Sonnenschein…) und da wir dann doch mit trockenen Schuhen unseren Weiterflug antreten wollten, entschieden wir uns zu einem sehr faulen und entspannenden letzten Tag: Hanmer Springs Thermal Pools. Das ist eine Anlage, die ein klitzekleines bisschen Ähnlichkeit mit der Tokaanu hat, bloß mit sehr viel mehr Flair und vor allem deutlich größer. Ähnliche Anlagen haben wir schon mal in Costa Rica gehabt, u.a. in La Fortuna de San Carlos. Sprich: Es gibt mehrere Pools, an denen die Temperatur dran steht und man sucht sich den aus, den man jetzt gern hätte (von 28 Grad Celsius bis 42 Grad Celsius war alles vertreten). Auch die Wasserzusammensetzung kann sehr unterschiedlich sein, so gab es beispielsweise Schwefelquellen (Yay! Endlich wieder verfaulte Eier!!!). Ach ja, fast vergaß ich zu erwähnen, dass es auch in dieser Anlage private Pools gibt, die man für 30 beziehungsweise auch 60 Minuten mieten kann – natürlich gegen Aufpreis. Die Wassertemperatur war hier allerdings nur ca. 38 Grad Celsius, was sehr angenehm war und vor allem keine Kreislaufprobleme verursacht.

Lustig war, dass die Hälfte der Bewohner unserer Unterkunft sich an diesem Tag dort befand. Wenn es von oben schon nass ist, dann schadet es auch nicht von unten. :)

Conversation... äh... Conservation... ? (gefunden in der Broschüre von Hanmer Springs/Hurunui District)

Damit war dann auch schon unsere zusätzliche Woche in Neuseeland vorbei. Es hieß also die Rucksäcke packen und den Blick nach Fidschi richten, wo es für uns am 22.10.16 hingeht. Aber davon dann an gegebener Stelle mehr.

Sonniger Abschied von Neuseeland

23Oktober
2016

Post scriptum

Ich mag solche Schilder einfach

Gleich vorweg: Dieser Blogeintrag hat nichts direkt mit dem Reiseverlauf zu tun, er ist eher ein kleiner Nachtrag zu Neuseeland und den skurrilen Begebenheiten – oder dem, was man aus einigen Dingen mit zu viel Fantasie machen kann. Sprich: Der geneigte Leser fühle sich frei, diesen Teil zu überspringen, wenn er nur einen Reisebericht lesen möchte. Wer allerdings ein bisschen Spaß versteht und Zeit hat, der kann gern hier weiterlesen. :)

Neuseeland! Das Land der langen weißen Wolke. Nationalpflanze: der Silberfarn, Nationaltier: der Kiwi. Warum erscheint dann überall nur der Farn? Weil der leichter zu finden ist, als der Kiwi… Aber wenn man es richtig betrachtet, muss man nur einen Neuseeländer finden, denn die nennen sich ja auch Kiwis. Ein bisschen niedlich sind beide. Den Rowikiwi und auch den Braun Gepunkteten Kiwi haben wir uns angeschaut, die anderen zwei Arten nicht. Ganz ehrlich: Ich hätte die alle sowieso nicht wirklich auseinanderhalten können, es sei denn, jemand hätte mir eine Taschenlampe in die Hand gedrückt… Nun ja, ich mag Kiwis, die kleinen flauschigen, aber auch die mit dem niedlichen Akzent (Australier sind die mit dem „dude“ am Ende eines Satzes, die Neuseeländer schaffen es hier zum Teil einfach ein „mate“ anzuhängen). Und dieses Mal konnten wir uns auch vor letzteren kaum retten. Ich kann mich gut daran erinnern, dass vor drei Jahren Neuseeland gefühlt nur aus Briten, Franzosen und Deutschen bestand. Dieses Mal sah es allerdings ganz anders aus, was sehr erfrischend war. Aber das kann sich jetzt mit Beginn der Reisesaison für Neuseeland auch wieder ändern. Wie meinte ein Amerikaner vor wenigen Tagen zu uns? Er glaubt nicht, dass es in Deutschland noch Deutsche gibt – die müssen alle schon in Neuseeland sein. Tja, nicht ohne Grund sind die Deutschen so ziemlich das reiselustigste Völkchen auf dem Globus. Das hat allerdings den Nachteil, dass man immer mindestens einen weiteren Deutschen antreffen wird. Egal, wo man ist.

Aber zurück zu Neuseeland! Kiwis! Ja, es gibt hier auch die Frucht. Und zwar werden beide Sorten, die grüne sowie die gelbe oder auch goldene Kiwi, hier angebaut. Gemeinerweise steht auf den gelben Kiwis was von Familienkiwi. Da kam schon ganz zu Anfang unseres Aufenthaltes in Neuseeland der sehr trockene Kommentar meines Bruders, nachdem wir die Kiwi verspeist hatten: „Ein Familienkiwi – hinterlässt Frau und drei Kinder.“ Gemein, oder? Aber die Steilvorlagen finden sich überall. Vom Kiwikaffee bis hin zum Kiwiburger (gerade erst wieder am Flughafen gesehen!) ist alles zu finden. Kein Wunder, dass es nicht mehr so viele von den Tierchen gibt, wenn sie immer auf dem Teller landen.

Wer google befragt, findet übrigens einen ganz fiesen Comic zum Thema, wie man einen Kiwi zubereiten sollte. Und weil wir ja gemein sind, haben wir einen ähnlichen Kiwimord fotographisch festgehalten. Wer kein Blut sehen kann, der sollte die folgenden Fotos überspringen:

Mordinstrument und Opfer Die Vorbereitung der Tat Der erste Blutstropfen fließt Der Mord ist geschehen Jetzt wird das Opfer verspeist

Die Schilder mit „Kiwi – next … km“ gibt es übrigens tatsächlich, auch wenn ich kein Beweisfoto habe. Ein einziges Schild haben wir gesehen. Als wir noch mit Navi unterwegs waren, hat dieses uns auch häufiger entsprechende Hinweise gezeigt ohne reelles Äquivalent. Auf die Frage an die Dame im Wild Live Centre in Franz Josef, ob denn die Touristen immer die Schilder abschrauben würden, meinte sie, dass sicherlich auch Kiwis das tun würden – also Neuseeländer. Sehr verwirrend.

Im Englischen scheint es auch einen Unterschied in der Mehrzahl des Begriffs zu geben, je nachdem, ob denn nun die Frucht, das Tier oder der Neuseeländer gemeint ist.

Soviel also dazu. ;)

Was gibt es sonst noch? Schafe natürlich!!! Die Plüschtiere sind in rauen Massen vertreten und ich mag das Verhältnis 6:1 Schaf zu Neuseeländer ein bisschen bezweifeln. Vielleicht, wenn man die Touristen mit einrechnet, sonst kann das gar nicht hinhauen. Ach ja, hatte ich erwähnt, dass wir Frühling haben und daher in etwa die dreifache Menge an Schafen vorhanden sein müsste? So viele Lämmer, wie wir gesehen haben, ist echt der Wahnsinn! Meiner Meinung nach sind es sowieso immer Zwillinge, manchmal auch Drillinge gewesen. Und das in allen Altersklassen, von gerade erst geschlüpft bis hin zu schon kurz vor dem ersten Haarschnitt. Die frisch geschorenen Schafe sehen irgendwie immer ein bisschen albern aus. Abgesehen davon: Frieren die nicht???

Was man auch lernt, ist, dass einige Schafe offensichtlich immer umgeschubst werden. Von wem, ist jedoch ein bisschen unklar. Die liegen da, als gäbe es kein Morgen mehr. Wenn das Schaf Pech hat, dann trampelt auch noch ein weiteres auf ihm herum – nicht, dass es sich dadurch sehr gestört fühlen würde... (das kann dann nur Mutti mit Lämmchen sein). So etwas fotographisch festzuhalten, ist allerdings so gut wie unmöglich. Sobald man anhält und das Fenster herunter lässt, sind alle wieder auf den Beinen und tun so, als wäre nichts gewesen…

Schafe in Hobbiton (oder halt direkt daneben, wenn man es genau nimmt) Und zwei 'umgeschubste' Schafe!!!

So, das war‘s jetzt also zum Thema Kiwis und Schafe. Was fehlt noch? Farne! Oder doch Baumfarne? Der Silberfarn gehört schon mal zu Letzteren. Was wir uns bei den vorhandenen Beständen gefragt haben, ist, ob sich J.J.R. Tolkien oder aber zumindest Sir Peter Jackson nicht geirrt hat bei der Namensgebung zu Fangorn. Wir sind uns ziemlich sicher, dass es Farngorn heißen muss. Schließlich sind wir doch in Mittelerde. :) Auch wenn wir dieses Mal keine Herr der Ringe Touren gemacht haben, wie ich beim letzten Mal, so sind wir doch durch die Regionen einiger Drehorte gekommen. Arthur‘s Pass beispielsweise ist Schauplatz von Edoras gewesen. Von Twizel aus kann man Touren machen, die Gondor und den Pelennor umfassen. Dafür braucht man in beiden Fällen keine Tour, wenn man die Filme oft genug gesehen hat – man hat schon das Gefühl, dass man mitten drin ist, selbst wenn es nur vom Auto aus sein sollte.

Meine Faszination mit Baumfarnen, um darauf zurück zu kommen, hat es in sich. Wer braucht schon Palmen, wenn er Baumfarne haben kann? Die sehen toller aus, werfen nicht mit Kokosnüssen und haben eine ganz tolle Art und Weise ihre Blätter auszurollen (Darf ich das neben einer Palme sitzend auch schreiben, oder ist die jetzt eingeschnappt?). Ich werde nächstes Jahr in meinem Vorgarten dem Farn auch mal beim Entrollen der Blätter zugucken.

Eine Allee Baumfarne!!! So fangen die Blätter an, sich zu entrollen (die fassen sich flauschig an!) Und so sieht das dann etwas später aus Und weil es so schön ist: noch einmal ein Baumfarn von oben :)

Eine Sache fehlt allerdings noch zu Skurrilitäten in Neuseeland: Straßenschilder! Man sagt uns Deutschen zwar nach, dass wir für alles und jedes ein entsprechendes Schild haben, die Neuseeländer sind hier jedoch nicht viel besser. Es gibt sogar eine Postkarte mit einigen Schildern darauf. Mindestens zwei davon ergeben wenig Sinn: der Moa (ein flugloser Vogel der Größe wie ein Strauß, war aber ein naher Verwandter des Kiwis) ist beispielsweise ausgestorben. Da braucht man kein Schild mehr. Weiterhin ist eines abgebildet, dass ein bisschen Ähnlichkeit mit einer Schnecke hat, könnte aber auch zwei nebeneinander liegende Tunnel darstellen… Nun ja, ich will aber keine Postkarten kommentieren. Interessanter sind die Schilder, denen wir während unserer Reise tatsächlich begegnet sind.

Hierzu gehören natürlich alle möglichen Kurvenschilder. Diese schlagen eine Geschwindigkeit vor und spätestens auf der Coromandel Halbinsel sowie an der Westküste sollte man sich tunlichst daran halten. Also plus 5 km/h sind kein Problem, aber alles darüber hinaus wird spannend. Natürlich gibt es sehr viele Abbrüche an den Straßenrändern, das heißt, hierfür gibt es auch immer ein Schild. Die Steigerung ist dann das, was man beispielsweise beim Fox Glacier findet. Noch ein bisschen besser fand ich dann das Schild bei der Cathedral Cove, was in eine ähnliche Richtung geht. Ach ja, Bäume schmeißen auch gelegentlich ganz heimlistig und hintertückisch mit Ästen.

Und in Cathedral Cove werden ganze Felsen geworfen Ach ja, nicht zu vergessen, die gemeinen Bäume!

Zur Straßenführung sollte noch gesagt werden, dass es sehr viele einspurige Brücken gibt. Interessant wird es, wenn man sich diese mit dem Zug teilen soll. Oder auch, wenn die Schienen mitten durch den Kreisverkehr gehen. Wer da noch ganz durchblickt, ist gut!

Einspurige Brücke mit Bahnschienen Kreisverkehr mit Zugquerung Und das ganze noch mal als 'richtiges' Schild

So! Nun aber genug mit der Mythenmetz‘schen Abschweifung (für alle Walter Moers Freunde unter uns ;) )! Das nächste Reiseziel ist Fidschi und ab dem nächsten Blogbeitrag soll es auch darum gehen. Bis dahin! Kia ora! Oder sollte ich jetzt schon „Bula!“ schreiben?

26Oktober
2016

Willkommen in der Südsee!

Flagge Fidschis

Wer jetzt glaubt, dass gleich Sommer, Sonne und Strand kommen, der hat sich schwer geirrt. Das wäre ja zu einfach. Aber fangen wir von vorn an:

Von Christchurch aus ging es mit den Direktflug nach Nadi (Nandi ausgesprochen). Nach vier Stunden Flug waren wir da und konnten mal wieder bezeugen, dass ein bisschen näher am Äquator zu sein bedeutet, dass die Sonne einfach herunterfällt – so gegen 18 Uhr. Sprich, wir kamen im Zappendusteren an. Dann hieß es erst einmal, die „kostenlose“ Simkarte von Vodafone direkt im Flughafen einzusammeln und dann weiter in die Unterkunft. Soweit der Plan. Gut, dass wir gerade die Simkarte gekauft und auch gleich ausprobiert hatten, denn prompt kam eine E-Mail unserer Unterkunft, dass wir doch bitte ein Taxi nehmen sollten und sie die Kosten übernehmen würden. Das wiederum hat uns keiner der Taxifahrer geglaubt und das durch die Unterkunft gewünschte Taxameter hatte auch keiner. Also wurde auch die Telefonfunktion ausprobiert, damit die Kollegen uns zwar immer noch murrend auf direktem Wege zum Beach Escape Resort brachten (soweit das bei Großbaustellen möglich ist). Dort hatten wir uns für zwei Nächte eingemietet und erlebten gleich bei der Ankunft schon die böse Überraschung. An Freundlichkeit mangelte es nicht, wo die Gemeinschaftsküche ist, wissen wir bis heute nicht und unser Bungalow hatte es in sich. In unser Zimmer passten gerade so die zwei Betten und dazwischen ein Nachtschränkchen (auch bekannt als Klapphocker). Damit war dann alles auch schon voll. Der Lack war gänzlich ab, die Türschlösser hingen mehr an den Schrauben als alles andere und im Bett im Gemeinschaftsbereich (wenn man es denn so nennen möchte) wohnten auch kleine schwarze Tierchen, die ich in Ermangelung gegenteiliger Beweise, als Bettwanzen oder eine Abart davon bezeichnen würde. Getoppt wurde das Ganze dann nur noch durch die Dusche, die gefühlt vollständig auseinander fiel, also auch in Bezug auf die Kacheln.

Die Frage nach einem raschen Umzug stellte sich folglich noch innerhalb der ersten Stunde. Am nächsten Morgen hatten wir dann schon gebucht (80 Meter die Straße runter) und stellten fest, dass alle anderen Touristen sehr entspannt aussahen und vor allem zufrieden. Ein Blick in deren Bungalows konnte das auch erklären – zumindest auf die Schnelle sah es dort deutlich schicker aus. Wir haben mittlerweile die Vermutung, dass wir das Notzimmer erhalten hatten, wo sonst die Angestellten schlafen (wie zum Beispiel direkt im Zimmer neben uns – vielleicht zur Erklärung: unser Bungalow hatte zwei Zimmer á zwei Personen, ein Bett im Gemeinschaftsbereich, Dusche, Toilette und ein Waschbecken im Gemeinschaftsbereich). Nun ja, uns waren sie jedenfalls relativ schnell wieder los. Auch der Spottpreis konnte uns nicht halten (zwei Nächte dort haben weniger gekostet, als eine Nacht in der nachfolgenden Unterkunft).

Sprich: der nächste Tag bestand aus dem Umzug ins Aquarius on the Beach (mit dem wir sehr zufrieden waren), viel schlafen und nicht viel mehr.

Nach der zweiten Nacht wurden wir 11 Uhr von Matt von Talanoa Treks abgeholt. Über Talanoa Treks war mein Bruder gestolpert bei der Frage, was man auf Fidschi eigentlich noch machen sollte außer am Strand herum zu liegen. Man kann hier also angeblich wandern. Das wollten wir sehen! Wir hatten uns für die Two Peak Challenge entschieden. Es ging über Lautoka mit einigen kleinen Zwischenstopps für das Essen nach Abaca (Ambatha ausgesprochen), einem kleinen Dorf im Nordwesten von Viti Levu, der Hauptinsel von Fidschi. Von dort ging es bergauf Richtung Mount Batilamu mit Matt und zwei Guides im Schlepptau. Das erscheint alles etwas viel für zwei Touristen, aber Matt meint zwei Guides sind besser als einer falls was passiert. Er selbst ist nur aus Spaß an der Freude mitgekommen. Sonst wären wir mit unseren zwei Einheimischen allein gewesen.

Anfänglich wundert man sich noch, warum gefühlt alle fünf Minuten kleine Pausen eingelegt werden und man ständig gefragt wird, ob man okay ist. Im Verlauf, wenn es dann heißt, dass es jetzt bergauf geht (und was war das vorher???), hat man dafür keine Puste mehr. Einzig über die Tatsache, dass beide Guides in Flip Flops unterwegs waren, kann man gelegentlich noch den Kopf schütteln. Ohne Wanderstöcke und Wanderschuhe hätte ich wahrscheinlich ein Problem gehabt. Ach ja, die Temperatur von fast 30 Grad Celsius kann einen auch ganz schön fertig machen, wenn man nicht gerade mit einer Bergziege verwandt ist und Sonne mag.

Eine kleinere Klettertour und 2-3 Stunden später kommt man oben an und findet eine ordentliche Hütte mit allem, was das Herz begehrt, inklusive einer Außentoilette, die tatsächlich aus Neuseeland stammt. Den Rest der Zeit haben wir mit schöner Aussicht und Essen verbracht. Lemon-Leaf-Tee gab es auch (echt lecker!).

Aussicht vom Beginn des Weges Ausblick von weiter oben Im Schatten verbergen sich die Yasawa Islands Sonnenuntergang vom Aussichtspunkt aus

Nach dem Abendessen konnten wir zuschauen, wie unsere beiden Guides förmlich im Sitzen einschliefen – also nachdem die Sonne untergegangen war und wir nochmals beim Aussichtspunkt waren. 20:30 Uhr waren wir dann alle im Bett. Irre!

Am nächsten Morgen war mir dann auch klar, warum die Herren Guides so früh schlafen gehen müssen. Mit der Sonne waren sie wach und polterten auch genug herum, dass der Rest unserer verschlafenen Truppe bald auch aus den Schlafsäcken fiel…

Nach dem Frühstück ging es wieder zurück ins Dorf mit Abstechern zu einem Wasserfall und Bademöglichkeiten im Fluss. Der war allerdings so kalt, dass wir dankend drauf verzichtet haben, auch wenn Matt mehrfach versucht hat, uns dazu zu überreden. Er selbst ist in sämtlichen Klamotten baden gegangen und hat sich dann vor Ort umgezogen.

Auf dem Weg nach unten Beweisfoto, dass wir da waren (Matt in blau und einer der beiden Guides in rot) Bei der spitzen Bergnase waren wir! Das ist der Aussichtspunkt von Mount Batilamu

Vom Dorf aus ging es dann mit dem Auto weiter nach Navai, wo wir übernachteten (Homestay, also bei einer Familie mit unterm Dach). Das war mal etwas ganz anderes, weil man einen kleinen Einblick in das normale Leben im Dorf bekommt. Gut, unsere Gastgeber waren sicherlich nicht arm, wenn man die Dusche und die Toilette im Hinterhof in Betracht zieht. Trotz allem dürfte das Haus relativ gesehen wie alle umliegenden aufgebaut sein: Großer Raum mit Matten ausgelegt, Bilder an den Wänden und Balken, ein paar Betten an den Wänden und ein Sofa, was allerdings mehr Deko als alles andere ist. Davon abgehend die Gästezimmer sowie die Küche. Man sitzt grundsätzlich auf dem Boden, Schuhe bleiben draußen und man steht nicht, wenn andere sitzen, es sei denn, man geht zu einem Ziel. Danach sitzt man wieder. Das kann nach einer Weile echt unbequem werden, wenn man es nicht gewohnt ist… Was genauso komisch werden kann, ist die Tatsache, dass im Bereich der Dörfer keine Kopfbedeckung erlaubt ist. Ach ja, und einen Sulu darf man auch tragen – als Frau sowieso und als Mann muss man zumindest solange warten, bis einem erlaubt wird, ihn auszuziehen (hier dürfte es helfen, wenn man eine lange Hose trägt). Ein Sulu ist ein Wickelrock. Es ist also schon etwas eigenartig, wenn man bewaffnet mit Wanderrucksack, entsprechender Kleidung und Schuhen sowie Wanderstöcken ausgerüstet im Dorf losmarschiert und erst am Rand sich des Tuches entledigen darf. Aber nun ja, andere Länder, andere Sitten. Und es gibt Schlimmeres.

Nach der Nacht im Dorf ging es dann recht früh los zur Besteigung des zweiten Berges, dem Mount Tomaniivi, auch Mount Victoria genannt, welcher der höchste Berg ist. Wenn Mount Batilamu schon etwas unwegsam war, dann hatte es dieser Berg oder besser der Weg in sich. Winston, der Zyklon, welcher im Februar diesen Jahres einiges an Unheil auf Fidschi angerichtet hat, hat auch hier dem Weg zugesetzt. Nicht, dass der vorher einfach gewesen wäre… Nach etwa 2,5 Stunden hatten wir unser Ziel dann erreicht. Ohne Wanderstöcke wäre ich verloren gewesen, und zwar wirklich. Es gab Stufen, die gefühlt einen Meter hoch waren und die ein oder andere Wurzel (oder der ganze Baum) hatte es uns auch nicht wirklich einfacher gemacht. Der Spruch, dass es nach der nächsten Pause nur noch bergauf geht, kam auch dieses Mal wieder… Die Herren Guides (dieses Mal nicht in Flip Flops) sind schon witzig. Matt war übrigens nicht mit dabei, da er einen örtlichen Termin hatte (und eine sehr lange Rückfahrt mit dem Auto).

Die Anstrengung war es jedenfalls wert: Eine tolle Aussicht über die Region, welche vor Winston nicht ganz so war – der Zyklon hat hier ein bisschen umdekoriert. ‚Natürliche Rodung‘ hat es einer unserer Guides genannt, womit er an der einen oder anderen Stelle auch nicht verkehrt lag.

In der Wolke hängt unser Ziel: Mount Tomaniivi Die kleine Lücke im Grün ist der Weg Wer findet noch den Weg? Am Ziel!!! (man beachte das Holzschild) Da, wo meine Hände sind, ist die nächste Stufe (auf dem Weg nach unten)

Nach einer entsprechenden Erholungspause mit Snacks ging es wieder runter vom Berg. Am Ende hatte jeder von uns ein paar blaue Flecken mehr. Ich sehe mich jetzt nicht als speziell besonders trainierten Wanderer, aber anspruchsvoll und auch ein bisschen abenteuerlich war die ganze Aktion schon.

Zum Schluss ging es nur noch zurück nach Nadi. Matt hätte uns auch mit nach Suva genommen, wenn das für uns interessant gewesen wäre, aber wir hatten uns vorher schon für das Inselhopping entschieden, womit wir der Hauptstadt letztlich keinen Besuch abstatteten.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass die Tour toll war, weil man aus den touristischen Gegenden heraus kommt und einen kleinen Einblick ins wirkliche Leben der Leute erhält. Das Essen ist auch alles Fidschi-Küche und die ist echt toll! Abgesehen davon ist Matt ein Brunnen des Wissens. Er kann einem viel über die Bevölkerung erzählen, die ca. 40-45 % indisch ist und sonst aus Fidschis besteht. Wer also nicht nur Strandurlaub machen möchte, der kann schauen, ob er ein bisschen das Hinterland der Hauptinsel erkunden möchte. Man muss dazu nicht wandern, aber es ist eine echt tolle Option. Ein bisschen Kondition, Gleichgewichtssinn und Spaß beim Klettern sollte man allerdings haben. Die Wege sind definitiv nicht in einem Zustand, wie der ein oder andere geneigte Wanderer vielleicht erwarten mag, insbesondere, wenn er vorher in Neuseeland war.

So! Damit ist die erste Woche Fidschi auch schon wieder um. In Deutschland steht demnächst die Zeitumstellung an, womit wir dann wieder 11 Stunden Zeitunterschied haben. Zum Glück reisen wir vor der Zeitumstellung in Fidschi ab, sonst würden es wieder 12 werden... Können die Zeitumstellungen Sommer-Winter nicht überall zur gleichen Zeit stattfinden???

Panoramafoto vom Mount Tomaniivi aus (360 Grad)

04November
2016

Inselhopping auf den Yasawas

Blick auf Waya Island (Yasawa Islands) vom Yasawa Flyer aus

Nach den Strapazen der Wanderungen stand das Inselhopping auf dem Plan. Die Organisation dessen hatten wir während unserer Zeit in Neuseeland vorgenommen – zumindest, soweit das dort ging. Das Hin und Her der E-Mails mit Awesome Fiji Adventures zog sich wie Kaugummi, einige davon sehr witzig (‚Bitte überweisen sie den Betrag bis 12 Uhr Mittag, da sonst keine Garantie auf die Buchung gegeben werden kann‘ – man beachte, dass die E-Mail kurz vor 10 Uhr des selben Tages ankam…) und die Bestätigung, dass alles tatsächlich so laufen sollte, wie wir uns das vorstellten, kam zwei Tage vor Antritt des Inselhoppings. Dann auch endlich mit allen für uns wichtigen Informationen bezüglich Transport zum Hafen und ähnlichem. Lustiges Völkchen.

Wie dem auch sei, los ging es schon kurz nach 7 Uhr früh mit dem Sammelbus nach Port Denarau. Hier kann man tendenziell gut Essen gehen. Die meisten Leute verschlägt es allerdings dorthin, wenn sie ein Boot brauchen, das sie raus auf die Inseln bringt. Nachdem wir unsere Voucher abgeholt hatten, fiel uns siedend heiß auf, dass wir uns eventuell im Datum geirrt hatten und zwar in unserem Weiterflugdatum nach Japan. 4.11. oder 5.11.? Zum Glück kann man ja auf seinen Flugtickets nachschauen. Und siehe da: Verdammte Axt! Eine Nacht zu viel auf den Inseln gebucht… Da wir ja schon vor Ort beim Schalter der Organisation waren, haben wir wenigstens versucht, noch eine Stornierung hin zu bekommen, aber natürlich ist das nicht mehr möglich gewesen. Nun ja, Pech gehabt.

Nachdem wir uns ein bisschen über uns selbst geärgert hatten, ging es jedoch endlich mit dem Yasawa Flyer, einem großen Katamaran, bis Paradise Cove (Naukacuvu Island), unserem ersten Stopp (Fahrzeit: drei Stunden). Man muss ‚leider‘ sagen, dass wir mit dem neuesten Resort angefangen haben, was vielleicht nicht die idealste Reihenfolge in Bezug auf die darauffolgenden darstellt. Warum? Die Zimmer sind genial, haben Klimaanlage und das Essen ist ein Traum (5-Gänge-Menü zum Abendessen...). Dann gibt es noch ein Spa sowie eine kleine Tauchbasis. Man kann Paddeln und Schnorcheln. Und Schwalben beim Trinken aus dem Pool zuschauen – aus dem Flug heraus! Was will man mehr? Gut, vielleicht weniger Muscheln und Korallenüberreste am Strand, aber das sind keine wirklichen Kritikpunkte. Man kann dort allerdings gut Geld lassen. Von wegen, wir sind als Backpacker unterwegs… Luxuspacker!!! ;)

Ach ja, vielleicht sollte ich noch was zum Inselhopping an sich sagen: Mit Awesome Fiji Adventures hat man eine ganze Auswahl an Resorts, vom Backpacker (also Gemeinschaftsschlafsaal) bis zum Sternehotel. Zusammenstellen kann man gefühlt alles, was man möchte. Fies ist allerdings, dass sämtliche Preise ohne Essen sind und man das dann vor Ort bezahlen muss (‚muss‘, nicht ‚kann‘!). Wäre ja auch zu einfach, wenn man das alles gleich in den Preis mit einrechnen würde… Wir haben uns jedenfalls drei Inseln beziehungsweise Resorts ausgesucht (3-2-3 Nächte geplant, zum Schluss nur 3-2-2 Nächte aufgrund unseres Planungsfehlers), welche in den etwas besseren bis sehr guten Kategorien lagen. Wenn schon auf den Fidschis, dann denn schon! So schnell kommen wir sicherlich nicht wieder auf die andere Seite der Welt, um am Strand herum zu liegen. :)

Also, erster Stopp: Paradise Cove. Hier waren wir Tauchen, was sehr witzig war. Wer Simon als Tauchguide hat, der kann sich auf was gefasst machen. Der kann schnell und vor allem viel erzählen (ich bin harmlos dagegen). Logischerweise ist nicht alles davon sinnvoll, aber meist sehr lustig. Das Tauchen an sich war auch nicht verkehrt.

Nach den irgendwie viel zu kurzen drei Nächten ging es eine viertel Stunde mit dem Yasawa Flyer weiter zum Botaira Beach Resort (Naviti Island). Wenn wir gewusst hätten, dass es quasi so nah ist, hätten wir es vielleicht gelassen. Und das wäre eventuell auch gut gewesen. Ich glaube, die ehrliche Zusammenfassung ist: hat viel Potential. Wer jetzt verwundert die Augenbrauen hoch zieht, macht das zu recht. Ein wahnsinnig toller Sandstrand, traumhafte Palmen und sonst nichts. Elf Bungalows, die alle Überholungsbedarf haben (sage und schreibe vier Wasserstrahlen aus dem Duschkopf), eine einzige Steckdose, kein Internet und nichts zu tun. Ach ja, an der einen oder anderen Stelle findet sich auch Müll am Strand beziehungsweise im Grün dahinter (inklusive einiger Bootsteile). In keinem der anderen Resorts haben wir noch Überreste von Winston, dem Zyklon vom Februar dieses Jahres gesehen. In Botaira Beach wird noch gebaut. Wenn man mal zuschaut, dann versteht man auch, warum. Tendenziell dürften alle Beteiligten Familienangehörige sein, die nicht zwingend so genau wissen, was sie da tun. Die Reihenfolge ist auch meist nicht so ganz klar. Aber nun ja, wir haben ja schon auf Borneo gelernt, dass praktisches Denken nicht immer einfach ist. Hier haben wir das wieder aus erster Hand erfahren. Aber nicht nur in Botaira ist das so, Paradise Cove hatte auch so seine Momente, wie beispielsweise bei der Restaurantbedienung. Ein System, dass ein Kellner für bestimmte Tische zuständig ist, gibt es nicht. Da kommt es schon mal vor, dass einen drei verschiedene Kellner betreuen wollen oder man auch mal gar nicht die Getränkekarte erhält. Und wenn man diese hat, heißt das noch lange nicht, dass man auch bestellen kann.

Bezüglich Botaira gibt es wahrscheinlich doch ein paar Sachen, die man machen kann: Paddeln, Angeln fahren und das Dorf auf der anderen Seite der Insel besuchen. Diese Optionen gibt es eigentlich immer. Ach ja, Schnorcheln habe ich vergessen, es ist meist ein kleines Hausriff vorhanden. Schön wäre halt, wenn man soetwas gesagt bekäme. Es kann natürlich sein, dass mit der vollen Besetzung des Personals, welche kurz vor unserer Abreise wohl eintrudelte, die Organisation ein bisschen anders ist. Wir hatten die Sondersituation, dass am 30.10.2016 Diwali war, das Lichterfest, was der eine oder andere aus Indien kennt. Normalerweise gibt es dann Feuerwerk und viel Beleuchtung. Auf Botaira haben wir davon leider gar nichts mitbekommen, während wohl alle anderen Resorts etwas gemacht haben, wenn auch zum Teil einen Tag später, da das Wetter spektakulär schlecht war. Wir jedenfalls hatten ordentlich Regen in der Nacht.

Der wirklich schönste Strand, den wir hatten (Botaira Beach) Palmen!!! Die haben doch irgendwie was - ich entschuldige mich hiermit offiziell (ich mag Baumfarne trotzdem!) Eine traumhafte Hängematte in der Südsee - so kann Urlaub aussehen Und die Sonnenuntergänge (wenn man sie denn mal sieht) sind auch nicht zu verachten!

Nun ja, zwei Nächte waren kein Problem und auch ganz nett, aber ich hätte es gelassen, wenn ich gewusst hätte, was kommt (wie auch der eine oder andere Gast). Eine lustige kleine Truppe an Gästen waren wir allerdings schon, bestehend aus Franzosen, Dänen, Australiern und uns als Deutschen. Zum ersten Mal können wir behaupten, mal keinem Deutschen begegnet zu sein! Yeah!!!

Weiter ging es dann ins Octopus Resort (Waya Island) für die letzten zwei Nächte. Hier war es vom Standard her gleich wieder ganz anders. Sehr witzig ist die Tatsache, dass man immer zu Beginn gefragt wird, ob es etwas gibt, was man nicht isst oder irgendwelche Allergien bestehen. Tja, Fisch und Meeresfrüchte stehen weder bei mir noch meinem Bruder auf der Speisekarte (Sushi zählt nicht!!!). Das ist dann ein kleineres Problem, wenn das Abendessen ein entsprechendes Dinner ist. Aber gut, dass man dann gleich zur Köchin geschickt wird, um Alternativen zu besprechen. Gemüsecurry ist schon was Feines!!! ;)

Letztlich ging unsere Inselzeit sehr schnell zu Ende und das Studium der Reiseführer für Japan und Kambodscha ist zumindest etwas weiter fortgeschritten. Die letzte Nacht in Nadi haben wir dann im Oasis Palms Resort verbracht, welches netterweise genau zur richtigen Zeit ein kostenloses Shuttle zum Flughafen hatte. Aus dem schön warmen und meist sonnigen Fidschi geht es dann direkt weiter nach Japan. Soviel also zur Südsee.

07November
2016

Ab in den Winter!

Flagge Japans

Reiseziel Nummer drei auf der Liste ist Japan, und zwar für die nächsten vier Wochen. :) Da wir ja wussten, dass es Herbst bis Winter in Japan sein würde, hatten wir von vornherein beschlossen, dass wir soweit im Norden, wie möglich, anfangen würden und uns dann nach Süden vorarbeiten wollen. Der nördlichste internationale Flughafen ist in Sapporo, also war das unser erstes Ziel. Von Nadi ging es also erst einmal 10,5 Stunden bis nach Seoul, dann weitere 2,5 Stunden bis nach Sapporo. Irre! Irgendwie hat man ja das Gefühl, dass man schon auf der anderen Seite der Welt ist, also können doch da gar keine solchen Distanzen mehr sein, oder? Tja, ein Globus belehrt einen da eines Besseren. Sprich: Wir sind wieder auf der Nordhalbkugel angekommen und zwar nur noch mit einer Zeitverschiebung von acht Stunden zu Deutschland.

Eine kleine Anekdote zum Fliegen mit Korean Air: Das Boarding ist nicht zu verachten. Innerhalb von fünf Minuten ist der Flieger voll besetzt und es gibt kein ewiges Herumstehen im Gang oder ähnliches. Im ersten Anlauf waren wir damit etwas überfordert, schließlich kann man sonst noch mal in Ruhe auf‘s stille Örtchen verschwinden, ohne dass der ‚final boarding call‘ kommt und schon Flughafenangestellte fragen, wer denn noch in den Flieger gehört (wir waren die Letzten und zusätzlich die einzigen Nicht-Asiaten im Flieger).

So, was macht man in Sapporo? Man steigt erst einmal im Premier Hotel Tsubaki ab. Klingt schon nach Luxus und ist es auch. Soviel also zum Thema Backpacker. Tja, mit Hostels sieht es in Japan etwas dünn aus und die Alternativen sind gar nicht so leicht zu finden. Zumindest tun wir uns derzeit wirklich schwer damit (wenn man nicht riskieren will, dass man in einer Familie im Sinne eines Bed and Breakfasts absteigen will – Japanisches Frühstück ist nicht ganz das, was wir essen...). Nun ja, solange das Budget es hergibt, werden wir schauen, wohin es uns verschlägt. Abgesehen davon werden die Preise nach dem aktuellen Tageskurs berechnet und man findet auch in den gehobeneren Klassen zum Teil echte Schnäppchen.

Ansonsten haben wir von Sapporo nicht viel gesehen außer einigen Malls zum Essen (laut dem ‚50 things to do in Sapporo‘ gehört das wohl auf die Liste, also zumindest die Malls an sich) und dem Hokkaido-Schrein mit Park rings herum. Der Schrein ist ein Shinto-Schrein und ganz hübsch gemacht. Für alles andere waren wir dann noch nicht so warm angezogen und irgendwelche Aussichtstürme á la Fernsehturm brauchten wir bei unseren Wetterverhältnissen auch nicht in Angriff nehmen. Wir haben nämlich Schnee – oder im Tagesverlauf halt Regen beziehungsweise Tauwetter, weil es immer noch zu warm wird. Aber irre ist es schon, wenn man früh (gegen 9 Uhr) aufwacht und erst einmal Schnee auf den Straßen und Bäumen findet. Hat was.

So begrüßte uns Sapporo zwei Tage in Folge - mit Schnee! Der Hokkaido-Schrein Heiliges Wasser zum Händewaschen und Mundauspülen (schweinekalt!) Hochzeitsgesellschaft im Schrein

Den Rest der Zeit haben wir mit Schlafen, Essen und Planen verbracht. Mehr oder weniger jedenfalls. Einige lustige Episoden seien jedoch noch erwähnt:

Schon am Flughafen, den wir erst nach 21 Uhr erreicht hatten, wurde es interessant. Wie kommt man zum Hotel? Gut, wir wussten, dass das per Bus funktionieren würde. Die Dame von der Info, die auch recht gut Englisch konnte, hat uns dann sogar noch die Abfahrtszeit und den Bussteig verraten. Wirklich guter Service. Soweit so gut. Der Bus kommt, wir haben unsere Tickets und dann geht es los. Der Busfahrer versucht uns mit Händen und Füßen auf Japanisch zu erklären, dass wir die Rucksäcke auf den vorderen Sitzplätzen lassen sollen – so zum Gepäck verstauen halt. Dann fragt er uns, wo es hingehen soll und schon wird es lustig. Wildes Gefuchtel im Sinne von ‚raus aus dem Bus!‘ und er sprintet an uns vorbei aus seinem eigenen Bus heraus zum magisch dahinter erschienenen zweiten Bus. Ganz ehrlich, zwei Busse, selbe Abfahrtsstelle, selbe Zeit? Muss das sein? Wir wussten jedenfalls nicht, welcher der richtige war und ohne den Busfahrer hätten wir unseren auch verpasst und wären etwas hilflos am Flughafen gestrandet gewesen (überteuerte Taxis gibt es natürlich überall). Im zweiten Bus wurde uns dann mit Händen und Füßen erklärt, dass wir unsere Tickets erst beim Aussteigen abgeben müssen. Wenigstens Dankeschön können wir schon mal auf Japanisch. ;)

Das universelle ‚nein‘ im Sinne von ‚Kreuzen der Arme vor dem Oberkörper‘ kennen wir spätestens seit dem zweiten Tag als wir unsere Sapporotickets kaufen wollten. In den Metrostationen gibt es nur Metrotickets, keine Bus- und Metro-Kombitickets. Das konnte uns der Mitarbeiter der Metro dann auch mit Händen und Füßen erklären.

Auch Essen ist eine witzige Angelegenheit. Offensichtlich geht jeder davon aus, dass wir Japanisch können müssen, wenn wir uns dorthin trauen. Zum Glück gibt es englische Speisekarten in den meisten Fällen. Der Rest ist dann wieder ein paar Brocken Englisch (meist wird der Mitarbeiter vorgeschickt, der noch das meiste kann) und wild mit den Armen wedeln. Einiges an Gelächter kann man dann verursachen, wenn jemand sich bei einem entschuldigt, eine zweite Person darauf hinweist, dass man kein Japanisch versteht und Person Nummer eins sich dann nochmals versucht wild zu entschuldigen, jedoch nur mit minimalem Erfolg, da außer ‚sorry‘ nicht viel an Englisch vorhanden ist.

Getoppt wird das Ganze dann nur noch, wenn gewisse anwesende Geschwister dringend zum Friseur müssen beziehungsweise wollen. Zum einen wird man groß angeschaut für den offensichtlich vorhandenen Mut, zum anderen wird mit langsamem Japanisch versucht, die Fragen nach den eigentlichen Wünschen zu stellen. Nun ja, das Ergebnis war nicht ganz so, wie gedacht, aber wir sind mit einigen Souvenirs (Aufkleber, einseitiger Wandkalender, kleine Rucksäcke) rausgegangen und dem Wissen, dass wir sicherlich das Gespräch der nächsten Woche sein werden. Die Korrektur des Haarschnitts im hoteleigenen Friseur war übrigens ebenso witzig. Hier gab es dann sogar noch eine Kopf-, Schulter- und Nackenmassage dazu – und siehe da, sämtliche vorher vorhandenen Schulterprobleme sind weg. Das wäre fast ein Grund für mich gewesen, mir auch die Haare etwas kürzen zu lassen. Wenn es allerdings schon bei einer 6 mm-Maschinenfrisur zu Problemen kommt, was soll dann ein Damenhaarschnitt erst werden? Ach ja, vor jedem Friseur ist eine, sich meist drehende blau-rot-weiße Säule als Zeichen für Friseur beziehungsweise Barbier. Denn Rasieren kann ‚mann‘ sich auch lassen – mit Klappmesser selbstverständlicherweise. :)

So, was hatten wir noch? Hatte ich erwähnt, dass wir auffallen wie bunte Hunde? Wir können an zwei Händen abzählen, wie viele Kaukasier wir gesehen haben. Entsprechend bestaunt wird man gelegentlich, spätestens jedoch von dem einen oder anderen Kind. Und mein Bruderherz sowieso, der ist schließlich blond und blauäugig. Es scheint doch den einen oder anderen Japaner erst einmal zu irritieren, wenn er keine dunkle Iris sieht.

Unser Start in Japan war also schneereich und vor allem eine kleine Herausforderung. Wenn man bedenkt, dass weder mein Bruder noch ich Fisch essen, werden wir noch häufiger interessante Erlebnisse haben. Aber das wussten wir ja schon vorher. Was auch jeder weiß, wir aber eindeutig verdrängt haben, ist die Tatsache, dass Toiletten in Japan schlauer als der Durchschnittsbürger sind. Die eingebaute Bidetfunktion ist eine Sache, beheizte Klobrillen eine ganz andere. Ich bin gespannt, was uns noch so alles begegnen wird. :)

Schnee in Sapporo (vom Hotelfenster aus)

09November
2016

Ein bisschen Badekultur

Sonnenuntergang beim See Oyunuma (Noboribetsu)

Von Sapporo aus kann man eigentlich weiter gen Norden um Hokkaido, also die nördlichste Hauptinsel Japans zu erkunden. Auch im Winter kann man vor allem Ski fahren oder dann im Februar die ganzen Schneefestivals genießen. Zum Skifahren sind wir allerdings nicht hier und Abfahrt kann sowieso keiner von uns beiden. Für den Rest sind wir ein bisschen zu früh. Der Sommer ist hier wahrscheinlich deutlich lohnenswerter, vor allem bezüglich Natur und Wandern. Nun ja, ein anderes Mal.

Also entschieden wir uns für die Reise nach Süden, wie sowieso im Verlauf geplant. Ausgestattet mit einem Japan Rail Pass (den man nur außerhalb Japans erhalten kann und welchen wir uns nach Christchurch haben schicken lassen, weil wir, wie immer, etwas spät mit der Organisation dran waren…) ging es los nach Noboribetsu (1,25 Stunden Zugfahrt) oder besser nach Noboribetsu Onsen. Das ‚Onsen‘ steht für ‚Bad‘ im Deutschen. Es gibt also Quellen und da Japan bekannterweise sehr viel Vulkanismus aufweist, sind diese auch heiß. Wir haben uns also für eine Nacht im Noboribetsu Grand Hotel einquartiert (kein Kommentar…). Allein die Anmeldung dauerte. Wie es scheint, gab es kein Zimmer für uns und einzig unsere E-mail von Expedia.de sorgte letztlich dafür, dass man uns doch aufnahm – und in eine Suite verfrachtete, die in etwa das Drei- bis Vierfache kostete wie das Zimmer, das wir eigentlich gebucht hatten. Nicht, das wir uns beschwert hätten. ;)

Ein bisschen herum laufen kann man in dem Örtchen, was man per Bus vom Bahnhof aus erreicht. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht und die Restaurants haben auch, wie es scheint, nur Mittags geöffnet bis auf wenige Ausnahmen. Der Noboribetsu Bear Park ist per Seilbahn erreichbar. Da Hokkaido Braunbären hat, wollten wir uns diese gern anschauen. So ganz unser Ding war es letztlich nicht, da artgerechte Haltung irgendwie anders aussieht. Nun ja, hinterher ist man immer schlauer.

In ganz Noboribetsu finden sich verschiedene Dämonen Braunbärjunges Aussicht auf das Meer vom Bear Park Noboribetsu aus

Ansonsten kann man sich Hell‘s Valley anschauen. Hier hat man wieder schwelfelgefärbtes Gestein und heißen Dampf. Ist ganz niedlich, aber wir waren in Rotorua. Da ist es schwer, mitzuhalten. Dann kann man sich noch die Gegend anschauen auf kleinen Wanderwegen. Ach ja, einen Geysir gibt es mitten im Ort! Der bricht regelmäßig aus.

Hell's Valley (Jigokudani) Sieht schon aus, wie eine Mondlandschaft Schick, oder? Willkommen in Japan: Anstatt den Baum wegzumachen, stellt man eine Fußbank auf jede Seite... Lauter kleine Figuren - festgebunden oder erhängt?!

Man kommt natürlich in Orte mit ‚Onsen‘ im Namen, um sich mit der Badekultur Japans vertraut zu machen. Nun fanden wir in unserem Hotelzimmer zum einen eine Art Lederschlappen, zum anderen Yukata in mehreren Größen mit entsprechendem Gürtel und Haori (Überzieher). Und los ging das Raten, wie man das eigentlich trägt, was man darunter zieht und ähnliches. Zum Glück gab es wenigsten ein Bild als Erklärung sowie eine Tabelle mit den Größen. Den Rest findet man dann per Google.

Im Yukata und Haori Ist schon irgendwie sehr witzig

Jetzt die Sache mit den Onsen. So gut wie jedes Hotel hat welche, sprich, man kann auch Onsenhopping betreiben, wenn man das möchte. Wir wollten allerdings erst einmal schauen, wie das überhaupt abläuft. Auch hier gab es eine Kurzanleitung im Zimmer sowie deutlich bessere Erklärungen im Internet.

Also Augen zu und durch! Rote Vorhänge für den Eingang der Damen, blau für die Herren. Nach spätestens anderthalb Stunden wollten wir uns im Hotelzimmer wieder treffen, da in fast allen Fällen hier eine strenge Trennung der Männer und Frauen vorliegt. Also Schuhe aus (das ist auch so eine Sache, an die man sich erst einmal gewöhnen muss), Klamotten verstauen, Minihandtuch nehmen (witzigerweise ‚modesty towel‘ genannt) und rein ins Bad. Dann je nach Bedarf: erst kurz Waschen, dann im Onsen einweichen, dann richtig waschen und wieder weiter aufweichen gehen. Oder gleich richtig waschen und dann aufweichen im Onsen. Was macht man? Man starrt so unauffällig wie möglich die anderen anwesenden Personen an und versucht rauszukriegen, wie es richtig ist. Allein schon die Technik mit Hinsetzen und Schüssel mit Wasser füllen und Einseifen und Duschkopf und und und......... In welcher Reihenfolge bitte was?! Wenn man das überlebt hat, dann geht es in den Onsen. Soweit jedenfalls die Theorie. Das ‚modesty towel‘ darf sich dann an den Beckenrand oder magisch auf den Kopf bewegen, wenn man sich versenkt.

Welcher Pool zuerst? Der größte natürlich! Blöde Idee… Ich habe sehr lange gebraucht, meine beiden Füße in das sauheiße Wasser zu bekommen. Während dessen kann man beeindruckt dabei zuschauen, wie die Japanerinnen direkt vom Duschen mit zwei Schritten bis zum Hals im deutlich über 40 Grad Celsius heißen Wasser verschwinden. Irgendwas mache ich doch falsch, oder?

Man trägt jedenfalls wieder zur Belustigung aller Anwesenden bei, die feststellen, dass man Ausländer ist, und nicht mit der Temperatur klar kommt. Es kommt dann mit Händen und Füßen und auf Japanisch der Hinweis, dass die anderen Pools kälter sind. Waren sie auch und ich kam tatsächlich in den Genuss mal ganz im Wasser zu sitzen und mir nicht nur die Füße zu verbrühen.

In unserem Onsen gab es Pools mit Eisen-, Salz- sowie Schwefelwasser. Temperaturen standen leider nicht dran, weshalb es ein bisschen Ausprobieren war. In dem ganz großen Pool war ich übrigens nie wirklich drin. Selbst nach fast einer Stunde Gewöhnungszeit ging das nicht.

Zurück im Hotelzimmer konnte ich dann feststellen, dass es meinem Bruder exakt wie mir ergangen ist, nur dass bei ihm weniger Leute anwesend waren. Ach ja, der Onsen hatte Tag und Nacht geöffnet, bis auf eine Stunde zwischen 2:30 und 3:30 in den Morgenstunden. Sehr genial.

Von Noboribetsu Onsen ging es weiter nach Toya (40 Minuten Zugfahrt) beziehungweise zum Lake Toya. Dort hatten wir nicht so das besondere Wetter, sprich: es regnete. Das Rumlaufen hielten wir also recht kurz und besuchten lieber das Volcanic Science Museum. Das war ganz interessant, da Toya am Mount Usu liegt, welcher regelmäßig alle 20-50 Jahre ausbricht, letztmalig 2000.

An dieser Stelle sollte ich das Boyotei erwähnen, ein kleines Restaurant, in dem wir zum Mittagessen gelandet sind. Sehr lecker!!!

Danach ging es noch am selben Tag weiter nach Hakodate (1,5 Stunden Zugfahrt). Diese Stadt stand hauptsächlich auf dem Reiseplan, da hier die Strecke des Shinkansen, des japanischen Hochgeschwindigkeitszuges, beginnt – und zwar seit Februar diesen Jahres. 2030 soll die Strecke dann bis Sapporo durchgehen.

Hakodate ist bekannt für die Aussicht vom Mount Hakodate auf die nächtliche Stadt. Das haben wir dann auch noch gemacht und müssen zugeben, dass es sich bei schönem Wetter auch lohnt. Mehr haben wir nicht wirklich gesehen, da – oh Wunder – wir am nächsten Tag Schnee hatten. Bei dem Wetter hatten wir dann keine Lust mehr durch die wirklich kalte Stadt zu laufen.

Blick von Mount Hakodate (Panoramafoto)

Damit ist unsere Zeit auf Hokkaido auch schon wieder zu Ende, was am einbrechenden Winter liegt. Insgesamt steht die Insel aber gern nochmals auf dem Reiseplan, da wir wissen, was man alles an Wanderungen machen kann. Und es soll sich wirklich lohnen. Abgesehen davon, spätestens die Schneefestivals und die Eisberge sind sicherlich eine Reise wert, aber, wie schon gesagt, dafür sind wir ein paar Monate zu früh dran und auch unzureichend mit warmer Kleidung versehen.

Also auf in den Herbst! Zumindest hoffen wir das.

Man beachte die ganzen japanischen Touristen. Irre! (Mount Hakodate)

12November
2016

Von Nudeln und Samurai

Ausblick von Yamadera auf die gegenüber (in der Wolke) liegenden Berge - phantastisch!

Mit dem Shinkansen ging es von Hakodate nach Morioka (2,5 Stunden Fahrzeit). Die Fahrt mit dem „Bullet train“, wie er im Englischen so schön heißt, ist schon recht interessant, da man die Geschwindigkeit eigentlich nicht merkt. Abgesehen davon ist er der reinste Luxus. So viel Beinfreiheit und Rücklehnmöglichkeit hätte ich gern mal im Flieger oder ICE. Der einzige Haken an der Sache ist, dass man häufig durch Tunnel fährt und somit, je nach Strecke, nicht unbedingt viel von der Landschaft sieht.

Morioka stand auf der Liste, weil der Shinkansen dort hält und sich gut Unterkünfte finden ließen. Wir sind im New City Hotel Morioka unter gekommen. Die Sache mit den Hostels haben wir so gut wie aufgegeben. An Unterkünften bleiben wir derzeit aufgrund der meist guten Lage und des akzeptablen Preises (natürlich weit oberhalb unseres eigentlich geplanten Budgets…) bei den sogenannten Businesshotels. Einfach, sauber und mehr braucht man nicht.

Da wir schon am Nachmittag in Morioka angekommen waren und uns das Mittagessen fehlte, beschlossen wir, einen Tipp aus dem Lonely Planet umzusetzen. Morioka ist bekannt für drei verschiedene Arten von Nudeln: Morioka Reimen, Morioka Jajamen und Wanko Soba. Spätestens bei Letzteren wird es lustig: Man bekommt Miniportionen und die Kellnerin versucht schneller neue Schüsseln auszuteilen als man Stopp sagen kann. Eine normale Portion umfasst wohl 15 Schüsselchen. Da wir nicht ganz so verrückt waren, das ausprobieren zu wollen, stand Morioka Jajamen auf dem Plan. Den Laden aus dem Lonely Planet haben wir trotz längerem Suchen allerdings leider nicht gefunden. Dafür landeten wir jedoch beim Morioka Castle Site Park, wo es die Mauern einer Burg mit schickem Park zu bestaunen gibt. Gleich nebenan befindet sich der Sakurayama Schrein, welcher auch sehr schön ist. Wir haben also sogar ein bisschen was von der Stadt gesehen, wenn auch nicht beabsichtigt. ;)

Letztlich sind wir wieder in Bahnhofsnähe gelandet und zwar bei Hot Jaja, was so gut wie nur Jajamen serviert und ein paar Kleinigkeiten. Man bekommt ein Lätzchen, was man tatsächlich braucht, und dann seine Nudeln mit Gurken, Ingwer und Misopaste. Wenn man das alles schön gemischt hat, kann man auch noch andere Dinge wie Chili oder auch Knoblauch hinzufügen. Hat man das alles aufgegessen, besteht die Möglichkeit ein Ei in seiner Schüssel aufzuschlagen und sich heiße Brühe geben zu lassen. Da darf man dann Pfeffer, Salz sowie Misopaste hinzufügen. Sehr reichhaltig und lecker und erstaunlich billig. Fazit: Sollte man mal ausprobiert haben, wenn man in Morioka vorbeikommt.

Jajamen in Morioka bevor man sich darüber her macht Das Ganze dann vermischt (mit Lätzchen!)

Eigentlich wollten wir ja etwas weiter im Norden an den Tazawa Lake, aber nun ja, die Anreise hätte sich etwas kompliziert gestaltet und der Wetterbericht war auch nicht so berauschend, weshalb wir uns für Kakunodate entschieden haben (45 Minuten Fahrzeit).

Kakunodate ist ein kleines Städtchen mit reicher Geschichte. Natürlich kommen sicherlich viele Leute vor allem zur Kirschblüte her, da es unglaublich viele Kirschbäume dort gibt, unter anderem Trauerkirschen (hatte ich vorher noch nie gehört). Wir sind aufgrund der Samurai gekommen, die hier gelebt haben. Es gibt noch viele Häuser, die man von außen oder aber auch von innen anschauen kann. Wir haben so ziemlich alle mitgenommen, die es da gibt (Übersichtskarte an der Info): Odano Samurai House, Kawarada Samurai House und das Iwahashi Samurai House. Die sind alle kostenlos und zum Teil wirklich schick anzusehen. Spektakulärer ist natürlich dann das Aoyagi Samurai House mit kleinen Ausstellungen, welche Samurairüstungen, Schwerter, Pistolen und auch Gegenstände aus dem normalen Leben umfassen. Zusätzlich gibt es dann noch einen schönen Garten, ein Restaurant, ein Teehaus, eine kleine Bildergalerie und natürlich mehr als einen Souvenirladen. Man kann dort einiges an Zeit verbringen. Das Ishiguro Samurai House ist dann etwas kleiner, aber auch ganz nett gemacht.

Eines von vielen Toren zu den Häusern der Samurai Innenraum in einem der vielen Samuraihäuser (inklusive Raumtrenner) Ja, man darf auch mal selbst zum Samuraihelm greifen :)

Im Heritage Center (an der Info gab es Rabattzettelchen für den Eintritt – auf Nachfrage) kann man sich ebenfalls einige Ausstellungsstücke anschauen. Hier ist insbesondere die Kunst des Kabazaiku zu bestaunen. Dabei werden Gegenstände aus der Rinde von Bergkirschbäumen gefertigt.

Den Abschluss stellte dann eine kleine Runde durch das Händlerviertel dar. Zwischen zwei Straßen erstreckt sich ein ganzes Gelände (Nishinomiya House). Wir sind bei einem Herrn hängen geblieben, der auf traditionelle Art und Weise Flip Flops (Zori) hergestellt hat. Und zwar aus Reisstroh, welches mit breiten Stoffbändern zusätzlich umwickelt wird. Echt faszinierend!

Zum Schluss sind wir noch am Ando House vorbei gekommen. Hier ist eine Miso- und Soyasoßenfabrik angeschlossen. Die Räumlichkeiten, die man sich allein schon beim Besuch des Ladens anschauen kann, sind es definitiv Wert herein zu schauen! Familienfotos zeigen, dass nach Ladenschluss sicherlich auch ein bisschen des normalen Lebens dort noch stattfindet. Das Gästezimmer hat auch schon mehr als eine Hochzeit gesehen, wenn man nach den Fotos dort geht.

Sprich: Man kann in dem Ort wirklich Zeit verbringen. In den Ausstellungen gibt es zumindest eine kleine Broschüre auf Englisch, so dass man meist weiß, was man vor sich hat. Viel ist jedoch nur auf Japanisch, insbesondere bei den Erläuterungen zu einzelnen Ausstellungsstücken. Die Angestellten freuen sich aber ungemein, wenn man als Nicht-Asiat vorbei kommt und kein Wort versteht. Ach ja, man kann auch mal zum Fotomotiv für Japaner werden. Und das, obwohl man meinen könnte, dass hier so einige Touristen vorbei kommen dürften. Soviel also dazu. :)

Von Kakunodate ging es für uns dann weiter nach Sendai (1,5 Stunden Fahrzeit). Hier sind wir im Hotel Pearl City Sendai für zwei Nächte unter gekommen. Am nächsten Tag stand Yamadera auf dem Plan (eine Stunde Fahrzeit). Ein kleines beschauliches Örtchen mit einer Tempelanlage am Berg (Rishaku-ji). Etwa 1000 Stufen darf man den Berg hinauf klettern (und entsprechende Hinweisschilder erinnern einen auch immer wieder daran, wie viele Stufen man genau noch vor sich hat…). Die Anlage ist recht schön, auch wenn ausführlichere Erklärungen auf Englisch wünschenswert wären. Es gibt wohl auch die Heilige Flamme Konpon-chudo, welche seit 860 brennen soll, am Fuße des Berges. Nun ja, wir haben den entsprechenden Schrein dafür übersehen und können es weder bestätigen noch widerlegen. ;)

Blick auf die Tempelanlage von Yamadera (vom Bahnhof aus) Wusste ich es doch! Ein Lätzchen!!! So wird auch mal Jack Skeleton zur Opfergabe Alles was glänzt, ist Geld - nein, es ist nicht festgeklebt, nur geklemmt Zieht euch warm an! Zwischen Herbst und Winter Marvin!!! (aus Per Anhalter durch die Galaxis)

Witzig war die Tatsache, dass hierher wohl auch Schulklassen kommen. Zwischen „Hello“ und „Konichiwa“ gibt es so einiges an Gelächter und große Augen, wenn man als offensichtlicher Nicht-Asiat vorbeiläuft. Unser Grinsen wurde immer breiter.

In Kakunodate sowie auch in Yamadera haben wir uns zum Mittagessen in kleine Restaurants getraut, die wenigstens Bilder in der Speisekarte hatten oder auch englische Übersetzungen. Es gibt in jeder Region irgendwelche traditionellen Speisen und selbst wenn man keinen Fisch oder Meeresfrüchte isst, kann man hier so einiges finden, was man probieren kann (in Yamadera beispielweise Soba, heiß oder kalt). Gut, Kokkyaku (zumindest glauben wir, dass das so heißt – Google war nur bedingt hilfreich in diesem Fall...) kann man unserer Meinung nach auch weg lassen. Das Zeug wird aus Miso hergestellt und hat eine geleeartige Konsistenz. Nicht wirklich lecker.

In Sendai wurden wir dann 6:45 Uhr von einem Erdbeben, welches mehrere Sekunden gedauert hat, geweckt. Laut Internet war die Stärke bei 5,8 auf der nach oben offenen Richterskala am Ursprungsort und etwa 4,0 bei uns. Ich kann ehrlich behaupten, dass es ein bisschen gruselig war und wir auch gleich den Fernseher angemacht haben, um zu schauen, ob es Warnungen gab. In der 8. Etage ist das irgendwie nicht ganz so witzig, wenn das gesamte Gebäude hin und her schwankt und das Bett wackelt...

Wir haben uns dann im Verlauf des Tages noch das Mausoleum von Date Masamune (Zuihoden) angesehen (Businfos an der Touristeninfo zu erhalten – wirklich gut gemacht). Date Masamune war einer der größten Samurai, die es gab. Er war auch bekannt als der einäugige Drache, da er als Kind ein Auge an die Pocken verloren hat. Er ist der Begründer von Sendai. Was man zum Mausoleum (und auch den Mausoleen seines Sohnes und Enkels) wissen muss, ist, dass sie sage und schreibe in den 80er und 90er Jahren neu gebaut wurden, nachdem sie 1945 im 2. Weltkrieg durch Luftangriffe vollständig zerstört worden waren. Die Bauten sind allerdings nicht weniger beeindruckend, als sie es vorher sicherlich auch schon waren.

Auch der Sendai-Burg (Aoba) haben wir einen Besuch abgestattet. Viel zu sehen gibt es allerdings außer ein paar Mauern nicht. Ach ja, eine Statue von Date Masamune natürlich.

Warum werden Tempel eigentlich immer auf Hügeln oder Bergen gebaut??? (Zuihoden Das Mausoleum von Date Masamune Statue von Date Masamune - er kann auf den Wolken gehen!

Es gibt wohl noch im Sendai-Museum die Originalrüstung von Date Masamune zu sehen, aber so viel Zeit hatten wir dann doch nicht mehr. :)

Eigentlich kommt man mit dem Loople-Bus, also dem Touristen-Sightseeing-Bus, gut von A nach B. Es gibt Erläuterungen auf Englisch, aber man sollte hier doch das Tagesticket nutzen, sprich, man braucht etwas mehr Zeit als wir hatten. Wir sind also Taxi gefahren um vom Mausoleum zur Burg zu kommen. Kleiner Tipp: Nicht versuchen, selbst die Tür aufzumachen, die geht magisch von selbst auf und auch zu. Und wenn man kein Japanisch kann, dann tut es auch die große Übersichtskarte, die sich häufiger an irgendwelchen Stellen findet, um dem Fahrer klar zu machen, wo man hin möchte. :)

Für uns ging es dann weiter mit dem Shinkansen nach Tokio (1,5 Stunden Fahrzeit). Eigentlich wollten wir nach Nikko, aber an einem Wochenende ist das offensichtlich nicht so die brillante Idee. Allein die Hotelpreise ließen uns die Ohren schlackern. Also wird es Tokio, wenn auch deutlich eher als geplant (nicht, dass wir einen Plan hätten, wann wir wohin wollen, aber das steht hier gerade nicht zur Debatte ;) ).

Was gibt es noch zu sagen? Wir haben uns eine Suica-Karte geholt. Die kann man mit der Octopus-Card in Hongkong vergleichen. Sie funktioniert in so ziemlich allen öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz Japan und kann immer wieder aufgeladen werden. Ausprobiert wurde die natürlich schon in Sendai. So eine Karte kann man eigentlich an den entsprechenden Automaten kaufen. Wir sind selbst mit der vorhandenen englischen Übersetzung allerdings nicht so wirklich schlau daraus geworden und haben uns dann am Schalter eine geholt. Mit Null Japanisch unsererseits und keinerlei Englisch von Seiten des Angestellten haben wir uns trotzdem gut verstanden. Es ist schon irgendwie beruhigend, wie man völlig ohne Sprachkenntnisse durch ein Land kommen kann.

Und was macht man bei kleinen Erdbeben? Die Grabsäulen umarmen? (gesehen bei Zuihoden)

14November
2016

Millionenmetropole Tokio

Stadt so weit das Auge reicht (Ausblick vom Tokio Tower)

Willkommen in Tokio! Die Hauptstadt Japans, wo etwa 25 % aller Japaner leben, ist die größte Metropolregion der Welt. Selbst mit dem Shinkansen fragt man sich beim Blick aus dem Fenster wo eine Stadt aufhört und die nächste anfängt. Die Übergänge sind fließend und außer der eventuell abweichenden Größe der Hochhäuser, erscheint alles auf Anhieb gleich. Trotzdem kann man sich tagelang beschäftigen.

Als Unterkunft haben wir das Hotel Unizo Ginza-nanachome gewählt. Der Preis ist übrigens utopisch, aber nun ja. Wir sind in Tokio und da scheint alles etwas teurer zu sein…

Was Fortbewegung in Tokio angeht, so gibt es da gefühlt hundert verschiedene Varianten. Metro, S-Bahn, Bus, Züge von JR, … Alles ist möglich. Der Japan Railpass hat uns also auch hier geholfen, den Rest haben wir wieder über die Suica erledigt. Ach ja, um zu wissen, wie man von A nach B kommt, haben wir bisher immer auf Hyperdia.com zurück gegriffen. Die können einem zwar nicht sagen, ob der Railpass auf den Strecken gilt, zeigen einem aber, wer der Betreiber ist, sprich, man kann sich selbst eigentlich ein gutes Bild machen. Auch, oder gerade für die Überlandzüge inklusive Shinkansen, ist diese Website (oder die zugehörige App) wirklich gut.

Der erste Anlauf, sich noch am Ankunftstag etwas Touristisches anzuschauen, scheiterte an den Öffnungszeiten. Unser erstes Ziel hätte der Meiji-Schrein sein sollen, aber des Häufigeren werden bei Tempeln und Schreinen die Tore bei Sonnenuntergang geschlossen. In unserem Fall hieß das 16:10 Uhr. Da wir aber schon mal in Harajuku waren, haben wir uns auch gleich die schätzungsweise wichtigste Fußgängerzone vor Ort angeschaut. Der irre Wahnsinn, wie viele Leute sich dort tummelten.

Am nächsten Tag haben wir den Meiji-Schrein nochmals in Angriff genommen. Da es ein Wochenende war, war es brechend voll. Zwischen den ganzen Touristen und auch Japanern, die einfach so für ihre Gebete her kommen, wuselten viele Kinder in Kimonos herum. Auch die Eltern waren sehr förmlich gekleidet, die Mutti meist ebenfalls im Kimono, der Vater im Anzug. Mein Bruder wusste dann, dass in der kommenden Woche der 7-5-3 (Shichi-go-san) sein soll. Ich würde es mit einer Art Kindertag beschreiben.

Als Tourist sieht man die 3- und 7-jährigen Mädchen im Kimono, mit den tollsten Frisuren und Haarschmuck sowie geschminkten Gesichtern. Die 3- und 5-jährigen Jungs in ihren Kimonos und Haori, gegebenenfalls auch Hakama sehen auch nicht weniger spektakulär aus. Beeindruckend ist die Tatsache, dass die Kinder schon in den traditionellen Geta (japanischen Sandaletten, die Flip Flops sehr ähnlich sind) laufen können.

Torii des Meiji Schreins Das Hauptgebäude Im Hintergrund sind Sakefässer, im Vordergrund Kinder in Kimonos (die Mutti auch) aufgrund des 7-5-3 Die Mädchen sehen aus wie kleine Prinzessinnen (inklusive perfekt sitzender Frisur und Make-Up) Und noch mehr Kinder (hab halt immer versucht unauffällig zu fotografieren, daher die ganzen Bilder von hinten)

Die auf dem Gelände vorhandenen beiden kleinen Museen Homotsuden und Homotsu-Tenjishitsu haben wir uns auch angeschaut, da sie über das Leben und Wirken von Kaiser Meiji und seiner Frau Shoken berichten. Abgesehen davon sind diese nicht immer offen, wir hatten also Glück.

In Tokio kann man alles kaufen, was das Herz begehrt. Einkaufszentren gibt es wie Sand am Meer und in jedem Reiseführer werden unterschiedliche empfohlen. Nun sind wir nicht zum Shoppen hier, was die Auswahl an Dingen, die man unbedingt gemacht haben muss, deutlich schrumpft. Nein, Fisch steht immer noch nicht auf der Wunschliste, weshalb der wohl sehr berühmte und eindrucksvolle Fischmarkt raus war. Blieb Akihabara, wo man als Anime- und Mangafreund schon mal einen Abstecher hin machen kann. In den Gassen wird man immer wieder von spektakulär angezogenen Mädchen angehalten und bekommt Infoblätter in die Hand gedrückt, die für irgendwelche Cafés werben. Ob man ein solches besuchen muss, sollte jeder für sich entscheiden. Wir haben es vorsichtshalber gelassen. Man kann sich allerdings, wenn man sich denn erst einmal in einen der letztlich gigantischen Läden hinein traut, sehr viel anschauen. Von Wänden aus Mangas, Dojinshis (fein säuberlich eingeteilt von harmlos bis nicht mehr jugendfrei, für Männer und Frauen), Animes, Soundtracks bis hin zu Figuren von allen möglichen Charakteren, Kostümen und Sammelkarten gibt es wirklich alles – und das in jeder nur erdenklichen Preisklasse. Wie gut, dass wir als Rucksacktouristen unterwegs sind und ich schon einen Aikido-Gi mit herumschleppen muss (dazu später mehr). :)

Einen Abstecher zum Ghibli-Museum, welches ich wirklich gern besucht hätte, konnten wir uns letztlich sparen. Hier muss man sich seine Karten rechtzeitig organisieren (ab dem 10. eines jeden Monats werden diese online verkauft), was wir nicht wussten und folglich auch nicht gemacht hatten. Für alle anderen Museen waren wir dann wieder einmal zu spät und der nächste mögliche Tag war ein Montag, an welchem in Japan die Museen geschlossen haben.

Wir haben uns also Shibuya Crossing, die weltberühmte Kreuzung, bei der einfach alle Fußgänger bei grün quer laufen, angeschaut und sind auch selbst zweimal drüber gelaufen. Eine sehr witzige Angelegenheit. Ich schwöre, der Starbucks vor Ort hat nur so einen guten Umsatz, weil man von dort den besten Ausblick auf die Kreuzung hat.

Und das Ganze bei grün - irre! Wir mussten natürlich auch mal mitten rein :)

Der letzte Tag in Tokio begann sehr früh, um genau zu sein 5:30 Uhr. Wessen Schuld ist das? Meine natürlich. Ich bin in Deutschland seit wenigen Monaten bei Aikido, einer japanischen Kampfsportart (eher Verteidigungssportart, da keine Angriffe trainiert werden). Nachdem meinen Mitstreitern klar war, dass ich nach Japan reisen würde, wurde mir ans Herz gelegt, dass ich unbedingt den Honbu Dojo besuchen muss, die Geburtsstätte des Aikido. Soweit so gut. Dafür braucht man natürlich einen entsprechenden Anzug, den man leider nicht ausleihen kann. Mitgebracht habe ich meinen bisher vorhandenen Karateanzug allerdings nicht. Warum auch? Einen Anzug halb um die Welt schleppen? Nee, da kauft man (Frau) sich lieber vor Ort einen und schleppt ihn dann mit nach Hause. ;)

Um die ganzen logistischen (Wo ist der Dojo? Wie lange brauchen wir dahin? Finden wir ihn überhaupt?) und formellen Dinge zu klären (Darf ich ohne derzeit vorhandenem Mitgliedsausweis mitmachen? Anzug kaufen etc.), waren wir am Vortag schon einmal da gewesen. Da ich zum Aikikai gehöre (oder besser mein Trainer in Deutschland, da ich selbst, wie schon erwähnt, noch gar keine Mitgliedskarte habe), durfte ich gegen eine Gebühr mittrainieren. Der dezente Hinweis meines Trainers war, dass man doch das Training beim derzeitigen Chef des Aikikai und direktem Nachkommen des Großmeisters O-Sensei, dem Begründer des Aikido, mitmachen solle. Der macht allerdings die sehr frühen Stunden… Für Anfänger 7-8 Uhr. Daher durften wir so früh aufstehen.

Für mich hieß es also eine Stunde lang im Kreise von nahezu nur Japanern und einigen Zugewanderten mittrainieren. Da sehr schnell auffiel, dass ich kein Japanisch kann und die Anweisungen recht schlecht verstehe (ja, die Begriffe für die Verteidigungen sind gleich, heißt aber nicht, dass ich sofort weiß, was gemeint ist – dafür bin ich noch nicht lange genug dabei), wurde mir kurzerhand von Ueshiba Mitsuteru, dem Urenkel von O-Sensei und zukünftigem Leiter des Aikikai (es gibt leider kein Beweisfoto, da er nach dem Training zu schnell weg war), welcher an diesem Tag das Training leitete, der nächste Rangälteste als Trainingspartner zugeteilt. Irre, was man in einer Stunde alles lernen kann! Ein kleines Lob habe ich zum Schluss sogar eingeheimst, weil ich mich wohl nicht ganz so dusselig angestellt habe. Man kann sich vorstellen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe.

Wenn man die Beschilderung einmal gefunden hat, hilft sie tatsächlich weiter Und zwar echt aus Japan!!! Vom Aikikai!

Von meinem Mattenbrand habe ich erst in der Umkleidekabine etwas gemerkt. Der Muskelkater dürfte auch beeindruckend werden, da ich ja seit zwei Monaten sportlich völlig abstinent war.

Mein Bruder hat übrigens einfach zugeschaut, was auch möglich ist (ohne Gebühr).

Fazit: Wer beim Aikikai ist und in Tokio vorbei kommt, der sollte wirklich in den Honbo Dojo. Die Trainingsgebühr (übrigens für einen gesamten Tag gültig) ist die Erfahrung wert, dort einmal gewesen zu sein. Die entsprechende Website ist übrigens auch vollständig in Englisch vorhanden und spätestens der FAQ-Teil ist ein Traum.

Danach ging es frühstücken (wird hier erwähnt, da das Training auf leeren Magen stattfand und mein Zuckerhaushalt nach einer sehr schlechten Nacht – aufgrund der Nervosität – im Keller war) und wieder ins Hotel (zum Schlafen für eine weitere Stunde ;) ), was netterweise erst 12 Uhr Check-Out hatte. Zum Abschluss unseres Tokioaufenthaltes besuchten wir noch den Zojoji Tempel. In diesem buddhistischen Tempel gibt es eine Treasure Gallery, welche sich lohnt anzusehen, da hier ein über 100-jähriges Modell des im zweiten Weltkrieg zerstörten Mausoleums von Hidetada, dem zweite Tokugawa Shogun präsentiert wird. Das Modell ist erst vor wenigen Jahren aus Großbritannien zurückgekehrt, wo es einst dem königlichen Hof zum Geschenk gemacht wurde. Es ist detailgetreu mit Originalmaterialien erbaut und exakt genauso dekoriert, wie das nicht mehr vorhandene Original (inklusive Säulen, Innendeckenbemalung und Fußböden).

Der Zojoji Tempel mit direkt dahinter liegendem Tokio Tower Das Eingangstor des Zojoji

Zum Abschluss besuchten wir den direkt hinter dem Tempel liegenden Tokio Tower. Der ist bekanntlich nicht mehr das höchste Gebäude Tokios (das ist der Tokio Sky Tree, welcher mit seinen 634 Metern derzeit nach dem Burj Khalifa das zweithöchste Gebäude der Welt ist), aber er hat eine tolle Aussicht.

Am Fuße des Tokio Towers - sieht ein bisschen aus, wie der Eiffelturm Der Zojoji vom Tokio Tower aus

Von Tokio aus geht es weiter gen Süden und zwar nach Kamakura.

P.S.: Am 14.11.16 hat es, wie jeder Dank der Nachrichten weiß, in Neuseeland auf der Südinsel ein großes Erdbeben der Stärke 7,5-7,9 auf der nach oben offenen Richterskala gegeben und zwar nördlich von Christchurch. Ein kleines bisschen bin ich froh, dass wir nicht mehr da sind. Da ich bei meiner letzten Neuseelandreise in Kaikoura war, dem Ort, den es mit am stärksten getroffen zu haben scheint, ist es beängstigend, die aktuellen Bilder zu sehen. Man kann den Kiwis nur die Stärke wünschen, die sie schon nach dem letzten großen Beben 2011 beim Wiederaufbau bewiesen haben.

Straße mitten in Tokio - die einfach mal für Autos am Abend gesperrt war (um die Ecke vom Hotel)

17November
2016

Aus der Großstadt ins Dorf

Einer der Wächter schaut auf seinen schutzbefohlenen Tempel Kencho-ji (Kamakura)

Von Tokio aus ging es weiter nach Süden und zwar nach Kamakura (50 Minuten Fahrzeit). Dort sind wir erstmalig in einem Hostel untergekommen und zwar im WeBase, welches gerade einmal am 15.9.2016 eröffnet hat. Hingefunden haben wir mit Hilfe einer alten Dame, die uns auf der Straße einfach gefragt hat, ob sie uns hilflos mit Google Maps arbeitenden Rucksacktouristen helfen könne. Die Beschreibung „neue Unterkunft“ reichte aus, dass sie uns fast bis hin gebracht hat.

Das Hostel selbst ist gigantisch. Alles neu, blitzblank und freundliches Personal, das sehr gut Englisch (und auch Französisch) kann. Selbst über den 4er Schlafsaal (wenn man die Gitter als Türen und den großen Spalt oberhalb der Etagenbetten mit einbezieht, dann könnte man sogar von einem 8er Schlafsaal sprechen) gibt es nicht wirklich etwas Negatives zu berichten, außer vielleicht, dass es mit großen Rucksäcken doch etwas eng wird und die leider nicht in die vorhandenen Spinde passen (Fehlkonstruktion…). Wer groß kochen möchte, wird die Gemeinschaftsküche auch als dafür nicht geeignet finden, aber sonst waren wir wirklich beeindruckt.

Kamakura wird meist zum Tagesausflugsziel der Tokioter, da es sehr nah ist und man es gut mit dem Zug erreichen kann. Ein Tag ist allerdings recht knapp bemessen, wenn man sich dann auf der Karte einmal anschaut, was es denn alles für Tempel zu sehen gibt. Nun ja, man muss sich halt welche aussuchen. In unserem Fall hieß das per vom Hostel ausgeliehenem Fahrrad zum Kencho-ji-Tempel. Der ist beeindruckend und hat vor allem einiges an Treppen, wenn man sich denn noch den dazugehörigen Schutzschrein (Hanso-bo) anschauen will. Von dort gehen auch einige Wanderwege los, welche wir allerdings aufgrund der Zeitknappheit nicht gemacht haben. Weiter ging es, weil wir auf dem Hinweg schon daran vorbeigefahren waren, zum Tsurugaoka-Hachimangu-Schrein. Hier war reger Betrieb und es fanden sich, wie schon am Wochenende in Tokio im Meiji-Schrein, einige Kinder und auch Eltern in Kimonos. Man beachte, dass wir am 15.11.2016 in diesem Schrein waren, wo offiziell der 7-5-3 gefeiert wird. Immer wieder schön!

Das Haupttor des Kencho-ji Die Buddhahalle (das Deckengemälde ist erst wenige Jahre alt) Ausblick von der Haupthalle auf das Chinesische Tor (in Gold) Einige der Wächter knapp unterhalb des entsprechenden Schreins

Danach war der gesamte Vormittag auch schon wieder vorbei und wir „mussten“ zurück ins Hostel, da wir uns für eine Teezeremonie eingetragen hatten. Die war auch sehr interessant, da wir gleich zwei verschiedene Sorten Grünen Tee demonstriert bekamen. Matcha kannte jeder von uns, allerdings war mir nicht klar, was man für einen Aufriss daraus machen kann, wo genau auf dem Tablett die Utensilien wann stehen und wie man denn nun sein kleines Putztuch falten muss – beeindruckend kompliziert. Unsere Teemeisterin und ihre Assistentin waren jedoch sehr geduldig mit uns fünf Ahnungslosen.

Jeder von uns bekam ein Teegedeck Unsere Teemeisterin im Kimono (über 100 Jahre alt) ihrer Großmutter, welche ebenfalls Teemeisterin war Die Dame war wirklich klein im Vergleich zu uns und ihrer Assistentin

Nach dem Teetrinken ging es für uns wieder an die frische Luft und zwar dieses Mal zu Fuß. Es stand der Kotokuin-Tempel mit seinem großen Buddha, welcher frei ohne Dach draußen sitzt, auf dem Plan. Man kann sich die Konstruktion übrigens auch von innen anschauen. Wenn ich jetzt schreibe, dass diese Buddhastatue hohl ist, ist das dann Ketzerei? ;)

Der Große Buddha, der geduldig auf die ganzen Touristen schaut

Danach machten wir noch einen Abstecher zum Hasedera-Tempel, welcher auch ein sehr schönes Areal umfasst.

Teil des Hasedera Tempels Ausblick über Kamakura (vom Hasedera Tempel aus)

Theoretisch kann man noch viel mehr machen. Zum einen könnte man mit dem Fahrrad bis nach Enoshima zu anderen Schreinen und zu einer Art Leuchtturm fahren, zum anderen könnte man Surfen oder Stehpaddeln, da der Strand gleich vor der Tür liegt (es gab tatsächlich Leute im Wasser!). Ach ja, in Kamakura gibt es natürlich auch noch gefühlte tausend weitere Tempel (unter anderem mit Bambuswald!). Sprich, man könnte sich noch einige Zeit dort beschäftigen.

Von Kamakura aus ging es weiter nach Hakone (ca. 1,5 Stunden Fahrzeit, leider nicht alles mit Japan Rail, sprich, der Railpass galt nur für einen Teil der Strecke, den Rest mussten wir uns dann mit der Suica durchschlagen und „tatsächlich“ bezahlen). Auch hier heißt es, dass man theoretisch von Tokio aus einen Tagestrip machen könnte. Wenn man wirklich Tourist in der Region (kein einzelner Ort, wie wir irgendwie geglaubt haben…) spielen möchte und alles mitnehmen will, was denn alles angeboten wird, dann ist es praktischer, wenn man eine Nacht in einem der vielen Hotels bleibt. In unserem Fall war das das Hotel Senkai Inn in Hakone-yumoto.

Eine kleine Anekdote gleich zu Beginn: Während wir noch irgendwo am Bahnhof stehen und ich mir mal wieder die Lunge aus dem Hals huste, meine ich zu meinem Bruder, dass wir mir doch einmal Bonbons organisieren müssen. Prompt bietet mir die Japanerin neben mir ein Honigbonbon an. Nein, sie verstand definitiv kein Deutsch, aber der Husten sprach für sich. Sie war auch dann der Meinung, sich noch mit uns unterhalten zu müssen. Eine sehr witzige Angelegenheit, da wir kein Wort verstanden haben und sie auch kein Englisch konnte und uns somit auch nicht verstehen konnte. Ich denke, sie hat erzählt, dass sie immer Bonbons dabei hat und man bei Husten einen Mundschutz tragen sollte. Vielleicht hat sie mir auch gute Besserung gewünscht oder etwas über das Wetter erzählt, so ganz klar ist das nicht. ;)

Da wir am frühen Nachmittag angekommen waren, hatten wir noch Zeit, etwas zu unternehmen. Hier war die Touristeninformation sehr hilfreich. Letztlich haben wir uns für den Hakone Freepass entschieden, mit welchem man für zwei Tage jegliches Transportmittel nutzen kann (Regionalzüge, Busse, Standseilbahn, Seilbahn und sogar das Sightseeing-Schiff auf dem Ashi-See). Der Preis erschien uns am Anfang relativ hoch, wenn man allerdings die ganzen Einzelpreise zusammenrechnet, dann lohnt sich der Pass schon – vorausgesetzt, man will wirklich alles touristenmögliche mitnehmen. Da es noch hell war, sind wir mit dem Bus nach Moto-hakone-ko gefahren (ca. 40 Minuten Fahrzeit). Von dort kann man das eine im Wasser stehende Tori sehen, welches zum Hakone-jinji Schrein gehört und in Reiseprospekten immer mit dem Fuji im Hintergrund abgebildet ist. Den haben wir natürlich nicht gesehen. Ach ja, einer der drei Häfen für das Schiff auf dem Ashi-See ist auch hier. Gemeinerweise kam auch gerade das letzte davon an und spuckte unglaublich viele Touristen aus, die mit den normalen Bussen wieder weg mussten. Damit war die Wartezeit auf einen Bus plötzlich nicht mehr bei wenigen Minuten sondern bei etwa einer Stunde (die Busse fuhren etwa alle 20 Minuten). Nur gut, dass wir noch eine Pizzeria, oder besser einen Italiener, gefunden haben, der uns noch Kaffee verkauft hat und eine Sitzgelegenheit im Warmen hatte, da in dem Nest gegen 17 Uhr einfach mal die Schotten dicht gemacht wurden… sehr gruselig.

Sightseeing-Schiff und Torii in Moto-hakone-ko - theoretisch kann man an guten Tagen wohl den Fuji im Hintergrund sehen

Für den Tag der Abreise von Hakone hatten wir uns vorgenommen, nochmals bis zum Ashi-See zu fahren (genauer: nach Togendai-ko), dieses Mal mit Zug (40 Minuten Fahrzeit), Standseilbahn (10 Minuten Fahrzeit) und Seilbahn (ca. 30 Minuten Fahrzeit). Leider waren wir mit dieser Idee nicht die Einzigen… In Gora (Ende des Zuges und Beginn der Standseilbahn) haben wir dann unser Gepäck eingeschlossen – wir waren ja noch der Meinung, dass wir von Gora aus wieder in die Zivilisation kommen könnten. Böser Fehler, wie wir später feststellen konnten. Sprich, wir durften wieder bis nach Hakone-yumoto zurück und von dort aus weiter… Ein bisschen mehr Planung hätte an dieser Stelle wahrscheinlich nicht geschadet. Wir hätten zumindest unser Gepäck schon dort stationieren können. Nun ja, hinterher ist man immer schlauer.

Aber zurück zur Standseilbahn und Seilbahn. Wir haben die Fahrt durch die unglaublich schöne Herbstnatur in vollen Zügen genossen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wir haben in Tokio weniger Sardine gespielt als in Hakone, was einem zu denken geben sollte. Gut, dass die Seilbahn schöne Gondeln hat, die auch nicht überladen werden. Man hat dann also tatsächlich einen Sitzplatz und kann die Aussicht genießen. Witzigerweise muss man mit zwei verschiedenen Seilbahnen fahren, um bis zum Ashi-See zu kommen. Zwischendurch kann man sich dann ein kleines Schwefelgebiet mit einem erst vor einem Jahr entstandenen neuen Krater anschauen. Ach ja, bevor man sich in die Seilbahn wagt, bekommt man noch einen Zettel, der einen darauf hinweist, dass man sich diese „Reise“ nur in gesundem Zustand zumuten sollte. Für alle, die es trotzdem wagen, gibt es kleine feuchte Tücher für den Fall der Fälle, um diese vor Mund und Nase zu halten. Klingt witzig, ist es auch, aber auch ein bisschen peinlich, wenn man es dann braucht. Ich schleppe schon seit mehr als vier Wochen eine Art leichter Bronchitis mit mir herum, welche mal besser, mal schlechter wird. Und beißender Schwefelgeruch ist hier wohl nicht ganz so hilfreich (zu Deutsch: mindestens ein Lungenflügel wollte unbedingt raus).

Tolle Herbstlandschaft - der Grund für die ganzen Touristen Mondlandschaft kurz vor Owakudani (Wechsel der 1. auf die 2. Seilbahn) Am Lake Ashi (ja, ich sehe aus, wie ein Axtmörder mit dem dusseligen Mundschutz...)

Die Ausblicke waren toll. Für einige kurze Momente haben wir sogar den Fuji gesehen. Ein Beweisfoto gibt es nicht, da er sich sehr schnell wieder in den Wolken versteckt hat. :)

Wir haben uns letztlich gegen das Sightseeing-Schiff entschieden, da wir jetzt schon zwei der Häfen gesehen hatten und die Menschenmassen einfach der pure Wahnsinn sind. Erstaunlicherweise finden sich seit Tokio häufiger auch kaukasische Touristen, nicht mehr nur asiatische.

Damit war dann unsere Zeit in Hakone schon wieder zu Ende. Unser nächstes Ziel ist Nagoya.

Ohne Worte (Hasedera Tempel, Kamakura)

20November
2016

Basislager Nagoya

Der Herbst lässt grüßen - auch mit Temperaturen bis fast 20 Grad Celsius

Wie schon im letzten Beitrag angekündigt, ging es von Hakone nach Nagoya (insgesamt ca. 2,5 Stunden Fahrzeit vom Ashi-See aus, von Hakone-yumoto 1,5 Stunden Fahrzeit). Nein, wir hatten die Stadt nicht direkt auf unserer Wunschliste, aber sie stellt eine gute Grundlage für einige Tagesausflüge dar (dieses Mal wirklich!). Unser Hauptgrund war der wohl bekannteste Teil des Nakasendo-Fernwanderweges – der alten Poststraße von Tokio nach Kyoto. Ja, eigentlich wären wir den gern in voller Länge gelaufen, was um die 100 km sind, aber die Organisation dessen sollte man weit im Voraus vornehmen und da wir nicht einmal ansatzweise wussten, wann wir wo sein würden, fiel das ein bisschen ins Wasser. Nun ja, es blieb ja immer noch die Option zumindest einen kleinen Teil davon anzuschauen, genauer die Strecke von Magome nach Tsumago. Wir haben uns also mit dem Zug (50 Minuten Fahrzeit) und dann dem örtlichen Bus (25 Minuten Fahrzeit) auf nach Magome gemacht. Und zum ersten Mal in den letzten zwei Wochen haben wir Deutsche in unserer Nähe gehabt. Sehr witzig.

In Magome (sowie später auch in Tsumago) fanden sich so einige Touristen, die mit Reisebussen einfach dorthin gebracht wurden, um sich vor Ort umschauen zu können. Die konnten wir recht schnell hinter uns lassen, da wir tatsächlich vor hatten, die etwa acht Kilometer nach Tsumago zu wandern. Und ganz plötzlich waren es insgesamt nur noch etwa 8-10 Leute, die uns unterwegs begegnet sind. Der Weg selbst führt zum Teil direkt an der Landstraße entlang, aber auch durch Wald. Unterwegs kommen noch ein oder zwei verschlafene Dörfchen und ein Teehaus (Ichikokutochi Tatebachaya), in welches wir uns in Ermangelung des Japanischen dann doch nicht getraut haben. Einen kleinen Abstecher zu den Wasserfällen Odaki und Medaki kann man auch machen. Die veranschlagten drei Stunden braucht man nur, wenn man hier und da anhält, noch was isst, sich die Souvenirläden anschaut und ähnliches. Sonst ist die Strecke nicht wirklich anstrengend, aber schön. Man kann alle paar hundert Meter auch eine Glocke am Wegesrand läuten – und das bitte schön laut, da es in der Region Bären gibt. Alternativ kann man sich bei den Touristeninformationen auch Glöckchen ausleihen, um die pelzigen Kollegen fern zu halten. Gesehen haben wir keinen, aber ob da wirklich die Glocken eine Rolle gespielt haben?

In Magome Ein wirklich schöner Teil des Ortes (Magome) Eine der Bärenglocken (und Warnschild) Angekommen in Tsumago Die Häuser sind noch beeindruckender als in Magome Eine kleine Seitengasse in Tsumago

In Tsumago sieht es ähnlich aus wie in Magome, aber beide Städtchen haben etwas. Ein paar Snacks kann und sollte man auf die Hand probieren: Gohei Mochi gehört unter anderem dazu. Ach ja, eine alte Dame hat neben ihrem Haus kurz hinter Magome auch getrocknete Süßkartoffelscheiben verkauft. Das war auch sehr lecker.

Von Tsumago ging es dann wieder mit Bus (dieses Mal nur 10 Minuten) und Zug zurück nach Nagoya, wo wir uns noch das Oasis 21 bei Nacht angeschaut haben. Das Oasis 21 ist der Busbahnhof, oder zumindest ein Teil davon, dessen Dach mit einem Wasserbecken obendrauf versehen ist (zur Kühlung). Mit der Beleuchtung sieht das nachts natürlich sehr schick aus, vor allem, wenn man seine Runde auf dem Dach dreht.

Auf dem Dach des Oasis 21

Damit waren unsere geplanten zwei Nächte in Nagoya eigentlich auch schon wieder vorbei. Die große Preisfrage war wie immer, wo es denn dann hingehen sollte. Eine Idee hatten wir, aber die Umsetzung dessen war unmöglich. Es gibt eine Wanderung südöstlich von Kyoto, welche im Marco Polo beschrieben ist und die sehr schön sein soll. Haken an der Sache: Wir scheinen in die Hauptreisesaison für die südlicheren Gefilde Japans gekommen zu sein. Auch die Japaner selbst sind derzeit sehr reisefreudig, weil es darum geht, sich die wirklich tolle Laubfärbung anzuschauen. Der japanische Ahorn lässt sich hier nicht lumpen. Das Ganze macht es für uns Spontanreisende allerdings recht schwierig, da es einige Unterkünfte gibt, die bei den Pilgerstätten liegen und verlangen, dass man seine Anfragen mindesten eine Woche im Voraus stellt. Abgesehen davon sind Wochenenden eine Katastrophe. Die Preise gehen durch die Decke und das egal, ob man in Großstädten oder Dörfern versucht unterzukommen. Wenn das Hilton ausgebucht ist, dann will das schon was heißen, oder?

Dumm gelaufen. Womit wir vor dem nun wirklichen Problem standen: Was nun? In Ermangelung bezahlbarer Unterkünfte wurde es eine Nacht mehr in Nagoya, allerdings im Nagoya Crown Hotel. Als nächstes Tagesausflugsziel wählten wir Ise (1,5 Stunden Fahrzeit, allerdings nicht vollständig mit Japan Rail; man darf noch einen Zusatzbetrag bezahlen, da das Schienennetz einer privaten Bahngesellschaft mitgenutzt wird) aufgrund der dort vorhandenen verhältnismäßig großen Schreinanlage.

Zu Ise muss man wissen, dass dort das Zentrum des Shintoismus ist. In Japan werden zwei Religionen mehr oder weniger nebeneinander gelebt. Für alles im Leben ist der Shintoismus zuständig (man betet für Glück, einen Job, das Bestehen der nächsten Prüfung, Gesundheit etc.), wenn es um den Tod geht, hat der Buddhismus die Hauptrolle.

In Ise wird der Ise Jingu, die Hauptschreinanlage (nochmals unterteilt in Geku – äußerer Schrein und Naiku – innerer Schrein), alle 20 Jahre neu aufgebaut. Und das seit mehr als 1300 Jahren. Die aktuelle Version steht seit 2013. Geku erreicht man zu Fuß vom Bahnhof aus und in meinem Fall kann man (wenn man von der beeindruckend geraüschschluckenden Brückenkonstruktion mal absieht) auch erst einmal etwas enttäuscht von den Schreinen sein. Der Baustil ist „einfach“, hat keine Verzierungen bis auf ein wenig Gold und man kann nicht in die Schreine hineinschauen. Man fühlt sich ein bisschen an ein Wikingerhaus erinnert (könnte an der ähnlichen Bauweise liegen). Da hatten wir schon ganz anderes gesehen. Faszinierend ist allerdings die Masse an Menschen, die sich hindurch wälzt und vor jedem Schrein brav eine Schlange bildet, um dann jedem Schrein etwas zu spenden und kurz zu beten. Gut, wir waren an einem Wochenende da und wir haben schon gelernt, dass dann die Freizeit zum Pilgern genutzt wird.

Einer der Schreine im Geku (äußerer Schrein) Die gesamte Anlage war von der Natur her beeindruckend Im Hintergrund der Hauptschrein (sieht ein bisschen aus wie ein Wikingerdorf, oder?) Reinigungsstelle des vorbeifließenden Flusses

Weiter ging es mit dem Bus zu Naiku, dem inneren Schrein. Das Gelände ist hier noch schöner als schon bei Geku, der Baustil der Schreine ist jedoch exakt derselbe. In einem der Gebäude, wo man sich ausruhen kann, wurde eine Dokumentation abgespielt. Nein, wir haben kein Wort verstanden, aber der Bau der Schreine wurde sehr anschaulich dargestellt. Wer geglaubt hat, dass IKEA Bausätze herstellt, der hat diese historisch gewachsene Bauweise noch nicht gesehen. Sie gleicht einem Steckbaukasten, Nägel werden nur zur Verzierung verwendet. Ein Heidenaufwand! Nach dem Video konnte ich die Schreine dann deutlich besser zu schätzen wissen als vorher.

Direkt an Naiku angrenzend findet sich eine Straße (Oharaimachi-dori), die zum Teil Häuser aus der Edoperiode enthält und auch einige Rekonstruktionen. Hier gibt es viel verschiedenes Essen, Souvenirläden, Restaurants und Menschenmassen. Trotzdem war allein diese Straße die Reise wert.

Die Straße erinnert ein bisschen Magome und Tsumago, ist jedoch deutlich geschäftiger Frauen in Kimonos trifft man auch gelegentlich :)

Danach ging es nur noch zurück nach Nagoya, was sich allerdings als komplizierter herausstellte, als erwartet. Memo: für den Bus zum Bahnhof mindestens 45, wenn nicht sogar 60 Minuten einplanen, da man sonst den Zug verpasst (nein, es ist auch nicht hilfreich, wenn der Busfahrer den Bahnhof zu früh ankündigt und man daher eine Station zu früh aussteigt…).

Am Tag der Abreise aus Nagoya wollten wir noch ins Nagoya City Science Museum, welches uns im Lonely Planet wärmstens empfohlen wurde. Bis hin sind wir auch noch gekommen – dann sind wir allerdings wieder umgedreht, nachdem wir die Horden von Leuten gesehen haben, die sich an den Eintrittsschaltern gedrängt haben. In der Beschreibung heißt es, dass es hauptsächlich auf Kinder ausgelegt sei. Ich schwöre allerdings, dass für das Alter nach oben keine Grenze existiert und die Spannbreite extrem groß war.

Nun ja, damit blieb uns nur noch die Abreise nach Wakayama. Falls sich übrigens einer fragt, was wir immer mit unseren großen Rucksäcken machen: die lassen wir entweder noch in den Hotels oder verstauen sie in den Münzschließfächern an den Bahnhöfen. Gemein ist allerdings, wenn die zarten Japanerinnen die Rucksäcke aus den Räumen für die Gepäckaufbewahrung wieder herausholen sollen. Da wiegt mein Rucksack sicherlich schon fast mehr als die schlanken Persönchen. Abgesehen davon werden wir auf der Straße immer ein bisschen wie Außerirdische angeschaut, wenn wir dort mit unseren Rucksäcken vorbei kommen. Man muss allerdings zugeben, dass wir bisher nur eine handvoll Rucksacktouristen in Japan angetroffen haben. Das scheint hier nicht wirklich Mode zu sein. Die Rollkoffer sind deutlich beliebter. :)

Englisch ist immer wieder eine beeindruckend schwere Sprache - ein bisschen Fantasie ist bei der Interpretation vielerorts gefragt (gesehen auf dem Nakasendo Fernwanderweg bei Magome)

23November
2016

Einmal auf den Berg und wieder runter

Spielen wir japanischer Tourist: man fotografiere Blätter :) (Nara)

Der nächste Zwischenstopp (denn so sollte man das nächste Ziel tatsächlich nennen) war Wakayama (2,25 Stunden Fahrzeit). Nein, der ein oder andere Reiseführer hat hierzu keine Empfehlung. Unser nächstes touristisches Ziel ist Koyasan und das liegt in der Mitte vom Nirgendwo. Egal von wo aus, es dauert immer mehrere Stunden um hin zu kommen – und die bezahlbaren Übernachtungen vor Ort waren einfach ausgebucht. Also wurde mit Hilfe der Karte nach einer Möglichkeit etwas näher am Zielort gesucht und voilà! Wakayama fand sich. Als Unterkunft wurde es dieses Mal das Daiwa Roynet Hotel Wakayama, was praktischerweise direkt gegenüber der Burg von Wakayama liegt. Einziger Nachteil: Egal ob vom JR Bahnhof oder vom Nankai Bahnhof, man darf über einen Kilometer laufen…

An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass unser erster Japan Railpass ausläuft (er umfasste 14 Tage). Wir haben noch einen weiteren für eine Woche, aber irgendwie scheinen in der Kansairegion, in die wir uns bewegen und in der wir mindestens eine Woche verbringen werden (Kyoto liegt mitten drin), sehr viele private Bahnlinien zu fahren. Sprich, mit der Japan Rail kommt man meist gar nicht bis in die interessanten Orte. Wir haben daher einen kleinen Zwischenstopp in Osaka eingelegt und haben uns einen Kansai Thru Pass für drei Tage organisiert. Netterweise muss man den nicht an drei direkt aufeinander folgenden Tagen nutzen. Der Pass lohnt sich allerdings nur, wenn man wirklich vor hat, Distanzen zurückzulegen (ist recht teuer). Wer nur im Stadtgebiet von Osaka-Kyoto-Kobe unterwegs sein will, braucht einen anderen Pass. Darauf weisen einen die Mitarbeiter allerdings auch hin. Sehr nett! Ach ja, irgendwelche Bonusmarken bekommt man auch, mit welchen die Eintritte für bestimmte touristische Orte billiger sind (eine Übersicht bekommt man auch gleich mit).

Aber zurück zu Wakayama. Da wir direkt gegenüber der Burg untergekommen waren, haben wir dieser dann auch einen Besuch abgestattet trotz der Tatsache, dass sie historisch nicht besonders wertvoll ist. Bis auf eine einzige Ausnahme (ein Tor) ist auch hier alles durch Luftangriffe im zweiten Weltkrieg zerstört worden. Der aktuelle Bau ist Beton, macht aber von außen eine gute Figur. Auch der Ausblick von oben ist sehr schick.

Blick aus unserem Hotelzimmer auf die Burg von Wakayama Teil der Befestigungsanlage Blick über die Dächer

Am nächsten Tag ging es für unsere Verhältnisse recht früh los. Koyasan stand auf dem Plan. Leider hatten wir am Abend feststellen müssen, dass wir fast 2,5 Stunden im Zug verbringen würden, aber nun ja. Ich kann jedenfalls behaupten, dass sich allein die Fahrt gelohnt hat, da die Strecke wunderschön ist – von der Natur und auch von den Dörfern her. Es ist sowieso erstaunlich, wie sich die Städtchen verändern, je weiter wir nach Süden und jetzt auch Westen kommen. Die traditionelle Bauweise der Häuser, die man aus Animes und Mangas kennt, gibt es tatsächlich und das nicht gerade selten. Abgesehen davon hat sich so einiges bestätigt, was ich immer für völlig übertrieben gehalten habe. Schuluniformen mit Minirock gehören dazu (natürlich nicht immer).

Koyasan (heißt soviel wie Berg Koya) an sich ist beeindruckend. Ich meine damit nicht die Lage (quietschend mit dem Zug um die Kurven und zum Schluss mit der Standseilbahn hinauf), sondern die Tatsache, dass man den Eindruck hat, in einem Museumsdorf zu sein. Gut, es ist ein großes Dorf und Bus fahren sicherlich an der ein oder anderen Stelle sinnvoll, aber so ziemlich alle Gebäude sind toll. Geschwungene Dächer, Schiebetüren und Fenster, Tatamimatten überall, schöne Gärten und die unzähligen Tempel sollte man nicht vergessen. Was macht man dort? Tja, wer ohne Plan kommt, hat eventuell das Glück wie wir und bekommt die entsprechenden Tipps für interessante Dinge von einem der Mitarbeiter des Busbahnhofes. :)

Wir haben uns also Okunoin mit dem dazugehörigen riesigen Friedhof angeschaut. Faszinierend ist die Tatsache, dass von Priestern, Kaisern bis hin zu hochrangigen Mitarbeitern von Nissan, Panasonic, Komatsu oder Militärs dort alle beerdigt sind. Für Japaner ist es ein kleines Mekka, als nicht Schriftzeichenkundiger braucht man sicherlich einen Guide, der einem erklärt, wer wo liegt und warum derjenige sehr wichtig war. Beeindruckend ist auch das Mausoleum von Kobo Daishi, dem Begründer des Shingon-Buddhismus in Japan (es gibt unzählige verschiedene Formen des Buddhismus). Die gesamte Anlage ist voll mit über 20.000 Laternen der unterschiedlichsten Größen. Einige davon sind an die 1.000 Jahre alt (sehr wenige), viele sind in den letzten Jahren dazu gekommen (schätzungsweise als Spenden). Leider durfte man nicht fotografieren.

Auf dem Friedhof Sehr alte Mausoleen Wenn man gut zu Fuß ist, dann kann man den langen Weg zurück zur Straße nehmen (hat deutlich weniger Touristen)

Die nächsten Ziele waren der Kongobuji-Tempel und der Danjo Garan-Komplex. Beides sind sehr schöne Anlagen.

Auf dem Gelände des Kongobuji-Tempels Teil des Zengartens (Kongobuji-Tempel) Auf dem Gelände des Danjo Garan-Komplexes Ich mag Laternen (Danjo Garan-Komplex) Teil des Danjo Garan-Komplexes

Die meisten Leute werden eine der Tempelunterkünfte (auch Shukubo genannt) in Koyasan nutzen. Es gibt eine entsprechende Webseite, die sage und schreibe 52 der über 100 Tempel umfasst. Das sind alle, die auch tatsächlich eine Bettstatt anbieten. Das heißt allerdings zum Teil in großen Räumen schlafen mit so einigen anderen Personen. Manchmal gibt es wohl auch sehr kleine Tempel mit schicken kleinen Räumen für wenige Personen. Weiterhin gehört das traditionelle Essen der buddhistischen Mönche dazu, was schätzungsweise ein Traum für Vegetarier sein dürfte – sonst ist das in Japan eher etwas schwierig, habe ich so den Eindruck. Nun ja, um eine Tempelunterkunft zu buchen, sollte man meist mindestens eine Woche vorher Bescheid geben – was, wie immer, bei uns nicht möglich war. Beim nächsten Mal vielleicht.

Noch am selben Tag ging es weiter nach Nara (2,5 Stunden Fahrzeit). Für die nächsten zwei Nächte hatten wir das People‘s Inn Hanakomichi als Unterkunft. Nara ist, wie Koyasan, ein Mekka, wenn es um Tempel geht. Wir haben uns einfach an den Routenvorschlag im Lonely Planet gehalten – wie schätzungsweise alle anderen auch, die mit exakt dem selben Buch in der Hand unterwegs waren. ;)

Los ging es mit Isui-en Garden, einem wirklich schönen (wenn auch teuren) Garten, der als Teegarten begonnen hat. Tee kann man auch immer noch dort trinken, wenn man will. Viel toller ist die Tatsache, dass mit sogenannter entliehener Landschaft gearbeitet wurde. Zu Deutsch heißt das, dass man den Eindruck hat, dass man vom Garten aus in diesem speziellen Fall bis zum Nandai-mon-Tor des Todai-ji-Tempels laufen kann oder einen Ausflug in die dahinter gelegenen Berge machen kann. Das geht natürlich nicht – da sind Zäune, Straßen, Tempel und anderes mehr dazwischen. Aber die Optik macht es möglich.

Eines der Teehäuser Entliehene Landschaft: Das Gebäude im Hintergrund sowie die Berge sind nicht durch den Garten zu erreichen

Danach ging es weiter zum Nandai-mon-Tor und anschließend zum Todai-ji-Tempel. Die Buddhahalle, welche zum Tempel gehört, ist das größte hölzerne Gebäude der Welt und enthält eine der größten Bronzestatuen der Welt. Ich kann bestätigen, dass beides beeindruckend ist. Aber insgesamt lohnt ein Besuch, auch für „Kleinigkeiten“: wenn man durch ein Loch in einer der Säulen passt, dann soll man Erleuchtung erlangen. Wenn das so ist, dann können Robert und ich jetzt behaupten, dass wir erleuchtet werden (Kinder machen daraus übrigens einen regelrechten Sport). Was einem keiner verrät, ist welche Art der Erleuchtung denn gemeint ist. Es ist jedenfalls sehr unterhaltsam zuzuschauen, wie die Leute Versuche starten und der eine oder andere Herr aufgrund seiner Schulterbreite oder seines Bauchumfanges auch scheitert.

Der Todai-ji-Tempel Seltsame Figuren direkt davor Das Loch in der Säule... ...um Erleuchtung zu erhalten (mal schauen, ob es klappt ;) )

Als nächstes standen das Todai-ji-Museum und Nigatsu sowie Sangatsu auf dem Plan. Die letzten beiden Anlagen sind sehr schön gelegen und gerade Nigatsu ermöglicht einem eine tolle Aussicht über Nara. Weiter ging es zu Kasuga Taisha, wo es (wie schon in Koyasan) viele Laternen zu sehen gibt. Viel eindrucksvoller waren allerdings die ganzen Säulenlaternen aus Stein. Den Abschluss bildete die Kofuku-ji-Pagode und das umliegende Gelände. Insgesamt war das ein tagesfüllendes Programm, aber sehr schön. Auch die Massen an Touristen verteilen sich sehr schön auf dem Gelände, sodass man nur selten das Gefühl hat, man tritt sich tot.

Ausblick über Nara (von Nigatsu aus) Die Steinlaternen von Kasuga Taisha Kofuku-ji-Pagode Nahe der Pagode (achteckiger Tempel) Und so wird in Japan restauriert: erst einmal eine große Schutzhalle ringsherum (ebenfalls auf dem Gelände der Pagode)

Was man zum gesamten Gelände wissen sollte, ist, dass Rehe dort frei herumlaufen und auch gefüttert werden dürfen (nur mit den dafür vorgesehenen Keksen). Einige der etwa 1.200 Tiere sind sehr zutraulich, andere interessiert die Faszination der Touristen gar nicht. Da wird dann schon mal aus dem Selbstportrait mit Reh herausgelaufen oder die Karte für Sehenswürdigkeiten genüsslich angekaut. Kinder haben übrigens einen deutlich größeren Respekt vor den Tieren und hauen lieber mal schreiend ab, wenn diese zu aufdringlich werden.

Erstkontakt mit den Vierbeinern Die sehen so harmlos aus (mit Fotobomber!!!) Aber die können auch ganz anders

Den Abschluss des Tages bildete das Abendessen im Teppanyaki-Restaurant Okaru. Dank gewisser Mangas (Ranma ½) kennen mein Bruder und ich Okonomiyaki – zumindest vom Begriff her. Es handelt sich dabei um einen mehrere Zentimeter dicken Fladen aus allen möglichen Zutaten, die nicht unbedingt alle gemischt werden. Google hat uns dann verraten, dass die Region Kansai hierfür berühmt sein soll, allerdings hatten wir bis dato kein einziges Restaurant gefunden. Im Okaru gab es allerdings fast nichts anderes. Das Essen wird direkt auf der eigenen Heizplatte im Tisch zubereitet und schmeckt ausgezeichnet. Wer keinen Fisch isst, kann diesen auch vermeiden. Nur zu empfehlen!!!

Alle Zutaten (die Dame war fix beim Vermischen!!!) Modanyaki: untere Etage - Gemisch, dann Nudeln, dann obere Etage - Gemisch Okonomiyaki: Gemisch, dann angebratene Kartoffeln, später noch Käse Anschnitt!!! Ohne Worte (Essen!!!)

Eine kleine Episode noch am Rande: Da ich seit mittlerweile vier Wochen immer wieder Husten habe und mein Antibiotikum keine Wirkung gezeigt hat (sollte ich das jetzt wirklich noch Bronchitis nennen?), habe ich beschlossen, dass wir es jetzt auf konventionelle japanische Weise probieren: Wie empfohlen, in den Tempeln immer schön den Weihrauch einatmen (sprich: sich beweihräuchern lassen ;) ), da das helfen soll, und einen Talisman im Tempel kaufen (meiner soll beim Gesundwerden helfen und stammt aus dem Todai-ji). Zu diesen ganzen Sachen wollte ich, neben meinen schon vorhandenen Bonbons, auch gern noch einen Hustenlöser. Das Wort scheint es im Japanischen mit dieser Bedeutung allerdings nicht zu geben… In der Apotheke sind wir jedenfalls vorerst nicht sehr weit gekommen. Eine weitere Kundin sprach jedoch sehr gut Englisch und hat dann freundlicherweise für uns gedolmetscht. Total genial! Ich habe jetzt Hustenlöser und versuche mein Glück. Alles zusammen muss ja doch irgendwann mal helfen, oder nicht? :)

P.S.: Am 22.11.16 um 5:59 Uhr Ortszeit kam es vor der Küste von Fukushima zu einem Erdbeben mit der Stärke 7,3 auf der nach oben offenen Richterskala sowie noch mehreren unterschiedlich starken Nachbeben in den letzten Tagen. Wir können beruhigt sagen, dass wir nichts mitbekommen haben, da wir uns mittlerweile westlich von Tokio befinden und Fukushima nördlich von Tokio liegt. Trotz allem lesen wir immer wieder die Nachrichten. In den Tempeln und auch an einigen Verkaufsständen stehen mittlerweile Spendenboxen für die Betroffenen.
Vielen Dank an alle, die an uns gedacht haben!

Ist das jetzt ein Drive-In-Schrein??? (gesehen in Wakayama)

28November
2016

Historisch und kulturell Wertvolles

Winter? (Kirschblüten - gesehen im Chion-in-Tempel, Kyoto)

Das nächste Ziel nach Nara war Kyoto (1 Stunde Fahrzeit mit dem Zug). Unsere Unterkunft war das Hotel Mystays Kyoto Shijo. Da wir sehr frühzeitig ankamen, stand schon das erste bisschen Sightseeing auf dem Programm. Nein, einen Plan hatte bis dahin keiner von uns beiden, aber es gibt immer und überall eine Info und der Lonely Planet ist auch hilfreich. Abgesehen davon kann man sich tagelang in Kyoto beschäftigen, ohne etwas mehrfach gesehen zu haben. Allein alle UNESCO-Weltkulturerbeanlagen (17 an der Zahl!) könnten einen lange genug beschäftigen und es gibt deutlich mehr als nur das zu sehen.

Aufgrund der einfachen Zugänglichkeit haben wir mit der Umgebung um den Hauptbahnhof begonnen. Und natürlich mit dem Hauptbahnhof selbst, welcher mindestens zwei Einkaufszentren über elf Etagen enthält und es einem sehr leicht ermöglicht, sich zu verlaufen.

Auf dem Plan für die Umgebung standen der Higashi Hongan-ji-Tempel sowie der Nishi Hongan-ji-Tempel. Beides sind buddhistische Tempelanlagen und irgendwie gab es Feierlichkeiten und/oder Predigten an beiden Orten am frühen Nachmittag. Das könnte natürlich mit dem Feiertag zusammen hängen, welcher am 23.11. hier war, aber so genau können wir das nicht sagen, da leider sämtliche wichtigen Informationen nur auf Japanisch vorhanden waren.

Am Folgetag haben wir uns (mal wieder) an die Vorschläge aus unserem Reiseführer gehalten und sind nach Süd-Higashiyama gefahren (es gibt Tagestickets für den Bus, welche sich ab drei Fahrten lohnen; der Buslinienübersichtsplan ist auch der Wahnsinn). Los ging es im Kiyomizudera-Tempel. Hier war es deutlich voller als am Vortag in den anderen beiden Tempeln, aber das könnte daran liegen, dass in jedem Reiseführer erwähnt wird, dass man unbedingt da gewesen sein sollte. Interessant ist die Terrasse, weil sie tolle Ausblicke ermöglicht. Das wiederum ist ein weiterer Grund als Japaner als Tourist vorbei zu schauen, da derzeit immer noch der Japanische Ahorn in vollem Rot steht (über die Touristeninformation erhält man sogar ein Infoblatt, wo denn derzeit die Blätter am schönsten sind…). Außerdem kann man am kleinen Wasserfall Otowa-no-taki ein paar Schlucke trinken – das soll Gesundheit und Langlebigkeit bringen. Wir haben logischerweise schön brav in der Schlange mit angestanden. ;)

Blick auf die Pagode des Kiyomizudera-Tempel Da unten stehen die Japaner Schlange am Otowa-no-taki - beeindruckend, nicht? Postkartenmotiv des Kiyomizudera-Tempels Und die ganze Anlage von einem der Aussichtspunkte aus

Danach haben wir uns durch das angrenzende Viertel geschlängelt (Ninen-zaka und Sannen-zaka sind die schönsten Straßen) und haben noch die Yasaka-Pagode gefunden. Unser nächstes Ziel war der Kodai-ji-Tempel und danach ein kleiner Spaziergang im Maruyama-koen-Park. Anschließend statteten wir dem Chion-in-Tempel einen Besuch ab. Die Anlage umfasst einiges an Treppen und derzeit ist die Haupthalle aufgrund von Restaurierungsarbeiten geschlossen. Der Besuch hat sich trotzdem gelohnt.

Das massive Tor des Chion-in-Tempels

Der letzte Stopp an diesem Tag war dann noch der Tofuku-ji-Tempel. Eigentlich wollten wir schon an diesem Tag zum Fushimi Inari Taisha, aber wir haben die Laufdistanz von der Bushaltestelle ein bisschen unterschätzt. Wir sind dann einfach den Menschenmassen gefolgt, welche durch Verkehrspolizisten geleitet wurden und landeten beim schon erwähnten Tofuku-ji. Hier war unsere Hauptbeschäftigung, Leute zu beobachten. Ganz ehrlich, die haben sich geduldig von A nach B bewegt und in der Zeit wahrscheinlich 1.000 Fotos gemacht. Aber nun ja, manche Vorurteile sind halt doch wahr. An dieser Stelle könnte ich ja mal erwähnen, dass es (spätestens in Kyoto) unglaublich viele Kimonoverleiher gibt. Die werden hauptsächlich von den Japanern selbst genutzt. Man zieht dann nämlich bewaffnet mit einem Fotoapparat umher und sucht die schönsten Motive. Diese Touristenattraktion steht definitiv auf meiner Wunschliste für den nächsten Japanbesuch. :)

Im Garten des Tofuku-ji Man hat ein bisschen den Eindruck, als wäre man allein - dem war jedoch nicht so :)

Tag zwei nutzten wir dann wieder die Japan Rail (auch wenn wir vergessen hatten, unseren zweiten Japan Railpass zu aktivieren…), da wir damit deutlich schneller in Kyoto unterwegs sein konnten und zwei relativ weit auseinander liegende Ziele verbinden konnten: das Gelände des Fushimi Inari Taisha-Schreins im Südosten sowie Arashiyama im Westen. Der Grund, warum man sich beim Inari-Schrein tot treten sollte (es war unglaublich voll!), ist ganz einfach: mehr als 1.000 Toriis (Schreintore) überspannen an verschiedenen Stellen die Wege. Man kann eine Runde um den Berg Inari drehen, wenn man das möchte, aber auch schon kleine Spaziergänge sind beeindruckend. Je weiter man sich natürlich vom Hauptschrein weg bewegt in Richtung der unzähligen Nebenschreine, desto weniger Touristen hat man im Bild, auch wenn auch dort noch erstaunlich viele unterwegs sind. Überall begegnen einem auch Fuchsstatuen. Wie dem auch sei: voll, aber lohnenswert.

Endlose Reihen von Torii Von relativ klein bis deutlich übermannshoch ist alles vorhanden Und auch mal zwei Reihen nebeneinander Wenn man Glück hat, kann man Fotos machen, ohne dass andere Touristen im Bild sind Fotobomber... ;) Ausblick über Kyoto von der Seite des Mount Inari

Angrenzend kann man auch einiges an Straßenessen ergattern. Kleine Portionen ermöglichen es, verhältnismäßig viel zu kosten. :)

Danach ging es nach Arashiyama. Hier kann man, wenn man will, ein Fahrrad ausleihen und herumfahren. Oder man lässt es, weil man einen Gutteil der Zeit eh schieben darf, da viel zu viele Leute unterwegs sind. Auch die Rikschafahrer waren recht langsam unterwegs (die Fahrer sind zu Fuß unterwegs und dürfen ihre Kunden ziehen – sieht aber toll aus).

Unser erstes Ziel war der Tenryu-ji-Tempel. Hier kann man gleich für mehrere Sachen sein Geld ausgeben. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle anmerken, dass so einige Tempel, Gärten oder Schreine nur zum Teil zugänglich sind und man dafür auch Eintritt zahlen darf. Zum Glück nicht immer, aber an dem einen oder anderen Tag merkt man am Ende, was man eigentlich für Geld bei den Sehenswürdigkeiten gelassen hat. Im Falle des Tenryu-ji ist das zum einen die Halle mit dem Wolkendrachengemälde (Hatto). Wer jetzt denkt, dass er ein jahrhundertealtes Bild anschaut, der wird enttäuscht: 1997 wurde es fertig gestellt und ist meiner Meinung nach vom selben Maler, wie das Deckengemälde eines Drachen in Kamakura im Kencho-ji-Tempel. Weiterhin kann man sich den Tempel selbst und den dazugehörigen Garten anschauen (es gibt ein Kombiticket). Ganz ehrlich? Es reicht der Garten, da man eigentlich direkt neben den Tempelgebäuden entlang läuft und auch alles sehen kann. Solange man nicht direkt vor dem Buddha beten will, sollte das ausreichen. :)

Im Garten des Tenryu-ji-Tempels Der angelegte See im Garten Wenn nicht die Unmengen an Touristen wären, wäre es sehr schön hier

Danach ging es weiter auf den Haupttouristenwegen und zwar in den Bambushain (welcher am Nordausgang des Tenryu-ji losgeht). Egal, ob sich dort Unmengen von Touristen mit ihren Fotoapparaten hindurch wälzen oder nicht, es hat was. Die Ruhe fehlt halt, aber vielleicht würde es die am späteren Abend oder am frühen Morgen geben, wenn noch wenige der anderen Touristen unterwegs sind.

Ein Blick nach oben im Bambushain - Irre!

Man kommt genau bei Okochi Sanso heraus, einem privaten Gelände eines ehemaligen Stummfilmschauspielers. Der Eintrittspreis ist gepfeffert, enthält allerdings schon den Tee (und die kleine Süßigkeit) im Teehaus. Und es lohnt sich! Es laufen nur verhältnismäßig wenig Touristen herum und man hat wirklich etwas von dem schönen Garten. Definitiv empfehlenswert!

Unser letzter Stopp war der Jokjakko-ji-Tempel, welcher sich lohnt, da das Gelände sehr schön ist, und man sich auch hier nicht tottritt.

Brett vorm Kopf? (Okochi Sanso, dieses Tor ist nicht mal für kleine Leute...) Farbenspiel auf dem Gelände des Jakjakko-ji-Tempels

Unser letzter Tag in Kyoto war bestimmt durch das Restaurant, in dem wir Mittag essen wollten. Das klingt ein bisschen seltsam, aber nun ja. Es handelt sich um ein Tofurestaurant, welches mehr als 300 Jahre auf dem Buckel hat. Da dieses netterweise direkt am Nanzen-ji-Tempel liegt, hatten wir auch noch etwas anzuschauen. Man beachte, dass es Samstag war und wir daher – mal wieder – fasziniert dabei zuschauen konnten, wie sich Menschenmengen über das Tempelgelände schoben. Wir haben uns die Aussicht vom Haupttor (San-mon) angeschaut, da man auf solche Tore normalerweise nicht hoch darf.

Interessanterweise empfiehlt der Lonely Planet einen Besuch beim Nanzen-ji Oku-no-in, einem kleinen Nebenschrein mit einem Wasserfall. Wir haben diesem tatsächlich einen Besuch abgestattet, aber ganz ehrlich? Es lohnt sich nicht. Die etwas andere Dusche ist ganz witzig, aber sonst? Da gibt es schönere Ecken, denen man einen Besuch abstatten kann: Das voll funktionstüchtige Aquädukt zum Beispiel oder der Zengarten Hojo.

Das Aquädukt Ausblick aus den Gebäuden des Hojo-Gartens Im Zengarten selbst Wandelgang im Garten

Unser geplantes Essen im Tofurestaurant Okutan lohnte sich übrigens. Wir haben auch nur 45 Minuten angestanden. Man darf auf Kissen auf den Tatamimatten Platz nehmen, natürlich ohne Schuhe. Das Menü ist festgelegt und die Oberkellnerin erklärt einem mit einer Engelsgeduld, wie man denn die verschiedenen Sorten von gekochtem Tofu essen sollte – und das auf Englisch. Ihre jüngeren Kolleginnen konnten das nicht. Das war dann wieder mehr mit wild herumfuchteln und raten verbunden. Zusammenfassend können wir sagen, dass man es mal gemacht haben sollte, wenn man Interesse daran hat. Einiges von dem Menü landet jedoch nicht wieder auf meiner Wunschspeisekarte (Sesamtofu beispielsweise oder die Suppe, angeblich aus geriebener Süßkartoffel, die kalt und zäh und bäh war).

Gekochter Tofu, Sesamtofu, Suppe aus geriebener Süßkartoffel (???), Tofuspieße, frittiertes Gemüse, Reis, Eingelegtes

Von Kyoto aus ging es weiter nach Himeji. Die Stadt war auf der Wunschliste, da es hier eine der wenigen überlebenden Burgen Japans gibt. Wie in anderen Beiträgen schon erwähnt, war der zweite Weltkrieg nicht gerade förderlich für Tempel, Schreine und Burgen. Aufgrund der Geschichte und der Tatsache, dass die Burg Himeji die zwei Luftangriffe überstanden hat (man beachte: die Stadt lag in Trümmern, die Burg nicht – was ein Tarnnetz so alles helfen kann, ist schon erstaunlich), ist sie die erste Anlage, die als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt wurde. Wer also das Gefühl haben möchte, wie in Disney World oder den Universal Studios mal in der Schlange für die beliebteste Attraktion zu stehen und sich entlang vorgefertigter Absperrungen durch sieben Etagen (von außen sind es nur fünf) wälzen möchte, der ist hier richtig. Auf seinen Kopf sollte man aufpassen (ich denke, es sind einige Leute mit Beulen nach Hause gegangen) und wenn es kühler ist, sollte man warme Socken an haben (man läuft ohne Schuhe treppauf und treppab, die Schuhe und gegebenenfalls Regenschirme trägt man in Tüten mit sich herum).

Eine Erfahrung war es wert, aber viel zu sehen gibt es außer leeren Räumen nicht. Einige Hinweistafeln erklären, wofür die einzelnen Etagen gut waren, und im Langen Gang (Hyakken Roka) um das Hauptgebäude herum gab es auch ein Video zur letztes Restauration, welche erst 2015 abgeschlossen worden ist.

Die Burg von Himeji Ein Blick auf Himeji über eines der Dächer der Burg Schlange stehen/laufen wie im Vergnügungspark... Noch ein bisschen Herbstlaub als Kontrast zur weißen Burg

Zur Erholung bieten sich die um die Ecke liegenden Koko-en-Gärten an. Die sind schön angelegt und wenn man Glück hat, ist man in einem der kleineren Gärten auch mal ganz für sich allein. :)

Im Koko-en-Garten (nein, es hat gar nicht geregnet, wieso?) Sehr schick und verhältnismäßig ruhig

Zusammenfassend kann man Himeji tatsächlich als Tagesausflug machen. Oder man macht es wie wir und haut sich am Nachmittag noch mal ins Bett, um Schlaf nachzuholen. Ach ja, unter gekommen waren wir im Himeji Castle Grandvrio Hotel, was ein echt tolles öffentliches Bad hat (Onsen sind natürliche Quellen, öffentliche Bäder sind ähnlich gemacht, haben aber nur heißes Wasser).

Da sich unsere Zeit in Japan langsam aber sicher dem Ende entgegen neigt, haben wir beschlossen, uns wieder in Richtung Tokio zu bewegen, da wir von Narita aus weiterfliegen werden. Unser nächstes Basislager wird Nagano (nicht zu verwechseln mit Nagoya… ;) ).

Der Beweis! Ich habe Fisch gegessen!!! (=Taiyaki, ein mit Bohnenpaste gefüllter Teig ;) - beim Fushimi Inari-Schrein)

02Dezember
2016

Arigatou gozaimasu an Japan!

Wächter beim oberen Tempel in Togakushi

Von Himeji ging es nach Nagano, da wir uns entspannt in Richtung unseres Abflughafens bewegen wollten. Jetzt muss man allerdings wissen, dass Nagano in den Japanischen Alpen liegt (ja, Alpen scheint es überall zu geben) und man dorthin nicht mehr ganz so einfach kommt. In unserem Fall hieß das, in Nagoya umsteigen (1,5 Stunden Fahrzeit mit dem Zug nach Nagoya und dann noch fast 3 Stunden nach Nagano mit dem Panoramafensterzug). Man hätte in der selben Zeit auch die 300 km mehr über Tokio fahren können. Irre! Shinkansen eben.

Unter gekommen sind wir für die nächsten Nächte im Hotel Sunroute Nagano. Eigentlich hätten wir uns gern Kamikochi angeschaut, was von den Bildern her atemberaubend sein muss. Der Anblick der Berge hat etwas von Kanada, wenn man ehrlich ist. Nun ja, für die Sommer-/Herbstsaison sind wir zu spät und für die Wintersaison zu früh. Dort ist derzeit einfach nichts offen. Alternativ wäre noch Matsumoto möglich gewesen, aber dort gibt es außer einer Burg auch nicht viel zu sehen. Und eine japanische Burg hatten wir schon besichtigt. Nochmals Schlange stehen brauchten wir nicht. :)

Also wurde es Nagano, was jeder noch durch die Olympischen Winterspiele 1998 kennen dürfte. An der einen oder anderen Stelle wird auch noch daran erinnert, aber es ist nicht der Hauptfokus der Stadt. Für uns war sie eher wieder Basislager für Ausflüge in die Umgebung.

Das erste Ziel war Togakushi, was 70 Minuten Busfahrt entfernt liegt (es gibt hier Kombitickets, die sich lohnen). Was kann man in dem Ort machen? Man kann sich zum einen drei Schreine anschauen, was wir auch gemacht haben. Schön an der Sache ist die Tatsache, dass man gerade für den oberen Schrein (Okusha) ein bisschen laufen muss. Und wir haben es damit offensichtlich oberhalb der Schneegrenze geschafft, denn hier lag tatsächlich noch welcher herum. Auch hatten wir während der Busfahrt zum Teil ein bisschen Schneeflirren. Ja, es war entsprechend kalt (brrr…). Eigentlich wollten wir dann per Bus zum nächsten Schrein, Chusha (Freifahrten sind im Kombiticket enthalten), Haken an der Sache war allerdings die Tatsache, dass der nur einmal pro Stunde fährt. Gut, dass es (mehr oder minder gut) ausgeschilderte Wege und gelegentlich Übersichtskarten gibt, die es einem ermöglichen, auch zu laufen. In unserem Fall hieß das immer dann, wenn Google Maps endlich gefunden hatte, wo wir sein sollten, hatten wir auch auch wieder einen Wegweiser gefunden, welcher vorher magisch getarnt oder in einer Nebendimension versteckt war. Genauso kommt man übrigens auch zu Schrein Nummer drei (Hokosha).

Ja, wir waren wirklich oberhalb der Schneegrenze Der obere Schrein mit schneebedecktem Berg im Hintergrund

Der eigentliche Anreiz an der Region bestand für uns im Chibikko Ninja-mura, einer Art Ninjahaus. Zu Togakushi muss man wissen, dass es hier die Togakure Ninjas gab. Das Ninjahaus, sowie die Möglichkeit Shuriken (Ninjasterne) zu werfen, ist zwar eher eine Attraktion für Kinder, sollte aber auch Erwachsenen Freude machen. Da wären sie bei uns genau an der richtigen Adresse gewesen – nur leider haben sie seit dem 23.11.2016 schon zu für die Wintersaison… Pech gehabt und wir wussten es vorher. Blieben also die Schreine und eventuell das Sobamuseum Tonkururin, denn für Soba (Buchweizennudeln) ist die Region auch bekannt. Wir haben uns das Museum dann gespart (mir war zu kalt und das trotz mehrerer Schafschichten und langer Unterhose…). Zum späten Mittagessen gab es dann allerdings viele Sobarestaurants zur Auswahl. Ein bisschen Kultur muss ja sein (auch wenn wir einen Buchweizenkloß gegessen haben :) ).

Für den nächsten Tag hatten wir die freie Auswahl: Matsumoto mit Burg oder Schneeaffen anschauen. Die Wahl war nicht schwer. Nachdem wir allerdings unseren Bus (ca. 45 Minuten Fahrzeit; es gibt auch eine Zug- und Busverbindung, welche aber länger dauert) verpasst hatten, da wir beim Frühstück einen Amerikaner getroffen hatten (der unter anderem sechs Jahre in Deutschland gelebt hat und jetzt in Japan gelandet ist), der unglaublich viele Fragen hatte, schoben wir noch den Zenko-ji-Tempel ein. Hier gibt es unter anderem eine ganz schön abgerubbelte Figur von Binzuru (Schüler Buddhas und Arzt). Die Berührung soll eigene Leiden lindern (nein, hust, ich hab überhaupt nicht am Brustkorb herumgerubbelt, hust). Weiterhin kann man in den Keller des Tempels oder besser einen unterirdischen Gang, welcher wirklich stockdunkel ist. Man darf mit der rechten Hand die Wand berühren und dann versuchen, den Schlüssel zum Paradies zu finden (ein Türgriff, leider ist die Tür zu – sollte uns das was sagen?). Ich gebe zu, ich habe häufiger den Arm meines Vordermanns erwischt und hatte irgendwie Bedenken, was die Höhe des Ganges angeht, sprich, ich habe vorsichtshalber den Kopf eingezogen (völlig unnötig schätzungsweise, es sei denn, man ist über 180 cm groß – dann könnte der ein oder andere Balken etwas tief hängen). Sprich, der Tempel und auch die Straße, die zu ihm führt, lohnen einen Besuch.

Danach ging es aber dann wirklich mit dem Bus zum Jigokudaniyaenkoen-Park, auch einfach Snow Monkey Park genannt. Man sollte hier wissen, dass Nagano zwei Busbahnhöfe hat, jeweils auf der einen Seite des Bahnhofs und auf der anderen (das war der Grund, warum wir unseren ersten Bus verpasst hatten – das Internet hatte sich mit dem Bussteig vertan und wir standen an der 3, nicht an der 23...). Auch in dem Park darf man fast zwei Kilometer laufen, aber das war einer der Gründe, warum wir es machen wollten. An der einen oder anderen Stelle hatten wir schon mal die Option die Makaken zu sehen, aber nach der bösen Überraschung des Bärenparks in Noboribetsu hatten wir jedes Mal danach mehr recherchiert und uns meist gegen einen Besuch entschieden (beispielsweise in Hakodate). Hier waren wir positiv überrascht. Ja, die Affen werden wohl gefüttert, aber nicht durch die Touristen und nicht wahnsinnig viel. Sie müssen sich schon noch anderweitig Futter organisieren. Da die Touristen nicht essen oder trinken dürfen, hatten wir auch keine bettelnden Affen. Die waren eher ein bisschen neugierig oder auch einfach nur sehr tolerant gegenüber den Touristen. Anfassen war übrigens auch nicht erlaubt (ein Affe hat sich daran nicht ganz gehalten, der wollte offensichtlich wissen, wie sich die Jacke des Touristen anfühlte).

Kuschelnde Affen Die zwei sind meine Favoriten (man beachte die gefalteten Füße) Ein heißes Bad Der kleine Affe schreit seine Mama an, dass er wirklich nicht ins Wasser will (nicht, dass es ihm geholfen hätte) Wie, Pfütze? Ich war's nicht! (Patschnasser Affe nach dem Baden) Wie bekommt man einen Affen dazu, dass er einen anschaut für das Foto? Man pustet ihn an und erntet dafür beim 2. Mal dieses Gesicht (Empörung pur!)

Sprich, ich war begeistert. Es gab genügend Affenjungen, die gekuschelt wurden, der eine oder andere hat sich auch ein Bad in dem Pool mit heißem Wasser gegönnt (das eine oder andere Jungtier hat auch ein Affentheater veranstaltet, weil es nicht rein wollte – im wahrsten Sinne des Wortes) und sonst konnte man zuschauen, wer denn nun wirklich Herr im Hause war (oder eher welche Damen hier ein Machtwort zu sprechen hatten). Fazit: Wirklich lohnenswert!

Von Nagano aus ging es zu unserer letzten Unterkunft in Narita, dem Mercure Hotel Narita (1,5 Stunden bis Tokio und dann noch etwas über 1 Stunde bis Narita). Nein, wirklich etwas zu sehen gibt es außer dem Narita-san-Tempel nicht, aber der lohnt sich. Es ist ein großes Gelände mit unterschiedlich alten Teilen und mehreren Pagoden.

Eine lustige Episode stellte noch unser spätes Mittagessen dar. Die Karte war in Englisch (am ehesten durch Google Translate übersetzt, denn sie hatte so ihre Stilblüten), aber die Kommunikation mit unserem Gastwirt war etwas komplizierter. Wir haben auch zusätzlich zu unserer eigentlichen Bestellung eine Vorspeise erhalten. So dachten wir, bis uns klar wurde, dass diese Vorspeise wohl dem Ginger Ale sehr ähnlich klingen muss, denn den haben wir nie erhalten. Zum Glück war die Vorspeise sehr gut, aber was genau wir da gegessen haben, wissen wir bis heute nicht. :)

Sonst ist und bleibt Narita die Stadt mit dem Flughafen und da wir am Abflugtag nicht noch früher als so schon notwendig aufstehen wollten, wurde sie zu unserem letzten Ziel.

Einen kurzen Moment hatten wir überlegt, ob wir im Capsule Hotel direkt im Flughafen übernachten sollten (ich bin mir sicher, es gibt sie doch, die Capsule Corporation aus Dragon Ball! ;) ), aber da es hier eine strenge Trennung nach Männern und Frauen gibt und das für das Hin- und Herpacken zwischen zwei Rucksäcken sehr unpraktisch ist, haben wir das wieder von der Liste gestrichen. Wer weiß, beim nächsten Mal?

Nächster und letzter Stopp auf unserer kleinen Reise: Kambodscha.

P.S.: Arigatou gozaimasu heißt vielen Dank auf Japanisch. Es ist eine von vielen kleinen Phrasen, die einen täglich begleitet haben. :)

03Dezember
2016

Beobachtungen eines ostasiatischen Volkes

Ein Shinkansen - schon schick, oder? Und zu recht ein Markenzeichen für Japan.

Dieser Beitrag wird ähnlich dem Zusatzbeitrag zu Neuseeland (Post scriptum), sprich, hier wird nicht mehr über die Reise selbst berichtet, sondern eher über die Beobachtungen, die wir während unserer vierwöchigen Reise durch Japan gemacht haben. Man könnte es auch als kleine Studie zu Land und Leuten betrachten. Jetzt allerdings bitte keine Ernsthaftigkeit erwarten!!!

Wie aus dem einen oder anderen Beitrag schon ersichtlich ist, habe ich in meinem Leben mehr als einen Manga (japanischer Comic) gelesen und auch im Schrank stehen, sowie mehrere Animeserien (japanischer Zeichentrickfilm) gesehen. Das gilt übrigens auch für meinen Bruder, der spätestens in Bezug auf Animeserien deutlich mehr Wissen hat als ich. Daher kommen auch die Anmerkungen, die an verschiedenen Stellen vielleicht Fragezeichen aufgeworfen haben. Wer sich mit diesem Teil der japanischen Kultur befasst, der ist als Europäer immer der Meinung, dass die Inhalte völlig überzogen sein müssen. Ich meine damit jetzt nicht die erzählten Geschichten, da diese in etwa so fantastisch sind, wie in jedem durchschnittlichen Buch, sondern die dargestellten Umstände des täglichen Lebens. Man ist der totalen Überzeugung, dass sich Leute so nicht verhalten. Nach vier Wochen auf zwei von vier japanischen Hauptinseln kann ich behaupten: Es ist alles wahr!!!

Nein, im Ernst, es ist sicherlich einiges übertrieben, aber die Vorliebe zu kleinen kastenförmigen Autos beispielsweise nicht. Auch die Tatsache, dass sämtliche im Dienst mit der Öffentlichkeit stehenden Berufsgruppen eine Uniform haben, ist nicht erfunden. Das gilt vom Busfahrer (meist mit schicker Kopfbedeckung) über die Rettungssanitäter (die mit Schutzhelm, Warnwesten, Mundschutz und Handschuhen schon im Auto sitzen) bis hin zu den Personen, die Baustellen absichern oder Autos aus Parkhäusern leiten (blinkende Warnweste, Helm, zwei Leuchtstäbe; ach ja, es sind übrigens immer mindestens zwei Personen!). Auch die Vorliebe mit Mundschutz durch die Gegend zu laufen, ist nicht erfunden. Es gibt die Dinger sogar in Kindergrößen und mit eingebauter „Heizung“ für den Winter. Gut, der eine oder andere trägt den Mundschutz auch nur gegen die Kälte – zusätzlich zum Schal. Nicht zu vergessen, dass es auch Hüllen dafür zu erwerben gibt...

Auch die Schuluniformen sind Realität. Ja, Faltenröcke sind normal, Blusen, Blazer sowie vorgeschriebene Söckchen und Schuhe ebenfalls. Den Jungs geht es da auch nicht besser. Und tatsächlich haben wir mehr als eine Sorte der Schuluniform gesehen, bei der die Röcke definitiv in die Kategorie des Minirocks gehören. Ehrlich! Übrigens werden Schuluniformen auch in der Freizeit getragen, also beispielsweise am Wochenende. Von wegen, man möchte wenigstens dann individuell aussehen.

Ein weiterer Fakt, welcher mir nicht bewusst war, ist, dass eigentlich jede Japanerin mit mindestens zwei Schichten Make-Up herumläuft. In den Damentoiletten gibt es auch immer mehrere Spiegel ohne Waschbecken, damit gegebenenfalls nachgearbeitet werden kann (die auch häufig in Benutzung sind).

Nun ja, andere Länder, andere Sitten.

Eine Sache, mit der ich irgendwie auch nicht gerechnet habe, ist, dass die Japaner sehr schlecht Englisch können, sobald man sich außerhalb der Touristenhochburgen bewegt. Dazu gehören ganz Hokkaido und auch Teile im Norden von Honshu. Da ist man schon im Hotel mit Handgesten unterwegs und spätestens bei der Speisekarte hofft und betet man, dass es eine englische Übersetzung gibt. Google Translate-Varianten sind zumeist völlig ausreichend, aber die Bebilderung der Speisekarten hilft sonst auch ganz gut weiter. Zitate wie „the duck got up on top“ bringen ein Lächeln ins Gesicht, machen aber tatsächlich verständlich, dass auf den Nudeln/dem Reis Ente zu finden sein wird. Ob die da jetzt selbst hoch geklettert ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle.

Solche tollen Stilblüten finden sich aber überall - auf Toiletten, in Tempeln und in Hotels. Da ist es übrigens egal, ob man mitten im Touristengebiet ist, oder nicht.

Äh, was jetzt? (Hinweis auf einer Toilette zur Bedienung der Spülung) Fast grammatikalisch richtig, aber nur fast (ebenfalls auf einer Toilette, Hinweis zum Nachfüllen der Toilettenpapierrollen) Ja, in einer Bibliothek sollte Schießen auch verboten sein (eigentlich ging es ums Fotografieren, aber nun ja) Völlig unklar, was der Autor hier sagen wollte (in Tsumago am Feldrand) Irgendwie klingt das, als sollte man sich Füße wachsen lassen... (Nagoya, Oasis 21) Der arme zurückgelassene Eingang... (ebenfalls Kyoto, Nanzen-ji-Tempel)

Ansonsten haben wir natürlich auch unseren Spaß gehabt beim Einkaufen von alltäglichen Dingen wie Zahnpasta, Rasierschaum oder auch Kontaktlinsenlösung. Auch hier ist Google Translate unser Begleiter gewesen, wenn auch auf dem eigenen Smartphone. Meist konnten wir damit herauskriegen, was wir denn eigentlich vor uns hatten (bei der Zahncreme half das Design, denn Sensodyne Pro Schmelz sieht auch auf Japanisch noch recht ähnlich aus). Bei einigen Speisekarten wurde das auch nötig, wenn die Bilder nur unzureichend aufschlussreich waren. Allerdings fragt man sich manchmal, was denn nun wirklich im Japanischen da stand. Die automatische Übersetzung mit dem Smartphone war jedenfalls nicht immer eindeutig, wie die folgenden Stilblüten beweisen:

‚Wer vom Pferd ist gepackt, die auch Schüssel gemocht.‘ - Eine alte japanische Weisheit? (auf einer Speisekarte gesehen)

‚Pizza in Essen zum mitnehmen alle Waren jeder Mund.‘ - Hier wird auf Gleichstellung noch Wert gelegt (ebenfalls auf einer Speisekarte gefunden).

Wir hatten jedenfalls unseren Spaß. Japanisch ist schon eine komplizierte Sprache, aber am Ende von vier Wochen hat man doch ein paar kleine Phrasen im Repertoire. Aber wie wir ja schon wissen, kann Englisch auch so seine Probleme bereiten (sehr zu unserem Vergnügen).

Was uns auch häufig zum Lächeln gebracht hat, ist die Tatsache, dass Japaner die Gabe haben, zu jeder Zeit und egal in welcher Lage einfach einschlafen zu können. Züge, Busse und Metros sind hier gute Studienorte. Gerade noch mit dem Smartphone getippt, schon mit dem Kopf auf der Brust eingeschlafen. Oder der Kopf hängt im 90 Grad-Winkel zur Seite weg oder klebt an der Scheibe. Egal wie, innerhalb von Sekunden können die Japaner einschlafen und wachen gerade so wieder auf, dass das Handy nicht herunter fällt, oder in dem Moment, wo sie aussteigen müssen. Ich würde das auch gern können, aber irgendwie sagt die Anatomie meines Halses, dass sie von der Idee nichts hält. Ich scheine da ein paar Muskeln oder Sehnen zu viel zu haben; oder doch Knochen? Jedenfalls gebe ich zu, dass ich auf diese Fähigkeit ein bisschen neidisch bin. Die Japaner scheinen das jedoch schon sehr früh zu lernen, wie wir an einem kleinen Mädchen im Fahrradsitz feststellen konnten. Beeindruckend.

Faszinierend ist auch die Begeisterung für Baumkuchen. Gut, das wussten wir vorher, aber es dann so vor Ort zu sehen? Selbst im Bordmenü des Shinkansen findet sich diese Süßigkeit. Nicht zu vergessen, dass es sogar ganze Läden dafür gibt… An Stollen sind wir übrigens auch vorbei gelaufen. Die Preise waren irre, aber es stand schön auf Deutsch Stollen oder auch Mandelstollen darauf.

Im Menü des Shinkansen... Baumkuchen, echt jetzt?

Das soll es aber nun zu Japan gewesen sein. Als Fazit lässt sich jedenfalls sagen, dass es ein unglaublich tolles (wenn auch teures) Reiseland ist, in dem man mit einem großen Rucksack verdammt auffällt und immer hoffen muss, dass die armen kleinen Japanerinnen nicht umfallen, wenn sie denn die Rucksäcke einschließen, weil man zu früh im Hotel angekommen ist. Eine wirkliche Hostelkultur gibt es noch nicht und wer sich nicht traut, mit Händen und Füßen zu fuchteln, um sich verständlich zu machen, der ist hier falsch (oder braucht einen Guide). Je weiter nördlich man ist, desto unwahrscheinlicher sind andere kaukasische Touristen und umso faszinierter wird man beobachtet. Das Essen ist fantastisch und auch wer keine Meeresfrüchte oder Fisch mag, kommt durch, selbst wenn viel von der Speisekarte dadurch wegfällt. Japan ist als Reiseland absolut empfehlenswert, auch wenn ein bisschen mehr Vorplanung sicherlich nicht schadet…

Memo an mich selbst für die nächste Reise:
- Sommer auf Hokkaido zum Wandern
- Kimono anziehen
- im Ryokan übernachten (traditionelle Gasthäuser, die, wenn sie gut sind, meist auch deutlich teurer sind)
- eventuell in einem Tempel übernachten (Shukubo)
- Pilgern auf Shikoku (88 Tempel-Route)
- im Februar zu den Schneefesten nach Hokkaido (beispielsweise Sapporo)

Hm, das macht jetzt schon mehr als eine Reise, oder? Nun ja, wer weiß. ;)

Auf Wiedersehen an Japan! (Himeji, Koko-en-Gärten)

05Dezember
2016

Ein Traum wird wahr

Flagge Kambodschas

Wir sind in Kambodscha angekommen! Erstaunlich. Nein, im Ernst, wir haben gelernt, dass man bei manchen Fluglinien aufpassen muss, ob man im Billigflieger sitzt. Sollte das der Fall sein, kann es nämlich trotz fast siebenstündigen Fluges passieren, dass man weder etwas zu essen (was man leicht überstehen kann) noch etwas zu trinken (hier wird es schon deutlich interessanter) bekommt. Nun ja, Air Asia X war schon spannend, vor allem, weil man wohl für wenig Geld Essen hätte vorbestellen können – was aber nicht an die große Glocke gehängt wird. Zum Glück gab es noch Kleinigkeiten und Getränke an Board zu kaufen, welche auch nicht teuer waren. Ach ja, Bordentertainment gibt es auch nicht, was sieben Stunden schon mal recht langweilig werden lassen kann (es lebe das Reiseführerlesen!).

Nach einem Zwischenaufenthalt in Bangkok (es gibt nicht wirklich Direktflüge), hieß es nochmals eine knappe Stunde ins Flugzeug, um dann endlich in Siem Reap anzukommen. Hier waren nur noch sechs Stunden Zeitdifferenz zu Deutschland. Am Flughafen ging es für uns recht schnell, da wir uns im Vorfeld ein e-Visa zugelegt hatten. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, sich bei Ankunft ein normales Visum zu organisieren, wofür jedoch ein Passbild notwendig ist. Danach ging alles recht schnell, allerdings ist der brandneue Flughafen noch nicht ganz fertig, weshalb man leider noch keinen Geldautomaten oder Telefonladen für eine Touristen-SIM vorfindet. Das kommt sicherlich bald.

Das erste Erlebnis war die Wand an Leuten mit Schildern mit Namen und Hotels darauf, wenn man raus kommt. Da wir mit unter den Ersten waren, war die Auswahl noch extrem groß. Wir haben also rechts angefangen und solange gesucht, bis Robert seinen Namen gefunden hat (Flughafenabholservice war bei unserem Hotel dabei). Jetzt muss man sich uns Europäer vorstellen, die bisher auf dieser Reise nicht in Südostasien unterwegs waren. Man erwartet jetzt ein Taxi, das einen abholt, oder einen Shuttlebus. Falsch gedacht. Eine ganze Herde Tuk Tuks, auf Khmer (Sprache der Kambodschaner, welche auch Khmer heißen) Romoak, erwartete uns und eines davon war unseres. Man stapele seine Rucksäcke auf die eine Bank, deren Rückenlehne umgeklappt werden kann, und mache es sich dann bequem. Wenn man jetzt noch zweieinhalb Monate in Ländern mit Linksverkehr unterwegs war, wird diese erste Fahrt zum Abenteuer. Eigentlich herrscht Rechtsverkehr (nicht wie im Nachbarland Thailand, wo der Linksverkehr die Regel ist), sonst gibt es keine Verkehrsregeln, außer, dass der, der hupt, links oder rechts überholen wird. Als Linksabbieger kann man prinzipiell immer fahren, dann erst einmal auf der linken Straßenseite ankommen und dort ganz links weiterfahren, bis denn Platz ist, um auf die rechte Straßenseite zu wechseln. Das ist auch kein Problem, weil die Höchstgeschwindigkeit im Ort 40 km/h ist, meist jedoch nicht erreicht wird, und weil die Leute alle Rücksicht nehmen. Man bremst dann schon mal, wenn einer gerade aus dem Gegenverkehr abbiegen will. Es gibt natürlich deutlich mehr Tuk Tuks und auch Mopeds als Autos, weshalb das auch funktioniert.

Ich gebe zu, mir war ein bisschen anders hinterher und trotzdem finde ich die kambodschanische Variante der Tuk Tuks irgendwie besser. Zum einen sind es keine Tuk Tuks, sondern, wie schon gesagt, Romoaks, sprich: ein Moped mit Tuk Tuk-ähnlichem Anhänger, der mit interessanten Konstruktionen befestigt ist. Zum anderen ist der „Touristenhandel“, wie er spätestens in Bangkok besteht, noch nicht ganz angekommen. Es gibt hier natürlich Ausnahmen, gerade, wenn es um Hostels oder auch Restaurants in Angkor geht. Abgesehen davon fahren derzeit deutlich weniger Autos als Zweiräder, weshalb man sich doch etwas sicherer fühlt. Und ja, die Kambodschander fahren wie die Berserker, aber man gewöhnt sich recht schnell daran.

Unsere Unterkunft für die nächsten sage und schreibe sieben Tage war das Travellerhome Angkor (geplant waren sechs Nächte, wir haben dann noch eine verlängert). Ein kleines, aber feines Hotel, dass gerade in den Bädern etwas Überholungsbedarf hätte, aber sonst wirklich schön ist. Das Personal ist freundlich und versucht alles zu organisieren, was geht (insbesondere Transporte). Sprich, wir waren sehr zufrieden. Die Lage in einer relativ ruhigen Seitenstraße sowie die Nähe zum Nachtmarkt sowie der Pubstreet (in der wir übrigens nie gegessen haben, da die Preise dort einfach nur versaut sind) hatte natürlich auch etwas für sich.

Was macht man in Siem Reap? Ganz klar, man will sich Angkor Wat anschauen. Jetzt ist Angkor jedoch nicht gleich Angkor Wat, was ich bis dahin irgendwie dachte. Angkor ist eine regelrechte Stadt aus Tempeln, die man alle besichtigen kann. Angkor Wat ist „nur“ einer davon. Abgesehen davon hatte ich immer drei Bilder vor Augen, welche ich mit dem vermeintlichen Angkor Wat verbunden habe. Die „Vorlagen“ der drei Fotos gehören auch nach Angkor, jedoch in drei unterschiedliche Tempel… Also, Fazit: wieder etwas gelernt.

Im Ernst, Angkor ist gigantisch und in jedem Reiseführer steht, dass man in zwei Tagen alles Wichtige gesehen haben kann. Möglich vielleicht, aber das sollte man vielleicht bleiben lassen. Wer Zeit hat, sollte deutlich mehr Zeit einplanen, denn irgendwann kann man einfach keine Tempel mehr sehen und dann noch weiter zu machen, weil man „muss“, nur damit man auch ja alles gesehen hat? Das muss nun wirklich nicht sein. Das war auch der Grund, warum wir von vornherein so viel Zeit eingeplant hatten. Es gibt, je nach Wunsch, auch verschiedene Tickets (1, 3 und 7 Tage). Die Preise werden nächstes Jahr angehoben, aber nun ja. Wir haben uns für die 7-Tages-Karte entschieden. Man muss nicht jeden Tag nach Angkor, da man 30 Tage dafür Zeit hat, was sehr praktisch ist.

Wir haben uns für unseren ersten Ausflug einen Tipp aus unserem Reiseführer vorgenommen (Andreas Neuhauser, Reise Know-How Kambodscha – leider von 2010, aber es gibt sicherlich mittlerweile aktuellere Versionen; Kambodscha verändert sich unglaublich schnell!) und wurden dafür gleich von mehreren Leuten belächelt. Wer will auch schon vom Südtor von Angkor Thom zum Westtor laufen? Das sind ja schließlich drei Kilometer! Die verrückten Touristen wieder… Wir fanden es toll. Das Südtor an sich ist schon eine Sehenswürdigkeit und die Strecke auf der Stadtmauer, welche hinter dem Tor links losgeht, ist auch sehr schön. Man wird gelegentlich von Khmer auf dem Moped überholt und findet auch kleine Gruppen im Busch, die Picknick machen, aber sonst ist man so gut wie allein. Danach haben wir uns Bayon, einen weiteren Teil von Angkor Thom (diese Tempelanlage ist echt riesig!) angeschaut, was mit zu den Haupttouristenattraktionen gehört, und entsprechend gut bevölkert war. Danach ging es zum Sonnenuntergang auf Phnom Bakheng. Es gibt dort eine Personenanzahlbeschränkung für den Tempel, was mit Ausweisen, die man sich um den Hals hängen muss, gekennzeichnet ist. Den Sonnenuntergang sieht man natürlich von oben und die Leute, die einen Pass haben, denken ja gar nicht daran, sich nach kurzer Besuchszeit wieder herunter zu bewegen. Die Schlange unten ist entsprechend lang und die Fotos von den Touristen auf dem Tempel eigentlich das Lustigste an der ganzen Sache. Viel vom Sonnenuntergang haben wir (und auch die auf dem Tempel) dank der Wolken sowieso nicht sehen können. ;)

Aussicht von der südwestlichen Ecke der Mauer von Angkor Thom Das Westtor von Angkor Thom (das Südtor dürfte deutlich häufiger fotografiert werden) Der erste Blick auf Bayon (man beachte die vielen Gesichter) Im Inneren von Bayon Solche Bilder sind es, die ich kannte - vier Gesichter auf einem Turm Eigentlich wollten wir den Sonnenuntergang anschauen, aber die Menschenmassen waren interessanter (Phnom Bakheng) Blick nach Sonnenuntergang von Phnom Bakheng aus

Tag zwei in Angkor wurde für uns der Grand Circuit, also der große Rundweg. In unserem Fall hieß das Pre Rup, der östliche Mebon, Ta Som, Neak Poan und Preah Khan. Auch hier waren verhältnismäßig wenige Touristen unterwegs. Eigentlich wollten wir ja nach Angkor Wat, aber wir haben durch eine andere Deutsche erfahren, dass am 4.12.2016 der Halbmarathon in Angkor war. Sprich, für die Läufer geht es 6 Uhr los und Sonnenaufgang ist kurz danach. Da wir schon die Streckenhinweise gesehen hatten, wollten wir lieber gar nicht wissen, wie die Absperrungen aussehen würden. Aber lohnenswert ist dieser Halbmarathon sicherlich, da er wirklich an so einigen der Tempel vorbeiführt.

Aber zurück zu unserer Tagestour. Das absolute Glanzlicht war Preah Khan. Total verwinkelt, hier und da mit ein paar Bäumen mitten in den Mauern und von der Architektur her unglaublich schön. Dieser Tempel gehört für mich definitiv zu den Sehenswertesten. Neak Poan war auch nicht schlecht, was allein schon an der Umgebung liegt.

Blick auf Pre Rup Die Gärtnerinnen, die versuchen, dem Grünzeug Herr (Frau) zu werden Der oberste Turm von Pre Rup Irre steile Treppen! Man beachte den Fotobomber ganz oben... Lebensgroße Elefanten im östlichen Mebon Einer der vier Teiche von Neak Poan Das Hauptheiligtum vom Neak Poan (man beachte das Pferd links im Wasser) Der Steg, der zu Neak Poan führt (entweder ist der gigantische künstlich angelegte Graben wieder geflutet worden, oder das Wasser stammt noch aus der Regenzeit) Außenmauer von Preah Khan Unglaublich lange Durchgänge im verwinkelten Preah Khan Preah Khan Solche Bäume stehen gelegentlich auch hier auf den Mauern herum - gigantisch! Preah Khan - der Tempel hat es mir einfach angetan

Zum Mittagessen wurden wir dann von unserem Tuk Tuk-Fahrer zu einem der vielen Restaurants vor Bayon gefahren. Hier dürfte jeder Fahrer mit einem anderen Restaurant einen Deal haben, seine Touristen dort abzusetzen. Nun ja, das Essen ist rettungslos überteuert, aber nicht schlecht. Wir haben jedenfalls beschlossen, es einmal mitzumachen und uns danach selbst zu versorgen. Ach ja, Wasser haben die Tuk Tuk-Fahrer immer dabei, was sehr genial ist.
Danach haben wir einen Tag Pause eingelegt, um uns von der Reizüberflutung namens Tempel erholen zu können.

Ach ja, man bewegt sich übrigens mit einem der vielen Tuk Tuks durch die Gegend. Die Straßen sind gut und wenn man von dem gelegentlich sehr stark vertretenen roten Staub absieht, sind die Fahrten aufgrund des Fahrtwindes sogar recht angenehm.

Das soll es für den Anfang gewesen sein. Da wir aber noch bei weitem nicht alles gesehen haben, was Angkor hergibt, wird der nächste Beitrag ebenfalls von dieser unglaublich faszinierenden Tempelstadt berichten.

Es gibt gelegentlich sinnlose Schilder... (gesehen unter anderem in Preah Khan)

06Dezember
2016

Wahrzeichen Kambodschas: Angkor Wat

Ein Traum wird wahr: Die Türme von Angkor Wat

Wie versprochen kommt jetzt der zweite Teil von Angkor. Nach unserem Tag Faulenzen ging es tatsächlich nach Angkor Wat, dem größten Sakralbau der Welt. Da man sich dort tendenziell den Sonnenaufgang anschauen sollte, dachten wir, das wäre eine gute Idee. Womit keiner von uns Langschläfern gerechnet hat: Abfahrt vom Hotel spätestens 5 Uhr. Verdammt! Aber was tut man nicht alles dafür, sich dieses faszinierende Bauwerk anzuschauen…

Also gesellten wir uns zu den Hundertschaften von anderen Touristen, die alle schon Stellung bezogen hatten, um auch ja den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Es gibt tatsächlich Fotos von einem beeindruckenden Farbenspiel direkt über den weltbekannten drei Türmen im Zentrum des Heiligtums. Wir hatten jedoch praktisch keine Wolken, so dass es kaum irgendetwas zu sehen gab außer dem irgendwie schon faszinierenden Auftauchen der Kulisse aus der absoluten Dunkelheit.

Der erste Blick auf die Türme von Angkor Wat Die Touristenmassen, die alle für den Sonnenaufgang da waren

Nachdem etwa 6 Uhr der Zugang zum inneren Heiligtum geöffnet wurde, machten wir uns auf, dieses zu erkunden und landeten per Zufall kurz vor 6:30 Uhr neben einer sich gerade bildenden Menschenschlange. Also haben wir uns erst einmal brav angestellt, um dann festzustellen, dass man damit tatsächlich auf die Türme hinauf kommt. Auch hier darf wieder nur eine begrenzte Personenzahl hoch, womit man natürlich gern weit vorn in der Schlange steht. :)

Irre, oder? Die innere Mauer Und der erste Blick auf die Türme, das zentrale Heiligtum und Grabmahl von Jayavarman VII. Unglaublich toll restauriert! Ausblick von ganz oben - in der Ferne sieht man das äußere Tor von Angkor Wat Ja, auch Deutschland gehört zu den Restauratoren in Angkor Erinnert ein bisschen an den Zwinger in Dresden Die größten Steinmetzarbeiten der Welt im größten Sakralbau der Erde Ein letzter Blick auf das Hauptheiligtum Und schon geht es zurück zum Eingangstor
Ein kleiner Exkurs an dieser Stelle: In eigentlich jedem Hotel dürfte sich ein Zettel mit der Kleiderordnung für Angkor finden. Knie und Schultern sollten bedeckt sein, also keine freizügige Kleidung. Und ich muss schon sagen, es gab nur wenige Verstöße im Sinne von Herren mit Shorts, die knapp oberhalb der Knie endeten. Die Damen hatten, wenn sie denn nur ein Spaghettiträgertop anhatten, immer ein Tuch oder einen Cardigan dabei. Hut ab!

Warum dieser kleine Exkurs? Ganz einfach: bei den Türmen von Angkor Wat wurde richtig streng kontrolliert. Die Kontrolleure haben dann ihre Strickjacken an Personen vermietet, die den Ansprüchen nicht genügten – zu einem satten Preis von zwei Dollar! Nicht schlecht, aber berechtigt, da es nur zwei Strickjacken gab. Da musste der eine oder andere eben warten. :)

Nach Angkor Wat haben wir uns dem Petit Circuit gewidmet, welcher mit dem Rest von Angkor Thom für uns begann (das Gelände ist riesig! Und das, wo wir Angkor Wat vorher schon hinter uns gebracht hatten…). Danach folgten Chau Say Thevada, Thommanom, Ta Keo und Ta Prohm. Auf Letzteren hatte ich mich schon die ganze Zeit gefreut, da hier die tollen Fotos mit den Bäumen auf den Gebäuden herstammen, die ich kannte. Zu Beginn der Restaurationsarbeiten (oder besser Rekonstruktionsarbeiten) entschied man sich, einen Tempel so zu belassen, wie man ihn vorgefunden hat, und nur geringfügige Arbeiten vorzunehmen – Ta Prohm. Der Tempel, wenn auch mit unglaublich vielen Touristen gesegnet, gehört auch zu meinen Favoriten.

Der königliche Palast von Angkor Thom Laufsteg? (Angkor Thom) Nette Bauart von Gängen Und überall gibt es Bilderrahmen Teil der Elefantenterrasse von Angkor Thom Chau Say Thevada Thommanom Umgeben von Apsaras (Tänzerinnen) Und da fragt man sich, warum Angkor unter Urwald begraben war... Sonnengott? Oder doch mein Bruder? (Ta Keo) Auf der dritten Stufe sitze ich - mal so als Größenvergleich (Ta Keo) Erster Blick auf Ta Prohm Stabilisierung auf Khmer... Ta Prohm Die Wurzeln sind einfach der Wahnsinn! Ohne Worte Irre!

Danach haben wir unserem Tuk Tuk-Fahrer gesagt, dass Zapfenstreich ist. Nach über sieben Stunden unterwegs waren wir etwas fertig mit unserer Welt. Essen hatten wir dabei (Frühstück war inklusive im Hotel und wir haben nach einem Paket aufgrund des Frühstarts gefragt, was kein Problem war; bezüglich Mittagessen hatten wir uns am Vorabend Sandwiches aus einem der Restaurants organisiert), aber zu viele Tempel an einem Tag lassen einen die Bauwerke nicht mehr schätzen. Die letzten drei Tempel haben wir dann also weggelassen. Kleiner Tipp am Rande: die während des Grand Circuit mitmachen (so groß sind sie nämlich gar nicht).

Wer sich zurück erinnert, ich hatte gesagt, dass für mich „Angkor Wat“ drei bestimmte Fotos waren (bevor ich begriffen habe, worum es sich eigentlich handelt). Ta Prohm gehörte dazu, sowie auch Angkor Wat, dessen Türme sich seit mindestens Mitte des 18. Jahrhunderts auf jeder Nationalflagge Kambodschas wieder finden. Das dritte Bild sind die vielen Gesichter von Bayon, welche wir schon am allerersten Tag gesehen hatten.

Die Bäume im Ta Prohm Die Gesichter von Bayon

Eigentlich könnte man jetzt sagen, dass ich die Liste abgearbeitet habe, aber weit gefehlt. Angkor hat noch ein bisschen mehr zu bieten. :)

Verschwinden in den Ruinen von Ta Prohm - mir nach!

09Dezember
2016

Weitere Umgebung von Angkor

Einer von vielen Mönchen bei Bakong

Der folgende Tag (Wahnsinn, ich brauche gleich drei Einträge für Angkor...) stellte eine kleine Runde für uns dar: die Roluos-Gruppe. Roluos war vor Angkor die Hauptstadt und umfasst drei Tempel oder besser die Überreste davon, zumindest, wenn es um Lolei und Preah Ko geht. Letzterer ist schon wieder etwas größer. Bei Lolei haben wir uns von einem der Lehrer der dort vorhandenen Tempelschule wegfangen lassen. Man hätte auch ablehnen können, aber es ist schön, doch mal ein bisschen mehr Informationen direkt vor Ort zu bekommen, die nicht aus dem Reiseführer stammen. Und da wir ohne Guide unterwegs waren, war das tatsächlich sehr interessant. Natürlich wird zum Schluss eine kleine Spende gewünscht, da die Schule Waisen aufnimmt, unterrichtet und im Tempel ein Zuhause gibt. Auch arme Kinder haben hier Zugang zu Bildung, was nicht selbstverständlich ist.

Preah Ko Dem armen Löwen ist die Kinnlade herunter gefallen ;) Überlebensgroße Naga bei Bakong Bakong Eine Horde von Mönchen, welche, wie wir Touristen, mit Smartphones und Fotoapparaten bewaffnet waren... (Bakong)

Den letzten Tag in Angkor verbrachten wir weiter auf dem Lande. Banteay Srei, der Tempel der Frauen, liegt fast 40 km nördlich von den Hauptattraktionen von Angkor und bringt einen deutlich mehr ins Hinterland. Das hat definitiv etwas für sich, da man feststellen kann, wie unglaublich grün Kambodscha eigentlich ist. Sicherlich ist man dort noch in relativ gut situierten Gegenden unterwegs, aber man kann schon deutliche Unterschiede erkennen. Banteay Srei ist die 45 Minuten Anfahrt mit dem Tuk Tuk jedenfalls wert, da der Tempel wunderbar wieder aufgebaut wurde und von den Verzierungen her beeindruckend ist - trotz der Tatsache, dass der Tempel älter als beispielsweise Angkor Wat ist. Danach ging es weiter zu Banteay Samre, einem auch sehenswerten Tempel.

Klein, aber fein - Banteay Srei Unglaublich detailliert gearbeitet (Banteay Srei) Toll, oder? Die Steinmetzarbeiten toppen Angkor Wat bei weitem Unglaublich schön Da stehen doch nicht drei herum, die ihr Geschäft verrichten... Kein Wunder, dass dem Löwen hier das Gesicht entglitten ist...

Da wir nach diesen zwei Tempeln noch gut unterwegs waren, haben wir mit unserem Tuk Tuk-Fahrer ausgehandelt, dass wir noch den Petit Circuit vervollständigen wollen, was wir dann auch getan haben. Hier war Banteay Kdei auch toll, Sras Srang und Prasat Kravan eher Beiwerk.

Stabilisierung auf Khmer Teil 2 (Banteay Kdei) Banteay Kdei Toll, oder? Hinterausgang von Banteay Kdei Prasat Kravan

Unseren kleinen Ausflug aufs Land haben wir auch für kulinarische Exkursionen genutzt. Bis dahin hatten wir es nicht geschafft, Zuckerrohrsaft zu trinken, auch wenn wir schon mehrere Stände gesehen hatten (die waren dann irgendwie immer weg, wenn wir ankamen…). Weiterhin haben die Frauen am Straßenrand irgendetwas Gelbes verkauft und während wir das erste Mal vorbei fuhren auch in großen Schüsseln über ihren kleinen Lehmöfen gerührt. Gut, dass man mit Händen und Füßen mit seinem Tuk Tuk-Fahrer verhandeln kann, dass man an verschiedenen Stellen gern mal anhalten möchte. Wir wissen jetzt, dass das gelbe Zeug, was gerade abgefüllt wurde, als wir das zweite Mal vorbeikamen und anhielten, aus dem Saft der Zuckerpalme hergestellt wird. Es schmeckt ein bisschen wie Caramel und hat die Konsistenz von Zucker (wer jetzt Muh Muhs kennt, ist klar im Vorteil, da das ein sehr guter Vergleich ist). Wir durften probieren und haben prompt etwas gekauft. Unverschämt lecker…

An dieser Stelle sollte ich vielleicht auch erwähnen, dass Kambodscha für Reisende ein sehr günstiges Land ist, wenn man sich denn am Rande der Touristenhochburgen bewegt. In unserem Fall hieß das, die Pubstreet vermeiden (ja, wir haben sie uns wenigstens angeschaut) und meist am Rande des Marktes an einem der vielen Essensstände für einen Dollar essen gehen. Das einzig teure Essen an den Ständen ist das vor Ort zubereitete Eis. Die Show ist es allerdings wert, denn die Kollegen mit ihren zwei Spateln sind schon beeindruckend (nein, es gibt keine Beweisfotos). Man findet die Roti wieder, die es in ganz Südostasien zu geben scheint, auch wenn sie hier Pan Cake dran schreiben. Weiterhin stolpert man über Nom Krok, was gebackene süße Halbkugeln aus Reis und Kokos sind, welche zum Teil mit Schnittlauch oder Mais gefüllt sind. Mit etwas Glück findet sich auch mal ein Zuckerrohrstand (eher vormittags bis mittags), wo Zuckerrohrsaft frisch gepresst wird. Ja, es gibt auch die skurrilen Stände mit Skorpionen, Schlangen und ähnlichem, was aber definitiv in Siem Reap nur für die Touristen ist.

Das soll es von Siem Reap und somit Angkor gewesen sein. Fakt ist: wer Tempelruinen mag, der ist hier genau richtig. Man muss jedoch schauen, dass man die Haupttouristenströme vermeidet, dann wird es tatsächlich zu dem Erlebnis, was man sich erhofft. Ich war jedenfalls rettungslos begeistert und würde gern immer wieder kommen, auch wenn die Touristenabzocke sicherlich noch deutlich zu steigern geht. ;) 

Kambodscha ist ein unglaublich grünes Land (auf dem Weg nach Banteay Srei)

14Dezember
2016

Tuk Tuk-Touristen

Kambodscha - Königreich des Wassers (vom Bus nach Siem Reap aus)

Von Siem Reap ging es nach Kompong Thom. Ich gebe zu, ich bin mir bis jetzt nicht so ganz sicher, wie man diese Stadt eigentlich schreibt. Es scheiden sich die Geister an Kompong beziehungsweise Kampong. Mir soll es ja prinzipiell egal sein, aber solche kleinen jedoch feinen Unterschiede können einem die Hotelsuche deutlich erschweren…

Wir haben jedenfalls eines gefunden und zwar das Glorious Hotel und Spa. Nicht nachfragen, es war günstig. Ganz ehrlich? Das Ding ist groß und sehr schick, wenn auch ein bisschen kahl, was die Wände angeht. Die Details lassen auch ein wenig zu wünschen übrig, aber sonst ist es schon beeindruckend. Vor allem, wenn man feststellt, dass eigentlich keiner außer etwa zwei kleinen Familien und uns da ist. Ich möchte jetzt noch wetten, dass die Kinder im Pool die Kinder der Angestellten waren (gruseliger Schwimmunterricht - Hundepaddeln für Fortgeschrittene...). :)

Die Anreise war schon etwas spannend, da wir Bus gefahren sind. So richtig übersichtlich ist das Ganze nicht und je nachdem, wo man denn nun sein Ticket organisiert (Hotel, eines der vielen kleinen Reisebüros, beim Büro der Busgesellschaft oder direkt online – das ist bei einigen Anbietern tatsächlich möglich), legt man sich fest, mit welchem Anbieter man fährt. In unserem Fall war es Capitol Tours. Die neuesten Busse sind es nicht unbedingt und die Gepäckfächer haben auch vor einigen Monaten oder Jahren das letzte Mal einen Besen oder Lappen gesehen, aber sonst war alles in Ordnung. Englisch war natürlich nicht mehr vorhanden und in unserem Bus waren wir auch die einzigen Touristen. Alle anderen, die mit dem Sammelminibus eingesammelt worden waren, wollten nach Battambang. Das war auch so eine Aktion: Wir hätten die etwa 200 Meter auch laufen können bis zum Busterminal, aber nein, wir wurden abgeholt und noch drei Runden um den Block gefahren, da der Fahrer den letzten Fahrgast einige Zeit nicht finden konnte…

Nach drei Stunden kamen wir jedenfalls in Kompong Thom an und wurden auch gleich durch einen Tuk Tuk-Fahrer abgefangen, der uns zum Hotel brachte, was etwas weiter vom Zentralmarkt weg war. Ganz ehrlich? Man sollte in der Nähe des Marktes bleiben, wenn man günstiges Essen haben möchte. Na ja, oder zumindest die Chance darauf haben möchte, denn so schön, wie in Siem Reap mit den kleinen fahrenden Garküchen war es leider nicht.

Wir wollten nach Kompong Thom aufgrund der Tatsache, dass Sambor Prei Kuk „gleich um die Ecke“ ist. Wir haben dann vor Ort gelernt, dass es mit dem Tuk Tuk eine Stunde hin dauert... Nun ja, wir waren ja genau deswegen dort. Man muss auch dazu sagen, ohne den Tuk Tuk-Fahrer hätten wir die Ruinen auch nicht gefunden, da die Beschilderung unglaublich schlecht ist und man sich im tiefsten Hinterland Kambodschas befindet. Vor Ort wurden wir dann auch von einem der Guides abgefangen, die dort auf freiwilliger Basis ihre Dienste anbieten. Der stattliche Preis von 7 Dollar wurde uns auch erläutert: 2 Dollar für die Kommune, 5 Dollar für ihn selbst, da er mal staatlich geprüfter Reiseführer werden will und man dafür vier Jahre studieren muss.

Im Nachhinein sind wir sehr froh, den Guide genommen zu haben, da das Gelände sehr groß ist und vor allem bewaldet. Die Tempel liegen auch nicht gerade nebeneinander, weshalb man sich bei dem Gewirr aus Wegen leicht verirren kann. Abgesehen davon war der Kollege sehr engagiert und konnte viel erzählen (auch zu anderen Sehenswürdigkeiten Kambodschas).

Wer geglaubt hat, das Ta Prohm beeindruckend war... Irre, oder? Perücke? Da ist tatsächlich ein Tor unter den Wurzeln

Am Tag darauf ging es mit dem Bus weiter nach Kompong Cham (auch hier ist wieder unklar, ob nun Kampong oder Kompong, aber das scheint bei allen Städten und Dörfern mit dem Begriff im Namen so zu sein...). Dieses Mal sind wir mit VET gefahren (war die einzige Busgesellschaft, deren Tickets vom Arunras Hotel verkauft wurden). Der Standard war der gleiche wie bei Capitol Tours, sprich okay, aber nicht berauschend. Schön war, dass es nur zwei Stunden gedauert hat. Auch in Kompong Cham wurden wir von Tuk Tuk-Fahrern sehnsüchtig erwartet, aber 700 Meter zum Hotel kann man ja wohl laufen. Die Khmer sehen das irgendwie anders. Man wird schon ein bisschen belächelt, was aber auch an den großen Rucksäcken liegen könnte. Ich muss allerdings sagen, dass in Kambodscha deutlich mehr Rucksacktouristen unterwegs sind, als in Japan.

Untergekommen sind wir übrigens im Daly Hotel.

Kompong Cham ist mir sehr sympathisch. Ja, nachts ist es ein bisschen gruselig, da es nur bedingt Straßenbeleuchtung gibt, aber mit ein bisschen suchen findet man wieder kleine Essensstände an den Straßen. Abgesehen davon ist die Beleuchtung der ersten Mekongbrücke Kambodschas beeindruckend. Das Wasser des Flusses sieht aus, als würde es von innen heraus blau leuchten.

Das Wasser reflektiert nur die Beleuchtung der Brücke!

Wir haben uns dann wieder mit einem Tuk Tuk aufgemacht, die Gegend zu erkunden. Witzigerweise kam der Vorschlag für den ersten Stopp von unserem Fahrer: die Bambusbrücke. Ich hatte schon im Reiseführer gelesen, dass man eine sehr schöne Insel (Koh Paen) im Mekong besuchen kann (haben wir letztlich nicht gemacht) und die Anreise allein schon interessant sei - entweder per wackeliger Fähre oder gewagter Brücke. Die Bambusbrücke wurde am Tag unseres Besuches erst frei gegeben. Sie wird nämlich jedes Jahr neu gebaut in der Trockenzeit; zumindest bis jetzt. Ab nächstem Jahr wird es dieses Unterfangen nicht mehr geben, da dann die Betonbrücke fertig gestellt sein wird. Fazit: Tolles Bauwerk, dass auch Mopeds aushält und lustig federt.

Danach ging es zu Wat Nokor, Phnom Proh sowie Phnom Srey. Von diesen drei Tempeln war definitiv der Erste der Schönste, finde ich, was auch daran liegen könnte, dass eine Pagode mitten in den über 1000 Jahre alten Tempel gebaut worden ist.

Die Bambusbücke nach Koh Paen Bei Phnom Proh - auch hier sind Gebeine drin (etwa 3000 Leute sind hier unter den Roten Khmer umgekommen) Phnom Proh

Unser Tuk Tuk-Fahrer, der übrigens sehr gut Englisch konnte, empfahl uns dann für den nächsten Tag noch eine Tour ins Hinterland zum Phnom Han Chey, was wir dann auch angenommen haben, da man nur etwa 3 Stunden nach Phnom Penh braucht (dieses Mal sind wir mit der Gesellschaft Sorya gefahren), was unser nächstes Ziel war. Der Tempelbesuch war ganz witzig, da Schlag 11 Uhr das zweite und letzte Essen der über hundert Mönche, von denen viele Kinder sind, eröffnet wird. Etwa 10 Minuten später ist auch schon wieder alles vorbei... ;) Die Anlage an sich ist auch nicht verkehrt und der Ausblick auf den Mekong toll. Das Eindrücklichste war jedoch die Anreise an sich, da man wirklich in die tiefste Provinz kommt, Stelzenhäuser in allen Formen sieht und die Leute zu Gesicht bekommt, ohne dass gleich die Touristenabzocke dahinter ist. Lustig sind die ganzen Schulkinder. Die Grundschüler fahren alle Fahrrad (meist zwei auf einem), die Schüler der weiterführenden Schule (zum Teil selbes Gebäude, andere Uhrzeit und schätzungsweise dieselben Lehrer) mit dem Moped (auch meist zu zweit).

Ausblick von Phnom Han Chey (der Fluss ist der Mekong) Normales Haus im Hinterland Kambodschas

Das letzte Ziel unserer wirklich kleinen Reise durch Kambodscha war, wie schon erwähnt, Phnom Penh, die Hauptstadt. Untergekommen sind wir im Mito Hotel.

Die meisten Besucher kommen hierher, um sich die Geschichte der Roten Khmer anzuschauen. Ganz ehrlich? Mir reichten die Ausführungen in unserem Reiseführer. Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass man sich als Deutscher gern auch dagegen entscheiden darf, vor allem, wenn man, wie in unserem Fall, zu Schulzeiten das Konzentrationslager Buchenwald fast vor der Haustür hatte und mindestens ein Schulausflug auch dorthin ging. Sprich: wir haben dankend auf die Killing Fields (die es in kleinerer Form übrigens im ganzen Land gibt, auch in Angkor mit einem zu einem „Krankenhaus“ umfunktionierten Tempel) und das sogenannte Genozid Museum S21 oder auch Tuol Sleng genannt, verzichtet.

Statt dessen haben wir uns Wat Phnom angeschaut. Dieser kleine Tempelberg ist ganz niedlich. Ihm verdankt die Stadt ihrem Namen und er soll, durch eine Frau Penh veranlasst, aufgeschüttet worden sein. Hatte ich erwähnt, dass sich in ganz Kambodscha interessante Legenden finden?

Danach ging es zum Königspalast und zur Silberpagode. Hier haben wir uns einen Guide gegönnt (stolzer Preis von 10 Dollar). Es hat sich allerdings gelohnt. Witzigerweise hatten wir Glück, dass wir alles besichtigen konnten. Am Folgetag war Staatsempfang des Premiers der Phillippinen. Gut, dann hätte man den König sehen können, aber deswegen waren wir ja nicht da.

Unterwegs mit einem Cyclo (einer Fahrradrikscha) - unglaublich toll und entspannend! Die Wache vor dem Königspalast - sehr aufmerksam Der Tempel des Jadebuddhas (ein Buddha aus 90 kg Gold ist auch mit drin) Die Silberpagode (heißt so, weil der Boden mit Silberfliesen ausgestattet ist)

Anschließend hatten wir noch ein bisschen Zeit, weshalb wir noch das Nationalmuseum besuchten. Hier sind viele der sicherheitshalber aus Angkor und weiteren Tempeln in Kambodscha entfernten und durch Kopien ersetzten Statuen gelandet. Grund dafür ist, dass in den 90er Jahren viele Statuen gestohlen und auf dem Schwarzmarkt verkauft worden sind. Und wenn nicht die gesamte Statue, dann der Kopf oder die Arme oder Ähnliches. Insgesamt ist es ein niedliches Museum was auch eine kleine Austellung zur Rolle Kambodschas im ersten Weltkrieg hat.

Den Abschluss des gut gefüllten Tages stellte eine Tanzvorstellung der Cambodian Living Arts beim Nationalmuseum dar. Die Tänzer stammen alle von der Schule der Schönen Künste. Fakt ist, dass hier auf Qualität geachtet wird. Der Tanz ist in Kambodscha deutlich detaillierter als in Thailand, sprich eine Kunstform an sich, welche aber in manchen Touristenhochburgen etwas verkommt. Ich war begeistert, da viel Folklore gezeigt wurde, bei der man ins Schmunzeln geriet. Absolut empfehlenswert!!!

Beeindruckende Kostüme Man beachte die unmögliche Handhaltung (hab es ausprobiert, geht nicht!)

Danach ging es für uns wieder nach Siem Reap zurück (dieses Mal mit dem Busunternehmen Giant Ibis - doppelt so teuer, aber mehr Platz, weniger Leute, deutlich bessere Ausstattung), da wir von dort nach Hause fliegen werden. Weiterhin dauert es von Phnom Penh allein schon fast sechs Stunden. Unser nächstes Ziel wäre schätzungsweise Kampot geworden, womit der Rückweg bei etwa acht Stunden gelegen hätte. Dazu waren wir dann zu faul. Von allem, was wir bisher gehört haben, soll sich Kampot definitiv lohnen. Und wenn es auch nur dafür ist, sagen zu können, dass man da war, wo der Pfeffer wächst. :)

Kurzzeitige Mitfahrer (auf dem Weg nach Phnom Han Chey)

17Dezember
2016

Abschied von der anderen Seite der Welt

Mopedparkplatz an der Uferpromenade in Siem Reap
Wie im letzten Beitrag schon angedeutet, sind wir wieder in Siem Reap gelandet. Die Unterkunft haben wir nicht gewechselt, da wir schon wussten, was uns im Travellerhome Angkor erwartet, und wir recht zufrieden waren.
Was macht man, wenn man eigentlich schon alles gesehen hat? Genau, man faulenzt. Gut, man hätte sich auch eines der schwimmenden Dörfer auf dem Tonle Sap See anschauen können, aber nachdem diese bis auf eines, was relativ weit weg ist (Kompong Khleang), in Kommentaren von Touristen völlig verrissen worden sind, haben wir uns dagegen entschieden. An der einen oder anderen Stelle ist die bösartige Touristenabzocke eben doch schon angekommen.
 
Natürlich haben wir nicht drei Tage nur im Hotelzimmer herum gelegen. Einen Tag haben wir uns noch einmal nach Angkor begeben, um erneut durch Angkor Wat sowie Preah Khan zu schlendern und einfach die Umgebung zu genießen. Es lohnt sich durchaus, die persönlichen Höhepunkte nochmals anzuschauen, wenn man die Zeit dafür hat. Ich fand es jedenfalls einen sehr schönen Abschluss für unsere Zeit in den Tempelruinen.
 
Ansonsten sind wir schon bei unserem ersten Aufenthalt in unserem Hotel in der Lobby über Werbung für The Great Escape gestolpert. Nun habe ich dank einer Freundin schon von den Escape Rooms beziehungsweise Rätselräumen gehört und habe auch per Smartphone einen online gespielt. Viel spannender ist jedoch die Tatsache, dass mittlerweile auch reelle Räume entstehen. Was heißt dieser Wirrwarr jetzt auf Deutsch? Man lässt sich in einen Raum einsperren mit einer entsprechenden Hintergrundgeschichte. Ziel ist es, die im Raum versteckten Hinweise zu finden, um innerhalb einer Stunde wieder heraus zu kommen. Es heißt also Schlüssel suchen, Zahlenkombinationen finden, Kisten öffnen und hoffentlich vor Ablauf der 60 Minuten die verdammte Tür auf zu kriegen. Ach ja, wenn man nicht weiter kommt, kann man um Hinweise bitten. Bei uns gab es insgesamt vier. Warum die ganze Vorrede? Weder mein Bruder noch ich hatten soetwas je gemacht. Wir hatten allerdings so viel Spaß, das wir über zwei Tage verteilt alle vorhandenen drei Räume gemacht haben. Mit einigen Hinweisen sind wir auch jedes Mal kurz vor knapp herausgekommen. Monkey Island spielen als Kind hat hier eventuell gute Grundlagen geschaffen. ;)
 
Mal im Ernst: Wir hatten so viel Spaß! Nein, es war nicht einfach, insbesondere, wenn man Details übersieht oder durch die ganzen völlig unbedeutenden Requisiten durcheinander kommt... Sprich, wer in Siem Reap einmal Abwechselung braucht, der ist bei The Great Escape gut aufgehoben. Wir hatten sogar noch ein bisschen Glück, da gerade eine Weihnachtsaktion lief, bei der der Eintritt vergünstigt war.
Prison Break! Ja, die haben uns angekettet da drin gelassen mit dem Kommentar „Viel Spaß“ Mit dem Smartphone abfotografiertes Überwachungsvideo (Prison Break) The Lost Room (sieht man die Fragezeichen bei uns über den Köpfen?)
So, damit ist unsere Zeit in Kambodscha auch schon wieder zu Ende. Fakt ist, dass man sicherlich in zwei Wochen alles Touristische gesehen haben kann, wenn es gut durchorganisiert ist, aber ich habe so den Eindruck, dass man Land und Leute deutlich besser genießen kann, wenn man hier und da ein paar Tage länger bleibt. Es ist ein wirklich schönes Land.
 
Nun haben wir schon wieder die Rucksäcke gepackt und warten darauf, ein letztes Mal mit dem Tuk Tuk (Romoak sagt einfach keiner) zu fahren und zwar zum Flughafen. 
 
Damit geht dann auch unsere dreimonatige Reise auf die andere Seite der Welt zu Ende. Es ist schon erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Ich gebe zu, dass ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge nach Hause kommen werde. Ich freue mich auf das kleine bisschen Vorweihnachtszeit und natürlich Weihnachten. Einige der Hotels in Kambodscha haben übertrieben dekoriert (inklusive Rentieren und Weihnachtsmann auf seinem Schlitten), aber bei 30 Grad Celsius ist das irgendwie nicht ganz dasselbe wie in Deutschland.
 
Natürlich freue ich mich auch, meine Familie und Freunde wieder zu sehen, da besteht gar keine Frage. :)
 
Trotzdem ist es immer schwer, sich von den schönen Eindrücken zu verabschieden, um relativ unvermittelt wieder im eigentlichen Leben anzukommen. Aber es hat beim letzten Mal geklappt, da wird es dieses Mal auch funktionieren.
Ein letzter Blick auf Angkor Wat - Auf Wiedersehen an Kambodscha!
05Januar
2017

Rückblick

Endlich zu Hause bei unseren Eltern angekommen!

Und schon sind wieder einige Wochen ins Land gegangen, seit wir auf deutschem Boden gelandet sind. Der Rückflug an sich war relativ entspannt. Von Siem Reap ging es über Hanoi nach Frankfurt. Man hat allerdings sofort gemerkt, dass wieder Deutsche an Board gehen. Wenn man sich an das Boarding in Nadi auf Fidschi erinnert, welches innerhalb von fünf Minuten abgeschlossen war, so erscheint das als Traum. Kaum sind Deutsche (oder auch andere Europäer) dabei, dauert es ewig. Man gehe in den Flieger rein, stehe ein bisschen im Gang herum, räume Kopfhörer, Lesematerial, Schlafmaske und ähnliches in aller Seelenruhe aus dem Handgepäck, stehe ein bisschen im Gang herum, verstaue das Handgepäck, stehe ein bisschen im Gang herum, stelle fest, man hat die Kaugummis und Schlafmaske vergessen, also hole man das Handgepäck wieder herunter, stehe ein bisschen im Gang herum, verstaue erneut das Handgepäck, nachdem man ewig darin nach den gesuchten Objekten gestöbert hat, stehe ein bisschen im Gang herum und bewege sich dann auf seinen Sitzplatz, um den nachströmenden Passagierten Platz zu machen. Da kann ein Boarding plötzlich wieder 45 Minuten in Anspruch nehmen und dafür sorgen, dass der Flieger mit etwas Verspätung los geht. Nun ja.

Nach insgesamt 14,5 Stunden (1,75 Stunden nach Hanoi, 12,75 Stunden nach Frankfurt) waren wir wieder auf deutschem Boden und konnten feststellen, wie verdammt kalt es hier doch ist. Ein Temperaturunterschied von 30°C auf 0°C hat es ganz schön in sich. Sprich, Frankfurt und Umgebung empfingen uns mit trübem Wetter, Nebel und Kälte. Sofort fehlte das satte Grün Kambodschas (von der Wärme ganz zu schweigen). Der Zug brachte uns dann noch die restliche Strecke nach Hause zu unseren Eltern und damit schließt sich eigentlich schon das Buch dieser dreimonatigen Reise auf der anderen Seite der Welt.

Ein bisschen Statistik:
93 Tage (fast auf den Tag genau drei Monate), 5 Länder, 9 Flüge, 2 Mietautos, mehrere tausend Kilometer im Zug, einige Lokalbusfahrten, wahrscheinlich ein paar hundert Kilometer per Tuk Tuk, 54 verschiedene Unterkünfte. Die Kilometer zu Fuß auf Wanderungen kann ich leider nicht mehr zusammentragen.

Das ist die kleine Zusammenfassung von drei Monaten Reisezeit, also nur einer kleinen Runde durch ein paar Länder. Trotz allem ist auch eine "kleine" Runde die Reise wert und ich bin froh, wieder meinen pink-farbenen Rucksack (der jetzt schon einige Zeichen des Gebrauchs aufweist) gepackt zu haben, um ein paar Länder dieser Erde zu sehen. Wie schon beim letzten Mal gibt es Dinge, die man hätte weglassen können und andere, die man beim nächsten Mal vielleicht gern sehen würde. An der einen oder anderen Stelle würde ein bisschen mehr Vorausplanung sicherlich nicht schaden, aber ich denke, wir haben das Beste daraus gemacht.

Auch die Tatsache, dass ich mit 18 kg im großen Rucksack und 4,5 kg im kleinen Rucksack zurück gekommen bin, (und das ohne haufenweise Mitbringsel!) zeigt, dass sich unterwegs (sprich: in Neuseeland) einiges an neuen Klamotten angefunden hat. Fakt ist, dass ich letztlich einiges hätte zu Hause lassen oder doch meinen Eltern wieder mit nach Hause hätte geben können. Nun ja, im Nachhinein ist man immer schlauer. Man sollte eben bedenken, dass man deutlich häufiger Wäsche wäscht (oder waschen lässt), wenn man nicht allein unterwegs ist. Man braucht also auch weniger. Abgesehen davon stellen verschiedene Klimazonen schon ein gewisses logistisches Problem beim Packen dar. Winter in Japan und Sommerurlaub auf Fidschi? Hat was, aber was braucht man wirklich? Jedenfalls weniger als sich bei mir im Rucksack fand. :)

Was erwartet einen, wenn man nach drei Monaten wieder in der Heimat landet? Als allererstes Deutsch. Und zwar überall! Drei Monate waren wir in Ländern, wo maximal die Touristen Deutsch gesprochen haben, man gewöhnt sich also sehr schnell daran, dass man weniger oder auch gar nichts versteht, und das die Klangmelodie eine ganz andere ist.

Innerhalb weniger Stunden hatte mich dann entweder eine skurrile Art des Jetlags ein oder aber auch einfach ein netter Magen-Darm-Virus aus dem Flugzeug. Von den schönen selbstgebackenen Plätzchen meiner Mutti hatte ich für die ersten zwei Tage jedenfalls nicht viel. Insgesamt war Essen eher nicht so mein Fall (für alle, die sich jetzt wundern, was aus meinem Husten geworden ist: Kambodscha hat ihn geheilt!).

Als das vorbei war, konnte ich dann auch die Tatsache schätzen, wie schön es ist, mal nicht mehr den Rucksack packen zu müssen und zu wissen, dass man sich abends in das eigene Bett kuscheln kann. Auch habe ich mich sehr über sämtliche Freunde und Verwandte gefreut, die ich in den letzten Wochen besuchen konnte. Meine eigene Wohnung steht auch noch und ein Dank geht an meine Nachbarn, die sich liebevoll darum gekümmert haben. Insgesamt muss ich sagen, dass es ein bisschen seltsam war, mitten in die Vorweihnachtszeit zu kommen. Kambodscha hatte zwar (leider) an dem einen oder anderen Hotel eine kitschige Beleuchtung und einen Weihnachtsmannschlitten im Vorgarten, aber sonst hielt es sich in Grenzen. Hier in Deutschland sah das dann schon ganz anders aus. Weihnachten an sich und auch der Start ins neue Jahr 2017 haben sicherlich auch dazu beigetragen, dass man sich auf das Heimkommen ein bisschen gefreut hat. Es ist halt doch mit die schönste Zeit des Jahres.

Mein Bruder ist übrigens auch wieder gut angekommen und das im doppelten Sinn. Zum einen dufte er schon einen Tag nach Ankunft wieder arbeiten (Home Office), was er offenbar ganz gut hinbekommen hat. Zum anderen ist er mittlerweile wieder in Norwegen, seiner Wahlheimat angekommen. Auch bei ihm steht die Wohnung noch.

Erstaunlich ist auch, dass es immer wieder schwerer ist, sich vom Linksverkehr auf Rechtsverkehr umzustellen als andersherum. Ja, in Kambodscha hatten wir schon wieder (fragwürdigen) Rechtsverkehr und in Japan sowie auf Fidschi sind wir nicht selbst gefahren, aber trotzdem blieben die antrainierten Bewegungen aus Neuseeland hängen. Woran man das merkt? Daran, dass des häufigeren der Scheibenwischer anstelle des Blinkers zum Einsatz kam... Abgesehen davon begrüßt einen das eigene Auto mit der nicht gerade dezenten Bitte, es doch mal in der Werkstatt vorzustellen... Sehr nett.

Wenn die Frage nach dem schönsten Ort aufkommt, komme ich immer ins Schleudern. Natürlich beziehe ich mich nur auf die aktuell bereisten Länder, aber auch da halten sich Kambodscha und Japan aus ganz unterschiedlichen Gründen die Waage. Kulturell viel zu bieten haben beide und interessante Menschen ebenfalls. Beide Länder möchte ich auch gern ein zweites Mal besuchen, einfach, weil es noch so viel zu sehen gibt. Für alle, die sich jetzt wundern, warum Neuseeland nicht mehr ganz vorn dabei ist (bei der letzten Weltreise war Neuseeland das Wunschland Nummer eins): ich war jetzt schon zweimal da, weiß also schon, dass es toll ist. Eine Reise ist es trotzdem immer wieder wert, weil ich ja genau weiß, was ich mir für das nächste Mal vornehmen würde. :) Fidschi allerdings muss ich kein zweites Mal bereisen. Da gibt es sicherlich noch viele andere Südseeinseln, die man als Alternative besuchen kann.

Was bleibt also noch zu sagen? Nicht viel. Ich sitze schon wieder vor meinem Kleiderschrank und überlege, was ich einpacken muss. Huch? Noch nicht genug vom Reisen? Die Antwort ist recht einfach: Niemals! :) Aber dieses Mal wird es nur eine kleine Stippvisite in den USA. Auch dort gibt es Leute, die ich seit Jahren nicht gesehen habe, und deren Familienzuwachs ich gern einmal im echten Leben und nicht nur per Skype sehen möchte. :) Wer sich jetzt wundert, welcher Arbeitgeber einem so kurz nach dem Sonderurlaub wieder Urlaub gibt, dem sei gesagt, dass ich nicht nur drei sondern in weiser Voraussicht gleich vier Monate Sonderurlaub habe. Wenn schon, dann denn schon. Wer weiß, wann ich das nächste Mal dazu komme, den großen Rucksack zu packen und für mehrere Monate die Welt zu erkunden?

Aber bis dahin wird noch einige Zeit ins Land gehen (irgendwie will mich keiner für das Weltreisen bezahlen, ist mir völlig unklar warum ;-)). In diesem Sinne möchte ich mich bei meinen Eltern und meinem Bruder bedanken, zum einen für fleißig mitreisen, zum anderen für die Unterstützung im Vorfeld und während der gesamten Reise. Weiterhin gilt mein Dank allen, die es geschafft haben, dieses Mammutwerk eines Blogs zu lesen. Es ist halt doch eher mein Reisetagebuch und ich komme gern selbst hierher zurück um zu sehen, was ich alles erlebt habe.

Also nochmals vielen Dank und vielleicht auf ein weiteres Mal! :)

Katarina