Berichte von 11/2016

04November
2016

Inselhopping auf den Yasawas

Blick auf Waya Island (Yasawa Islands) vom Yasawa Flyer aus

Nach den Strapazen der Wanderungen stand das Inselhopping auf dem Plan. Die Organisation dessen hatten wir während unserer Zeit in Neuseeland vorgenommen – zumindest, soweit das dort ging. Das Hin und Her der E-Mails mit Awesome Fiji Adventures zog sich wie Kaugummi, einige davon sehr witzig (‚Bitte überweisen sie den Betrag bis 12 Uhr Mittag, da sonst keine Garantie auf die Buchung gegeben werden kann‘ – man beachte, dass die E-Mail kurz vor 10 Uhr des selben Tages ankam…) und die Bestätigung, dass alles tatsächlich so laufen sollte, wie wir uns das vorstellten, kam zwei Tage vor Antritt des Inselhoppings. Dann auch endlich mit allen für uns wichtigen Informationen bezüglich Transport zum Hafen und ähnlichem. Lustiges Völkchen.

Wie dem auch sei, los ging es schon kurz nach 7 Uhr früh mit dem Sammelbus nach Port Denarau. Hier kann man tendenziell gut Essen gehen. Die meisten Leute verschlägt es allerdings dorthin, wenn sie ein Boot brauchen, das sie raus auf die Inseln bringt. Nachdem wir unsere Voucher abgeholt hatten, fiel uns siedend heiß auf, dass wir uns eventuell im Datum geirrt hatten und zwar in unserem Weiterflugdatum nach Japan. 4.11. oder 5.11.? Zum Glück kann man ja auf seinen Flugtickets nachschauen. Und siehe da: Verdammte Axt! Eine Nacht zu viel auf den Inseln gebucht… Da wir ja schon vor Ort beim Schalter der Organisation waren, haben wir wenigstens versucht, noch eine Stornierung hin zu bekommen, aber natürlich ist das nicht mehr möglich gewesen. Nun ja, Pech gehabt.

Nachdem wir uns ein bisschen über uns selbst geärgert hatten, ging es jedoch endlich mit dem Yasawa Flyer, einem großen Katamaran, bis Paradise Cove (Naukacuvu Island), unserem ersten Stopp (Fahrzeit: drei Stunden). Man muss ‚leider‘ sagen, dass wir mit dem neuesten Resort angefangen haben, was vielleicht nicht die idealste Reihenfolge in Bezug auf die darauffolgenden darstellt. Warum? Die Zimmer sind genial, haben Klimaanlage und das Essen ist ein Traum (5-Gänge-Menü zum Abendessen...). Dann gibt es noch ein Spa sowie eine kleine Tauchbasis. Man kann Paddeln und Schnorcheln. Und Schwalben beim Trinken aus dem Pool zuschauen – aus dem Flug heraus! Was will man mehr? Gut, vielleicht weniger Muscheln und Korallenüberreste am Strand, aber das sind keine wirklichen Kritikpunkte. Man kann dort allerdings gut Geld lassen. Von wegen, wir sind als Backpacker unterwegs… Luxuspacker!!! ;)

Ach ja, vielleicht sollte ich noch was zum Inselhopping an sich sagen: Mit Awesome Fiji Adventures hat man eine ganze Auswahl an Resorts, vom Backpacker (also Gemeinschaftsschlafsaal) bis zum Sternehotel. Zusammenstellen kann man gefühlt alles, was man möchte. Fies ist allerdings, dass sämtliche Preise ohne Essen sind und man das dann vor Ort bezahlen muss (‚muss‘, nicht ‚kann‘!). Wäre ja auch zu einfach, wenn man das alles gleich in den Preis mit einrechnen würde… Wir haben uns jedenfalls drei Inseln beziehungsweise Resorts ausgesucht (3-2-3 Nächte geplant, zum Schluss nur 3-2-2 Nächte aufgrund unseres Planungsfehlers), welche in den etwas besseren bis sehr guten Kategorien lagen. Wenn schon auf den Fidschis, dann denn schon! So schnell kommen wir sicherlich nicht wieder auf die andere Seite der Welt, um am Strand herum zu liegen. :)

Also, erster Stopp: Paradise Cove. Hier waren wir Tauchen, was sehr witzig war. Wer Simon als Tauchguide hat, der kann sich auf was gefasst machen. Der kann schnell und vor allem viel erzählen (ich bin harmlos dagegen). Logischerweise ist nicht alles davon sinnvoll, aber meist sehr lustig. Das Tauchen an sich war auch nicht verkehrt.

Nach den irgendwie viel zu kurzen drei Nächten ging es eine viertel Stunde mit dem Yasawa Flyer weiter zum Botaira Beach Resort (Naviti Island). Wenn wir gewusst hätten, dass es quasi so nah ist, hätten wir es vielleicht gelassen. Und das wäre eventuell auch gut gewesen. Ich glaube, die ehrliche Zusammenfassung ist: hat viel Potential. Wer jetzt verwundert die Augenbrauen hoch zieht, macht das zu recht. Ein wahnsinnig toller Sandstrand, traumhafte Palmen und sonst nichts. Elf Bungalows, die alle Überholungsbedarf haben (sage und schreibe vier Wasserstrahlen aus dem Duschkopf), eine einzige Steckdose, kein Internet und nichts zu tun. Ach ja, an der einen oder anderen Stelle findet sich auch Müll am Strand beziehungsweise im Grün dahinter (inklusive einiger Bootsteile). In keinem der anderen Resorts haben wir noch Überreste von Winston, dem Zyklon vom Februar dieses Jahres gesehen. In Botaira Beach wird noch gebaut. Wenn man mal zuschaut, dann versteht man auch, warum. Tendenziell dürften alle Beteiligten Familienangehörige sein, die nicht zwingend so genau wissen, was sie da tun. Die Reihenfolge ist auch meist nicht so ganz klar. Aber nun ja, wir haben ja schon auf Borneo gelernt, dass praktisches Denken nicht immer einfach ist. Hier haben wir das wieder aus erster Hand erfahren. Aber nicht nur in Botaira ist das so, Paradise Cove hatte auch so seine Momente, wie beispielsweise bei der Restaurantbedienung. Ein System, dass ein Kellner für bestimmte Tische zuständig ist, gibt es nicht. Da kommt es schon mal vor, dass einen drei verschiedene Kellner betreuen wollen oder man auch mal gar nicht die Getränkekarte erhält. Und wenn man diese hat, heißt das noch lange nicht, dass man auch bestellen kann.

Bezüglich Botaira gibt es wahrscheinlich doch ein paar Sachen, die man machen kann: Paddeln, Angeln fahren und das Dorf auf der anderen Seite der Insel besuchen. Diese Optionen gibt es eigentlich immer. Ach ja, Schnorcheln habe ich vergessen, es ist meist ein kleines Hausriff vorhanden. Schön wäre halt, wenn man soetwas gesagt bekäme. Es kann natürlich sein, dass mit der vollen Besetzung des Personals, welche kurz vor unserer Abreise wohl eintrudelte, die Organisation ein bisschen anders ist. Wir hatten die Sondersituation, dass am 30.10.2016 Diwali war, das Lichterfest, was der eine oder andere aus Indien kennt. Normalerweise gibt es dann Feuerwerk und viel Beleuchtung. Auf Botaira haben wir davon leider gar nichts mitbekommen, während wohl alle anderen Resorts etwas gemacht haben, wenn auch zum Teil einen Tag später, da das Wetter spektakulär schlecht war. Wir jedenfalls hatten ordentlich Regen in der Nacht.

Der wirklich schönste Strand, den wir hatten (Botaira Beach) Palmen!!! Die haben doch irgendwie was - ich entschuldige mich hiermit offiziell (ich mag Baumfarne trotzdem!) Eine traumhafte Hängematte in der Südsee - so kann Urlaub aussehen Und die Sonnenuntergänge (wenn man sie denn mal sieht) sind auch nicht zu verachten!

Nun ja, zwei Nächte waren kein Problem und auch ganz nett, aber ich hätte es gelassen, wenn ich gewusst hätte, was kommt (wie auch der eine oder andere Gast). Eine lustige kleine Truppe an Gästen waren wir allerdings schon, bestehend aus Franzosen, Dänen, Australiern und uns als Deutschen. Zum ersten Mal können wir behaupten, mal keinem Deutschen begegnet zu sein! Yeah!!!

Weiter ging es dann ins Octopus Resort (Waya Island) für die letzten zwei Nächte. Hier war es vom Standard her gleich wieder ganz anders. Sehr witzig ist die Tatsache, dass man immer zu Beginn gefragt wird, ob es etwas gibt, was man nicht isst oder irgendwelche Allergien bestehen. Tja, Fisch und Meeresfrüchte stehen weder bei mir noch meinem Bruder auf der Speisekarte (Sushi zählt nicht!!!). Das ist dann ein kleineres Problem, wenn das Abendessen ein entsprechendes Dinner ist. Aber gut, dass man dann gleich zur Köchin geschickt wird, um Alternativen zu besprechen. Gemüsecurry ist schon was Feines!!! ;)

Letztlich ging unsere Inselzeit sehr schnell zu Ende und das Studium der Reiseführer für Japan und Kambodscha ist zumindest etwas weiter fortgeschritten. Die letzte Nacht in Nadi haben wir dann im Oasis Palms Resort verbracht, welches netterweise genau zur richtigen Zeit ein kostenloses Shuttle zum Flughafen hatte. Aus dem schön warmen und meist sonnigen Fidschi geht es dann direkt weiter nach Japan. Soviel also zur Südsee.

07November
2016

Ab in den Winter!

Flagge Japans

Reiseziel Nummer drei auf der Liste ist Japan, und zwar für die nächsten vier Wochen. :) Da wir ja wussten, dass es Herbst bis Winter in Japan sein würde, hatten wir von vornherein beschlossen, dass wir soweit im Norden, wie möglich, anfangen würden und uns dann nach Süden vorarbeiten wollen. Der nördlichste internationale Flughafen ist in Sapporo, also war das unser erstes Ziel. Von Nadi ging es also erst einmal 10,5 Stunden bis nach Seoul, dann weitere 2,5 Stunden bis nach Sapporo. Irre! Irgendwie hat man ja das Gefühl, dass man schon auf der anderen Seite der Welt ist, also können doch da gar keine solchen Distanzen mehr sein, oder? Tja, ein Globus belehrt einen da eines Besseren. Sprich: Wir sind wieder auf der Nordhalbkugel angekommen und zwar nur noch mit einer Zeitverschiebung von acht Stunden zu Deutschland.

Eine kleine Anekdote zum Fliegen mit Korean Air: Das Boarding ist nicht zu verachten. Innerhalb von fünf Minuten ist der Flieger voll besetzt und es gibt kein ewiges Herumstehen im Gang oder ähnliches. Im ersten Anlauf waren wir damit etwas überfordert, schließlich kann man sonst noch mal in Ruhe auf‘s stille Örtchen verschwinden, ohne dass der ‚final boarding call‘ kommt und schon Flughafenangestellte fragen, wer denn noch in den Flieger gehört (wir waren die Letzten und zusätzlich die einzigen Nicht-Asiaten im Flieger).

So, was macht man in Sapporo? Man steigt erst einmal im Premier Hotel Tsubaki ab. Klingt schon nach Luxus und ist es auch. Soviel also zum Thema Backpacker. Tja, mit Hostels sieht es in Japan etwas dünn aus und die Alternativen sind gar nicht so leicht zu finden. Zumindest tun wir uns derzeit wirklich schwer damit (wenn man nicht riskieren will, dass man in einer Familie im Sinne eines Bed and Breakfasts absteigen will – Japanisches Frühstück ist nicht ganz das, was wir essen...). Nun ja, solange das Budget es hergibt, werden wir schauen, wohin es uns verschlägt. Abgesehen davon werden die Preise nach dem aktuellen Tageskurs berechnet und man findet auch in den gehobeneren Klassen zum Teil echte Schnäppchen.

Ansonsten haben wir von Sapporo nicht viel gesehen außer einigen Malls zum Essen (laut dem ‚50 things to do in Sapporo‘ gehört das wohl auf die Liste, also zumindest die Malls an sich) und dem Hokkaido-Schrein mit Park rings herum. Der Schrein ist ein Shinto-Schrein und ganz hübsch gemacht. Für alles andere waren wir dann noch nicht so warm angezogen und irgendwelche Aussichtstürme á la Fernsehturm brauchten wir bei unseren Wetterverhältnissen auch nicht in Angriff nehmen. Wir haben nämlich Schnee – oder im Tagesverlauf halt Regen beziehungsweise Tauwetter, weil es immer noch zu warm wird. Aber irre ist es schon, wenn man früh (gegen 9 Uhr) aufwacht und erst einmal Schnee auf den Straßen und Bäumen findet. Hat was.

So begrüßte uns Sapporo zwei Tage in Folge - mit Schnee! Der Hokkaido-Schrein Heiliges Wasser zum Händewaschen und Mundauspülen (schweinekalt!) Hochzeitsgesellschaft im Schrein

Den Rest der Zeit haben wir mit Schlafen, Essen und Planen verbracht. Mehr oder weniger jedenfalls. Einige lustige Episoden seien jedoch noch erwähnt:

Schon am Flughafen, den wir erst nach 21 Uhr erreicht hatten, wurde es interessant. Wie kommt man zum Hotel? Gut, wir wussten, dass das per Bus funktionieren würde. Die Dame von der Info, die auch recht gut Englisch konnte, hat uns dann sogar noch die Abfahrtszeit und den Bussteig verraten. Wirklich guter Service. Soweit so gut. Der Bus kommt, wir haben unsere Tickets und dann geht es los. Der Busfahrer versucht uns mit Händen und Füßen auf Japanisch zu erklären, dass wir die Rucksäcke auf den vorderen Sitzplätzen lassen sollen – so zum Gepäck verstauen halt. Dann fragt er uns, wo es hingehen soll und schon wird es lustig. Wildes Gefuchtel im Sinne von ‚raus aus dem Bus!‘ und er sprintet an uns vorbei aus seinem eigenen Bus heraus zum magisch dahinter erschienenen zweiten Bus. Ganz ehrlich, zwei Busse, selbe Abfahrtsstelle, selbe Zeit? Muss das sein? Wir wussten jedenfalls nicht, welcher der richtige war und ohne den Busfahrer hätten wir unseren auch verpasst und wären etwas hilflos am Flughafen gestrandet gewesen (überteuerte Taxis gibt es natürlich überall). Im zweiten Bus wurde uns dann mit Händen und Füßen erklärt, dass wir unsere Tickets erst beim Aussteigen abgeben müssen. Wenigstens Dankeschön können wir schon mal auf Japanisch. ;)

Das universelle ‚nein‘ im Sinne von ‚Kreuzen der Arme vor dem Oberkörper‘ kennen wir spätestens seit dem zweiten Tag als wir unsere Sapporotickets kaufen wollten. In den Metrostationen gibt es nur Metrotickets, keine Bus- und Metro-Kombitickets. Das konnte uns der Mitarbeiter der Metro dann auch mit Händen und Füßen erklären.

Auch Essen ist eine witzige Angelegenheit. Offensichtlich geht jeder davon aus, dass wir Japanisch können müssen, wenn wir uns dorthin trauen. Zum Glück gibt es englische Speisekarten in den meisten Fällen. Der Rest ist dann wieder ein paar Brocken Englisch (meist wird der Mitarbeiter vorgeschickt, der noch das meiste kann) und wild mit den Armen wedeln. Einiges an Gelächter kann man dann verursachen, wenn jemand sich bei einem entschuldigt, eine zweite Person darauf hinweist, dass man kein Japanisch versteht und Person Nummer eins sich dann nochmals versucht wild zu entschuldigen, jedoch nur mit minimalem Erfolg, da außer ‚sorry‘ nicht viel an Englisch vorhanden ist.

Getoppt wird das Ganze dann nur noch, wenn gewisse anwesende Geschwister dringend zum Friseur müssen beziehungsweise wollen. Zum einen wird man groß angeschaut für den offensichtlich vorhandenen Mut, zum anderen wird mit langsamem Japanisch versucht, die Fragen nach den eigentlichen Wünschen zu stellen. Nun ja, das Ergebnis war nicht ganz so, wie gedacht, aber wir sind mit einigen Souvenirs (Aufkleber, einseitiger Wandkalender, kleine Rucksäcke) rausgegangen und dem Wissen, dass wir sicherlich das Gespräch der nächsten Woche sein werden. Die Korrektur des Haarschnitts im hoteleigenen Friseur war übrigens ebenso witzig. Hier gab es dann sogar noch eine Kopf-, Schulter- und Nackenmassage dazu – und siehe da, sämtliche vorher vorhandenen Schulterprobleme sind weg. Das wäre fast ein Grund für mich gewesen, mir auch die Haare etwas kürzen zu lassen. Wenn es allerdings schon bei einer 6 mm-Maschinenfrisur zu Problemen kommt, was soll dann ein Damenhaarschnitt erst werden? Ach ja, vor jedem Friseur ist eine, sich meist drehende blau-rot-weiße Säule als Zeichen für Friseur beziehungsweise Barbier. Denn Rasieren kann ‚mann‘ sich auch lassen – mit Klappmesser selbstverständlicherweise. :)

So, was hatten wir noch? Hatte ich erwähnt, dass wir auffallen wie bunte Hunde? Wir können an zwei Händen abzählen, wie viele Kaukasier wir gesehen haben. Entsprechend bestaunt wird man gelegentlich, spätestens jedoch von dem einen oder anderen Kind. Und mein Bruderherz sowieso, der ist schließlich blond und blauäugig. Es scheint doch den einen oder anderen Japaner erst einmal zu irritieren, wenn er keine dunkle Iris sieht.

Unser Start in Japan war also schneereich und vor allem eine kleine Herausforderung. Wenn man bedenkt, dass weder mein Bruder noch ich Fisch essen, werden wir noch häufiger interessante Erlebnisse haben. Aber das wussten wir ja schon vorher. Was auch jeder weiß, wir aber eindeutig verdrängt haben, ist die Tatsache, dass Toiletten in Japan schlauer als der Durchschnittsbürger sind. Die eingebaute Bidetfunktion ist eine Sache, beheizte Klobrillen eine ganz andere. Ich bin gespannt, was uns noch so alles begegnen wird. :)

Schnee in Sapporo (vom Hotelfenster aus)

09November
2016

Ein bisschen Badekultur

Sonnenuntergang beim See Oyunuma (Noboribetsu)

Von Sapporo aus kann man eigentlich weiter gen Norden um Hokkaido, also die nördlichste Hauptinsel Japans zu erkunden. Auch im Winter kann man vor allem Ski fahren oder dann im Februar die ganzen Schneefestivals genießen. Zum Skifahren sind wir allerdings nicht hier und Abfahrt kann sowieso keiner von uns beiden. Für den Rest sind wir ein bisschen zu früh. Der Sommer ist hier wahrscheinlich deutlich lohnenswerter, vor allem bezüglich Natur und Wandern. Nun ja, ein anderes Mal.

Also entschieden wir uns für die Reise nach Süden, wie sowieso im Verlauf geplant. Ausgestattet mit einem Japan Rail Pass (den man nur außerhalb Japans erhalten kann und welchen wir uns nach Christchurch haben schicken lassen, weil wir, wie immer, etwas spät mit der Organisation dran waren…) ging es los nach Noboribetsu (1,25 Stunden Zugfahrt) oder besser nach Noboribetsu Onsen. Das ‚Onsen‘ steht für ‚Bad‘ im Deutschen. Es gibt also Quellen und da Japan bekannterweise sehr viel Vulkanismus aufweist, sind diese auch heiß. Wir haben uns also für eine Nacht im Noboribetsu Grand Hotel einquartiert (kein Kommentar…). Allein die Anmeldung dauerte. Wie es scheint, gab es kein Zimmer für uns und einzig unsere E-mail von Expedia.de sorgte letztlich dafür, dass man uns doch aufnahm – und in eine Suite verfrachtete, die in etwa das Drei- bis Vierfache kostete wie das Zimmer, das wir eigentlich gebucht hatten. Nicht, das wir uns beschwert hätten. ;)

Ein bisschen herum laufen kann man in dem Örtchen, was man per Bus vom Bahnhof aus erreicht. Viel zu sehen gibt es allerdings nicht und die Restaurants haben auch, wie es scheint, nur Mittags geöffnet bis auf wenige Ausnahmen. Der Noboribetsu Bear Park ist per Seilbahn erreichbar. Da Hokkaido Braunbären hat, wollten wir uns diese gern anschauen. So ganz unser Ding war es letztlich nicht, da artgerechte Haltung irgendwie anders aussieht. Nun ja, hinterher ist man immer schlauer.

In ganz Noboribetsu finden sich verschiedene Dämonen Braunbärjunges Aussicht auf das Meer vom Bear Park Noboribetsu aus

Ansonsten kann man sich Hell‘s Valley anschauen. Hier hat man wieder schwelfelgefärbtes Gestein und heißen Dampf. Ist ganz niedlich, aber wir waren in Rotorua. Da ist es schwer, mitzuhalten. Dann kann man sich noch die Gegend anschauen auf kleinen Wanderwegen. Ach ja, einen Geysir gibt es mitten im Ort! Der bricht regelmäßig aus.

Hell's Valley (Jigokudani) Sieht schon aus, wie eine Mondlandschaft Schick, oder? Willkommen in Japan: Anstatt den Baum wegzumachen, stellt man eine Fußbank auf jede Seite... Lauter kleine Figuren - festgebunden oder erhängt?!

Man kommt natürlich in Orte mit ‚Onsen‘ im Namen, um sich mit der Badekultur Japans vertraut zu machen. Nun fanden wir in unserem Hotelzimmer zum einen eine Art Lederschlappen, zum anderen Yukata in mehreren Größen mit entsprechendem Gürtel und Haori (Überzieher). Und los ging das Raten, wie man das eigentlich trägt, was man darunter zieht und ähnliches. Zum Glück gab es wenigsten ein Bild als Erklärung sowie eine Tabelle mit den Größen. Den Rest findet man dann per Google.

Im Yukata und Haori Ist schon irgendwie sehr witzig

Jetzt die Sache mit den Onsen. So gut wie jedes Hotel hat welche, sprich, man kann auch Onsenhopping betreiben, wenn man das möchte. Wir wollten allerdings erst einmal schauen, wie das überhaupt abläuft. Auch hier gab es eine Kurzanleitung im Zimmer sowie deutlich bessere Erklärungen im Internet.

Also Augen zu und durch! Rote Vorhänge für den Eingang der Damen, blau für die Herren. Nach spätestens anderthalb Stunden wollten wir uns im Hotelzimmer wieder treffen, da in fast allen Fällen hier eine strenge Trennung der Männer und Frauen vorliegt. Also Schuhe aus (das ist auch so eine Sache, an die man sich erst einmal gewöhnen muss), Klamotten verstauen, Minihandtuch nehmen (witzigerweise ‚modesty towel‘ genannt) und rein ins Bad. Dann je nach Bedarf: erst kurz Waschen, dann im Onsen einweichen, dann richtig waschen und wieder weiter aufweichen gehen. Oder gleich richtig waschen und dann aufweichen im Onsen. Was macht man? Man starrt so unauffällig wie möglich die anderen anwesenden Personen an und versucht rauszukriegen, wie es richtig ist. Allein schon die Technik mit Hinsetzen und Schüssel mit Wasser füllen und Einseifen und Duschkopf und und und......... In welcher Reihenfolge bitte was?! Wenn man das überlebt hat, dann geht es in den Onsen. Soweit jedenfalls die Theorie. Das ‚modesty towel‘ darf sich dann an den Beckenrand oder magisch auf den Kopf bewegen, wenn man sich versenkt.

Welcher Pool zuerst? Der größte natürlich! Blöde Idee… Ich habe sehr lange gebraucht, meine beiden Füße in das sauheiße Wasser zu bekommen. Während dessen kann man beeindruckt dabei zuschauen, wie die Japanerinnen direkt vom Duschen mit zwei Schritten bis zum Hals im deutlich über 40 Grad Celsius heißen Wasser verschwinden. Irgendwas mache ich doch falsch, oder?

Man trägt jedenfalls wieder zur Belustigung aller Anwesenden bei, die feststellen, dass man Ausländer ist, und nicht mit der Temperatur klar kommt. Es kommt dann mit Händen und Füßen und auf Japanisch der Hinweis, dass die anderen Pools kälter sind. Waren sie auch und ich kam tatsächlich in den Genuss mal ganz im Wasser zu sitzen und mir nicht nur die Füße zu verbrühen.

In unserem Onsen gab es Pools mit Eisen-, Salz- sowie Schwefelwasser. Temperaturen standen leider nicht dran, weshalb es ein bisschen Ausprobieren war. In dem ganz großen Pool war ich übrigens nie wirklich drin. Selbst nach fast einer Stunde Gewöhnungszeit ging das nicht.

Zurück im Hotelzimmer konnte ich dann feststellen, dass es meinem Bruder exakt wie mir ergangen ist, nur dass bei ihm weniger Leute anwesend waren. Ach ja, der Onsen hatte Tag und Nacht geöffnet, bis auf eine Stunde zwischen 2:30 und 3:30 in den Morgenstunden. Sehr genial.

Von Noboribetsu Onsen ging es weiter nach Toya (40 Minuten Zugfahrt) beziehungweise zum Lake Toya. Dort hatten wir nicht so das besondere Wetter, sprich: es regnete. Das Rumlaufen hielten wir also recht kurz und besuchten lieber das Volcanic Science Museum. Das war ganz interessant, da Toya am Mount Usu liegt, welcher regelmäßig alle 20-50 Jahre ausbricht, letztmalig 2000.

An dieser Stelle sollte ich das Boyotei erwähnen, ein kleines Restaurant, in dem wir zum Mittagessen gelandet sind. Sehr lecker!!!

Danach ging es noch am selben Tag weiter nach Hakodate (1,5 Stunden Zugfahrt). Diese Stadt stand hauptsächlich auf dem Reiseplan, da hier die Strecke des Shinkansen, des japanischen Hochgeschwindigkeitszuges, beginnt – und zwar seit Februar diesen Jahres. 2030 soll die Strecke dann bis Sapporo durchgehen.

Hakodate ist bekannt für die Aussicht vom Mount Hakodate auf die nächtliche Stadt. Das haben wir dann auch noch gemacht und müssen zugeben, dass es sich bei schönem Wetter auch lohnt. Mehr haben wir nicht wirklich gesehen, da – oh Wunder – wir am nächsten Tag Schnee hatten. Bei dem Wetter hatten wir dann keine Lust mehr durch die wirklich kalte Stadt zu laufen.

Blick von Mount Hakodate (Panoramafoto)

Damit ist unsere Zeit auf Hokkaido auch schon wieder zu Ende, was am einbrechenden Winter liegt. Insgesamt steht die Insel aber gern nochmals auf dem Reiseplan, da wir wissen, was man alles an Wanderungen machen kann. Und es soll sich wirklich lohnen. Abgesehen davon, spätestens die Schneefestivals und die Eisberge sind sicherlich eine Reise wert, aber, wie schon gesagt, dafür sind wir ein paar Monate zu früh dran und auch unzureichend mit warmer Kleidung versehen.

Also auf in den Herbst! Zumindest hoffen wir das.

Man beachte die ganzen japanischen Touristen. Irre! (Mount Hakodate)

12November
2016

Von Nudeln und Samurai

Ausblick von Yamadera auf die gegenüber (in der Wolke) liegenden Berge - phantastisch!

Mit dem Shinkansen ging es von Hakodate nach Morioka (2,5 Stunden Fahrzeit). Die Fahrt mit dem „Bullet train“, wie er im Englischen so schön heißt, ist schon recht interessant, da man die Geschwindigkeit eigentlich nicht merkt. Abgesehen davon ist er der reinste Luxus. So viel Beinfreiheit und Rücklehnmöglichkeit hätte ich gern mal im Flieger oder ICE. Der einzige Haken an der Sache ist, dass man häufig durch Tunnel fährt und somit, je nach Strecke, nicht unbedingt viel von der Landschaft sieht.

Morioka stand auf der Liste, weil der Shinkansen dort hält und sich gut Unterkünfte finden ließen. Wir sind im New City Hotel Morioka unter gekommen. Die Sache mit den Hostels haben wir so gut wie aufgegeben. An Unterkünften bleiben wir derzeit aufgrund der meist guten Lage und des akzeptablen Preises (natürlich weit oberhalb unseres eigentlich geplanten Budgets…) bei den sogenannten Businesshotels. Einfach, sauber und mehr braucht man nicht.

Da wir schon am Nachmittag in Morioka angekommen waren und uns das Mittagessen fehlte, beschlossen wir, einen Tipp aus dem Lonely Planet umzusetzen. Morioka ist bekannt für drei verschiedene Arten von Nudeln: Morioka Reimen, Morioka Jajamen und Wanko Soba. Spätestens bei Letzteren wird es lustig: Man bekommt Miniportionen und die Kellnerin versucht schneller neue Schüsseln auszuteilen als man Stopp sagen kann. Eine normale Portion umfasst wohl 15 Schüsselchen. Da wir nicht ganz so verrückt waren, das ausprobieren zu wollen, stand Morioka Jajamen auf dem Plan. Den Laden aus dem Lonely Planet haben wir trotz längerem Suchen allerdings leider nicht gefunden. Dafür landeten wir jedoch beim Morioka Castle Site Park, wo es die Mauern einer Burg mit schickem Park zu bestaunen gibt. Gleich nebenan befindet sich der Sakurayama Schrein, welcher auch sehr schön ist. Wir haben also sogar ein bisschen was von der Stadt gesehen, wenn auch nicht beabsichtigt. ;)

Letztlich sind wir wieder in Bahnhofsnähe gelandet und zwar bei Hot Jaja, was so gut wie nur Jajamen serviert und ein paar Kleinigkeiten. Man bekommt ein Lätzchen, was man tatsächlich braucht, und dann seine Nudeln mit Gurken, Ingwer und Misopaste. Wenn man das alles schön gemischt hat, kann man auch noch andere Dinge wie Chili oder auch Knoblauch hinzufügen. Hat man das alles aufgegessen, besteht die Möglichkeit ein Ei in seiner Schüssel aufzuschlagen und sich heiße Brühe geben zu lassen. Da darf man dann Pfeffer, Salz sowie Misopaste hinzufügen. Sehr reichhaltig und lecker und erstaunlich billig. Fazit: Sollte man mal ausprobiert haben, wenn man in Morioka vorbeikommt.

Jajamen in Morioka bevor man sich darüber her macht Das Ganze dann vermischt (mit Lätzchen!)

Eigentlich wollten wir ja etwas weiter im Norden an den Tazawa Lake, aber nun ja, die Anreise hätte sich etwas kompliziert gestaltet und der Wetterbericht war auch nicht so berauschend, weshalb wir uns für Kakunodate entschieden haben (45 Minuten Fahrzeit).

Kakunodate ist ein kleines Städtchen mit reicher Geschichte. Natürlich kommen sicherlich viele Leute vor allem zur Kirschblüte her, da es unglaublich viele Kirschbäume dort gibt, unter anderem Trauerkirschen (hatte ich vorher noch nie gehört). Wir sind aufgrund der Samurai gekommen, die hier gelebt haben. Es gibt noch viele Häuser, die man von außen oder aber auch von innen anschauen kann. Wir haben so ziemlich alle mitgenommen, die es da gibt (Übersichtskarte an der Info): Odano Samurai House, Kawarada Samurai House und das Iwahashi Samurai House. Die sind alle kostenlos und zum Teil wirklich schick anzusehen. Spektakulärer ist natürlich dann das Aoyagi Samurai House mit kleinen Ausstellungen, welche Samurairüstungen, Schwerter, Pistolen und auch Gegenstände aus dem normalen Leben umfassen. Zusätzlich gibt es dann noch einen schönen Garten, ein Restaurant, ein Teehaus, eine kleine Bildergalerie und natürlich mehr als einen Souvenirladen. Man kann dort einiges an Zeit verbringen. Das Ishiguro Samurai House ist dann etwas kleiner, aber auch ganz nett gemacht.

Eines von vielen Toren zu den Häusern der Samurai Innenraum in einem der vielen Samuraihäuser (inklusive Raumtrenner) Ja, man darf auch mal selbst zum Samuraihelm greifen :)

Im Heritage Center (an der Info gab es Rabattzettelchen für den Eintritt – auf Nachfrage) kann man sich ebenfalls einige Ausstellungsstücke anschauen. Hier ist insbesondere die Kunst des Kabazaiku zu bestaunen. Dabei werden Gegenstände aus der Rinde von Bergkirschbäumen gefertigt.

Den Abschluss stellte dann eine kleine Runde durch das Händlerviertel dar. Zwischen zwei Straßen erstreckt sich ein ganzes Gelände (Nishinomiya House). Wir sind bei einem Herrn hängen geblieben, der auf traditionelle Art und Weise Flip Flops (Zori) hergestellt hat. Und zwar aus Reisstroh, welches mit breiten Stoffbändern zusätzlich umwickelt wird. Echt faszinierend!

Zum Schluss sind wir noch am Ando House vorbei gekommen. Hier ist eine Miso- und Soyasoßenfabrik angeschlossen. Die Räumlichkeiten, die man sich allein schon beim Besuch des Ladens anschauen kann, sind es definitiv Wert herein zu schauen! Familienfotos zeigen, dass nach Ladenschluss sicherlich auch ein bisschen des normalen Lebens dort noch stattfindet. Das Gästezimmer hat auch schon mehr als eine Hochzeit gesehen, wenn man nach den Fotos dort geht.

Sprich: Man kann in dem Ort wirklich Zeit verbringen. In den Ausstellungen gibt es zumindest eine kleine Broschüre auf Englisch, so dass man meist weiß, was man vor sich hat. Viel ist jedoch nur auf Japanisch, insbesondere bei den Erläuterungen zu einzelnen Ausstellungsstücken. Die Angestellten freuen sich aber ungemein, wenn man als Nicht-Asiat vorbei kommt und kein Wort versteht. Ach ja, man kann auch mal zum Fotomotiv für Japaner werden. Und das, obwohl man meinen könnte, dass hier so einige Touristen vorbei kommen dürften. Soviel also dazu. :)

Von Kakunodate ging es für uns dann weiter nach Sendai (1,5 Stunden Fahrzeit). Hier sind wir im Hotel Pearl City Sendai für zwei Nächte unter gekommen. Am nächsten Tag stand Yamadera auf dem Plan (eine Stunde Fahrzeit). Ein kleines beschauliches Örtchen mit einer Tempelanlage am Berg (Rishaku-ji). Etwa 1000 Stufen darf man den Berg hinauf klettern (und entsprechende Hinweisschilder erinnern einen auch immer wieder daran, wie viele Stufen man genau noch vor sich hat…). Die Anlage ist recht schön, auch wenn ausführlichere Erklärungen auf Englisch wünschenswert wären. Es gibt wohl auch die Heilige Flamme Konpon-chudo, welche seit 860 brennen soll, am Fuße des Berges. Nun ja, wir haben den entsprechenden Schrein dafür übersehen und können es weder bestätigen noch widerlegen. ;)

Blick auf die Tempelanlage von Yamadera (vom Bahnhof aus) Wusste ich es doch! Ein Lätzchen!!! So wird auch mal Jack Skeleton zur Opfergabe Alles was glänzt, ist Geld - nein, es ist nicht festgeklebt, nur geklemmt Zieht euch warm an! Zwischen Herbst und Winter Marvin!!! (aus Per Anhalter durch die Galaxis)

Witzig war die Tatsache, dass hierher wohl auch Schulklassen kommen. Zwischen „Hello“ und „Konichiwa“ gibt es so einiges an Gelächter und große Augen, wenn man als offensichtlicher Nicht-Asiat vorbeiläuft. Unser Grinsen wurde immer breiter.

In Kakunodate sowie auch in Yamadera haben wir uns zum Mittagessen in kleine Restaurants getraut, die wenigstens Bilder in der Speisekarte hatten oder auch englische Übersetzungen. Es gibt in jeder Region irgendwelche traditionellen Speisen und selbst wenn man keinen Fisch oder Meeresfrüchte isst, kann man hier so einiges finden, was man probieren kann (in Yamadera beispielweise Soba, heiß oder kalt). Gut, Kokkyaku (zumindest glauben wir, dass das so heißt – Google war nur bedingt hilfreich in diesem Fall...) kann man unserer Meinung nach auch weg lassen. Das Zeug wird aus Miso hergestellt und hat eine geleeartige Konsistenz. Nicht wirklich lecker.

In Sendai wurden wir dann 6:45 Uhr von einem Erdbeben, welches mehrere Sekunden gedauert hat, geweckt. Laut Internet war die Stärke bei 5,8 auf der nach oben offenen Richterskala am Ursprungsort und etwa 4,0 bei uns. Ich kann ehrlich behaupten, dass es ein bisschen gruselig war und wir auch gleich den Fernseher angemacht haben, um zu schauen, ob es Warnungen gab. In der 8. Etage ist das irgendwie nicht ganz so witzig, wenn das gesamte Gebäude hin und her schwankt und das Bett wackelt...

Wir haben uns dann im Verlauf des Tages noch das Mausoleum von Date Masamune (Zuihoden) angesehen (Businfos an der Touristeninfo zu erhalten – wirklich gut gemacht). Date Masamune war einer der größten Samurai, die es gab. Er war auch bekannt als der einäugige Drache, da er als Kind ein Auge an die Pocken verloren hat. Er ist der Begründer von Sendai. Was man zum Mausoleum (und auch den Mausoleen seines Sohnes und Enkels) wissen muss, ist, dass sie sage und schreibe in den 80er und 90er Jahren neu gebaut wurden, nachdem sie 1945 im 2. Weltkrieg durch Luftangriffe vollständig zerstört worden waren. Die Bauten sind allerdings nicht weniger beeindruckend, als sie es vorher sicherlich auch schon waren.

Auch der Sendai-Burg (Aoba) haben wir einen Besuch abgestattet. Viel zu sehen gibt es allerdings außer ein paar Mauern nicht. Ach ja, eine Statue von Date Masamune natürlich.

Warum werden Tempel eigentlich immer auf Hügeln oder Bergen gebaut??? (Zuihoden Das Mausoleum von Date Masamune Statue von Date Masamune - er kann auf den Wolken gehen!

Es gibt wohl noch im Sendai-Museum die Originalrüstung von Date Masamune zu sehen, aber so viel Zeit hatten wir dann doch nicht mehr. :)

Eigentlich kommt man mit dem Loople-Bus, also dem Touristen-Sightseeing-Bus, gut von A nach B. Es gibt Erläuterungen auf Englisch, aber man sollte hier doch das Tagesticket nutzen, sprich, man braucht etwas mehr Zeit als wir hatten. Wir sind also Taxi gefahren um vom Mausoleum zur Burg zu kommen. Kleiner Tipp: Nicht versuchen, selbst die Tür aufzumachen, die geht magisch von selbst auf und auch zu. Und wenn man kein Japanisch kann, dann tut es auch die große Übersichtskarte, die sich häufiger an irgendwelchen Stellen findet, um dem Fahrer klar zu machen, wo man hin möchte. :)

Für uns ging es dann weiter mit dem Shinkansen nach Tokio (1,5 Stunden Fahrzeit). Eigentlich wollten wir nach Nikko, aber an einem Wochenende ist das offensichtlich nicht so die brillante Idee. Allein die Hotelpreise ließen uns die Ohren schlackern. Also wird es Tokio, wenn auch deutlich eher als geplant (nicht, dass wir einen Plan hätten, wann wir wohin wollen, aber das steht hier gerade nicht zur Debatte ;) ).

Was gibt es noch zu sagen? Wir haben uns eine Suica-Karte geholt. Die kann man mit der Octopus-Card in Hongkong vergleichen. Sie funktioniert in so ziemlich allen öffentlichen Verkehrsmitteln in ganz Japan und kann immer wieder aufgeladen werden. Ausprobiert wurde die natürlich schon in Sendai. So eine Karte kann man eigentlich an den entsprechenden Automaten kaufen. Wir sind selbst mit der vorhandenen englischen Übersetzung allerdings nicht so wirklich schlau daraus geworden und haben uns dann am Schalter eine geholt. Mit Null Japanisch unsererseits und keinerlei Englisch von Seiten des Angestellten haben wir uns trotzdem gut verstanden. Es ist schon irgendwie beruhigend, wie man völlig ohne Sprachkenntnisse durch ein Land kommen kann.

Und was macht man bei kleinen Erdbeben? Die Grabsäulen umarmen? (gesehen bei Zuihoden)

14November
2016

Millionenmetropole Tokio

Stadt so weit das Auge reicht (Ausblick vom Tokio Tower)

Willkommen in Tokio! Die Hauptstadt Japans, wo etwa 25 % aller Japaner leben, ist die größte Metropolregion der Welt. Selbst mit dem Shinkansen fragt man sich beim Blick aus dem Fenster wo eine Stadt aufhört und die nächste anfängt. Die Übergänge sind fließend und außer der eventuell abweichenden Größe der Hochhäuser, erscheint alles auf Anhieb gleich. Trotzdem kann man sich tagelang beschäftigen.

Als Unterkunft haben wir das Hotel Unizo Ginza-nanachome gewählt. Der Preis ist übrigens utopisch, aber nun ja. Wir sind in Tokio und da scheint alles etwas teurer zu sein…

Was Fortbewegung in Tokio angeht, so gibt es da gefühlt hundert verschiedene Varianten. Metro, S-Bahn, Bus, Züge von JR, … Alles ist möglich. Der Japan Railpass hat uns also auch hier geholfen, den Rest haben wir wieder über die Suica erledigt. Ach ja, um zu wissen, wie man von A nach B kommt, haben wir bisher immer auf Hyperdia.com zurück gegriffen. Die können einem zwar nicht sagen, ob der Railpass auf den Strecken gilt, zeigen einem aber, wer der Betreiber ist, sprich, man kann sich selbst eigentlich ein gutes Bild machen. Auch, oder gerade für die Überlandzüge inklusive Shinkansen, ist diese Website (oder die zugehörige App) wirklich gut.

Der erste Anlauf, sich noch am Ankunftstag etwas Touristisches anzuschauen, scheiterte an den Öffnungszeiten. Unser erstes Ziel hätte der Meiji-Schrein sein sollen, aber des Häufigeren werden bei Tempeln und Schreinen die Tore bei Sonnenuntergang geschlossen. In unserem Fall hieß das 16:10 Uhr. Da wir aber schon mal in Harajuku waren, haben wir uns auch gleich die schätzungsweise wichtigste Fußgängerzone vor Ort angeschaut. Der irre Wahnsinn, wie viele Leute sich dort tummelten.

Am nächsten Tag haben wir den Meiji-Schrein nochmals in Angriff genommen. Da es ein Wochenende war, war es brechend voll. Zwischen den ganzen Touristen und auch Japanern, die einfach so für ihre Gebete her kommen, wuselten viele Kinder in Kimonos herum. Auch die Eltern waren sehr förmlich gekleidet, die Mutti meist ebenfalls im Kimono, der Vater im Anzug. Mein Bruder wusste dann, dass in der kommenden Woche der 7-5-3 (Shichi-go-san) sein soll. Ich würde es mit einer Art Kindertag beschreiben.

Als Tourist sieht man die 3- und 7-jährigen Mädchen im Kimono, mit den tollsten Frisuren und Haarschmuck sowie geschminkten Gesichtern. Die 3- und 5-jährigen Jungs in ihren Kimonos und Haori, gegebenenfalls auch Hakama sehen auch nicht weniger spektakulär aus. Beeindruckend ist die Tatsache, dass die Kinder schon in den traditionellen Geta (japanischen Sandaletten, die Flip Flops sehr ähnlich sind) laufen können.

Torii des Meiji Schreins Das Hauptgebäude Im Hintergrund sind Sakefässer, im Vordergrund Kinder in Kimonos (die Mutti auch) aufgrund des 7-5-3 Die Mädchen sehen aus wie kleine Prinzessinnen (inklusive perfekt sitzender Frisur und Make-Up) Und noch mehr Kinder (hab halt immer versucht unauffällig zu fotografieren, daher die ganzen Bilder von hinten)

Die auf dem Gelände vorhandenen beiden kleinen Museen Homotsuden und Homotsu-Tenjishitsu haben wir uns auch angeschaut, da sie über das Leben und Wirken von Kaiser Meiji und seiner Frau Shoken berichten. Abgesehen davon sind diese nicht immer offen, wir hatten also Glück.

In Tokio kann man alles kaufen, was das Herz begehrt. Einkaufszentren gibt es wie Sand am Meer und in jedem Reiseführer werden unterschiedliche empfohlen. Nun sind wir nicht zum Shoppen hier, was die Auswahl an Dingen, die man unbedingt gemacht haben muss, deutlich schrumpft. Nein, Fisch steht immer noch nicht auf der Wunschliste, weshalb der wohl sehr berühmte und eindrucksvolle Fischmarkt raus war. Blieb Akihabara, wo man als Anime- und Mangafreund schon mal einen Abstecher hin machen kann. In den Gassen wird man immer wieder von spektakulär angezogenen Mädchen angehalten und bekommt Infoblätter in die Hand gedrückt, die für irgendwelche Cafés werben. Ob man ein solches besuchen muss, sollte jeder für sich entscheiden. Wir haben es vorsichtshalber gelassen. Man kann sich allerdings, wenn man sich denn erst einmal in einen der letztlich gigantischen Läden hinein traut, sehr viel anschauen. Von Wänden aus Mangas, Dojinshis (fein säuberlich eingeteilt von harmlos bis nicht mehr jugendfrei, für Männer und Frauen), Animes, Soundtracks bis hin zu Figuren von allen möglichen Charakteren, Kostümen und Sammelkarten gibt es wirklich alles – und das in jeder nur erdenklichen Preisklasse. Wie gut, dass wir als Rucksacktouristen unterwegs sind und ich schon einen Aikido-Gi mit herumschleppen muss (dazu später mehr). :)

Einen Abstecher zum Ghibli-Museum, welches ich wirklich gern besucht hätte, konnten wir uns letztlich sparen. Hier muss man sich seine Karten rechtzeitig organisieren (ab dem 10. eines jeden Monats werden diese online verkauft), was wir nicht wussten und folglich auch nicht gemacht hatten. Für alle anderen Museen waren wir dann wieder einmal zu spät und der nächste mögliche Tag war ein Montag, an welchem in Japan die Museen geschlossen haben.

Wir haben uns also Shibuya Crossing, die weltberühmte Kreuzung, bei der einfach alle Fußgänger bei grün quer laufen, angeschaut und sind auch selbst zweimal drüber gelaufen. Eine sehr witzige Angelegenheit. Ich schwöre, der Starbucks vor Ort hat nur so einen guten Umsatz, weil man von dort den besten Ausblick auf die Kreuzung hat.

Und das Ganze bei grün - irre! Wir mussten natürlich auch mal mitten rein :)

Der letzte Tag in Tokio begann sehr früh, um genau zu sein 5:30 Uhr. Wessen Schuld ist das? Meine natürlich. Ich bin in Deutschland seit wenigen Monaten bei Aikido, einer japanischen Kampfsportart (eher Verteidigungssportart, da keine Angriffe trainiert werden). Nachdem meinen Mitstreitern klar war, dass ich nach Japan reisen würde, wurde mir ans Herz gelegt, dass ich unbedingt den Honbu Dojo besuchen muss, die Geburtsstätte des Aikido. Soweit so gut. Dafür braucht man natürlich einen entsprechenden Anzug, den man leider nicht ausleihen kann. Mitgebracht habe ich meinen bisher vorhandenen Karateanzug allerdings nicht. Warum auch? Einen Anzug halb um die Welt schleppen? Nee, da kauft man (Frau) sich lieber vor Ort einen und schleppt ihn dann mit nach Hause. ;)

Um die ganzen logistischen (Wo ist der Dojo? Wie lange brauchen wir dahin? Finden wir ihn überhaupt?) und formellen Dinge zu klären (Darf ich ohne derzeit vorhandenem Mitgliedsausweis mitmachen? Anzug kaufen etc.), waren wir am Vortag schon einmal da gewesen. Da ich zum Aikikai gehöre (oder besser mein Trainer in Deutschland, da ich selbst, wie schon erwähnt, noch gar keine Mitgliedskarte habe), durfte ich gegen eine Gebühr mittrainieren. Der dezente Hinweis meines Trainers war, dass man doch das Training beim derzeitigen Chef des Aikikai und direktem Nachkommen des Großmeisters O-Sensei, dem Begründer des Aikido, mitmachen solle. Der macht allerdings die sehr frühen Stunden… Für Anfänger 7-8 Uhr. Daher durften wir so früh aufstehen.

Für mich hieß es also eine Stunde lang im Kreise von nahezu nur Japanern und einigen Zugewanderten mittrainieren. Da sehr schnell auffiel, dass ich kein Japanisch kann und die Anweisungen recht schlecht verstehe (ja, die Begriffe für die Verteidigungen sind gleich, heißt aber nicht, dass ich sofort weiß, was gemeint ist – dafür bin ich noch nicht lange genug dabei), wurde mir kurzerhand von Ueshiba Mitsuteru, dem Urenkel von O-Sensei und zukünftigem Leiter des Aikikai (es gibt leider kein Beweisfoto, da er nach dem Training zu schnell weg war), welcher an diesem Tag das Training leitete, der nächste Rangälteste als Trainingspartner zugeteilt. Irre, was man in einer Stunde alles lernen kann! Ein kleines Lob habe ich zum Schluss sogar eingeheimst, weil ich mich wohl nicht ganz so dusselig angestellt habe. Man kann sich vorstellen, wie sehr ich mich darüber gefreut habe.

Wenn man die Beschilderung einmal gefunden hat, hilft sie tatsächlich weiter Und zwar echt aus Japan!!! Vom Aikikai!

Von meinem Mattenbrand habe ich erst in der Umkleidekabine etwas gemerkt. Der Muskelkater dürfte auch beeindruckend werden, da ich ja seit zwei Monaten sportlich völlig abstinent war.

Mein Bruder hat übrigens einfach zugeschaut, was auch möglich ist (ohne Gebühr).

Fazit: Wer beim Aikikai ist und in Tokio vorbei kommt, der sollte wirklich in den Honbo Dojo. Die Trainingsgebühr (übrigens für einen gesamten Tag gültig) ist die Erfahrung wert, dort einmal gewesen zu sein. Die entsprechende Website ist übrigens auch vollständig in Englisch vorhanden und spätestens der FAQ-Teil ist ein Traum.

Danach ging es frühstücken (wird hier erwähnt, da das Training auf leeren Magen stattfand und mein Zuckerhaushalt nach einer sehr schlechten Nacht – aufgrund der Nervosität – im Keller war) und wieder ins Hotel (zum Schlafen für eine weitere Stunde ;) ), was netterweise erst 12 Uhr Check-Out hatte. Zum Abschluss unseres Tokioaufenthaltes besuchten wir noch den Zojoji Tempel. In diesem buddhistischen Tempel gibt es eine Treasure Gallery, welche sich lohnt anzusehen, da hier ein über 100-jähriges Modell des im zweiten Weltkrieg zerstörten Mausoleums von Hidetada, dem zweite Tokugawa Shogun präsentiert wird. Das Modell ist erst vor wenigen Jahren aus Großbritannien zurückgekehrt, wo es einst dem königlichen Hof zum Geschenk gemacht wurde. Es ist detailgetreu mit Originalmaterialien erbaut und exakt genauso dekoriert, wie das nicht mehr vorhandene Original (inklusive Säulen, Innendeckenbemalung und Fußböden).

Der Zojoji Tempel mit direkt dahinter liegendem Tokio Tower Das Eingangstor des Zojoji

Zum Abschluss besuchten wir den direkt hinter dem Tempel liegenden Tokio Tower. Der ist bekanntlich nicht mehr das höchste Gebäude Tokios (das ist der Tokio Sky Tree, welcher mit seinen 634 Metern derzeit nach dem Burj Khalifa das zweithöchste Gebäude der Welt ist), aber er hat eine tolle Aussicht.

Am Fuße des Tokio Towers - sieht ein bisschen aus, wie der Eiffelturm Der Zojoji vom Tokio Tower aus

Von Tokio aus geht es weiter gen Süden und zwar nach Kamakura.

P.S.: Am 14.11.16 hat es, wie jeder Dank der Nachrichten weiß, in Neuseeland auf der Südinsel ein großes Erdbeben der Stärke 7,5-7,9 auf der nach oben offenen Richterskala gegeben und zwar nördlich von Christchurch. Ein kleines bisschen bin ich froh, dass wir nicht mehr da sind. Da ich bei meiner letzten Neuseelandreise in Kaikoura war, dem Ort, den es mit am stärksten getroffen zu haben scheint, ist es beängstigend, die aktuellen Bilder zu sehen. Man kann den Kiwis nur die Stärke wünschen, die sie schon nach dem letzten großen Beben 2011 beim Wiederaufbau bewiesen haben.

Straße mitten in Tokio - die einfach mal für Autos am Abend gesperrt war (um die Ecke vom Hotel)

17November
2016

Aus der Großstadt ins Dorf

Einer der Wächter schaut auf seinen schutzbefohlenen Tempel Kencho-ji (Kamakura)

Von Tokio aus ging es weiter nach Süden und zwar nach Kamakura (50 Minuten Fahrzeit). Dort sind wir erstmalig in einem Hostel untergekommen und zwar im WeBase, welches gerade einmal am 15.9.2016 eröffnet hat. Hingefunden haben wir mit Hilfe einer alten Dame, die uns auf der Straße einfach gefragt hat, ob sie uns hilflos mit Google Maps arbeitenden Rucksacktouristen helfen könne. Die Beschreibung „neue Unterkunft“ reichte aus, dass sie uns fast bis hin gebracht hat.

Das Hostel selbst ist gigantisch. Alles neu, blitzblank und freundliches Personal, das sehr gut Englisch (und auch Französisch) kann. Selbst über den 4er Schlafsaal (wenn man die Gitter als Türen und den großen Spalt oberhalb der Etagenbetten mit einbezieht, dann könnte man sogar von einem 8er Schlafsaal sprechen) gibt es nicht wirklich etwas Negatives zu berichten, außer vielleicht, dass es mit großen Rucksäcken doch etwas eng wird und die leider nicht in die vorhandenen Spinde passen (Fehlkonstruktion…). Wer groß kochen möchte, wird die Gemeinschaftsküche auch als dafür nicht geeignet finden, aber sonst waren wir wirklich beeindruckt.

Kamakura wird meist zum Tagesausflugsziel der Tokioter, da es sehr nah ist und man es gut mit dem Zug erreichen kann. Ein Tag ist allerdings recht knapp bemessen, wenn man sich dann auf der Karte einmal anschaut, was es denn alles für Tempel zu sehen gibt. Nun ja, man muss sich halt welche aussuchen. In unserem Fall hieß das per vom Hostel ausgeliehenem Fahrrad zum Kencho-ji-Tempel. Der ist beeindruckend und hat vor allem einiges an Treppen, wenn man sich denn noch den dazugehörigen Schutzschrein (Hanso-bo) anschauen will. Von dort gehen auch einige Wanderwege los, welche wir allerdings aufgrund der Zeitknappheit nicht gemacht haben. Weiter ging es, weil wir auf dem Hinweg schon daran vorbeigefahren waren, zum Tsurugaoka-Hachimangu-Schrein. Hier war reger Betrieb und es fanden sich, wie schon am Wochenende in Tokio im Meiji-Schrein, einige Kinder und auch Eltern in Kimonos. Man beachte, dass wir am 15.11.2016 in diesem Schrein waren, wo offiziell der 7-5-3 gefeiert wird. Immer wieder schön!

Das Haupttor des Kencho-ji Die Buddhahalle (das Deckengemälde ist erst wenige Jahre alt) Ausblick von der Haupthalle auf das Chinesische Tor (in Gold) Einige der Wächter knapp unterhalb des entsprechenden Schreins

Danach war der gesamte Vormittag auch schon wieder vorbei und wir „mussten“ zurück ins Hostel, da wir uns für eine Teezeremonie eingetragen hatten. Die war auch sehr interessant, da wir gleich zwei verschiedene Sorten Grünen Tee demonstriert bekamen. Matcha kannte jeder von uns, allerdings war mir nicht klar, was man für einen Aufriss daraus machen kann, wo genau auf dem Tablett die Utensilien wann stehen und wie man denn nun sein kleines Putztuch falten muss – beeindruckend kompliziert. Unsere Teemeisterin und ihre Assistentin waren jedoch sehr geduldig mit uns fünf Ahnungslosen.

Jeder von uns bekam ein Teegedeck Unsere Teemeisterin im Kimono (über 100 Jahre alt) ihrer Großmutter, welche ebenfalls Teemeisterin war Die Dame war wirklich klein im Vergleich zu uns und ihrer Assistentin

Nach dem Teetrinken ging es für uns wieder an die frische Luft und zwar dieses Mal zu Fuß. Es stand der Kotokuin-Tempel mit seinem großen Buddha, welcher frei ohne Dach draußen sitzt, auf dem Plan. Man kann sich die Konstruktion übrigens auch von innen anschauen. Wenn ich jetzt schreibe, dass diese Buddhastatue hohl ist, ist das dann Ketzerei? ;)

Der Große Buddha, der geduldig auf die ganzen Touristen schaut

Danach machten wir noch einen Abstecher zum Hasedera-Tempel, welcher auch ein sehr schönes Areal umfasst.

Teil des Hasedera Tempels Ausblick über Kamakura (vom Hasedera Tempel aus)

Theoretisch kann man noch viel mehr machen. Zum einen könnte man mit dem Fahrrad bis nach Enoshima zu anderen Schreinen und zu einer Art Leuchtturm fahren, zum anderen könnte man Surfen oder Stehpaddeln, da der Strand gleich vor der Tür liegt (es gab tatsächlich Leute im Wasser!). Ach ja, in Kamakura gibt es natürlich auch noch gefühlte tausend weitere Tempel (unter anderem mit Bambuswald!). Sprich, man könnte sich noch einige Zeit dort beschäftigen.

Von Kamakura aus ging es weiter nach Hakone (ca. 1,5 Stunden Fahrzeit, leider nicht alles mit Japan Rail, sprich, der Railpass galt nur für einen Teil der Strecke, den Rest mussten wir uns dann mit der Suica durchschlagen und „tatsächlich“ bezahlen). Auch hier heißt es, dass man theoretisch von Tokio aus einen Tagestrip machen könnte. Wenn man wirklich Tourist in der Region (kein einzelner Ort, wie wir irgendwie geglaubt haben…) spielen möchte und alles mitnehmen will, was denn alles angeboten wird, dann ist es praktischer, wenn man eine Nacht in einem der vielen Hotels bleibt. In unserem Fall war das das Hotel Senkai Inn in Hakone-yumoto.

Eine kleine Anekdote gleich zu Beginn: Während wir noch irgendwo am Bahnhof stehen und ich mir mal wieder die Lunge aus dem Hals huste, meine ich zu meinem Bruder, dass wir mir doch einmal Bonbons organisieren müssen. Prompt bietet mir die Japanerin neben mir ein Honigbonbon an. Nein, sie verstand definitiv kein Deutsch, aber der Husten sprach für sich. Sie war auch dann der Meinung, sich noch mit uns unterhalten zu müssen. Eine sehr witzige Angelegenheit, da wir kein Wort verstanden haben und sie auch kein Englisch konnte und uns somit auch nicht verstehen konnte. Ich denke, sie hat erzählt, dass sie immer Bonbons dabei hat und man bei Husten einen Mundschutz tragen sollte. Vielleicht hat sie mir auch gute Besserung gewünscht oder etwas über das Wetter erzählt, so ganz klar ist das nicht. ;)

Da wir am frühen Nachmittag angekommen waren, hatten wir noch Zeit, etwas zu unternehmen. Hier war die Touristeninformation sehr hilfreich. Letztlich haben wir uns für den Hakone Freepass entschieden, mit welchem man für zwei Tage jegliches Transportmittel nutzen kann (Regionalzüge, Busse, Standseilbahn, Seilbahn und sogar das Sightseeing-Schiff auf dem Ashi-See). Der Preis erschien uns am Anfang relativ hoch, wenn man allerdings die ganzen Einzelpreise zusammenrechnet, dann lohnt sich der Pass schon – vorausgesetzt, man will wirklich alles touristenmögliche mitnehmen. Da es noch hell war, sind wir mit dem Bus nach Moto-hakone-ko gefahren (ca. 40 Minuten Fahrzeit). Von dort kann man das eine im Wasser stehende Tori sehen, welches zum Hakone-jinji Schrein gehört und in Reiseprospekten immer mit dem Fuji im Hintergrund abgebildet ist. Den haben wir natürlich nicht gesehen. Ach ja, einer der drei Häfen für das Schiff auf dem Ashi-See ist auch hier. Gemeinerweise kam auch gerade das letzte davon an und spuckte unglaublich viele Touristen aus, die mit den normalen Bussen wieder weg mussten. Damit war die Wartezeit auf einen Bus plötzlich nicht mehr bei wenigen Minuten sondern bei etwa einer Stunde (die Busse fuhren etwa alle 20 Minuten). Nur gut, dass wir noch eine Pizzeria, oder besser einen Italiener, gefunden haben, der uns noch Kaffee verkauft hat und eine Sitzgelegenheit im Warmen hatte, da in dem Nest gegen 17 Uhr einfach mal die Schotten dicht gemacht wurden… sehr gruselig.

Sightseeing-Schiff und Torii in Moto-hakone-ko - theoretisch kann man an guten Tagen wohl den Fuji im Hintergrund sehen

Für den Tag der Abreise von Hakone hatten wir uns vorgenommen, nochmals bis zum Ashi-See zu fahren (genauer: nach Togendai-ko), dieses Mal mit Zug (40 Minuten Fahrzeit), Standseilbahn (10 Minuten Fahrzeit) und Seilbahn (ca. 30 Minuten Fahrzeit). Leider waren wir mit dieser Idee nicht die Einzigen… In Gora (Ende des Zuges und Beginn der Standseilbahn) haben wir dann unser Gepäck eingeschlossen – wir waren ja noch der Meinung, dass wir von Gora aus wieder in die Zivilisation kommen könnten. Böser Fehler, wie wir später feststellen konnten. Sprich, wir durften wieder bis nach Hakone-yumoto zurück und von dort aus weiter… Ein bisschen mehr Planung hätte an dieser Stelle wahrscheinlich nicht geschadet. Wir hätten zumindest unser Gepäck schon dort stationieren können. Nun ja, hinterher ist man immer schlauer.

Aber zurück zur Standseilbahn und Seilbahn. Wir haben die Fahrt durch die unglaublich schöne Herbstnatur in vollen Zügen genossen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wir haben in Tokio weniger Sardine gespielt als in Hakone, was einem zu denken geben sollte. Gut, dass die Seilbahn schöne Gondeln hat, die auch nicht überladen werden. Man hat dann also tatsächlich einen Sitzplatz und kann die Aussicht genießen. Witzigerweise muss man mit zwei verschiedenen Seilbahnen fahren, um bis zum Ashi-See zu kommen. Zwischendurch kann man sich dann ein kleines Schwefelgebiet mit einem erst vor einem Jahr entstandenen neuen Krater anschauen. Ach ja, bevor man sich in die Seilbahn wagt, bekommt man noch einen Zettel, der einen darauf hinweist, dass man sich diese „Reise“ nur in gesundem Zustand zumuten sollte. Für alle, die es trotzdem wagen, gibt es kleine feuchte Tücher für den Fall der Fälle, um diese vor Mund und Nase zu halten. Klingt witzig, ist es auch, aber auch ein bisschen peinlich, wenn man es dann braucht. Ich schleppe schon seit mehr als vier Wochen eine Art leichter Bronchitis mit mir herum, welche mal besser, mal schlechter wird. Und beißender Schwefelgeruch ist hier wohl nicht ganz so hilfreich (zu Deutsch: mindestens ein Lungenflügel wollte unbedingt raus).

Tolle Herbstlandschaft - der Grund für die ganzen Touristen Mondlandschaft kurz vor Owakudani (Wechsel der 1. auf die 2. Seilbahn) Am Lake Ashi (ja, ich sehe aus, wie ein Axtmörder mit dem dusseligen Mundschutz...)

Die Ausblicke waren toll. Für einige kurze Momente haben wir sogar den Fuji gesehen. Ein Beweisfoto gibt es nicht, da er sich sehr schnell wieder in den Wolken versteckt hat. :)

Wir haben uns letztlich gegen das Sightseeing-Schiff entschieden, da wir jetzt schon zwei der Häfen gesehen hatten und die Menschenmassen einfach der pure Wahnsinn sind. Erstaunlicherweise finden sich seit Tokio häufiger auch kaukasische Touristen, nicht mehr nur asiatische.

Damit war dann unsere Zeit in Hakone schon wieder zu Ende. Unser nächstes Ziel ist Nagoya.

Ohne Worte (Hasedera Tempel, Kamakura)

20November
2016

Basislager Nagoya

Der Herbst lässt grüßen - auch mit Temperaturen bis fast 20 Grad Celsius

Wie schon im letzten Beitrag angekündigt, ging es von Hakone nach Nagoya (insgesamt ca. 2,5 Stunden Fahrzeit vom Ashi-See aus, von Hakone-yumoto 1,5 Stunden Fahrzeit). Nein, wir hatten die Stadt nicht direkt auf unserer Wunschliste, aber sie stellt eine gute Grundlage für einige Tagesausflüge dar (dieses Mal wirklich!). Unser Hauptgrund war der wohl bekannteste Teil des Nakasendo-Fernwanderweges – der alten Poststraße von Tokio nach Kyoto. Ja, eigentlich wären wir den gern in voller Länge gelaufen, was um die 100 km sind, aber die Organisation dessen sollte man weit im Voraus vornehmen und da wir nicht einmal ansatzweise wussten, wann wir wo sein würden, fiel das ein bisschen ins Wasser. Nun ja, es blieb ja immer noch die Option zumindest einen kleinen Teil davon anzuschauen, genauer die Strecke von Magome nach Tsumago. Wir haben uns also mit dem Zug (50 Minuten Fahrzeit) und dann dem örtlichen Bus (25 Minuten Fahrzeit) auf nach Magome gemacht. Und zum ersten Mal in den letzten zwei Wochen haben wir Deutsche in unserer Nähe gehabt. Sehr witzig.

In Magome (sowie später auch in Tsumago) fanden sich so einige Touristen, die mit Reisebussen einfach dorthin gebracht wurden, um sich vor Ort umschauen zu können. Die konnten wir recht schnell hinter uns lassen, da wir tatsächlich vor hatten, die etwa acht Kilometer nach Tsumago zu wandern. Und ganz plötzlich waren es insgesamt nur noch etwa 8-10 Leute, die uns unterwegs begegnet sind. Der Weg selbst führt zum Teil direkt an der Landstraße entlang, aber auch durch Wald. Unterwegs kommen noch ein oder zwei verschlafene Dörfchen und ein Teehaus (Ichikokutochi Tatebachaya), in welches wir uns in Ermangelung des Japanischen dann doch nicht getraut haben. Einen kleinen Abstecher zu den Wasserfällen Odaki und Medaki kann man auch machen. Die veranschlagten drei Stunden braucht man nur, wenn man hier und da anhält, noch was isst, sich die Souvenirläden anschaut und ähnliches. Sonst ist die Strecke nicht wirklich anstrengend, aber schön. Man kann alle paar hundert Meter auch eine Glocke am Wegesrand läuten – und das bitte schön laut, da es in der Region Bären gibt. Alternativ kann man sich bei den Touristeninformationen auch Glöckchen ausleihen, um die pelzigen Kollegen fern zu halten. Gesehen haben wir keinen, aber ob da wirklich die Glocken eine Rolle gespielt haben?

In Magome Ein wirklich schöner Teil des Ortes (Magome) Eine der Bärenglocken (und Warnschild) Angekommen in Tsumago Die Häuser sind noch beeindruckender als in Magome Eine kleine Seitengasse in Tsumago

In Tsumago sieht es ähnlich aus wie in Magome, aber beide Städtchen haben etwas. Ein paar Snacks kann und sollte man auf die Hand probieren: Gohei Mochi gehört unter anderem dazu. Ach ja, eine alte Dame hat neben ihrem Haus kurz hinter Magome auch getrocknete Süßkartoffelscheiben verkauft. Das war auch sehr lecker.

Von Tsumago ging es dann wieder mit Bus (dieses Mal nur 10 Minuten) und Zug zurück nach Nagoya, wo wir uns noch das Oasis 21 bei Nacht angeschaut haben. Das Oasis 21 ist der Busbahnhof, oder zumindest ein Teil davon, dessen Dach mit einem Wasserbecken obendrauf versehen ist (zur Kühlung). Mit der Beleuchtung sieht das nachts natürlich sehr schick aus, vor allem, wenn man seine Runde auf dem Dach dreht.

Auf dem Dach des Oasis 21

Damit waren unsere geplanten zwei Nächte in Nagoya eigentlich auch schon wieder vorbei. Die große Preisfrage war wie immer, wo es denn dann hingehen sollte. Eine Idee hatten wir, aber die Umsetzung dessen war unmöglich. Es gibt eine Wanderung südöstlich von Kyoto, welche im Marco Polo beschrieben ist und die sehr schön sein soll. Haken an der Sache: Wir scheinen in die Hauptreisesaison für die südlicheren Gefilde Japans gekommen zu sein. Auch die Japaner selbst sind derzeit sehr reisefreudig, weil es darum geht, sich die wirklich tolle Laubfärbung anzuschauen. Der japanische Ahorn lässt sich hier nicht lumpen. Das Ganze macht es für uns Spontanreisende allerdings recht schwierig, da es einige Unterkünfte gibt, die bei den Pilgerstätten liegen und verlangen, dass man seine Anfragen mindesten eine Woche im Voraus stellt. Abgesehen davon sind Wochenenden eine Katastrophe. Die Preise gehen durch die Decke und das egal, ob man in Großstädten oder Dörfern versucht unterzukommen. Wenn das Hilton ausgebucht ist, dann will das schon was heißen, oder?

Dumm gelaufen. Womit wir vor dem nun wirklichen Problem standen: Was nun? In Ermangelung bezahlbarer Unterkünfte wurde es eine Nacht mehr in Nagoya, allerdings im Nagoya Crown Hotel. Als nächstes Tagesausflugsziel wählten wir Ise (1,5 Stunden Fahrzeit, allerdings nicht vollständig mit Japan Rail; man darf noch einen Zusatzbetrag bezahlen, da das Schienennetz einer privaten Bahngesellschaft mitgenutzt wird) aufgrund der dort vorhandenen verhältnismäßig großen Schreinanlage.

Zu Ise muss man wissen, dass dort das Zentrum des Shintoismus ist. In Japan werden zwei Religionen mehr oder weniger nebeneinander gelebt. Für alles im Leben ist der Shintoismus zuständig (man betet für Glück, einen Job, das Bestehen der nächsten Prüfung, Gesundheit etc.), wenn es um den Tod geht, hat der Buddhismus die Hauptrolle.

In Ise wird der Ise Jingu, die Hauptschreinanlage (nochmals unterteilt in Geku – äußerer Schrein und Naiku – innerer Schrein), alle 20 Jahre neu aufgebaut. Und das seit mehr als 1300 Jahren. Die aktuelle Version steht seit 2013. Geku erreicht man zu Fuß vom Bahnhof aus und in meinem Fall kann man (wenn man von der beeindruckend geraüschschluckenden Brückenkonstruktion mal absieht) auch erst einmal etwas enttäuscht von den Schreinen sein. Der Baustil ist „einfach“, hat keine Verzierungen bis auf ein wenig Gold und man kann nicht in die Schreine hineinschauen. Man fühlt sich ein bisschen an ein Wikingerhaus erinnert (könnte an der ähnlichen Bauweise liegen). Da hatten wir schon ganz anderes gesehen. Faszinierend ist allerdings die Masse an Menschen, die sich hindurch wälzt und vor jedem Schrein brav eine Schlange bildet, um dann jedem Schrein etwas zu spenden und kurz zu beten. Gut, wir waren an einem Wochenende da und wir haben schon gelernt, dass dann die Freizeit zum Pilgern genutzt wird.

Einer der Schreine im Geku (äußerer Schrein) Die gesamte Anlage war von der Natur her beeindruckend Im Hintergrund der Hauptschrein (sieht ein bisschen aus wie ein Wikingerdorf, oder?) Reinigungsstelle des vorbeifließenden Flusses

Weiter ging es mit dem Bus zu Naiku, dem inneren Schrein. Das Gelände ist hier noch schöner als schon bei Geku, der Baustil der Schreine ist jedoch exakt derselbe. In einem der Gebäude, wo man sich ausruhen kann, wurde eine Dokumentation abgespielt. Nein, wir haben kein Wort verstanden, aber der Bau der Schreine wurde sehr anschaulich dargestellt. Wer geglaubt hat, dass IKEA Bausätze herstellt, der hat diese historisch gewachsene Bauweise noch nicht gesehen. Sie gleicht einem Steckbaukasten, Nägel werden nur zur Verzierung verwendet. Ein Heidenaufwand! Nach dem Video konnte ich die Schreine dann deutlich besser zu schätzen wissen als vorher.

Direkt an Naiku angrenzend findet sich eine Straße (Oharaimachi-dori), die zum Teil Häuser aus der Edoperiode enthält und auch einige Rekonstruktionen. Hier gibt es viel verschiedenes Essen, Souvenirläden, Restaurants und Menschenmassen. Trotzdem war allein diese Straße die Reise wert.

Die Straße erinnert ein bisschen Magome und Tsumago, ist jedoch deutlich geschäftiger Frauen in Kimonos trifft man auch gelegentlich :)

Danach ging es nur noch zurück nach Nagoya, was sich allerdings als komplizierter herausstellte, als erwartet. Memo: für den Bus zum Bahnhof mindestens 45, wenn nicht sogar 60 Minuten einplanen, da man sonst den Zug verpasst (nein, es ist auch nicht hilfreich, wenn der Busfahrer den Bahnhof zu früh ankündigt und man daher eine Station zu früh aussteigt…).

Am Tag der Abreise aus Nagoya wollten wir noch ins Nagoya City Science Museum, welches uns im Lonely Planet wärmstens empfohlen wurde. Bis hin sind wir auch noch gekommen – dann sind wir allerdings wieder umgedreht, nachdem wir die Horden von Leuten gesehen haben, die sich an den Eintrittsschaltern gedrängt haben. In der Beschreibung heißt es, dass es hauptsächlich auf Kinder ausgelegt sei. Ich schwöre allerdings, dass für das Alter nach oben keine Grenze existiert und die Spannbreite extrem groß war.

Nun ja, damit blieb uns nur noch die Abreise nach Wakayama. Falls sich übrigens einer fragt, was wir immer mit unseren großen Rucksäcken machen: die lassen wir entweder noch in den Hotels oder verstauen sie in den Münzschließfächern an den Bahnhöfen. Gemein ist allerdings, wenn die zarten Japanerinnen die Rucksäcke aus den Räumen für die Gepäckaufbewahrung wieder herausholen sollen. Da wiegt mein Rucksack sicherlich schon fast mehr als die schlanken Persönchen. Abgesehen davon werden wir auf der Straße immer ein bisschen wie Außerirdische angeschaut, wenn wir dort mit unseren Rucksäcken vorbei kommen. Man muss allerdings zugeben, dass wir bisher nur eine handvoll Rucksacktouristen in Japan angetroffen haben. Das scheint hier nicht wirklich Mode zu sein. Die Rollkoffer sind deutlich beliebter. :)

Englisch ist immer wieder eine beeindruckend schwere Sprache - ein bisschen Fantasie ist bei der Interpretation vielerorts gefragt (gesehen auf dem Nakasendo Fernwanderweg bei Magome)

23November
2016

Einmal auf den Berg und wieder runter

Spielen wir japanischer Tourist: man fotografiere Blätter :) (Nara)

Der nächste Zwischenstopp (denn so sollte man das nächste Ziel tatsächlich nennen) war Wakayama (2,25 Stunden Fahrzeit). Nein, der ein oder andere Reiseführer hat hierzu keine Empfehlung. Unser nächstes touristisches Ziel ist Koyasan und das liegt in der Mitte vom Nirgendwo. Egal von wo aus, es dauert immer mehrere Stunden um hin zu kommen – und die bezahlbaren Übernachtungen vor Ort waren einfach ausgebucht. Also wurde mit Hilfe der Karte nach einer Möglichkeit etwas näher am Zielort gesucht und voilà! Wakayama fand sich. Als Unterkunft wurde es dieses Mal das Daiwa Roynet Hotel Wakayama, was praktischerweise direkt gegenüber der Burg von Wakayama liegt. Einziger Nachteil: Egal ob vom JR Bahnhof oder vom Nankai Bahnhof, man darf über einen Kilometer laufen…

An dieser Stelle sollte ich erwähnen, dass unser erster Japan Railpass ausläuft (er umfasste 14 Tage). Wir haben noch einen weiteren für eine Woche, aber irgendwie scheinen in der Kansairegion, in die wir uns bewegen und in der wir mindestens eine Woche verbringen werden (Kyoto liegt mitten drin), sehr viele private Bahnlinien zu fahren. Sprich, mit der Japan Rail kommt man meist gar nicht bis in die interessanten Orte. Wir haben daher einen kleinen Zwischenstopp in Osaka eingelegt und haben uns einen Kansai Thru Pass für drei Tage organisiert. Netterweise muss man den nicht an drei direkt aufeinander folgenden Tagen nutzen. Der Pass lohnt sich allerdings nur, wenn man wirklich vor hat, Distanzen zurückzulegen (ist recht teuer). Wer nur im Stadtgebiet von Osaka-Kyoto-Kobe unterwegs sein will, braucht einen anderen Pass. Darauf weisen einen die Mitarbeiter allerdings auch hin. Sehr nett! Ach ja, irgendwelche Bonusmarken bekommt man auch, mit welchen die Eintritte für bestimmte touristische Orte billiger sind (eine Übersicht bekommt man auch gleich mit).

Aber zurück zu Wakayama. Da wir direkt gegenüber der Burg untergekommen waren, haben wir dieser dann auch einen Besuch abgestattet trotz der Tatsache, dass sie historisch nicht besonders wertvoll ist. Bis auf eine einzige Ausnahme (ein Tor) ist auch hier alles durch Luftangriffe im zweiten Weltkrieg zerstört worden. Der aktuelle Bau ist Beton, macht aber von außen eine gute Figur. Auch der Ausblick von oben ist sehr schick.

Blick aus unserem Hotelzimmer auf die Burg von Wakayama Teil der Befestigungsanlage Blick über die Dächer

Am nächsten Tag ging es für unsere Verhältnisse recht früh los. Koyasan stand auf dem Plan. Leider hatten wir am Abend feststellen müssen, dass wir fast 2,5 Stunden im Zug verbringen würden, aber nun ja. Ich kann jedenfalls behaupten, dass sich allein die Fahrt gelohnt hat, da die Strecke wunderschön ist – von der Natur und auch von den Dörfern her. Es ist sowieso erstaunlich, wie sich die Städtchen verändern, je weiter wir nach Süden und jetzt auch Westen kommen. Die traditionelle Bauweise der Häuser, die man aus Animes und Mangas kennt, gibt es tatsächlich und das nicht gerade selten. Abgesehen davon hat sich so einiges bestätigt, was ich immer für völlig übertrieben gehalten habe. Schuluniformen mit Minirock gehören dazu (natürlich nicht immer).

Koyasan (heißt soviel wie Berg Koya) an sich ist beeindruckend. Ich meine damit nicht die Lage (quietschend mit dem Zug um die Kurven und zum Schluss mit der Standseilbahn hinauf), sondern die Tatsache, dass man den Eindruck hat, in einem Museumsdorf zu sein. Gut, es ist ein großes Dorf und Bus fahren sicherlich an der ein oder anderen Stelle sinnvoll, aber so ziemlich alle Gebäude sind toll. Geschwungene Dächer, Schiebetüren und Fenster, Tatamimatten überall, schöne Gärten und die unzähligen Tempel sollte man nicht vergessen. Was macht man dort? Tja, wer ohne Plan kommt, hat eventuell das Glück wie wir und bekommt die entsprechenden Tipps für interessante Dinge von einem der Mitarbeiter des Busbahnhofes. :)

Wir haben uns also Okunoin mit dem dazugehörigen riesigen Friedhof angeschaut. Faszinierend ist die Tatsache, dass von Priestern, Kaisern bis hin zu hochrangigen Mitarbeitern von Nissan, Panasonic, Komatsu oder Militärs dort alle beerdigt sind. Für Japaner ist es ein kleines Mekka, als nicht Schriftzeichenkundiger braucht man sicherlich einen Guide, der einem erklärt, wer wo liegt und warum derjenige sehr wichtig war. Beeindruckend ist auch das Mausoleum von Kobo Daishi, dem Begründer des Shingon-Buddhismus in Japan (es gibt unzählige verschiedene Formen des Buddhismus). Die gesamte Anlage ist voll mit über 20.000 Laternen der unterschiedlichsten Größen. Einige davon sind an die 1.000 Jahre alt (sehr wenige), viele sind in den letzten Jahren dazu gekommen (schätzungsweise als Spenden). Leider durfte man nicht fotografieren.

Auf dem Friedhof Sehr alte Mausoleen Wenn man gut zu Fuß ist, dann kann man den langen Weg zurück zur Straße nehmen (hat deutlich weniger Touristen)

Die nächsten Ziele waren der Kongobuji-Tempel und der Danjo Garan-Komplex. Beides sind sehr schöne Anlagen.

Auf dem Gelände des Kongobuji-Tempels Teil des Zengartens (Kongobuji-Tempel) Auf dem Gelände des Danjo Garan-Komplexes Ich mag Laternen (Danjo Garan-Komplex) Teil des Danjo Garan-Komplexes

Die meisten Leute werden eine der Tempelunterkünfte (auch Shukubo genannt) in Koyasan nutzen. Es gibt eine entsprechende Webseite, die sage und schreibe 52 der über 100 Tempel umfasst. Das sind alle, die auch tatsächlich eine Bettstatt anbieten. Das heißt allerdings zum Teil in großen Räumen schlafen mit so einigen anderen Personen. Manchmal gibt es wohl auch sehr kleine Tempel mit schicken kleinen Räumen für wenige Personen. Weiterhin gehört das traditionelle Essen der buddhistischen Mönche dazu, was schätzungsweise ein Traum für Vegetarier sein dürfte – sonst ist das in Japan eher etwas schwierig, habe ich so den Eindruck. Nun ja, um eine Tempelunterkunft zu buchen, sollte man meist mindestens eine Woche vorher Bescheid geben – was, wie immer, bei uns nicht möglich war. Beim nächsten Mal vielleicht.

Noch am selben Tag ging es weiter nach Nara (2,5 Stunden Fahrzeit). Für die nächsten zwei Nächte hatten wir das People‘s Inn Hanakomichi als Unterkunft. Nara ist, wie Koyasan, ein Mekka, wenn es um Tempel geht. Wir haben uns einfach an den Routenvorschlag im Lonely Planet gehalten – wie schätzungsweise alle anderen auch, die mit exakt dem selben Buch in der Hand unterwegs waren. ;)

Los ging es mit Isui-en Garden, einem wirklich schönen (wenn auch teuren) Garten, der als Teegarten begonnen hat. Tee kann man auch immer noch dort trinken, wenn man will. Viel toller ist die Tatsache, dass mit sogenannter entliehener Landschaft gearbeitet wurde. Zu Deutsch heißt das, dass man den Eindruck hat, dass man vom Garten aus in diesem speziellen Fall bis zum Nandai-mon-Tor des Todai-ji-Tempels laufen kann oder einen Ausflug in die dahinter gelegenen Berge machen kann. Das geht natürlich nicht – da sind Zäune, Straßen, Tempel und anderes mehr dazwischen. Aber die Optik macht es möglich.

Eines der Teehäuser Entliehene Landschaft: Das Gebäude im Hintergrund sowie die Berge sind nicht durch den Garten zu erreichen

Danach ging es weiter zum Nandai-mon-Tor und anschließend zum Todai-ji-Tempel. Die Buddhahalle, welche zum Tempel gehört, ist das größte hölzerne Gebäude der Welt und enthält eine der größten Bronzestatuen der Welt. Ich kann bestätigen, dass beides beeindruckend ist. Aber insgesamt lohnt ein Besuch, auch für „Kleinigkeiten“: wenn man durch ein Loch in einer der Säulen passt, dann soll man Erleuchtung erlangen. Wenn das so ist, dann können Robert und ich jetzt behaupten, dass wir erleuchtet werden (Kinder machen daraus übrigens einen regelrechten Sport). Was einem keiner verrät, ist welche Art der Erleuchtung denn gemeint ist. Es ist jedenfalls sehr unterhaltsam zuzuschauen, wie die Leute Versuche starten und der eine oder andere Herr aufgrund seiner Schulterbreite oder seines Bauchumfanges auch scheitert.

Der Todai-ji-Tempel Seltsame Figuren direkt davor Das Loch in der Säule... ...um Erleuchtung zu erhalten (mal schauen, ob es klappt ;) )

Als nächstes standen das Todai-ji-Museum und Nigatsu sowie Sangatsu auf dem Plan. Die letzten beiden Anlagen sind sehr schön gelegen und gerade Nigatsu ermöglicht einem eine tolle Aussicht über Nara. Weiter ging es zu Kasuga Taisha, wo es (wie schon in Koyasan) viele Laternen zu sehen gibt. Viel eindrucksvoller waren allerdings die ganzen Säulenlaternen aus Stein. Den Abschluss bildete die Kofuku-ji-Pagode und das umliegende Gelände. Insgesamt war das ein tagesfüllendes Programm, aber sehr schön. Auch die Massen an Touristen verteilen sich sehr schön auf dem Gelände, sodass man nur selten das Gefühl hat, man tritt sich tot.

Ausblick über Nara (von Nigatsu aus) Die Steinlaternen von Kasuga Taisha Kofuku-ji-Pagode Nahe der Pagode (achteckiger Tempel) Und so wird in Japan restauriert: erst einmal eine große Schutzhalle ringsherum (ebenfalls auf dem Gelände der Pagode)

Was man zum gesamten Gelände wissen sollte, ist, dass Rehe dort frei herumlaufen und auch gefüttert werden dürfen (nur mit den dafür vorgesehenen Keksen). Einige der etwa 1.200 Tiere sind sehr zutraulich, andere interessiert die Faszination der Touristen gar nicht. Da wird dann schon mal aus dem Selbstportrait mit Reh herausgelaufen oder die Karte für Sehenswürdigkeiten genüsslich angekaut. Kinder haben übrigens einen deutlich größeren Respekt vor den Tieren und hauen lieber mal schreiend ab, wenn diese zu aufdringlich werden.

Erstkontakt mit den Vierbeinern Die sehen so harmlos aus (mit Fotobomber!!!) Aber die können auch ganz anders

Den Abschluss des Tages bildete das Abendessen im Teppanyaki-Restaurant Okaru. Dank gewisser Mangas (Ranma ½) kennen mein Bruder und ich Okonomiyaki – zumindest vom Begriff her. Es handelt sich dabei um einen mehrere Zentimeter dicken Fladen aus allen möglichen Zutaten, die nicht unbedingt alle gemischt werden. Google hat uns dann verraten, dass die Region Kansai hierfür berühmt sein soll, allerdings hatten wir bis dato kein einziges Restaurant gefunden. Im Okaru gab es allerdings fast nichts anderes. Das Essen wird direkt auf der eigenen Heizplatte im Tisch zubereitet und schmeckt ausgezeichnet. Wer keinen Fisch isst, kann diesen auch vermeiden. Nur zu empfehlen!!!

Alle Zutaten (die Dame war fix beim Vermischen!!!) Modanyaki: untere Etage - Gemisch, dann Nudeln, dann obere Etage - Gemisch Okonomiyaki: Gemisch, dann angebratene Kartoffeln, später noch Käse Anschnitt!!! Ohne Worte (Essen!!!)

Eine kleine Episode noch am Rande: Da ich seit mittlerweile vier Wochen immer wieder Husten habe und mein Antibiotikum keine Wirkung gezeigt hat (sollte ich das jetzt wirklich noch Bronchitis nennen?), habe ich beschlossen, dass wir es jetzt auf konventionelle japanische Weise probieren: Wie empfohlen, in den Tempeln immer schön den Weihrauch einatmen (sprich: sich beweihräuchern lassen ;) ), da das helfen soll, und einen Talisman im Tempel kaufen (meiner soll beim Gesundwerden helfen und stammt aus dem Todai-ji). Zu diesen ganzen Sachen wollte ich, neben meinen schon vorhandenen Bonbons, auch gern noch einen Hustenlöser. Das Wort scheint es im Japanischen mit dieser Bedeutung allerdings nicht zu geben… In der Apotheke sind wir jedenfalls vorerst nicht sehr weit gekommen. Eine weitere Kundin sprach jedoch sehr gut Englisch und hat dann freundlicherweise für uns gedolmetscht. Total genial! Ich habe jetzt Hustenlöser und versuche mein Glück. Alles zusammen muss ja doch irgendwann mal helfen, oder nicht? :)

P.S.: Am 22.11.16 um 5:59 Uhr Ortszeit kam es vor der Küste von Fukushima zu einem Erdbeben mit der Stärke 7,3 auf der nach oben offenen Richterskala sowie noch mehreren unterschiedlich starken Nachbeben in den letzten Tagen. Wir können beruhigt sagen, dass wir nichts mitbekommen haben, da wir uns mittlerweile westlich von Tokio befinden und Fukushima nördlich von Tokio liegt. Trotz allem lesen wir immer wieder die Nachrichten. In den Tempeln und auch an einigen Verkaufsständen stehen mittlerweile Spendenboxen für die Betroffenen.
Vielen Dank an alle, die an uns gedacht haben!

Ist das jetzt ein Drive-In-Schrein??? (gesehen in Wakayama)

28November
2016

Historisch und kulturell Wertvolles

Winter? (Kirschblüten - gesehen im Chion-in-Tempel, Kyoto)

Das nächste Ziel nach Nara war Kyoto (1 Stunde Fahrzeit mit dem Zug). Unsere Unterkunft war das Hotel Mystays Kyoto Shijo. Da wir sehr frühzeitig ankamen, stand schon das erste bisschen Sightseeing auf dem Programm. Nein, einen Plan hatte bis dahin keiner von uns beiden, aber es gibt immer und überall eine Info und der Lonely Planet ist auch hilfreich. Abgesehen davon kann man sich tagelang in Kyoto beschäftigen, ohne etwas mehrfach gesehen zu haben. Allein alle UNESCO-Weltkulturerbeanlagen (17 an der Zahl!) könnten einen lange genug beschäftigen und es gibt deutlich mehr als nur das zu sehen.

Aufgrund der einfachen Zugänglichkeit haben wir mit der Umgebung um den Hauptbahnhof begonnen. Und natürlich mit dem Hauptbahnhof selbst, welcher mindestens zwei Einkaufszentren über elf Etagen enthält und es einem sehr leicht ermöglicht, sich zu verlaufen.

Auf dem Plan für die Umgebung standen der Higashi Hongan-ji-Tempel sowie der Nishi Hongan-ji-Tempel. Beides sind buddhistische Tempelanlagen und irgendwie gab es Feierlichkeiten und/oder Predigten an beiden Orten am frühen Nachmittag. Das könnte natürlich mit dem Feiertag zusammen hängen, welcher am 23.11. hier war, aber so genau können wir das nicht sagen, da leider sämtliche wichtigen Informationen nur auf Japanisch vorhanden waren.

Am Folgetag haben wir uns (mal wieder) an die Vorschläge aus unserem Reiseführer gehalten und sind nach Süd-Higashiyama gefahren (es gibt Tagestickets für den Bus, welche sich ab drei Fahrten lohnen; der Buslinienübersichtsplan ist auch der Wahnsinn). Los ging es im Kiyomizudera-Tempel. Hier war es deutlich voller als am Vortag in den anderen beiden Tempeln, aber das könnte daran liegen, dass in jedem Reiseführer erwähnt wird, dass man unbedingt da gewesen sein sollte. Interessant ist die Terrasse, weil sie tolle Ausblicke ermöglicht. Das wiederum ist ein weiterer Grund als Japaner als Tourist vorbei zu schauen, da derzeit immer noch der Japanische Ahorn in vollem Rot steht (über die Touristeninformation erhält man sogar ein Infoblatt, wo denn derzeit die Blätter am schönsten sind…). Außerdem kann man am kleinen Wasserfall Otowa-no-taki ein paar Schlucke trinken – das soll Gesundheit und Langlebigkeit bringen. Wir haben logischerweise schön brav in der Schlange mit angestanden. ;)

Blick auf die Pagode des Kiyomizudera-Tempel Da unten stehen die Japaner Schlange am Otowa-no-taki - beeindruckend, nicht? Postkartenmotiv des Kiyomizudera-Tempels Und die ganze Anlage von einem der Aussichtspunkte aus

Danach haben wir uns durch das angrenzende Viertel geschlängelt (Ninen-zaka und Sannen-zaka sind die schönsten Straßen) und haben noch die Yasaka-Pagode gefunden. Unser nächstes Ziel war der Kodai-ji-Tempel und danach ein kleiner Spaziergang im Maruyama-koen-Park. Anschließend statteten wir dem Chion-in-Tempel einen Besuch ab. Die Anlage umfasst einiges an Treppen und derzeit ist die Haupthalle aufgrund von Restaurierungsarbeiten geschlossen. Der Besuch hat sich trotzdem gelohnt.

Das massive Tor des Chion-in-Tempels

Der letzte Stopp an diesem Tag war dann noch der Tofuku-ji-Tempel. Eigentlich wollten wir schon an diesem Tag zum Fushimi Inari Taisha, aber wir haben die Laufdistanz von der Bushaltestelle ein bisschen unterschätzt. Wir sind dann einfach den Menschenmassen gefolgt, welche durch Verkehrspolizisten geleitet wurden und landeten beim schon erwähnten Tofuku-ji. Hier war unsere Hauptbeschäftigung, Leute zu beobachten. Ganz ehrlich, die haben sich geduldig von A nach B bewegt und in der Zeit wahrscheinlich 1.000 Fotos gemacht. Aber nun ja, manche Vorurteile sind halt doch wahr. An dieser Stelle könnte ich ja mal erwähnen, dass es (spätestens in Kyoto) unglaublich viele Kimonoverleiher gibt. Die werden hauptsächlich von den Japanern selbst genutzt. Man zieht dann nämlich bewaffnet mit einem Fotoapparat umher und sucht die schönsten Motive. Diese Touristenattraktion steht definitiv auf meiner Wunschliste für den nächsten Japanbesuch. :)

Im Garten des Tofuku-ji Man hat ein bisschen den Eindruck, als wäre man allein - dem war jedoch nicht so :)

Tag zwei nutzten wir dann wieder die Japan Rail (auch wenn wir vergessen hatten, unseren zweiten Japan Railpass zu aktivieren…), da wir damit deutlich schneller in Kyoto unterwegs sein konnten und zwei relativ weit auseinander liegende Ziele verbinden konnten: das Gelände des Fushimi Inari Taisha-Schreins im Südosten sowie Arashiyama im Westen. Der Grund, warum man sich beim Inari-Schrein tot treten sollte (es war unglaublich voll!), ist ganz einfach: mehr als 1.000 Toriis (Schreintore) überspannen an verschiedenen Stellen die Wege. Man kann eine Runde um den Berg Inari drehen, wenn man das möchte, aber auch schon kleine Spaziergänge sind beeindruckend. Je weiter man sich natürlich vom Hauptschrein weg bewegt in Richtung der unzähligen Nebenschreine, desto weniger Touristen hat man im Bild, auch wenn auch dort noch erstaunlich viele unterwegs sind. Überall begegnen einem auch Fuchsstatuen. Wie dem auch sei: voll, aber lohnenswert.

Endlose Reihen von Torii Von relativ klein bis deutlich übermannshoch ist alles vorhanden Und auch mal zwei Reihen nebeneinander Wenn man Glück hat, kann man Fotos machen, ohne dass andere Touristen im Bild sind Fotobomber... ;) Ausblick über Kyoto von der Seite des Mount Inari

Angrenzend kann man auch einiges an Straßenessen ergattern. Kleine Portionen ermöglichen es, verhältnismäßig viel zu kosten. :)

Danach ging es nach Arashiyama. Hier kann man, wenn man will, ein Fahrrad ausleihen und herumfahren. Oder man lässt es, weil man einen Gutteil der Zeit eh schieben darf, da viel zu viele Leute unterwegs sind. Auch die Rikschafahrer waren recht langsam unterwegs (die Fahrer sind zu Fuß unterwegs und dürfen ihre Kunden ziehen – sieht aber toll aus).

Unser erstes Ziel war der Tenryu-ji-Tempel. Hier kann man gleich für mehrere Sachen sein Geld ausgeben. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle anmerken, dass so einige Tempel, Gärten oder Schreine nur zum Teil zugänglich sind und man dafür auch Eintritt zahlen darf. Zum Glück nicht immer, aber an dem einen oder anderen Tag merkt man am Ende, was man eigentlich für Geld bei den Sehenswürdigkeiten gelassen hat. Im Falle des Tenryu-ji ist das zum einen die Halle mit dem Wolkendrachengemälde (Hatto). Wer jetzt denkt, dass er ein jahrhundertealtes Bild anschaut, der wird enttäuscht: 1997 wurde es fertig gestellt und ist meiner Meinung nach vom selben Maler, wie das Deckengemälde eines Drachen in Kamakura im Kencho-ji-Tempel. Weiterhin kann man sich den Tempel selbst und den dazugehörigen Garten anschauen (es gibt ein Kombiticket). Ganz ehrlich? Es reicht der Garten, da man eigentlich direkt neben den Tempelgebäuden entlang läuft und auch alles sehen kann. Solange man nicht direkt vor dem Buddha beten will, sollte das ausreichen. :)

Im Garten des Tenryu-ji-Tempels Der angelegte See im Garten Wenn nicht die Unmengen an Touristen wären, wäre es sehr schön hier

Danach ging es weiter auf den Haupttouristenwegen und zwar in den Bambushain (welcher am Nordausgang des Tenryu-ji losgeht). Egal, ob sich dort Unmengen von Touristen mit ihren Fotoapparaten hindurch wälzen oder nicht, es hat was. Die Ruhe fehlt halt, aber vielleicht würde es die am späteren Abend oder am frühen Morgen geben, wenn noch wenige der anderen Touristen unterwegs sind.

Ein Blick nach oben im Bambushain - Irre!

Man kommt genau bei Okochi Sanso heraus, einem privaten Gelände eines ehemaligen Stummfilmschauspielers. Der Eintrittspreis ist gepfeffert, enthält allerdings schon den Tee (und die kleine Süßigkeit) im Teehaus. Und es lohnt sich! Es laufen nur verhältnismäßig wenig Touristen herum und man hat wirklich etwas von dem schönen Garten. Definitiv empfehlenswert!

Unser letzter Stopp war der Jokjakko-ji-Tempel, welcher sich lohnt, da das Gelände sehr schön ist, und man sich auch hier nicht tottritt.

Brett vorm Kopf? (Okochi Sanso, dieses Tor ist nicht mal für kleine Leute...) Farbenspiel auf dem Gelände des Jakjakko-ji-Tempels

Unser letzter Tag in Kyoto war bestimmt durch das Restaurant, in dem wir Mittag essen wollten. Das klingt ein bisschen seltsam, aber nun ja. Es handelt sich um ein Tofurestaurant, welches mehr als 300 Jahre auf dem Buckel hat. Da dieses netterweise direkt am Nanzen-ji-Tempel liegt, hatten wir auch noch etwas anzuschauen. Man beachte, dass es Samstag war und wir daher – mal wieder – fasziniert dabei zuschauen konnten, wie sich Menschenmengen über das Tempelgelände schoben. Wir haben uns die Aussicht vom Haupttor (San-mon) angeschaut, da man auf solche Tore normalerweise nicht hoch darf.

Interessanterweise empfiehlt der Lonely Planet einen Besuch beim Nanzen-ji Oku-no-in, einem kleinen Nebenschrein mit einem Wasserfall. Wir haben diesem tatsächlich einen Besuch abgestattet, aber ganz ehrlich? Es lohnt sich nicht. Die etwas andere Dusche ist ganz witzig, aber sonst? Da gibt es schönere Ecken, denen man einen Besuch abstatten kann: Das voll funktionstüchtige Aquädukt zum Beispiel oder der Zengarten Hojo.

Das Aquädukt Ausblick aus den Gebäuden des Hojo-Gartens Im Zengarten selbst Wandelgang im Garten

Unser geplantes Essen im Tofurestaurant Okutan lohnte sich übrigens. Wir haben auch nur 45 Minuten angestanden. Man darf auf Kissen auf den Tatamimatten Platz nehmen, natürlich ohne Schuhe. Das Menü ist festgelegt und die Oberkellnerin erklärt einem mit einer Engelsgeduld, wie man denn die verschiedenen Sorten von gekochtem Tofu essen sollte – und das auf Englisch. Ihre jüngeren Kolleginnen konnten das nicht. Das war dann wieder mehr mit wild herumfuchteln und raten verbunden. Zusammenfassend können wir sagen, dass man es mal gemacht haben sollte, wenn man Interesse daran hat. Einiges von dem Menü landet jedoch nicht wieder auf meiner Wunschspeisekarte (Sesamtofu beispielsweise oder die Suppe, angeblich aus geriebener Süßkartoffel, die kalt und zäh und bäh war).

Gekochter Tofu, Sesamtofu, Suppe aus geriebener Süßkartoffel (???), Tofuspieße, frittiertes Gemüse, Reis, Eingelegtes

Von Kyoto aus ging es weiter nach Himeji. Die Stadt war auf der Wunschliste, da es hier eine der wenigen überlebenden Burgen Japans gibt. Wie in anderen Beiträgen schon erwähnt, war der zweite Weltkrieg nicht gerade förderlich für Tempel, Schreine und Burgen. Aufgrund der Geschichte und der Tatsache, dass die Burg Himeji die zwei Luftangriffe überstanden hat (man beachte: die Stadt lag in Trümmern, die Burg nicht – was ein Tarnnetz so alles helfen kann, ist schon erstaunlich), ist sie die erste Anlage, die als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt wurde. Wer also das Gefühl haben möchte, wie in Disney World oder den Universal Studios mal in der Schlange für die beliebteste Attraktion zu stehen und sich entlang vorgefertigter Absperrungen durch sieben Etagen (von außen sind es nur fünf) wälzen möchte, der ist hier richtig. Auf seinen Kopf sollte man aufpassen (ich denke, es sind einige Leute mit Beulen nach Hause gegangen) und wenn es kühler ist, sollte man warme Socken an haben (man läuft ohne Schuhe treppauf und treppab, die Schuhe und gegebenenfalls Regenschirme trägt man in Tüten mit sich herum).

Eine Erfahrung war es wert, aber viel zu sehen gibt es außer leeren Räumen nicht. Einige Hinweistafeln erklären, wofür die einzelnen Etagen gut waren, und im Langen Gang (Hyakken Roka) um das Hauptgebäude herum gab es auch ein Video zur letztes Restauration, welche erst 2015 abgeschlossen worden ist.

Die Burg von Himeji Ein Blick auf Himeji über eines der Dächer der Burg Schlange stehen/laufen wie im Vergnügungspark... Noch ein bisschen Herbstlaub als Kontrast zur weißen Burg

Zur Erholung bieten sich die um die Ecke liegenden Koko-en-Gärten an. Die sind schön angelegt und wenn man Glück hat, ist man in einem der kleineren Gärten auch mal ganz für sich allein. :)

Im Koko-en-Garten (nein, es hat gar nicht geregnet, wieso?) Sehr schick und verhältnismäßig ruhig

Zusammenfassend kann man Himeji tatsächlich als Tagesausflug machen. Oder man macht es wie wir und haut sich am Nachmittag noch mal ins Bett, um Schlaf nachzuholen. Ach ja, unter gekommen waren wir im Himeji Castle Grandvrio Hotel, was ein echt tolles öffentliches Bad hat (Onsen sind natürliche Quellen, öffentliche Bäder sind ähnlich gemacht, haben aber nur heißes Wasser).

Da sich unsere Zeit in Japan langsam aber sicher dem Ende entgegen neigt, haben wir beschlossen, uns wieder in Richtung Tokio zu bewegen, da wir von Narita aus weiterfliegen werden. Unser nächstes Basislager wird Nagano (nicht zu verwechseln mit Nagoya… ;) ).

Der Beweis! Ich habe Fisch gegessen!!! (=Taiyaki, ein mit Bohnenpaste gefüllter Teig ;) - beim Fushimi Inari-Schrein)