2016
Arigatou gozaimasu an Japan!
Von Himeji ging es nach Nagano, da wir uns entspannt in Richtung unseres Abflughafens bewegen wollten. Jetzt muss man allerdings wissen, dass Nagano in den Japanischen Alpen liegt (ja, Alpen scheint es überall zu geben) und man dorthin nicht mehr ganz so einfach kommt. In unserem Fall hieß das, in Nagoya umsteigen (1,5 Stunden Fahrzeit mit dem Zug nach Nagoya und dann noch fast 3 Stunden nach Nagano mit dem Panoramafensterzug). Man hätte in der selben Zeit auch die 300 km mehr über Tokio fahren können. Irre! Shinkansen eben.
Unter gekommen sind wir für die nächsten Nächte im Hotel Sunroute Nagano. Eigentlich hätten wir uns gern Kamikochi angeschaut, was von den Bildern her atemberaubend sein muss. Der Anblick der Berge hat etwas von Kanada, wenn man ehrlich ist. Nun ja, für die Sommer-/Herbstsaison sind wir zu spät und für die Wintersaison zu früh. Dort ist derzeit einfach nichts offen. Alternativ wäre noch Matsumoto möglich gewesen, aber dort gibt es außer einer Burg auch nicht viel zu sehen. Und eine japanische Burg hatten wir schon besichtigt. Nochmals Schlange stehen brauchten wir nicht. :)
Also wurde es Nagano, was jeder noch durch die Olympischen Winterspiele 1998 kennen dürfte. An der einen oder anderen Stelle wird auch noch daran erinnert, aber es ist nicht der Hauptfokus der Stadt. Für uns war sie eher wieder Basislager für Ausflüge in die Umgebung.
Das erste Ziel war Togakushi, was 70 Minuten Busfahrt entfernt liegt (es gibt hier Kombitickets, die sich lohnen). Was kann man in dem Ort machen? Man kann sich zum einen drei Schreine anschauen, was wir auch gemacht haben. Schön an der Sache ist die Tatsache, dass man gerade für den oberen Schrein (Okusha) ein bisschen laufen muss. Und wir haben es damit offensichtlich oberhalb der Schneegrenze geschafft, denn hier lag tatsächlich noch welcher herum. Auch hatten wir während der Busfahrt zum Teil ein bisschen Schneeflirren. Ja, es war entsprechend kalt (brrr…). Eigentlich wollten wir dann per Bus zum nächsten Schrein, Chusha (Freifahrten sind im Kombiticket enthalten), Haken an der Sache war allerdings die Tatsache, dass der nur einmal pro Stunde fährt. Gut, dass es (mehr oder minder gut) ausgeschilderte Wege und gelegentlich Übersichtskarten gibt, die es einem ermöglichen, auch zu laufen. In unserem Fall hieß das immer dann, wenn Google Maps endlich gefunden hatte, wo wir sein sollten, hatten wir auch auch wieder einen Wegweiser gefunden, welcher vorher magisch getarnt oder in einer Nebendimension versteckt war. Genauso kommt man übrigens auch zu Schrein Nummer drei (Hokosha).
Der eigentliche Anreiz an der Region bestand für uns im Chibikko Ninja-mura, einer Art Ninjahaus. Zu Togakushi muss man wissen, dass es hier die Togakure Ninjas gab. Das Ninjahaus, sowie die Möglichkeit Shuriken (Ninjasterne) zu werfen, ist zwar eher eine Attraktion für Kinder, sollte aber auch Erwachsenen Freude machen. Da wären sie bei uns genau an der richtigen Adresse gewesen – nur leider haben sie seit dem 23.11.2016 schon zu für die Wintersaison… Pech gehabt und wir wussten es vorher. Blieben also die Schreine und eventuell das Sobamuseum Tonkururin, denn für Soba (Buchweizennudeln) ist die Region auch bekannt. Wir haben uns das Museum dann gespart (mir war zu kalt und das trotz mehrerer Schafschichten und langer Unterhose…). Zum späten Mittagessen gab es dann allerdings viele Sobarestaurants zur Auswahl. Ein bisschen Kultur muss ja sein (auch wenn wir einen Buchweizenkloß gegessen haben :) ).
Für den nächsten Tag hatten wir die freie Auswahl: Matsumoto mit Burg oder Schneeaffen anschauen. Die Wahl war nicht schwer. Nachdem wir allerdings unseren Bus (ca. 45 Minuten Fahrzeit; es gibt auch eine Zug- und Busverbindung, welche aber länger dauert) verpasst hatten, da wir beim Frühstück einen Amerikaner getroffen hatten (der unter anderem sechs Jahre in Deutschland gelebt hat und jetzt in Japan gelandet ist), der unglaublich viele Fragen hatte, schoben wir noch den Zenko-ji-Tempel ein. Hier gibt es unter anderem eine ganz schön abgerubbelte Figur von Binzuru (Schüler Buddhas und Arzt). Die Berührung soll eigene Leiden lindern (nein, hust, ich hab überhaupt nicht am Brustkorb herumgerubbelt, hust). Weiterhin kann man in den Keller des Tempels oder besser einen unterirdischen Gang, welcher wirklich stockdunkel ist. Man darf mit der rechten Hand die Wand berühren und dann versuchen, den Schlüssel zum Paradies zu finden (ein Türgriff, leider ist die Tür zu – sollte uns das was sagen?). Ich gebe zu, ich habe häufiger den Arm meines Vordermanns erwischt und hatte irgendwie Bedenken, was die Höhe des Ganges angeht, sprich, ich habe vorsichtshalber den Kopf eingezogen (völlig unnötig schätzungsweise, es sei denn, man ist über 180 cm groß – dann könnte der ein oder andere Balken etwas tief hängen). Sprich, der Tempel und auch die Straße, die zu ihm führt, lohnen einen Besuch.
Danach ging es aber dann wirklich mit dem Bus zum Jigokudaniyaenkoen-Park, auch einfach Snow Monkey Park genannt. Man sollte hier wissen, dass Nagano zwei Busbahnhöfe hat, jeweils auf der einen Seite des Bahnhofs und auf der anderen (das war der Grund, warum wir unseren ersten Bus verpasst hatten – das Internet hatte sich mit dem Bussteig vertan und wir standen an der 3, nicht an der 23...). Auch in dem Park darf man fast zwei Kilometer laufen, aber das war einer der Gründe, warum wir es machen wollten. An der einen oder anderen Stelle hatten wir schon mal die Option die Makaken zu sehen, aber nach der bösen Überraschung des Bärenparks in Noboribetsu hatten wir jedes Mal danach mehr recherchiert und uns meist gegen einen Besuch entschieden (beispielsweise in Hakodate). Hier waren wir positiv überrascht. Ja, die Affen werden wohl gefüttert, aber nicht durch die Touristen und nicht wahnsinnig viel. Sie müssen sich schon noch anderweitig Futter organisieren. Da die Touristen nicht essen oder trinken dürfen, hatten wir auch keine bettelnden Affen. Die waren eher ein bisschen neugierig oder auch einfach nur sehr tolerant gegenüber den Touristen. Anfassen war übrigens auch nicht erlaubt (ein Affe hat sich daran nicht ganz gehalten, der wollte offensichtlich wissen, wie sich die Jacke des Touristen anfühlte).
Sprich, ich war begeistert. Es gab genügend Affenjungen, die gekuschelt wurden, der eine oder andere hat sich auch ein Bad in dem Pool mit heißem Wasser gegönnt (das eine oder andere Jungtier hat auch ein Affentheater veranstaltet, weil es nicht rein wollte – im wahrsten Sinne des Wortes) und sonst konnte man zuschauen, wer denn nun wirklich Herr im Hause war (oder eher welche Damen hier ein Machtwort zu sprechen hatten). Fazit: Wirklich lohnenswert!
Von Nagano aus ging es zu unserer letzten Unterkunft in Narita, dem Mercure Hotel Narita (1,5 Stunden bis Tokio und dann noch etwas über 1 Stunde bis Narita). Nein, wirklich etwas zu sehen gibt es außer dem Narita-san-Tempel nicht, aber der lohnt sich. Es ist ein großes Gelände mit unterschiedlich alten Teilen und mehreren Pagoden.
Eine lustige Episode stellte noch unser spätes Mittagessen dar. Die Karte war in Englisch (am ehesten durch Google Translate übersetzt, denn sie hatte so ihre Stilblüten), aber die Kommunikation mit unserem Gastwirt war etwas komplizierter. Wir haben auch zusätzlich zu unserer eigentlichen Bestellung eine Vorspeise erhalten. So dachten wir, bis uns klar wurde, dass diese Vorspeise wohl dem Ginger Ale sehr ähnlich klingen muss, denn den haben wir nie erhalten. Zum Glück war die Vorspeise sehr gut, aber was genau wir da gegessen haben, wissen wir bis heute nicht. :)
Sonst ist und bleibt Narita die Stadt mit dem Flughafen und da wir am Abflugtag nicht noch früher als so schon notwendig aufstehen wollten, wurde sie zu unserem letzten Ziel.
Einen kurzen Moment hatten wir überlegt, ob wir im Capsule Hotel direkt im Flughafen übernachten sollten (ich bin mir sicher, es gibt sie doch, die Capsule Corporation aus Dragon Ball! ;) ), aber da es hier eine strenge Trennung nach Männern und Frauen gibt und das für das Hin- und Herpacken zwischen zwei Rucksäcken sehr unpraktisch ist, haben wir das wieder von der Liste gestrichen. Wer weiß, beim nächsten Mal?
Nächster und letzter Stopp auf unserer kleinen Reise: Kambodscha.
P.S.: Arigatou gozaimasu heißt vielen Dank auf Japanisch. Es ist eine von vielen kleinen Phrasen, die einen täglich begleitet haben. :)
2016
Beobachtungen eines ostasiatischen Volkes
Dieser Beitrag wird ähnlich dem Zusatzbeitrag zu Neuseeland (Post scriptum), sprich, hier wird nicht mehr über die Reise selbst berichtet, sondern eher über die Beobachtungen, die wir während unserer vierwöchigen Reise durch Japan gemacht haben. Man könnte es auch als kleine Studie zu Land und Leuten betrachten. Jetzt allerdings bitte keine Ernsthaftigkeit erwarten!!!
Wie aus dem einen oder anderen Beitrag schon ersichtlich ist, habe ich in meinem Leben mehr als einen Manga (japanischer Comic) gelesen und auch im Schrank stehen, sowie mehrere Animeserien (japanischer Zeichentrickfilm) gesehen. Das gilt übrigens auch für meinen Bruder, der spätestens in Bezug auf Animeserien deutlich mehr Wissen hat als ich. Daher kommen auch die Anmerkungen, die an verschiedenen Stellen vielleicht Fragezeichen aufgeworfen haben. Wer sich mit diesem Teil der japanischen Kultur befasst, der ist als Europäer immer der Meinung, dass die Inhalte völlig überzogen sein müssen. Ich meine damit jetzt nicht die erzählten Geschichten, da diese in etwa so fantastisch sind, wie in jedem durchschnittlichen Buch, sondern die dargestellten Umstände des täglichen Lebens. Man ist der totalen Überzeugung, dass sich Leute so nicht verhalten. Nach vier Wochen auf zwei von vier japanischen Hauptinseln kann ich behaupten: Es ist alles wahr!!!
Nein, im Ernst, es ist sicherlich einiges übertrieben, aber die Vorliebe zu kleinen kastenförmigen Autos beispielsweise nicht. Auch die Tatsache, dass sämtliche im Dienst mit der Öffentlichkeit stehenden Berufsgruppen eine Uniform haben, ist nicht erfunden. Das gilt vom Busfahrer (meist mit schicker Kopfbedeckung) über die Rettungssanitäter (die mit Schutzhelm, Warnwesten, Mundschutz und Handschuhen schon im Auto sitzen) bis hin zu den Personen, die Baustellen absichern oder Autos aus Parkhäusern leiten (blinkende Warnweste, Helm, zwei Leuchtstäbe; ach ja, es sind übrigens immer mindestens zwei Personen!). Auch die Vorliebe mit Mundschutz durch die Gegend zu laufen, ist nicht erfunden. Es gibt die Dinger sogar in Kindergrößen und mit eingebauter „Heizung“ für den Winter. Gut, der eine oder andere trägt den Mundschutz auch nur gegen die Kälte – zusätzlich zum Schal. Nicht zu vergessen, dass es auch Hüllen dafür zu erwerben gibt...
Auch die Schuluniformen sind Realität. Ja, Faltenröcke sind normal, Blusen, Blazer sowie vorgeschriebene Söckchen und Schuhe ebenfalls. Den Jungs geht es da auch nicht besser. Und tatsächlich haben wir mehr als eine Sorte der Schuluniform gesehen, bei der die Röcke definitiv in die Kategorie des Minirocks gehören. Ehrlich! Übrigens werden Schuluniformen auch in der Freizeit getragen, also beispielsweise am Wochenende. Von wegen, man möchte wenigstens dann individuell aussehen.
Ein weiterer Fakt, welcher mir nicht bewusst war, ist, dass eigentlich jede Japanerin mit mindestens zwei Schichten Make-Up herumläuft. In den Damentoiletten gibt es auch immer mehrere Spiegel ohne Waschbecken, damit gegebenenfalls nachgearbeitet werden kann (die auch häufig in Benutzung sind).
Nun ja, andere Länder, andere Sitten.
Eine Sache, mit der ich irgendwie auch nicht gerechnet habe, ist, dass die Japaner sehr schlecht Englisch können, sobald man sich außerhalb der Touristenhochburgen bewegt. Dazu gehören ganz Hokkaido und auch Teile im Norden von Honshu. Da ist man schon im Hotel mit Handgesten unterwegs und spätestens bei der Speisekarte hofft und betet man, dass es eine englische Übersetzung gibt. Google Translate-Varianten sind zumeist völlig ausreichend, aber die Bebilderung der Speisekarten hilft sonst auch ganz gut weiter. Zitate wie „the duck got up on top“ bringen ein Lächeln ins Gesicht, machen aber tatsächlich verständlich, dass auf den Nudeln/dem Reis Ente zu finden sein wird. Ob die da jetzt selbst hoch geklettert ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle.
Solche tollen Stilblüten finden sich aber überall - auf Toiletten, in Tempeln und in Hotels. Da ist es übrigens egal, ob man mitten im Touristengebiet ist, oder nicht.
Ansonsten haben wir natürlich auch unseren Spaß gehabt beim Einkaufen von alltäglichen Dingen wie Zahnpasta, Rasierschaum oder auch Kontaktlinsenlösung. Auch hier ist Google Translate unser Begleiter gewesen, wenn auch auf dem eigenen Smartphone. Meist konnten wir damit herauskriegen, was wir denn eigentlich vor uns hatten (bei der Zahncreme half das Design, denn Sensodyne Pro Schmelz sieht auch auf Japanisch noch recht ähnlich aus). Bei einigen Speisekarten wurde das auch nötig, wenn die Bilder nur unzureichend aufschlussreich waren. Allerdings fragt man sich manchmal, was denn nun wirklich im Japanischen da stand. Die automatische Übersetzung mit dem Smartphone war jedenfalls nicht immer eindeutig, wie die folgenden Stilblüten beweisen:
‚Wer vom Pferd ist gepackt, die auch Schüssel gemocht.‘ - Eine alte japanische Weisheit? (auf einer Speisekarte gesehen)
‚Pizza in Essen zum mitnehmen alle Waren jeder Mund.‘ - Hier wird auf Gleichstellung noch Wert gelegt (ebenfalls auf einer Speisekarte gefunden).
Wir hatten jedenfalls unseren Spaß. Japanisch ist schon eine komplizierte Sprache, aber am Ende von vier Wochen hat man doch ein paar kleine Phrasen im Repertoire. Aber wie wir ja schon wissen, kann Englisch auch so seine Probleme bereiten (sehr zu unserem Vergnügen).
Was uns auch häufig zum Lächeln gebracht hat, ist die Tatsache, dass Japaner die Gabe haben, zu jeder Zeit und egal in welcher Lage einfach einschlafen zu können. Züge, Busse und Metros sind hier gute Studienorte. Gerade noch mit dem Smartphone getippt, schon mit dem Kopf auf der Brust eingeschlafen. Oder der Kopf hängt im 90 Grad-Winkel zur Seite weg oder klebt an der Scheibe. Egal wie, innerhalb von Sekunden können die Japaner einschlafen und wachen gerade so wieder auf, dass das Handy nicht herunter fällt, oder in dem Moment, wo sie aussteigen müssen. Ich würde das auch gern können, aber irgendwie sagt die Anatomie meines Halses, dass sie von der Idee nichts hält. Ich scheine da ein paar Muskeln oder Sehnen zu viel zu haben; oder doch Knochen? Jedenfalls gebe ich zu, dass ich auf diese Fähigkeit ein bisschen neidisch bin. Die Japaner scheinen das jedoch schon sehr früh zu lernen, wie wir an einem kleinen Mädchen im Fahrradsitz feststellen konnten. Beeindruckend.
Faszinierend ist auch die Begeisterung für Baumkuchen. Gut, das wussten wir vorher, aber es dann so vor Ort zu sehen? Selbst im Bordmenü des Shinkansen findet sich diese Süßigkeit. Nicht zu vergessen, dass es sogar ganze Läden dafür gibt… An Stollen sind wir übrigens auch vorbei gelaufen. Die Preise waren irre, aber es stand schön auf Deutsch Stollen oder auch Mandelstollen darauf.
Das soll es aber nun zu Japan gewesen sein. Als Fazit lässt sich jedenfalls sagen, dass es ein unglaublich tolles (wenn auch teures) Reiseland ist, in dem man mit einem großen Rucksack verdammt auffällt und immer hoffen muss, dass die armen kleinen Japanerinnen nicht umfallen, wenn sie denn die Rucksäcke einschließen, weil man zu früh im Hotel angekommen ist. Eine wirkliche Hostelkultur gibt es noch nicht und wer sich nicht traut, mit Händen und Füßen zu fuchteln, um sich verständlich zu machen, der ist hier falsch (oder braucht einen Guide). Je weiter nördlich man ist, desto unwahrscheinlicher sind andere kaukasische Touristen und umso faszinierter wird man beobachtet. Das Essen ist fantastisch und auch wer keine Meeresfrüchte oder Fisch mag, kommt durch, selbst wenn viel von der Speisekarte dadurch wegfällt. Japan ist als Reiseland absolut empfehlenswert, auch wenn ein bisschen mehr Vorplanung sicherlich nicht schadet…
Memo an mich selbst für die nächste Reise:
- Sommer auf Hokkaido zum Wandern
- Kimono anziehen
- im Ryokan übernachten (traditionelle Gasthäuser, die, wenn sie gut sind, meist auch deutlich teurer sind)
- eventuell in einem Tempel übernachten (Shukubo)
- Pilgern auf Shikoku (88 Tempel-Route)
- im Februar zu den Schneefesten nach Hokkaido (beispielsweise Sapporo)
Hm, das macht jetzt schon mehr als eine Reise, oder? Nun ja, wer weiß. ;)
2016
Ein Traum wird wahr
Wir sind in Kambodscha angekommen! Erstaunlich. Nein, im Ernst, wir haben gelernt, dass man bei manchen Fluglinien aufpassen muss, ob man im Billigflieger sitzt. Sollte das der Fall sein, kann es nämlich trotz fast siebenstündigen Fluges passieren, dass man weder etwas zu essen (was man leicht überstehen kann) noch etwas zu trinken (hier wird es schon deutlich interessanter) bekommt. Nun ja, Air Asia X war schon spannend, vor allem, weil man wohl für wenig Geld Essen hätte vorbestellen können – was aber nicht an die große Glocke gehängt wird. Zum Glück gab es noch Kleinigkeiten und Getränke an Board zu kaufen, welche auch nicht teuer waren. Ach ja, Bordentertainment gibt es auch nicht, was sieben Stunden schon mal recht langweilig werden lassen kann (es lebe das Reiseführerlesen!).
Nach einem Zwischenaufenthalt in Bangkok (es gibt nicht wirklich Direktflüge), hieß es nochmals eine knappe Stunde ins Flugzeug, um dann endlich in Siem Reap anzukommen. Hier waren nur noch sechs Stunden Zeitdifferenz zu Deutschland. Am Flughafen ging es für uns recht schnell, da wir uns im Vorfeld ein e-Visa zugelegt hatten. Es gibt allerdings auch die Möglichkeit, sich bei Ankunft ein normales Visum zu organisieren, wofür jedoch ein Passbild notwendig ist. Danach ging alles recht schnell, allerdings ist der brandneue Flughafen noch nicht ganz fertig, weshalb man leider noch keinen Geldautomaten oder Telefonladen für eine Touristen-SIM vorfindet. Das kommt sicherlich bald.
Das erste Erlebnis war die Wand an Leuten mit Schildern mit Namen und Hotels darauf, wenn man raus kommt. Da wir mit unter den Ersten waren, war die Auswahl noch extrem groß. Wir haben also rechts angefangen und solange gesucht, bis Robert seinen Namen gefunden hat (Flughafenabholservice war bei unserem Hotel dabei). Jetzt muss man sich uns Europäer vorstellen, die bisher auf dieser Reise nicht in Südostasien unterwegs waren. Man erwartet jetzt ein Taxi, das einen abholt, oder einen Shuttlebus. Falsch gedacht. Eine ganze Herde Tuk Tuks, auf Khmer (Sprache der Kambodschaner, welche auch Khmer heißen) Romoak, erwartete uns und eines davon war unseres. Man stapele seine Rucksäcke auf die eine Bank, deren Rückenlehne umgeklappt werden kann, und mache es sich dann bequem. Wenn man jetzt noch zweieinhalb Monate in Ländern mit Linksverkehr unterwegs war, wird diese erste Fahrt zum Abenteuer. Eigentlich herrscht Rechtsverkehr (nicht wie im Nachbarland Thailand, wo der Linksverkehr die Regel ist), sonst gibt es keine Verkehrsregeln, außer, dass der, der hupt, links oder rechts überholen wird. Als Linksabbieger kann man prinzipiell immer fahren, dann erst einmal auf der linken Straßenseite ankommen und dort ganz links weiterfahren, bis denn Platz ist, um auf die rechte Straßenseite zu wechseln. Das ist auch kein Problem, weil die Höchstgeschwindigkeit im Ort 40 km/h ist, meist jedoch nicht erreicht wird, und weil die Leute alle Rücksicht nehmen. Man bremst dann schon mal, wenn einer gerade aus dem Gegenverkehr abbiegen will. Es gibt natürlich deutlich mehr Tuk Tuks und auch Mopeds als Autos, weshalb das auch funktioniert.
Ich gebe zu, mir war ein bisschen anders hinterher und trotzdem finde ich die kambodschanische Variante der Tuk Tuks irgendwie besser. Zum einen sind es keine Tuk Tuks, sondern, wie schon gesagt, Romoaks, sprich: ein Moped mit Tuk Tuk-ähnlichem Anhänger, der mit interessanten Konstruktionen befestigt ist. Zum anderen ist der „Touristenhandel“, wie er spätestens in Bangkok besteht, noch nicht ganz angekommen. Es gibt hier natürlich Ausnahmen, gerade, wenn es um Hostels oder auch Restaurants in Angkor geht. Abgesehen davon fahren derzeit deutlich weniger Autos als Zweiräder, weshalb man sich doch etwas sicherer fühlt. Und ja, die Kambodschander fahren wie die Berserker, aber man gewöhnt sich recht schnell daran.
Unsere Unterkunft für die nächsten sage und schreibe sieben Tage war das Travellerhome Angkor (geplant waren sechs Nächte, wir haben dann noch eine verlängert). Ein kleines, aber feines Hotel, dass gerade in den Bädern etwas Überholungsbedarf hätte, aber sonst wirklich schön ist. Das Personal ist freundlich und versucht alles zu organisieren, was geht (insbesondere Transporte). Sprich, wir waren sehr zufrieden. Die Lage in einer relativ ruhigen Seitenstraße sowie die Nähe zum Nachtmarkt sowie der Pubstreet (in der wir übrigens nie gegessen haben, da die Preise dort einfach nur versaut sind) hatte natürlich auch etwas für sich.
Was macht man in Siem Reap? Ganz klar, man will sich Angkor Wat anschauen. Jetzt ist Angkor jedoch nicht gleich Angkor Wat, was ich bis dahin irgendwie dachte. Angkor ist eine regelrechte Stadt aus Tempeln, die man alle besichtigen kann. Angkor Wat ist „nur“ einer davon. Abgesehen davon hatte ich immer drei Bilder vor Augen, welche ich mit dem vermeintlichen Angkor Wat verbunden habe. Die „Vorlagen“ der drei Fotos gehören auch nach Angkor, jedoch in drei unterschiedliche Tempel… Also, Fazit: wieder etwas gelernt.
Im Ernst, Angkor ist gigantisch und in jedem Reiseführer steht, dass man in zwei Tagen alles Wichtige gesehen haben kann. Möglich vielleicht, aber das sollte man vielleicht bleiben lassen. Wer Zeit hat, sollte deutlich mehr Zeit einplanen, denn irgendwann kann man einfach keine Tempel mehr sehen und dann noch weiter zu machen, weil man „muss“, nur damit man auch ja alles gesehen hat? Das muss nun wirklich nicht sein. Das war auch der Grund, warum wir von vornherein so viel Zeit eingeplant hatten. Es gibt, je nach Wunsch, auch verschiedene Tickets (1, 3 und 7 Tage). Die Preise werden nächstes Jahr angehoben, aber nun ja. Wir haben uns für die 7-Tages-Karte entschieden. Man muss nicht jeden Tag nach Angkor, da man 30 Tage dafür Zeit hat, was sehr praktisch ist.
Wir haben uns für unseren ersten Ausflug einen Tipp aus unserem Reiseführer vorgenommen (Andreas Neuhauser, Reise Know-How Kambodscha – leider von 2010, aber es gibt sicherlich mittlerweile aktuellere Versionen; Kambodscha verändert sich unglaublich schnell!) und wurden dafür gleich von mehreren Leuten belächelt. Wer will auch schon vom Südtor von Angkor Thom zum Westtor laufen? Das sind ja schließlich drei Kilometer! Die verrückten Touristen wieder… Wir fanden es toll. Das Südtor an sich ist schon eine Sehenswürdigkeit und die Strecke auf der Stadtmauer, welche hinter dem Tor links losgeht, ist auch sehr schön. Man wird gelegentlich von Khmer auf dem Moped überholt und findet auch kleine Gruppen im Busch, die Picknick machen, aber sonst ist man so gut wie allein. Danach haben wir uns Bayon, einen weiteren Teil von Angkor Thom (diese Tempelanlage ist echt riesig!) angeschaut, was mit zu den Haupttouristenattraktionen gehört, und entsprechend gut bevölkert war. Danach ging es zum Sonnenuntergang auf Phnom Bakheng. Es gibt dort eine Personenanzahlbeschränkung für den Tempel, was mit Ausweisen, die man sich um den Hals hängen muss, gekennzeichnet ist. Den Sonnenuntergang sieht man natürlich von oben und die Leute, die einen Pass haben, denken ja gar nicht daran, sich nach kurzer Besuchszeit wieder herunter zu bewegen. Die Schlange unten ist entsprechend lang und die Fotos von den Touristen auf dem Tempel eigentlich das Lustigste an der ganzen Sache. Viel vom Sonnenuntergang haben wir (und auch die auf dem Tempel) dank der Wolken sowieso nicht sehen können. ;)
Tag zwei in Angkor wurde für uns der Grand Circuit, also der große Rundweg. In unserem Fall hieß das Pre Rup, der östliche Mebon, Ta Som, Neak Poan und Preah Khan. Auch hier waren verhältnismäßig wenige Touristen unterwegs. Eigentlich wollten wir ja nach Angkor Wat, aber wir haben durch eine andere Deutsche erfahren, dass am 4.12.2016 der Halbmarathon in Angkor war. Sprich, für die Läufer geht es 6 Uhr los und Sonnenaufgang ist kurz danach. Da wir schon die Streckenhinweise gesehen hatten, wollten wir lieber gar nicht wissen, wie die Absperrungen aussehen würden. Aber lohnenswert ist dieser Halbmarathon sicherlich, da er wirklich an so einigen der Tempel vorbeiführt.
Aber zurück zu unserer Tagestour. Das absolute Glanzlicht war Preah Khan. Total verwinkelt, hier und da mit ein paar Bäumen mitten in den Mauern und von der Architektur her unglaublich schön. Dieser Tempel gehört für mich definitiv zu den Sehenswertesten. Neak Poan war auch nicht schlecht, was allein schon an der Umgebung liegt.
Zum Mittagessen wurden wir dann von unserem Tuk Tuk-Fahrer zu einem der vielen Restaurants vor Bayon gefahren. Hier dürfte jeder Fahrer mit einem anderen Restaurant einen Deal haben, seine Touristen dort abzusetzen. Nun ja, das Essen ist rettungslos überteuert, aber nicht schlecht. Wir haben jedenfalls beschlossen, es einmal mitzumachen und uns danach selbst zu versorgen. Ach ja, Wasser haben die Tuk Tuk-Fahrer immer dabei, was sehr genial ist.
Danach haben wir einen Tag Pause eingelegt, um uns von der Reizüberflutung namens Tempel erholen zu können.
Ach ja, man bewegt sich übrigens mit einem der vielen Tuk Tuks durch die Gegend. Die Straßen sind gut und wenn man von dem gelegentlich sehr stark vertretenen roten Staub absieht, sind die Fahrten aufgrund des Fahrtwindes sogar recht angenehm.
Das soll es für den Anfang gewesen sein. Da wir aber noch bei weitem nicht alles gesehen haben, was Angkor hergibt, wird der nächste Beitrag ebenfalls von dieser unglaublich faszinierenden Tempelstadt berichten.
2016
Wahrzeichen Kambodschas: Angkor Wat
Wie versprochen kommt jetzt der zweite Teil von Angkor. Nach unserem Tag Faulenzen ging es tatsächlich nach Angkor Wat, dem größten Sakralbau der Welt. Da man sich dort tendenziell den Sonnenaufgang anschauen sollte, dachten wir, das wäre eine gute Idee. Womit keiner von uns Langschläfern gerechnet hat: Abfahrt vom Hotel spätestens 5 Uhr. Verdammt! Aber was tut man nicht alles dafür, sich dieses faszinierende Bauwerk anzuschauen…
Also gesellten wir uns zu den Hundertschaften von anderen Touristen, die alle schon Stellung bezogen hatten, um auch ja den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Es gibt tatsächlich Fotos von einem beeindruckenden Farbenspiel direkt über den weltbekannten drei Türmen im Zentrum des Heiligtums. Wir hatten jedoch praktisch keine Wolken, so dass es kaum irgendetwas zu sehen gab außer dem irgendwie schon faszinierenden Auftauchen der Kulisse aus der absoluten Dunkelheit.
Nachdem etwa 6 Uhr der Zugang zum inneren Heiligtum geöffnet wurde, machten wir uns auf, dieses zu erkunden und landeten per Zufall kurz vor 6:30 Uhr neben einer sich gerade bildenden Menschenschlange. Also haben wir uns erst einmal brav angestellt, um dann festzustellen, dass man damit tatsächlich auf die Türme hinauf kommt. Auch hier darf wieder nur eine begrenzte Personenzahl hoch, womit man natürlich gern weit vorn in der Schlange steht. :)
Ein kleiner Exkurs an dieser Stelle: In eigentlich jedem Hotel dürfte sich ein Zettel mit der Kleiderordnung für Angkor finden. Knie und Schultern sollten bedeckt sein, also keine freizügige Kleidung. Und ich muss schon sagen, es gab nur wenige Verstöße im Sinne von Herren mit Shorts, die knapp oberhalb der Knie endeten. Die Damen hatten, wenn sie denn nur ein Spaghettiträgertop anhatten, immer ein Tuch oder einen Cardigan dabei. Hut ab!
Warum dieser kleine Exkurs? Ganz einfach: bei den Türmen von Angkor Wat wurde richtig streng kontrolliert. Die Kontrolleure haben dann ihre Strickjacken an Personen vermietet, die den Ansprüchen nicht genügten – zu einem satten Preis von zwei Dollar! Nicht schlecht, aber berechtigt, da es nur zwei Strickjacken gab. Da musste der eine oder andere eben warten. :)
Nach Angkor Wat haben wir uns dem Petit Circuit gewidmet, welcher mit dem Rest von Angkor Thom für uns begann (das Gelände ist riesig! Und das, wo wir Angkor Wat vorher schon hinter uns gebracht hatten…). Danach folgten Chau Say Thevada, Thommanom, Ta Keo und Ta Prohm. Auf Letzteren hatte ich mich schon die ganze Zeit gefreut, da hier die tollen Fotos mit den Bäumen auf den Gebäuden herstammen, die ich kannte. Zu Beginn der Restaurationsarbeiten (oder besser Rekonstruktionsarbeiten) entschied man sich, einen Tempel so zu belassen, wie man ihn vorgefunden hat, und nur geringfügige Arbeiten vorzunehmen – Ta Prohm. Der Tempel, wenn auch mit unglaublich vielen Touristen gesegnet, gehört auch zu meinen Favoriten.
Danach haben wir unserem Tuk Tuk-Fahrer gesagt, dass Zapfenstreich ist. Nach über sieben Stunden unterwegs waren wir etwas fertig mit unserer Welt. Essen hatten wir dabei (Frühstück war inklusive im Hotel und wir haben nach einem Paket aufgrund des Frühstarts gefragt, was kein Problem war; bezüglich Mittagessen hatten wir uns am Vorabend Sandwiches aus einem der Restaurants organisiert), aber zu viele Tempel an einem Tag lassen einen die Bauwerke nicht mehr schätzen. Die letzten drei Tempel haben wir dann also weggelassen. Kleiner Tipp am Rande: die während des Grand Circuit mitmachen (so groß sind sie nämlich gar nicht).
Wer sich zurück erinnert, ich hatte gesagt, dass für mich „Angkor Wat“ drei bestimmte Fotos waren (bevor ich begriffen habe, worum es sich eigentlich handelt). Ta Prohm gehörte dazu, sowie auch Angkor Wat, dessen Türme sich seit mindestens Mitte des 18. Jahrhunderts auf jeder Nationalflagge Kambodschas wieder finden. Das dritte Bild sind die vielen Gesichter von Bayon, welche wir schon am allerersten Tag gesehen hatten.
Eigentlich könnte man jetzt sagen, dass ich die Liste abgearbeitet habe, aber weit gefehlt. Angkor hat noch ein bisschen mehr zu bieten. :)
2016
Weitere Umgebung von Angkor
Der folgende Tag (Wahnsinn, ich brauche gleich drei Einträge für Angkor...) stellte eine kleine Runde für uns dar: die Roluos-Gruppe. Roluos war vor Angkor die Hauptstadt und umfasst drei Tempel oder besser die Überreste davon, zumindest, wenn es um Lolei und Preah Ko geht. Letzterer ist schon wieder etwas größer. Bei Lolei haben wir uns von einem der Lehrer der dort vorhandenen Tempelschule wegfangen lassen. Man hätte auch ablehnen können, aber es ist schön, doch mal ein bisschen mehr Informationen direkt vor Ort zu bekommen, die nicht aus dem Reiseführer stammen. Und da wir ohne Guide unterwegs waren, war das tatsächlich sehr interessant. Natürlich wird zum Schluss eine kleine Spende gewünscht, da die Schule Waisen aufnimmt, unterrichtet und im Tempel ein Zuhause gibt. Auch arme Kinder haben hier Zugang zu Bildung, was nicht selbstverständlich ist.
Den letzten Tag in Angkor verbrachten wir weiter auf dem Lande. Banteay Srei, der Tempel der Frauen, liegt fast 40 km nördlich von den Hauptattraktionen von Angkor und bringt einen deutlich mehr ins Hinterland. Das hat definitiv etwas für sich, da man feststellen kann, wie unglaublich grün Kambodscha eigentlich ist. Sicherlich ist man dort noch in relativ gut situierten Gegenden unterwegs, aber man kann schon deutliche Unterschiede erkennen. Banteay Srei ist die 45 Minuten Anfahrt mit dem Tuk Tuk jedenfalls wert, da der Tempel wunderbar wieder aufgebaut wurde und von den Verzierungen her beeindruckend ist - trotz der Tatsache, dass der Tempel älter als beispielsweise Angkor Wat ist. Danach ging es weiter zu Banteay Samre, einem auch sehenswerten Tempel.
Da wir nach diesen zwei Tempeln noch gut unterwegs waren, haben wir mit unserem Tuk Tuk-Fahrer ausgehandelt, dass wir noch den Petit Circuit vervollständigen wollen, was wir dann auch getan haben. Hier war Banteay Kdei auch toll, Sras Srang und Prasat Kravan eher Beiwerk.
Unseren kleinen Ausflug aufs Land haben wir auch für kulinarische Exkursionen genutzt. Bis dahin hatten wir es nicht geschafft, Zuckerrohrsaft zu trinken, auch wenn wir schon mehrere Stände gesehen hatten (die waren dann irgendwie immer weg, wenn wir ankamen…). Weiterhin haben die Frauen am Straßenrand irgendetwas Gelbes verkauft und während wir das erste Mal vorbei fuhren auch in großen Schüsseln über ihren kleinen Lehmöfen gerührt. Gut, dass man mit Händen und Füßen mit seinem Tuk Tuk-Fahrer verhandeln kann, dass man an verschiedenen Stellen gern mal anhalten möchte. Wir wissen jetzt, dass das gelbe Zeug, was gerade abgefüllt wurde, als wir das zweite Mal vorbeikamen und anhielten, aus dem Saft der Zuckerpalme hergestellt wird. Es schmeckt ein bisschen wie Caramel und hat die Konsistenz von Zucker (wer jetzt Muh Muhs kennt, ist klar im Vorteil, da das ein sehr guter Vergleich ist). Wir durften probieren und haben prompt etwas gekauft. Unverschämt lecker…
An dieser Stelle sollte ich vielleicht auch erwähnen, dass Kambodscha für Reisende ein sehr günstiges Land ist, wenn man sich denn am Rande der Touristenhochburgen bewegt. In unserem Fall hieß das, die Pubstreet vermeiden (ja, wir haben sie uns wenigstens angeschaut) und meist am Rande des Marktes an einem der vielen Essensstände für einen Dollar essen gehen. Das einzig teure Essen an den Ständen ist das vor Ort zubereitete Eis. Die Show ist es allerdings wert, denn die Kollegen mit ihren zwei Spateln sind schon beeindruckend (nein, es gibt keine Beweisfotos). Man findet die Roti wieder, die es in ganz Südostasien zu geben scheint, auch wenn sie hier Pan Cake dran schreiben. Weiterhin stolpert man über Nom Krok, was gebackene süße Halbkugeln aus Reis und Kokos sind, welche zum Teil mit Schnittlauch oder Mais gefüllt sind. Mit etwas Glück findet sich auch mal ein Zuckerrohrstand (eher vormittags bis mittags), wo Zuckerrohrsaft frisch gepresst wird. Ja, es gibt auch die skurrilen Stände mit Skorpionen, Schlangen und ähnlichem, was aber definitiv in Siem Reap nur für die Touristen ist.
Das soll es von Siem Reap und somit Angkor gewesen sein. Fakt ist: wer Tempelruinen mag, der ist hier genau richtig. Man muss jedoch schauen, dass man die Haupttouristenströme vermeidet, dann wird es tatsächlich zu dem Erlebnis, was man sich erhofft. Ich war jedenfalls rettungslos begeistert und würde gern immer wieder kommen, auch wenn die Touristenabzocke sicherlich noch deutlich zu steigern geht. ;)
2016
Tuk Tuk-Touristen
Von Siem Reap ging es nach Kompong Thom. Ich gebe zu, ich bin mir bis jetzt nicht so ganz sicher, wie man diese Stadt eigentlich schreibt. Es scheiden sich die Geister an Kompong beziehungsweise Kampong. Mir soll es ja prinzipiell egal sein, aber solche kleinen jedoch feinen Unterschiede können einem die Hotelsuche deutlich erschweren…
Wir haben jedenfalls eines gefunden und zwar das Glorious Hotel und Spa. Nicht nachfragen, es war günstig. Ganz ehrlich? Das Ding ist groß und sehr schick, wenn auch ein bisschen kahl, was die Wände angeht. Die Details lassen auch ein wenig zu wünschen übrig, aber sonst ist es schon beeindruckend. Vor allem, wenn man feststellt, dass eigentlich keiner außer etwa zwei kleinen Familien und uns da ist. Ich möchte jetzt noch wetten, dass die Kinder im Pool die Kinder der Angestellten waren (gruseliger Schwimmunterricht - Hundepaddeln für Fortgeschrittene...). :)
Die Anreise war schon etwas spannend, da wir Bus gefahren sind. So richtig übersichtlich ist das Ganze nicht und je nachdem, wo man denn nun sein Ticket organisiert (Hotel, eines der vielen kleinen Reisebüros, beim Büro der Busgesellschaft oder direkt online – das ist bei einigen Anbietern tatsächlich möglich), legt man sich fest, mit welchem Anbieter man fährt. In unserem Fall war es Capitol Tours. Die neuesten Busse sind es nicht unbedingt und die Gepäckfächer haben auch vor einigen Monaten oder Jahren das letzte Mal einen Besen oder Lappen gesehen, aber sonst war alles in Ordnung. Englisch war natürlich nicht mehr vorhanden und in unserem Bus waren wir auch die einzigen Touristen. Alle anderen, die mit dem Sammelminibus eingesammelt worden waren, wollten nach Battambang. Das war auch so eine Aktion: Wir hätten die etwa 200 Meter auch laufen können bis zum Busterminal, aber nein, wir wurden abgeholt und noch drei Runden um den Block gefahren, da der Fahrer den letzten Fahrgast einige Zeit nicht finden konnte…
Nach drei Stunden kamen wir jedenfalls in Kompong Thom an und wurden auch gleich durch einen Tuk Tuk-Fahrer abgefangen, der uns zum Hotel brachte, was etwas weiter vom Zentralmarkt weg war. Ganz ehrlich? Man sollte in der Nähe des Marktes bleiben, wenn man günstiges Essen haben möchte. Na ja, oder zumindest die Chance darauf haben möchte, denn so schön, wie in Siem Reap mit den kleinen fahrenden Garküchen war es leider nicht.
Wir wollten nach Kompong Thom aufgrund der Tatsache, dass Sambor Prei Kuk „gleich um die Ecke“ ist. Wir haben dann vor Ort gelernt, dass es mit dem Tuk Tuk eine Stunde hin dauert... Nun ja, wir waren ja genau deswegen dort. Man muss auch dazu sagen, ohne den Tuk Tuk-Fahrer hätten wir die Ruinen auch nicht gefunden, da die Beschilderung unglaublich schlecht ist und man sich im tiefsten Hinterland Kambodschas befindet. Vor Ort wurden wir dann auch von einem der Guides abgefangen, die dort auf freiwilliger Basis ihre Dienste anbieten. Der stattliche Preis von 7 Dollar wurde uns auch erläutert: 2 Dollar für die Kommune, 5 Dollar für ihn selbst, da er mal staatlich geprüfter Reiseführer werden will und man dafür vier Jahre studieren muss.
Im Nachhinein sind wir sehr froh, den Guide genommen zu haben, da das Gelände sehr groß ist und vor allem bewaldet. Die Tempel liegen auch nicht gerade nebeneinander, weshalb man sich bei dem Gewirr aus Wegen leicht verirren kann. Abgesehen davon war der Kollege sehr engagiert und konnte viel erzählen (auch zu anderen Sehenswürdigkeiten Kambodschas).
Am Tag darauf ging es mit dem Bus weiter nach Kompong Cham (auch hier ist wieder unklar, ob nun Kampong oder Kompong, aber das scheint bei allen Städten und Dörfern mit dem Begriff im Namen so zu sein...). Dieses Mal sind wir mit VET gefahren (war die einzige Busgesellschaft, deren Tickets vom Arunras Hotel verkauft wurden). Der Standard war der gleiche wie bei Capitol Tours, sprich okay, aber nicht berauschend. Schön war, dass es nur zwei Stunden gedauert hat. Auch in Kompong Cham wurden wir von Tuk Tuk-Fahrern sehnsüchtig erwartet, aber 700 Meter zum Hotel kann man ja wohl laufen. Die Khmer sehen das irgendwie anders. Man wird schon ein bisschen belächelt, was aber auch an den großen Rucksäcken liegen könnte. Ich muss allerdings sagen, dass in Kambodscha deutlich mehr Rucksacktouristen unterwegs sind, als in Japan.
Untergekommen sind wir übrigens im Daly Hotel.
Kompong Cham ist mir sehr sympathisch. Ja, nachts ist es ein bisschen gruselig, da es nur bedingt Straßenbeleuchtung gibt, aber mit ein bisschen suchen findet man wieder kleine Essensstände an den Straßen. Abgesehen davon ist die Beleuchtung der ersten Mekongbrücke Kambodschas beeindruckend. Das Wasser des Flusses sieht aus, als würde es von innen heraus blau leuchten.
Wir haben uns dann wieder mit einem Tuk Tuk aufgemacht, die Gegend zu erkunden. Witzigerweise kam der Vorschlag für den ersten Stopp von unserem Fahrer: die Bambusbrücke. Ich hatte schon im Reiseführer gelesen, dass man eine sehr schöne Insel (Koh Paen) im Mekong besuchen kann (haben wir letztlich nicht gemacht) und die Anreise allein schon interessant sei - entweder per wackeliger Fähre oder gewagter Brücke. Die Bambusbrücke wurde am Tag unseres Besuches erst frei gegeben. Sie wird nämlich jedes Jahr neu gebaut in der Trockenzeit; zumindest bis jetzt. Ab nächstem Jahr wird es dieses Unterfangen nicht mehr geben, da dann die Betonbrücke fertig gestellt sein wird. Fazit: Tolles Bauwerk, dass auch Mopeds aushält und lustig federt.
Danach ging es zu Wat Nokor, Phnom Proh sowie Phnom Srey. Von diesen drei Tempeln war definitiv der Erste der Schönste, finde ich, was auch daran liegen könnte, dass eine Pagode mitten in den über 1000 Jahre alten Tempel gebaut worden ist.
Unser Tuk Tuk-Fahrer, der übrigens sehr gut Englisch konnte, empfahl uns dann für den nächsten Tag noch eine Tour ins Hinterland zum Phnom Han Chey, was wir dann auch angenommen haben, da man nur etwa 3 Stunden nach Phnom Penh braucht (dieses Mal sind wir mit der Gesellschaft Sorya gefahren), was unser nächstes Ziel war. Der Tempelbesuch war ganz witzig, da Schlag 11 Uhr das zweite und letzte Essen der über hundert Mönche, von denen viele Kinder sind, eröffnet wird. Etwa 10 Minuten später ist auch schon wieder alles vorbei... ;) Die Anlage an sich ist auch nicht verkehrt und der Ausblick auf den Mekong toll. Das Eindrücklichste war jedoch die Anreise an sich, da man wirklich in die tiefste Provinz kommt, Stelzenhäuser in allen Formen sieht und die Leute zu Gesicht bekommt, ohne dass gleich die Touristenabzocke dahinter ist. Lustig sind die ganzen Schulkinder. Die Grundschüler fahren alle Fahrrad (meist zwei auf einem), die Schüler der weiterführenden Schule (zum Teil selbes Gebäude, andere Uhrzeit und schätzungsweise dieselben Lehrer) mit dem Moped (auch meist zu zweit).
Das letzte Ziel unserer wirklich kleinen Reise durch Kambodscha war, wie schon erwähnt, Phnom Penh, die Hauptstadt. Untergekommen sind wir im Mito Hotel.
Die meisten Besucher kommen hierher, um sich die Geschichte der Roten Khmer anzuschauen. Ganz ehrlich? Mir reichten die Ausführungen in unserem Reiseführer. Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass man sich als Deutscher gern auch dagegen entscheiden darf, vor allem, wenn man, wie in unserem Fall, zu Schulzeiten das Konzentrationslager Buchenwald fast vor der Haustür hatte und mindestens ein Schulausflug auch dorthin ging. Sprich: wir haben dankend auf die Killing Fields (die es in kleinerer Form übrigens im ganzen Land gibt, auch in Angkor mit einem zu einem „Krankenhaus“ umfunktionierten Tempel) und das sogenannte Genozid Museum S21 oder auch Tuol Sleng genannt, verzichtet.
Statt dessen haben wir uns Wat Phnom angeschaut. Dieser kleine Tempelberg ist ganz niedlich. Ihm verdankt die Stadt ihrem Namen und er soll, durch eine Frau Penh veranlasst, aufgeschüttet worden sein. Hatte ich erwähnt, dass sich in ganz Kambodscha interessante Legenden finden?
Danach ging es zum Königspalast und zur Silberpagode. Hier haben wir uns einen Guide gegönnt (stolzer Preis von 10 Dollar). Es hat sich allerdings gelohnt. Witzigerweise hatten wir Glück, dass wir alles besichtigen konnten. Am Folgetag war Staatsempfang des Premiers der Phillippinen. Gut, dann hätte man den König sehen können, aber deswegen waren wir ja nicht da.
Anschließend hatten wir noch ein bisschen Zeit, weshalb wir noch das Nationalmuseum besuchten. Hier sind viele der sicherheitshalber aus Angkor und weiteren Tempeln in Kambodscha entfernten und durch Kopien ersetzten Statuen gelandet. Grund dafür ist, dass in den 90er Jahren viele Statuen gestohlen und auf dem Schwarzmarkt verkauft worden sind. Und wenn nicht die gesamte Statue, dann der Kopf oder die Arme oder Ähnliches. Insgesamt ist es ein niedliches Museum was auch eine kleine Austellung zur Rolle Kambodschas im ersten Weltkrieg hat.
Den Abschluss des gut gefüllten Tages stellte eine Tanzvorstellung der Cambodian Living Arts beim Nationalmuseum dar. Die Tänzer stammen alle von der Schule der Schönen Künste. Fakt ist, dass hier auf Qualität geachtet wird. Der Tanz ist in Kambodscha deutlich detaillierter als in Thailand, sprich eine Kunstform an sich, welche aber in manchen Touristenhochburgen etwas verkommt. Ich war begeistert, da viel Folklore gezeigt wurde, bei der man ins Schmunzeln geriet. Absolut empfehlenswert!!!
Danach ging es für uns wieder nach Siem Reap zurück (dieses Mal mit dem Busunternehmen Giant Ibis - doppelt so teuer, aber mehr Platz, weniger Leute, deutlich bessere Ausstattung), da wir von dort nach Hause fliegen werden. Weiterhin dauert es von Phnom Penh allein schon fast sechs Stunden. Unser nächstes Ziel wäre schätzungsweise Kampot geworden, womit der Rückweg bei etwa acht Stunden gelegen hätte. Dazu waren wir dann zu faul. Von allem, was wir bisher gehört haben, soll sich Kampot definitiv lohnen. Und wenn es auch nur dafür ist, sagen zu können, dass man da war, wo der Pfeffer wächst. :)
2016